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Vorsichtig Fluchen
„Scheiße!“ rief ich. „Verdammte Kacke, das stimmt nicht, leck mich doch verflixt noch mal am Arsch!“
Sarah hatte mir gerade vorgeworfen, ich würde zu viel fluchen. In letzter Zeit wirft sie mir sowieso allerlei absurde Dinge vor. Ich schriebe angeblich Geschichten, die konfus und unkonzentriert seien, zu kurz und ohne roten Faden. Ich würde oft abschweifen in meinen Stories, sagt sie. So ein Schwachsinn!
Was habe ich eigentlich heute zu Mittag gegessen?
Ich solle mehr darauf achten, was ich zu ihr sage, meint Sarah. Fluchen könne sehr verletzend sein, ganz tief drinnen. Sarah sagte, ich müsse mir das Fluchen unbedingt abgewöhnen. Sofort. Ich würde ja sogar schon in der Öffentlichkeit fluchen, meinte sie. Ich würde kühle Kellner, pampige Polizisten, böse Busfahrer und andere, wildfremde Menschen wüst beschimpfen. Einfach so. Mit Zornesröte im zuckenden Antlitz. Schließlich behauptete sie, ich würde sogar über Leute, die fluchen, fluchen.
„Ich kann mir das Fluchen nicht von heute auf morgen abgewöhnen, zum Teufel noch mal. Ich wurde streng cholerisch erzogen!“
Das interessierte Sarah nicht. „Du könntest es ja wenigstens reduzieren“, sagte sie und wendete sich von mir ab. Ich überlegte. Grübelte. Reduzieren, reduzieren…
„Geht auch Relativieren?“, sagte ich. Sarah drehte sich um, schaute mich an, und ihre finstere Miene verwandelte sich langsam in ein Grinsen. „Du bist unter Umständen ein völlig verdammtes Arschloch“, brüllte sie mir ins Gesicht.
„Es bestünde die Möglichkeit, dass ich dich in bestimmten Situationen als ein beinahe dreckiges Miststück bezeichnen würde“, schimpfte ich zurück. Sarah rümpfte die Nase und runzelte die Stirn.
„Halt zum Teil deine Fresse“, schrie sie mich an.
Manchmal wirft mir Sarah vor, dass meine Texte keine guten Enden hätten. Sie würden angeblich völlig unvermittelt und ohne jegliche Pointe aufhören. Das nächste Mal, wenn sie das sagt, weiß ich, was ich zu entgegnen habe: „Ach leck mich doch eventuell am Arsch!“