Hallo Horst Eberhard,
und Willkommen bei KG.de.
Kürzestgeschichten haben es immer sehr schwer beim Leser. Weil der Autor eben nur wenige Zeilen zur Verfügung hat, seine Geschichte zu erzählen. Seinen Protagonisten vorzustellen, ihm Charakter und Persönlichkeit anzuheften, seine Intentionen und Motivationen dazulegen.
Denn der Leser erwartet bei den kurzen, wie bei lang ausformulierten Geschichten eben genau das. Er will all das erfahren und im besten Fall auch fühlen können. Von daher sind diese kleinen Dinger, wenn sie gut sind, auch wahre Meisterwerke. Naja, und wer ist schon ein Meister
.
In dieser Geschichte soll es aber nicht um Langeweile gehen, die zu Depressionen führt.
Im Augenblick lässt Du mir als Leser die Möglichkeit offen, es so zu verstehen. Ich habe die Zeilen auch so gelesen.
Vielmehr geht es um jemanden, der eine sinnlose Tätigkeit ausübt. Er hat keinen Spaß daran, hält es aber für so wichtig, dass er alles andere unterordnet. Er hält sich für den 'Wächter der Zeit'. Anstatt seinen Träumen nachzujagen, vergeudet er seine Zeit.
Das ist durchaus ein Thema, eine Erzählabsicht. Aber auch ein sehr Schwieriges, für eine Momentgeschichte. Ich überlege gerade,
was für eine Typen man
wie zeigen müsste, damit es nach hinten raus funktioniert. Auf die Schnelle will mir dazu nichts einfallen.
Er hatte einmal Träume. Träume von großem.
Eine Geschichte mit Phrasen zu beginnen ... das ist ungeschickt. Phrasen hat man zu oft gehört, als das sie einen Leser noch zu erreichen vermögen.
Wie lang er dort schon lag, wusste er nicht. Und wenn du ihn gefragt hättest, wie viel Uhr es sei, er hätt's dir nicht sagen können.
Hier spricht Dein Erzähler den Leser direkt an. Damit bricht er aus der gewohnten Erzählsituation aus, das befremdet und irritiert.
Ich weiß nicht, ob es eine optische Täuschung war, aber die Kreise, die der Zeiger zog, schienen langsam aber bedächtig kleiner zu werden.
Und hier haben wir jetzt plötzlich einen Ich-Erzähler. Wo kommt der denn auf einmal her

?
Dein Protagonist benötigt mehr Farbe, mehr Persönlichkeit - mehr Zeilen.
Und Dein Erzähler bräuchte eine viel kräftigere Stimme, als dieses brave, nacheinander abgespulte: und jetzt passiert dieses und jetzt jenes.
An dieser Stelle würde ich Dir gerne einen Link zu einer gelungenen Kürzestgeschichte setzten, aber mir fällt gerade keine ein.
So, dass ist jetzt auch keine supermotivierende Kritik. Aber versuch Dich mal an etwas längerem. Lese Dich hier um und kommentiere andere Geschichten. Dabei macht man sich nämlich Gedanken, ob eine Geschichte für einen selbst funktioniert und falls nicht - warum nicht. Da lernt man mehr, als in jedem Ratgeber.
Viel Freude Dir hier!
Beste Grüße Fliege