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Vorurteile? - Ich sage NEIN
Vorurteile sind ein Übel, dem wir uns alle entschieden entgegenstellen sollten. Dabei ist es egal, ob wir nur ein lachender Vagabund oder bereits ein dicker versnobter Direktor im Armani-Anzug sind. Ja, gerade auch Blondinen sollten sich gegen Vorurteile wehren, selbst wenn es sie auf Grund ihrer intellektuellen Fähigkeiten vielleicht nur selten stört. Dennoch sollten sie kein leichtfertiges Ziel unseres Hohnes werden, leiden sie doch schon genug unter geschlechtsbedingt mangelnden Fahrkenntnissen. Dies sollte eher Mitgefühl auslösen.
Doch in vielen Bereichen unseres Alltags verhalten wir uns falsch und vorurteilsbehaftet. Sind wir nicht ein wenig hart gegen unsere italienischen Nachbarn, wenn wir diese als „Spaghettifresser“ titulieren? Wir wissen doch alle nur zu gut, dass sich auch Pizza und Pasta auf den Speisekarten unserer kleiner Freunde finden lassen. Selbst Schlitzi, unselen gelbhäutigen Gastwilt sollten will nicht vellachen. Auch Hund und Katz’ schmecken sehl leckel. Volallem mit viel schalfe Soß’.
(Wie der werte Leser sicher bemerkte, passte ich hierbei meinen Stil gekonnt dem Jargon asiatischen Publikums an, um auch bei diesen auf offene Ohren zu stoßen. Auch dies kann oftmals helfen Brücken zu bauen.)
Ich selbst gehe gekonnt als Vorbild voran und bekämpfe Vorurteile wo ich kann. Mein neues Auto kaufte ich erst vor kurzem bei einem sehr freundlichen Schlesier, um den Vorurteil Polen würden Autos stehlen, Wind aus den Segeln zu nehmen. Bereits beim ersten Kontakt wusste ich, dass ich richtig gehandelt hatte. Ich war sofort überrascht von der herzlichen Freundlichkeit, als er mich am Zigarettenautomaten am Bahnhof nach 50 Cent fragte. Sofort kamen der nette Osteuropäer und meine Wenigkeit ins Gespräch, was zum späteren Autokauf führte. Alles ist dann sehr korrekt abgelaufen. Ja, ein sehr korrekter Mann, unser polnischer Nachbar. Da habe ich dann auch einfach über den fehlenden Zweitschlüssel hinweggesehen, war ja sonst alles sehr korrekt. Schade nur, dass mir der Wagen wieder gestohlen wurde. Auch meinen schlesischen Freund erreiche ich seit dem nicht mehr. Ich hoffe ihm ist nichts passiert. Man hört ja so einiges heutzutage.
Schaut man sich in unserem Land um ist soviel soziales Denken leider nicht oft zu finden. Denken wir nur an die vielen vorurteilsfördernden Groschenromane der Schund-Literatur. So etwa auch der zweifelhafte Klassiker „Effi Briest“, der allein aus Gründen der Diskriminierung Asiaeuropäer verfasst wurde. Die plump konstruierte Geschichte wird nur um die Hauptfigur, einen armen asiatischen Immigranten der Seefahrerzunft, herumgebastelt, um diesen zu entblößen. Allein der abfällige Name „der Chinese“ lässt auf die vorurteilslastige Betrachtung des tragischen Helden schließen. In der Liebe verschmäht, muss dieser ein trauriges Ende nehmen, um nach seinem Tode noch gedemütigt zu werden. In Form eines Aufklebers muss unser kommunistisch-proletarischer Freund im kapitalistischen Gefängnis einer Geldbörse ausharren, um somit Elend über eine infame Ehegattin zu bringen. „Effi Briest“ - Ein Schmähwerk von Vorurteilen, dem man nur noch zugute halten kann, dass die Gesellschaft an allem Schuld ist; das ist sowieso am einfachsten und trifft immer zu.
Dennoch lobe ich mir die Aktion „Bücherbrand gegen Vorurteile“, die derzeit Hunderte solcher und ähnlicher „literarischer Werke“ den Flammen übergibt. Ja, Toleranz braucht Engagement!
Solches muss jedoch nicht nur im Großen sein, sondern kann auch im Kleinen beginnen. Ich selbst besuche des öfteren den „Multikulturellen Stammtisch“ im „Großinquisitor Torquemada“, der spanischen Taverne bei uns im Ort. Jeder kann dort seine Kultur so präsentieren wie sie wirklich ist, ohne auf Vorurteile und Klischees achten zu müssen. Erst letzte Woche trank ich dort mit Ivan ein Gläschen Vodka und diskutierte mit ihm über den Text von „Moskau“, einem alten russischen Volkslied der Traditionsgruppe „Dschingis Khan“. Vieles ließ sich dabei über die fremde Kultur erfahren.
Auch andere Gruppen führten bereits ähnliche Aktionen durch, um Vorurteile in der Öffentlichkeit abzubauen. Der allseits beliebte TV-Intelligenztest „Ostfriesischer Mantafahrer gegen Österreich“ blieb mir in besonders schöner Erinnerung. Dieser wäre auch bereits längst wiederholt worden, wäre nicht die Jahrestagung der Frisösen- äh Frisörinneninnung dazwischen gekommen. Dieser war den Freunden des Mantaclub „Fuchsschwanz“ von größerer Bedeutung gewesen.
Doch möchten ich die negativen Seiten solcher Aktion auch nicht verschweigen. Erst vor einigen Wochen mussten wir uns von McGregor, unserem einzigen schottischen Stammtisch-Mitglied, verabschieden. Als dieser bemerkte, dass unsere Gratis-Getränke und Kartoffelchips den Mitgliedsbeitrag nicht kompensieren konnten, beantragte er sofort seinen Austritt. Uns schmerzte dies alles sehr und wir schenkten ihm zum Abschied noch ein paar original bayrische Lederhosen. Diese sollen ihn nun treu in den Highlands als Abwechslung zum Rock dienen und als typisch deutscher Gebrauchsartikel die schönen Erinnerungen wach halten.
Ich hoffe ich konnte mit diesem kleinen Textchen ein wenig zur besseren Verständigung beitragen und einige Vorurteile aus der Welt schaffen. Leider muss ich nun enden, da das Abendessen auf dem Tisch steht. Heute gibt es Schnitzel nach Gypsi-Art, wie ich mein Zigeunerschnitzel politisch korrekt bezeichne. Also immer daran denken: Vorurteile??? - Wir sagen NEIN!