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Wächter der Zeit

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16.08.2010
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Wächter der Zeit

Er war ein Träumer. Die ganze Zeit mit seinen Gedanken fern in einer anderen Welt. Sein Kopf war voll mit mehr oder weniger verrückten Ideen und er konnte es kaum erwarten diese in die Tat umzusetzen. Es geschah nicht selten, dass er vor lauter Tatendrang über seine eigenen Füße stolperte. Ein liebenswerter Chaot, lebensfroh, verträumt. Ja, so war er. Früher mal.
Jetzt liegt er dort auf seinem Bett mit Blick auf die Uhr. Der Zeiger zeichnet langsam die Kreise der Zeit. Er weiß nicht worauf er wartet. Weiß schon lange nicht mehr wie spät es ist, wielange er dort schon liegt. Er weiß nicht mehr wer er ist und wieso er hier liegt. Er hat sich im Strudel der Zeit verloren.
Aber all diese Fragen stellt er sich garnicht. Er liegt nur da und verfolgt mit seinen leeren Augen den Zeiger der Uhr.
Bis dieser plötzlich stehen bleibt. Es ist ruhig. Kein Ticken mehr.
Die Zeit steht still. Nun steht er auf. Er greift in eine Schreibtischschublade, nimmt zwei Batterien und wechselt sie aus. Es tickt nun wieder.
Er ist der Wächter der Zeit.
Zufrieden legt er sich wieder hin und fährt fort.
Auch diese Nacht sollte er nicht schlafen.

 

Ja, ich hatte beim Lesen den Eindruck, es wird versucht, einem Zustand eine mystische Bedeutsamkeit anzulabern, der ganz banal ist. Jemand liegt im Bett, kann nicht einschlafen und dann kommen ihm etwas depressive Ideen. Das passiert in Deutschland wahrscheinlich jede Nacht zwei Millionen Menschen, liegt daran, dass der Körper um die Zeit bestimmte Hormone ausschüttet, die einen melancholisch und depressiv machen.
Und hier wird dann angedeutet, in etwas obskuren Bildern, der Text habe eine unfassbar-melancholische Tiefe, während er eigentlich gar nichts hat. Er hat zwei Bilder, die bedeutungsschwanger hin- und hergewendet werden, ohne dass sich was tut.
Aus dem Text könnte ein sprachlich versierter Autor sicher etwas machen, mit einer ungewöhnlichen Erzählstimme, mit einer Lust und Freude am Formulieren, ließe sich auch aus diesen paar Zeilen etwas herausholen. Man müsste halt glaubhaft vertuschen, dass unter dem Zeiger-Motiv nicht viel sonst ist, aber das gelingt hier sprachlich leider nicht. Sind seltsame Perspektivwechsel im Text, es sind wenige, fast keine Reize im Text, keine besonderen Formulierungen, sondern es werden allgemeine Beobachtungen im Brustton der Überzeugung hinausgemurmelt, sie seien den Aufwand wert.
In meinen Augen nicht.
Da muss vorher gründlicher darüber nachgedacht werden, was man eigentlich erzählen möchte. Diese dumpfen Empfindungen und Gedankenfetzen sehen bei Tage ziemlich fadenscheinig aus.

 

Hallo Quinn,
ziemlich harte Worte für meine erste Veröffentlichung, aber ich danke dir trotzdem. Nur durch ehrliche Kritik, kann man lernen.

In dieser Geschichte soll es aber nicht um Langeweile gehen, die zu Depressionen führt. Vielmehr geht es um jemanden, der eine sinnlose Tätigkeit ausübt. Er hat keinen Spaß daran, hält es aber für so wichtig, dass er alles andere unterordnet. Er hält sich für den 'Wächter der Zeit'. Anstatt seinen Träumen nachzujagen, vergeudet er seine Zeit.
Wollte die Geschichte mit Absicht kurz halten.
Schade, dass es mir nicht gelungen ist das Bild rüberzubringen, dass ich wollte.
Wäre über Verbesserungsvorschläge sehr froh (:

 

Hallo Horst,

ich denke das grösste Problem ist vielleicht, dass dein Titel falsch gewählt ist.
Unter "Wächter der Zeit" stellt man sich etwas ganz anderes vor, als das was dabei herausgekommen ist, vielleicht eher eine Fantasiegeschichte. Somit sind die Erwartungen zum Einen anders und zum Anderen auch irgendwie ziemlich hoch.
Das Thema finde ich gut gewählt.
Daran gibt es nichts auszusetzen. Vielleicht hast du mal Proust gelesen, also der ist echt ne Schlaftablette gewesen und seine Werke werden in zig Ländern gelesen.

Liebe Grüsse
Darinka

 

Hallo Horst Eberhard,

und Willkommen bei KG.de.

Kürzestgeschichten haben es immer sehr schwer beim Leser. Weil der Autor eben nur wenige Zeilen zur Verfügung hat, seine Geschichte zu erzählen. Seinen Protagonisten vorzustellen, ihm Charakter und Persönlichkeit anzuheften, seine Intentionen und Motivationen dazulegen.

Denn der Leser erwartet bei den kurzen, wie bei lang ausformulierten Geschichten eben genau das. Er will all das erfahren und im besten Fall auch fühlen können. Von daher sind diese kleinen Dinger, wenn sie gut sind, auch wahre Meisterwerke. Naja, und wer ist schon ein Meister ;).

In dieser Geschichte soll es aber nicht um Langeweile gehen, die zu Depressionen führt.

Im Augenblick lässt Du mir als Leser die Möglichkeit offen, es so zu verstehen. Ich habe die Zeilen auch so gelesen.

Vielmehr geht es um jemanden, der eine sinnlose Tätigkeit ausübt. Er hat keinen Spaß daran, hält es aber für so wichtig, dass er alles andere unterordnet. Er hält sich für den 'Wächter der Zeit'. Anstatt seinen Träumen nachzujagen, vergeudet er seine Zeit.

Das ist durchaus ein Thema, eine Erzählabsicht. Aber auch ein sehr Schwieriges, für eine Momentgeschichte. Ich überlege gerade, was für eine Typen man wie zeigen müsste, damit es nach hinten raus funktioniert. Auf die Schnelle will mir dazu nichts einfallen.

Er hatte einmal Träume. Träume von großem.

Eine Geschichte mit Phrasen zu beginnen ... das ist ungeschickt. Phrasen hat man zu oft gehört, als das sie einen Leser noch zu erreichen vermögen.

Wie lang er dort schon lag, wusste er nicht. Und wenn du ihn gefragt hättest, wie viel Uhr es sei, er hätt's dir nicht sagen können.

Hier spricht Dein Erzähler den Leser direkt an. Damit bricht er aus der gewohnten Erzählsituation aus, das befremdet und irritiert.

Ich weiß nicht, ob es eine optische Täuschung war, aber die Kreise, die der Zeiger zog, schienen langsam aber bedächtig kleiner zu werden.

Und hier haben wir jetzt plötzlich einen Ich-Erzähler. Wo kommt der denn auf einmal her ;)?

Dein Protagonist benötigt mehr Farbe, mehr Persönlichkeit - mehr Zeilen.
Und Dein Erzähler bräuchte eine viel kräftigere Stimme, als dieses brave, nacheinander abgespulte: und jetzt passiert dieses und jetzt jenes.
An dieser Stelle würde ich Dir gerne einen Link zu einer gelungenen Kürzestgeschichte setzten, aber mir fällt gerade keine ein.

So, dass ist jetzt auch keine supermotivierende Kritik. Aber versuch Dich mal an etwas längerem. Lese Dich hier um und kommentiere andere Geschichten. Dabei macht man sich nämlich Gedanken, ob eine Geschichte für einen selbst funktioniert und falls nicht - warum nicht. Da lernt man mehr, als in jedem Ratgeber.

Viel Freude Dir hier!
Beste Grüße Fliege

 

Hallo Horst Eberhard,

auch von mir ein herzliches Willkommen auf Kurzgeschichten.de.

Kurze Geschichten sind in der Regel schwerer als längere Texte, denn hier muss jedes Wort sitzen, soll der Text trotz der Reduzierung wirken und die Leser ansprechen.
Daher finde ich persönlich Deinen Erstling schwach, hier sind viele Bilder schief und ergeben so in der Kürze des Textes für mich eher einen unbeholfenen Eindruck.

Ich hab Dir die groben Schnitzer unten rausnotiert, doch insgesamt würde ich Dir ebenfalls empfehlen, Dich im Forum umzulesen und Geschichten von anderen zu studieren, so kannst Du mehr über Absicht des Autoren und Wirkung auf den Leser erfahren und lernen.

Hier jedenfalls sind beide Welten voneinander entfernt.

wie ein nächtlicher Traum beim Versuch sich zu erinnern
das nächtlich ist obsolet, und ein Traum, der sich zu erinnern versucht ist ein arg schiefes Bild
nahm zwei Batterien und wechselte sie mit den alten aus.
streichen, da selbsterklärend
Der Zeiger tickte nun wieder.
Uhren ticken, Zeiger wandern oder rücken vor
Dann legte er sich wieder hin und fuhr fort.
das gefällt mir, auch wenn es vermutlich in anderer Absicht geschrieben ist und also eine sehr ungeschickte Formulierung ist

Grüße
C. Seltsem

 
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Hab probiert die Geschichte so weit es geht zu retten. Danke für die hilfreichen Kommentare. Würde mich weiterhin über konstruktive Kritik freuen, aber ich denke ich habe mir für den Anfang eine zu schwere Sache vorgenommen ;)

 
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Moikka Horst Eberhard,

hier ist es üblich, überarbeitete Versionen in das Textfeld der Geschichte zu kopieren, so daß es nur noch eine Fassung gibt.

Falls der Komm die neue Fassung ist: Ich sehe einen Widerspruch zwischen Titel und Inhalt - ein Wächter beherrscht bzw. versteht bis zu einem gewissen Punkt das, worüber er wacht. Bei Dir ist der "Wächter" des Titels ein Ausgelieferter. Das paßt für mich nicht, und ehrlich gesagt, ich habe keinen blassen Schimmer, was Du hier erzählen möchtest.

Zudem ist es nach der enorm bekannten Wächter-Reihe von Lukianenko nicht so ratsam, einen ähnlichen Titel zu wählen. Das weckt ganz flott falsche Assoziationen und zu hohe Erwartungen.

Eine Kurzgeschichte unterscheidet sich von einer Glosse, einem blog/Tagebucheintrag und notiertem Gedankengang durch ein paar wesentliche Dinge, egal, wie offen man dieses Genre faßt.
Gerade, wenn ich mir dazu Dein aktuelles posting in der anderen Rubrik ansehe, würde ich Dir ganz dringend raten, Dich mit Theorie & Form einer Kurzgeschichte auseinanderzusetzen, bevor Du weitermachst. Man hat in einer KG zumindest in Ansätzen: einen Erzähler, Protagonisten, eine innere und/oder äußere Handlung (im Sinne von plot), möglichst noch einen Konflikt. Und über dieses Gerüst transportiert man, was man so ausdrücken möchte. Davon kann ich hier bislang nur vage Ansätze erkennen, sori. Und das liegt nicht an der Kürze, sondern an der Form.

Herzlichst,
Katla

 

Abend Katla,
es hätte an dieser Stelle heißen müssen "Er hält sich für den Wächter der Zeit."
Das klingt aber irgendwie nicht so...
Der Titel soll ironisch sein. Hab aber nicht an die Romane gedacht. Titel ziemlich schlecht gewählt, passt aber irgendwie zum Rest.
Gute Nacht (:

 

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