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Waada raha

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31.08.2003
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Waada raha

Naseer war bei weitem nicht der attraktivste Mann, den ich je getroffen habe, aber aus irgendeinem Grund konnte ich ihn gar nicht oft genug ansehen. Und jedes Mal entdeckte ich etwas Neues an ihm. Wie die Grübchen, die ihn jünger wirken ließen als er war, oder die widerspenstige Strähne, die ihm immer wieder in die Stirn fiel. Er hatte die Angewohnheit, sich unruhig mit den Fingern durch die Haare zu fahren. Nicht selten sah er deswegen so aus, als sei er gerade erst aus dem Bett gekommen.
Er stand am Fenster, als ich das Wohnzimmer betrat. So, als würde er sehnsüchtig darauf warten, dass sich das Wetter besserte, damit er endlich nach Hause fahren konnte. Ich für meinen Teil war dankbar für diesen Sturm. Es hatte eine Weile gedauert, bis ich ihn davon hatte überzeugen können, dass es Wahnsinn sei, bei diesem Regen auch nur einen Meter weiter zu fahren. Naseer konnte manchmal unglaublich stur sein, ich aber auch. Jetzt war er hier, und ich hatte nicht vor, ihn so einfach wieder gehen zu lassen.
In den letzten Wochen war ich zunehmend frustrierter von unseren Verabredungen zurückgekommen. Irgendwann hatten wir einen Punkt erreicht, von dem aus wir uns nur noch im Kreis drehten. Wir verbrachten einen netten Abend miteinander, Naseer setzte mich zu Hause ab und verabschiedete sich höflich, aber distanziert. Es schien, als hätte er Angst davor, sich anzunähern.
Ich hatte nicht vor, über ihn herzufallen und ihn zu verführen. Alles, was ich wollte, was ich brauchte, war ein Gespräch. Eines von der Sorte, das wir nicht in einem Restaurant, umgeben von potentiellen Zuhören, führen konnten.
„Willst du nicht lieber deinen Pullover ausziehen? Du holst dir noch den Tod.“
Naseer drehte sich zu mir um und lachte. Ich hatte schon fast vergessen, dass er zu Gefühlsausbrüchen neigte. Wenn er wütend war, bekam es wahrscheinlich die ganze Nachbarschaft mit, er freute sich wie ein Kind und was das Leiden anging, konnte er fast meiner Mutter Konkurrenz machen.
„Den habe ich mir schon vor zwanzig Jahren geholt“, erwiderte er und nahm mir das Handtuch ab, das ich ihm mitgebracht hatte. So plötzlich wie er gelacht hatte, so schnell war seine Stimmung wieder umgeschwungen. Er sprach ruhig, gefasst und sein Blick war ungewohnt kühl. „Nur wünschte ich mir manchmal, es ginge schneller.“
Ich wusste natürlich, wovon er sprach. Das Brennen in seinen Augen, der Husten, der ihn manchmal die ganze Nacht nicht zur Ruhe kommen ließ und mich schon oft fast zu Tode geängstigt hatte und all die anderen Symptome, von denen er mir vielleicht nicht einmal erzählt hatte. Er redete nicht gerne über diese Nacht und ihre Folgen, und ich konnte es ihm nicht verdenken. Ich hatte inzwischen genug darüber gelesen, um mir in etwa vorstellen zu können, was er seitdem durchgemacht haben musste. Es überraschte mich, dass er dieses Thema auf einmal erwähnte.
„Ich weiß, ich sollte nicht so reden. Man sagt, dass niemand stirbt und niemand tötet. Es ist nur die Form, die sich ändert.“
„Ich schätze, so kann man es auch sehen.“
„Ist nicht von mir, steht in der Gita. Dabei bin ich gar kein Hindu.“ Er setzte sich, lächelte schwach, sah zu mir auf und fügte leise hinzu: „Aber mein Bruder stirbt wirklich.“
„Oh, das... das...“
Er unterbrach mich, indem er eine Hand hob. „Sag’ jetzt bitte nicht, dass es dir leid tut. Das kann ich nicht mehr hören und schließlich hast du nichts damit zu tun.“
Ich schwieg also und setzte mich neben ihn auf die Couch. Den Blick hielt ich auf den Boden gerichtet, um ihm nicht zu zeigen, wie sehr mich seine Worte getroffen hatten. Es war eine neue, schmerzhafte Erfahrung für mich, so aus seinem Leben ausgeschlossen zu werden. Wenigstens wusste ich jetzt, warum er den ganzen Abend so abwesend gewesen war.
„Ich fliege so schnell wie möglich nach Hause“, flüsterte er.
„Natürlich“, sagte ich nickend. In meinem Kopf hämmerte die Frage, wann er wohl wieder zurück sein würde. Aber ich presste meine Lippen zusammen und behielt sie für mich.
Entweder hatte Naseer meine Gedanken gelesen, oder es war purer Zufall, dass er mich ansah, seine Hand auf meine legte und erklärte: „Ich werde nicht zurückkommen.“
Seine Worte drangen nicht sofort zu mir durch. Ich starrte auf seine Hand. Erstaunlich, dass er ausgerechnet jetzt die Zurückhaltung verlor, die ich so oft innerlich verflucht hatte.
„Nie wieder?“, presste ich hervor.
„Er hat mich aufgezogen, sich immer um mich gekümmert und dafür gesorgt, dass ich etwas aus meinem Leben mache. Es wird Zeit, dass ich auch mal was für ihn tue. Verstehst du das?“
„Natürlich.“
Er zog seine Hand wieder zurück, sprang auf und lief wie ein eingesperrtes Tier vor mir auf und ab.
„Ich habe lange darüber nachgedacht, was ich machen soll. Ich habe meinen Bruder seit über fünf Jahren nicht mehr gesehen.“
„Das verstehe ich doch.“
„Und dann habe ich mir überlegt, was ich eigentlich in Europa mache. Wieso gehen so viele kompetente Arbeitskräfte ins Ausland, wenn sie zu Hause viel dringender gebraucht werden? Ich habe es satt, ein Pardesi zu sein. Ich vermisse meine Heimat.“
Er klang, wie meine Mutter, kurz bevor sie in unser Dorf zurückgegangen war. Ich verstand ihn gut, bereute ich doch selber manchmal, dass ich sie damals nicht begleitet hatte.
„Bhopal leidet heute noch unter der Katastrophe. Das Grundwasser ist vergiftet, Kinder kommen missgebildet auf die Welt, die Menschen sind krank und können nicht arbeiten. Warum sollte ich nicht einfach alles nehmen, was ich gelernt habe und es dort nutzen?“ Er holte tief Luft und blieb stehen. „Ich wollte dir nur erklären, warum wir uns nie wiedersehen.“
„Aber wieso denn? Ich könnte dich doch besuchen.“
Er sah mich überrascht an. Es war offensichtlich, dass er noch gar nicht über diese Möglichkeit nachgedacht hatte.
„Du?“, erwiderte er amüsiert, dann strich er nachdenklich über sein Kinn. „Ich weiß nicht, dein Körper ist nicht an das Klima gewöhnt. Du würdest bestimmt krank werden. Und du müsstest immer eine Flasche Mineralwasser mit dir herumtragen. Zum Trinken, zum Zähne putzen... Ich denke nicht, dass du dich bei uns wohlfühlen würdest. Unser Haus ist eher... ärmlich. Andauernd fällt der Strom aus und unsere Nachbarn sind etwas altmodisch. Wahrscheinlich würden dich alle anstarren und reden...“
Ich stand auf, anscheinend fand er genug Argumente gegen einen Besuch.
„Willst du wirklich nichts trinken?“, fragte ich ungeduldig. Ich wollte nichts mehr hören, musste irgendetwas tun, um mich abzulenken.
„Nein“, antwortete er erstaunt über meinen plötzlichen Ausbruch.
„Ich brauche einen Kaffee.“
„Um diese Uhrzeit?“
Ich bemühte mich, so ruhig wie möglich in die Küche zu gehen. Naseer folgte mir. Irgendwann sah ich über meine Schulter und bemerkte, dass er verlegen herumstand.
„Setz’ dich“, sagte ich. Er machte mich nervös.
Naseer sank blitzschnell auf einen Stuhl, als wären die zwei Worte ein Befehl gewesen, und sah sich um. Er entdeckte das Bild am Kühlschrank und betrachtete es wie ein Kunstwerk. Dabei war der Bär ein wenig unförmig geraten und ich hatte nie erkennen können, ob das Tier nun einen Baum oder einen Felsen bestieg.
„Ein Geburtstagsgeschenk von meinem Neffen. Er ist beleidigt, wenn ich es abnehme“, erklärte ich.
„Wusstest du, dass Baloo Bär bedeutet? Also würde es völlig ausreichen, wenn es Baloo, statt Baloo, der Bär heißen würde.“
„Hm“, erwiderte ich knapp und stellte die Tassen auf den Tisch.
Naseer hatte bemerkt, dass ich seinen Ausführungen nicht so interessiert folgte, wie er es gewohnt war und sah sich weiter um. Ab und zu murmelte er etwas wie „sehr sauber“ und „schöne Küche“ in sich hinein, dann widmete er sich der intensiven Betrachtung seiner Tasse.
Ich goss uns ein und setzte mich, während er nach der Zuckerdose griff und begann, seinen Kaffee hastig zu süßen. Wenn er so weitermachte, würde das Getränk nicht mehr lange flüssig bleiben. Nach dem dritten Löffel bemerkte er meinen Blick und hielt inne.
„Vielleicht hätte ich dir lieber in die Zuckerdose gießen sollen.“
Verlegen legte er den Löffel zurück, griff nach der Milch und bot sie mir an. Nachdem ich abgelehnt hatte, nahm er selber etwas davon, nippte an seinem Kaffee, verzog kurz das Gesicht, warf mir einen verstohlenen Blick zu und nahm schnell noch einen Löffel Zucker.
„Ich habe dir das alles erzählt, weil ich wollte, dass du meine Entscheidung verstehst“, begann er. „Das ist mir wichtig, weil du mir wichtig bist.“
„Bin ich das?“
„Sicher. Aber wenn ich zwischen dir und meinem Bruder wählen muss, dann, so leid es mir tut, werde ich mich immer für ihn entscheiden.“
Ich nickte und kippte meinen Kaffee herunter ohne darauf zu achten, dass er noch heiß war. Zu dem Zeitpunkt fühlte ich nichts mehr. Naseer betrachtete mich ungläubig.
„Sag’ mir Bescheid, wenn du dein Ticktet hast. Wenn du willst, bringe ich dich zum Flughafen.“
„Das kann ich nicht von dir verlangen.“
Verlangen? Das war das Mindeste, was er mir schuldete! Ich schluckte meine Wut herunter und atmete durch, um mich zu beruhigen. Warum verletzte es mich so sehr, dass er gehen wollte? Wir hatten ja schließlich keine Beziehung. Keine richtige, jedenfalls. Nur, weil ich mir einbildete, dass ich den Rest meines Lebens mit ihm verbringen wollte, hieß das nicht, dass es auch unbedingt so kommen musste.
„Das ist kein Problem für mich“, antwortete ich und stand auf, um meine Tasse wegzustellen. Ich war so aufgeregt, dass sie mir aus der Hand glitt und auf dem Boden zersplitterte.
„Großartig“, stöhnte ich entgeistert und machte ich mich daran, die Scherben aufzusammeln. Ich schnitt mich natürlich sofort.
Naseer stand eilig auf und zog mich vom Boden hoch. Besorgt betrachtete er meine Handfläche und griff nach einem Küchentuch.
„Lass’ mich dir helfen“, sagte er.
„Nicht nötig.“
„Das sieht aber nach einem ziemlich tiefen Schnitt aus.“
„Halb so wild.“
„Du blutest aber.“
„Ich will, dass es blutet! Verstehst du das denn nicht?“, schrie ich und stieß ihn von mir.
„Schon gut, tut mir leid.“ Er presste zwei Finger an seine Schläfe und überlegte kurz. „Vielleicht sollte ich jetzt besser gehen. Ich mache noch schnell die Scherben weg und...“
„Das brauchst du nicht.“
„Gut, dann...“ Er zuckte unschlüssig mit den Schultern.
„Sag’ mir Bescheid, wenn du weißt, welchen Flug du nimmst.“
„Ja.“ Er ging langsam aus der Küche. Im Flur blieb er plötzlich stehen und sah sich suchend um.
„In deiner rechten Hosentasche“, half ich ihm nach.
„Danke“, antwortete er tonlos und zog seine Autoschlüssel aus der Tasche. Ohne sich noch einmal nach mir umzudrehen, verließ er die Wohnung. Ich war froh, dass er mich nicht angesehen hatte. Mein Blick war inzwischen verschwommen und ich wollte nicht, dass er die aufsteigenden Tränen bemerkte.
Kaum war er weg, klingelte es. Ich hatte mich noch nicht von meinem Platz im Flur bewegt, wischte eilig meine Wangen trocken und öffnete. Es war Naseer, der verlegen vor mir stand.
„Es regnet immer noch“, erklärte er schüchtern.
Ich nickte sofort zustimmend. „Und stürmisch ist es."
„Vielleicht sollte ich ja wirklich noch warten.“
„Vielleicht.“ Ich machte einen Schritt zur Seite, um ihn durchzulassen. Er ging aber nicht an mir vorbei in die Wohnung, wie ich erwartet hatte, sondern blieb genau vor mir stehen und griff erst nach einer, dann nach der anderen, verletzten, Hand. Ich zuckte bei der Berührung zusammen.
„Hat das wehgetan?“, wollte er wissen.
„Ja.“
„Mir auch“, flüsterte er, dann lächelte er und fragte: „Würdest du mich denn wirklich besuchen?“
„Ja.“
Waada?“
Waada“, versprach ich.

 

In meinen Augen gelungen, gori!
Der Hauch von Exotik macht neugierig und der große Dialog-Anteil deiner Geschichte sorgt für drehbuchartige Lebendigkeit. Dabei orthografisch einwandfrei, was eigentlich selbstverständlich sein sollte, aber es leider nicht ist. Zweimal "Leid tun" (statt leid) ist der einzige Lapsus, der mir aufgefallen ist.

Ein lesenswertes Porträt einer dieser typischen Beziehungen, in denen sich keiner so richtig aus der emotionalen Deckung traut und die deshalb willige Beute für Fehlinterpretationen und unwillentliche gegenseitige Verletzungen sind.

Grüße,
Chica

 

Hallo Chica,

danke für Deine nette Antwort. Hat mich wirklich gefreut.

Die beiden Fehler habe ich korrigiert. Zuerst hatte ich es auch klein, dann bin ich unsicher geworden und hab's geändert. Werd's mir für die Zukunft merken :)

Ich habe eine ganze Weile darüber nachgedacht, ob ich den Titel und die eingestreuten Begriffe noch übersetzen soll. Es scheint ja aber auch so zu funktionieren.

Liebe Grüße,
gori

 

Hallo gori,

Ich habe eine ganze Weile darüber nachgedacht, ob ich den Titel und die eingestreuten Begriffe noch übersetzen soll. Es scheint ja aber auch so zu funktionieren.

Ich finde die Idee gut, wenn du die Übersetzung mitlieferst.

Ich habe mich gefragt, was ist denn das hier für eine romantisch/erotische Geschichte und die Exotik hat tatsächlich ihren Reiz. Trotzdem fühle ich mich irgendwie, als hätte ich eine wichtige Information nicht erhalten. Du nimmst Bezug auf das Giftgasunglück in Bhopal vor 20 Jahren, wo viele Inder den Tod gefunden haben und die Überlebenden haben ihren Tod praktisch schon vor Augen, da die Gifte im Körper sind und niemand aufhalten kann, was sie bewirken. Da Naseer ebenso Symtome zeigt, habe ich die Vermutung, dass auch er bei dem Unglück dabei gewesen war. Offensichtlich ist das auch für ihn der Grund, keine (Liebes)beziehung einzugehen.
Unklar bleibt für mich das Ende und seine Bedeutung. Ich verstehe den Sinneswandel nicht, vielleicht, weil ich die Bedeutung waada nicht kenne.

Liebe Grüße
Goldene Dame

 
Zuletzt bearbeitet:

Hallo Goldene Dame,

Goldene Dame schrieb:
Ich finde die Idee gut, wenn du die Übersetzung mitlieferst.

Kein Problem, dann wollen wir mal. Soviel ist es ja nicht ;)

Waada raha bedeutet frei übersetzt etwa Ich habe etwas versprochen

Gita ist wahrscheinlich bekannt. Hier kann man sonst nochmal nachlesen, worum es sich handelt.

Ein Pardesi ist jemand, der nicht in seiner Heimat lebt. Ein Auswanderer.

Waada heißt nicht anderes als Versprechen. So, wie Naseer es hier benutzt bedeutet es einfach nur :"Versprochen?"

Goldene Dame schrieb:
Da Naseer ebenso Symtome zeigt, habe ich die Vermutung, dass auch er bei dem Unglück dabei gewesen war.

Genau.

Goldene Dame schrieb:
Offensichtlich ist das auch für ihn der Grund, keine (Liebes)beziehung einzugehen.

Zum Teil. Ich habe es auch noch für den schlechten Zustand des Bruders und die Entscheidung, nicht nach Europa zurück zu kommen gebraucht. Da es ja tatsächlich so ist, dass die Opfer bis heute weder eine Etnschädigung, noch wirkliche Hilfe erhalten haben, entscheidet sich Naseer in der Geschichte, sein Wissen dort zu nutzen, wo es tatsächlich gebraucht wird. Dazu kommt natürlich noch das Vermissen der Heimat.


Goldene Dame schrieb:
Unklar bleibt für mich das Ende und seine Bedeutung. Ich verstehe den Sinneswandel nicht, vielleicht, weil ich die Bedeutung waada nicht kenne.

Ich denke nicht, dass es an dem Wort liegt. Die Übersetzung steht ja weiter oben. So wichtig ist dieser Abschluss also nicht.
Für mich ist es genau genommen auch kein Sinneswandel. Im Inneren hatte er sich die ganze Zeit über gewünscht, die Erzählerin wieder zu sehen, nur hat er sich nicht getraut, damit heraus zu kommen. Mir war nach einem, wenigstens angedeutetem, Happy End, das gibt es ja bei mir so selten, deswegen hat er am Ende doch noch den Mut zusammen genommen, an der Tür umzudrehen :)

Danke Dir für's Lesen und die Antwort.

Liebe Grüße,
gori

 

Liebe Gori,

Da es ja tatsächlich so ist, dass die Opfer bis heute weder eine Etnschädigung, noch wirkliche Hilfe erhalten haben, entscheidet sich Naseer in der Geschichte, sein Wissen dort zu nutzen, wo es tatsächlich gebraucht wird. Dazu kommt natürlich noch das Vermissen der Heimat.
Es ist der Tat so, dass man die Opfer noch nicht entschädigt hat. Diesen Aspekt hast du in dieser Geschichte aber nicht angerissen. Wenn er zum Verständnis beitragen soll, müsstest du ihn vielleicht mehr ausarbeiten. Ohne entsprechende Hintergrundinformation lese ich die Beweggründe, zurückzukehren, nicht heraus.

Im Inneren hatte er sich die ganze Zeit über gewünscht, die Erzählerin wieder zu sehen, nur hat er sich nicht getraut, damit heraus zu kommen. Mir war nach einem, wenigstens angedeutetem, Happy End, das gibt es ja bei mir so selten, deswegen hat er am Ende doch noch den Mut zusammen genommen, an der Tür umzudrehen
Happy Ends riechen manchmal nach Pathos. So wie du es erklärst sehe ich den Schluß auch nicht als ein Happy End an. Eher als eine Steigerung dessen, sich weiterhin etwas vorzumachen.
Liebe Grüße
Goldene Dame

 

Goldene Dame schrieb:
Es ist der Tat so, dass man die Opfer noch nicht entschädigt hat. Diesen Aspekt hast du in dieser Geschichte aber nicht angerissen. Wenn er zum Verständnis beitragen soll, müsstest du ihn vielleicht mehr ausarbeiten. Ohne entsprechende Hintergrundinformation lese ich die Beweggründe, zurückzukehren, nicht heraus.

Nun, meiner Meinung nach reicht als Begründung schon aus, was Naseer sagt. Ich hätte natürlich auch die ganzen Ereignisse und Folgen des Unglücks noch weiter heraus arbeiten können. Ich habe es aber nicht getan, weil es dann eine andere Geschichte geworden wäre.

Goldene Dame schrieb:
Happy Ends riechen manchmal nach Pathos. So wie du es erklärst sehe ich den Schluß auch nicht als ein Happy End an. Eher als eine Steigerung dessen, sich weiterhin etwas vorzumachen.

Sicher, so kann man es auch sehen.
Ich lese es im Moment gerne als Happy End. Einfach, weil Naseer endlich über seinen Schatten springt, wie man so schön sagt. Was danach kommt ist, meiner Meinung nach, schon wieder etwas für eine andere Geschichte :)

Liebe Grüße,
gori

 

Hallo gori,

deine Geschichte hat mir gut gefallen.
Obwohl in ihr gar nicht so viel an Handlung geschieht, ist sie zu keinem Zeitpunkt langweilig oder langatmig geschrieben, im Gegenteil, ich fühlte mich angezogen durch die von dir erzeugte Stimmung unbedingt bis zum Ende weiter lesen zu wollen, ob nun oder ob nicht...naja du weißt schon ein Happyend kommt. ;)
Ich fand dementsprechend den Schluss deiner Geschichte auch sehr angenehm, weil er ein positives Ende hat und ich ohne jeglichen bitteren Nachgeschmack bleibe.
Vermutlich habe ich in mir eine hochromantische Ecke im Kopf, die sich nach Happyends in Lovestorys sehnt. *übermichselbstschmunzele*

Was mir immer wieder auffällt ist, dass Motor vieler romantischer Geschichten das Thema "Sehnsucht" ist. Unendlich viele Geschichten handeln davon, von dieser unbändigen ungestillten Sehnsucht nach dem Zuneigungsgeschenk einer bestimmten Person. Eigentlich, so müsste man sagen, ein ausgelutschter und unerträglich oft genutzter Plot.
Die Tatsache, dass aber niemandem gerade dieses Thema langweilig wird, liegt wohl daran, dass diese Sehnsucht auch in jedem von uns ganz tief verwurzelt steckt.


Lieben Gruß
lakita

 
Zuletzt bearbeitet:

Hallo lakita,

danke Dir für's Lesen. Schön, dass es Dir gefallen hat. Ich bin wirklich immer wieder überrascht, wenn ich positive Resonanz bekomme. Ehrlich gesagt hat es mir ja gerade hier ein wenig Sorgen gemacht, dass die Handlung sich in Grenzen hält. Desto schöner ist es natürlich, dass Du Dich nicht gelangweit hast


Vermutlich habe ich in mir eine hochromantische Ecke im Kopf, die sich nach Happyends in Lovestorys sehnt

Die Ecke habe ich, glaube ich, auch. Aber nicht weitersagen :shy: :D


Die Tatsache, dass aber niemandem gerade dieses Thema langweilig wird, liegt wohl daran, dass diese Sehnsucht auch in jedem von uns ganz tief verwurzelt steckt.

Oh, da bin ich mir sicher. Schließlich wird es, wie Du selbst geschrieben hast, immer wieder aufgegriffen. Das muss ja einen Grund haben :)

Liebe Grüße,
gori

 

Hallo Gori,

auf die Gefahr hin, mich in in die Nesseln zu setzen.

Ich habe schon einiges von dir gelesen und das meiste davon hat mir gefallen. Diese Geschichte eigentlich auch... aber halt nur EIGENTLICH.

Entgegen deines sonstigen Stils fand ich diese Geschichte zu distanziert geschrieben. Ansonsten gehst du immer sehr gut auf Gefühle und Menschen ein und das hat mir hier etwas gefehlt.

Die Idee fand ich super, das Ende macht wirklich Lust auf mehr... aber es gefiele mir wirklich besser, wenn du bei den Gefühlen mehr in die Tiefe gehen würdest.

LG
Bella

 

Hallo Bella,

auf die Gefahr hin, mich in in die Nesseln zu setzen.

Ach was :)


Entgegen deines sonstigen Stils fand ich diese Geschichte zu distanziert geschrieben.

Muss ich mir mal ansehen. So auf Anhieb kann ich Dir nicht sagen, was ich hier anders gemacht habe als sonst.

Die Idee fand ich super, das Ende macht wirklich Lust auf mehr... aber es gefiele mir wirklich besser, wenn du bei den Gefühlen mehr in die Tiefe gehen würdest.

Das ist lieb. Danke Dir :)

Liebe Grüße,
gori

 

Hi gori,

um ehrlich zu sein, der (passende) Titel hat mich abgeschreckt, da ich dabei nicht an Indien sondern an Sterfan Raab dachte.
Nun habe ich mich trotzdem getraut und habe eine Geschichte gelesen, die so gut war, wie ich es auch normalerweise von dir erwarte. :)

Das verheerende Unglück noch in den Knochen werden viele Inder auch die Fremde gelockt. Sogar in Deutschland werden sie als Spezialisten in der Wachstumsbranche IT angeworben, da sie großes Know How erworben haben. Ein Kontrast, der so gar nicht zu dem Indien unserer Vorstellung passen will. Vor diesem Hintergrund mag eine Liebesgeschichte banal anmuten, aber natürlich spielt die Liebe vor jedem Hintergrund eine Rolle. Wenn eine Geschichte es, wie deine schafft, beides zu vermitteln, dann hat sie einfach eine wunderschöne Tiefe erreicht.
Etwas mehr hätte es für mein Gefühl von dem Hintergrund sein dürfen, musste aber nicht. Mir hat es auch so gefallen.

Lieben Gruß, sim

 

Hallo gori,
ich finde diese Geschichte von dir überaus gelungen. Ich mag, wie du in eine eigentlich stille handlungsarme Szene reale Geschehnisse packst, hier Bhopal.
So rückt es nahe an LeserInnen heran, auch an solche, die vielelicht keinen bezug zu den Ereignissen oder dem Kulturkreis und den Problematiken haben. Trotzdem erehbst du keinen Zeigefinger, gut so.
Allerdings finde ich die Rubrik nicht all zu passend, aber ist ja deine Entscheidung.
Zum Gruß
Devika

 

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