Was ist neu

Wald des Grauens

Mitglied
Beitritt
04.11.2006
Beiträge
1

Wald des Grauens

Trotz der dicken Wollhandschuhe die er trug, waren seine Hände schon lange taub vor Kälte. Ein eisiger Windzug fegte über ihn hinweg und lies ihn am ganz Körper erzittern. Dicke Schneeflocken wehten in sein Gesicht. Es war nun schon der dritte Tag in Folge, an dem es ohne Pause schneite und der Weg auf dem er sich befand, war schon lange nicht mehr zu erkennen. Die wenigen kahlen Bäume, die es hier gab, ließen die Umgebung noch einsamer wirken als sie eh schon war. Weder ein Haus, noch ein Tier, geschweige denn ein Mensch, war hier zu sehen. Schwer atmend setzte er einen Fuß vor den anderen. Es kostete ihn einige Anstrengung, sich durch den meterhohen Schnee vorwärts zu kämpfen. Der Tag neigte sich bereits seinem Ende zu und die graue Wolkendecke über seinem Kopf verfärbte sich langsam in eine drückende Schwärze. Ein ungutes Gefühl breitete sich in ihm aus, denn noch immer war von dem Dorf, das er erreichen wollte, nichts zusehen. Der starke Schneefall musste sein Vorankommen stark verlangsamt haben. Oder war er vielleicht vom Weg abgekommen und ging nun schon die ganze Zeit in eine falsche Richtung? Er wollte gar nicht daran denken, was wäre, wenn er das Dorf nicht finden würde und Übernacht hier draußen bleiben müsste. Nicht lange würde er bei dieser eisigen Kälte überleben, die schon untertags beißend unter all seine Kleidungsstücke kroch. Um sich jedoch nicht verrückt machen zu lassen, ging er in Gedanken noch einmal den Brief durch, welcher ihn zu dieser Wanderung bewegte.

13.Dezember 1789​
,,Lieber Edward,
Jahre ist es nun her seit wir uns das letzte Mal gesehen haben und doch bist du nun meine letzte Chance. Erinnerst du dich an meine Tochter Claire? Seit geraumer Zeit bricht sie immer öfter vor Schwäche zusammen. Selbst bei einfachen Hausarbeiten ist sie schon überfordert. Kein Wunder, denn sie hat auch einiges an Gewicht verloren. Nachts wacht sie oft völlig durchschwitzt auf und ihr Kopf glüht förmlich. Untertags ist sie beständig am husten und seit vergangenem Monat hustet sie auch gelben Schleim. Letzte Woche ließ ich unseren Dorfdoktor holen, doch dieser konnte mir nicht sagen was mit Ihr los sei. Er meinte nur es könne sich um eine in letzter Zeit häufig vorkommende Krankheit handelt, an der schon viele Menschen gestorben seien. Genaueres konnte er mir leider jedoch nicht sagen.
Deswegen meine Bitte an dich. Wie du dir sicherlich vorstellen kannst, würde es mich beruhigen wenn ein zweiter Arzt, so wie du es bist, sich um sie kümmern könnte. Ich weiß du bist bestimmt viel beschäftigt und es würde dich bestimmt einiges an Aufwand kosten, aber könntest du es möglicherweise einrichten bald möglichst nach meiner Tochter zusehen. Du würdest mir einen riesigen Gefallen erweisen. Ich mache mir nämlich wahnsinnige Sorgen um sie.“

An dieser Stelle des Briefes musste Edward stoppen. Der Weg der sich die letzte Zeit über langsam eine Hügelkuppe nach oben gearbeitet hatte, wurde abrupt wieder eben. Was Edward nun vor sich sah löste ein Gefühl von Unbehagen in ihm aus und eine Gänsehaut zog sich über seinen Körper. Zwei dunkle riesige Bäume, die aussahen wie zwei alte Hände, die hier aus den Tiefen des Erdinneren hervor brachen und ihre Finger weit gen Himmel streckten, taten sich vor ihm auf. Der eigentliche Grund jedoch für sein Unbehagen war der dunkle, pechschwarze Wald, welcher sich hinter den Bäumen ausbreitete. Langsam ging er darauf zu. So etwas Unheimliches hatte er in seinem gesamten Leben noch nicht gesehen. Es schien als wäre der Wald schon seit Langem tot. Keiner der Bäume schien sich auch nur ein Stück im leichten Wind zu bewegen; kein Geräusch drang aus dem Wald heraus, doch das Beunruhigendes war die Tatsache dass es so schien, als schlucke der Wald jedes Licht, das versuchte hinein zu gelangen. Keine fünf Meter sah man in ihn hinein, bevor alles schwarz war. Völlig entmutigt ließ sich Edward in den Schnee sinken. „Wie lange soll das den nun noch so weiter gehen? Das Dorf muss doch schon ganz in der Nähe sein, und jetzt kommt ausgerechnet dieser riesige Wald! Ich bin bestimmt vom Weg abgekommen und befinde mich nun weiß Gott wo, nur nicht da wo ich hin will“. In Gedanken sah er sich schon erfroren am Boden liegen. Irgendwann würden ihn dann Raben finden und solange an ihm herum picken bis nichts mehr von ihm übrig wäre.
Versunken in dieser Vorstellung riss ihn plötzlich etwas Unnatürliches aus seinen Gedanken. Etwas störte ihn am Erscheinungsbild des Waldes. Langsam stand Edward auf und stapfte darauf zu. Und da, an einer Tanne, halb verdeckt von tief hängenden Ästen entdeckte er ihn. Den erlösenden Wegweiser.
Kaum leserlich, aber dennoch erkennbar stand dort, in weißen Buchstaben, die Aufschrift - „Eibenbach 1Std“ -, darunter befand sich ein in roter Farbe aufgemalter Pfeil, welcher tief ins Innere des Waldes zeigte. Edward konnte sein Glück gar nicht fassen! Endlich wieder Hoffnung; er war doch nicht falsch gegangen. Das Dorf war ganz in der Nähe, nur noch der Wald stand ihm und seinem Ziel im Wege. Voll neuen Mutes, raffte er sich auf und ohne weiter zu überlegen, setzte er seinen Marsch fort, bald verschluckt vom Schwarz des Waldes.
Was er dadurch jedoch nicht mehr sah war die rote Farbe des Pfeils, welche vom Schild zu tropfen begann, als wäre sie erst vor kurzem dort hin gemalt worden. Im Schnee unter dem Schild setzte sich dadurch bereits ein großer Fleck ab. Ein Fleck so rot wie Blut.

Je weiter Edward in den Wald hineinging, desto breiter wurde der Weg. Was Anfangs nur ein kleiner, von Bäumen verdeckter Pfad gewesen war, wurde nun zu einem richtigen Weg. Die Bäume rückten weiter auseinander und das Vorankommen wurde leichter. Nur die schlechte Sicht, die aufgrund der Dunkelheit herrschte, ließ ihn immer wieder Pause machen, um sich neu zu orientieren. Doch auch dies konnte ihn nicht mehr entmutigen. In Gedanken sah er sich schon an einem schön gedeckten Tisch sitzen, in trockenen Klamotten gekleidet und im Hintergrund würde ein angenehm, warmes Feuer prasseln. Ein leckerer saftiger Braten würde ihm zum Essen serviert werden, dessen Geruch ihm das Wasser im Mund zusammen laufen lassen würde.
Doch in diesem Moment stieg ihm ein anderer, bei weitem nicht so leckerer, ja gar widerlicher Geruch in die Nase. Es war ein Geruch, der ihm Bilder von totem, verwestem Fleisch in Erinnerung rief. Ein Gestank der ihn an die Leichen erinnerte, welche er schon oft in seiner Arztpraxis obduziert hatte. Je weiter er ging, desto intensiver wurde der Geruch. Ein Gefühl von Übelkeit regte sich in ihm und Edward verspürte den Wunsch sich zu übergeben. „Was riecht hier denn so? Woher kommt nur dieser Gestank?“ Seine Schritte wurden immer langsamer und schließlich blieb er stehen. Um besser sehen zu können, kniff er die Augen zusammen und ließ den Blick über die vor ihm stehenden Bäume schweifen. Und da sah er sie. Vor Schreck stolperte er ein paar Schritte nach hinten. Vor ihm, mit einem dicken Seil an einem Ast befestigt, hang eine, kaum mehr als Mensch erkennbare Leiche. Die Haut hatte sich schon schwarz gefärbt und hing ihr in Fetzen vom Leib. Große Teile der Haare waren schon ausgefallen und nur ein kleiner Busch hing ihr noch vom Kopf. Das Ekelerregendste war jedoch der Kopf der Leiche. Der Mund war nur noch als schwarzes, durchlöchertes Etwas zu erkennen, welches die wenigen schwarzen, verfaulten Zähne ummantelte. Dort wo normalerweise die Augen sitzen, hatten sich hunderte von kleinen, weißen Maden einen Weg ins Innere des Kopfes gefressen. Ein leiser Schrei entrang sich seiner Kehle und ohne nachzudenken begann Edward zu rennen. Vorbei an der Leiche und weiter in den Wald hinein. „Was passiert hier? Warum hängt hier eine Leiche? Wer erhängt sich mitten in einem Wald? Oder wurde sie erhängt?“ Lauter erschreckende Fragen und Vorstellungen gingen ihm durch den Kopf und brachten ihn dazu noch schneller zu laufen. „Nur schnell raus aus diesem Wald, weg von der Leiche!!“

Ohne Pause lief Edward immer weiter, nicht auf den Weg achtend, verfolgt von dunklen Bäumen, die plötzlich aussahen wie schemenhafte Gestalten. Das Herz schlug ihm bis zum Hals und Angstschweiß rann ihm vom Rücken. Mit der Zeit wurde der Geruch wieder schwächer, doch der grausige Fund sollte sich für immer in seiner Erinnerung verankert haben. Erst als seine Lunge vom starken Rennen wehtat und seine Beine schmerzten, ließ er sich völlig erschöpft auf einen Stein sinken. So saß er eine ganze Weile. Der Schnee fiel weiterhin in dicken Flocken doch das Licht war wieder etwas zurückgekehrt, und Edward bemerkte, dass er sich auf einer großen Lichtung befand
Erst jetzt fiel ihm die eigenartige Form des Steins auf dem er saß. Der Stein sah nicht natürlich aus, eher wie ein in Stein gehauener Quader. Schnell stand er auf und kniete sich vor den Stein. Mit der Hand strich er langsam über dessen Oberfläche. Nach und nach erschien unter ihr eine eingemeißelt Inschrift.

<<Hier ruhen die vom Teufel geholten. Mögen sie für immer in seinem Feuer schmorren>>

Erschrocken blickte Edward auf. Dort im Schattenlicht des Waldes standen weitere verschneite Steine, verstreut zwischen großen steinernen Engeln eines Friedhofes.
„Wo bin ich nur hier gelandet?“ Bedächtig stand er auf und ging die langen Reihen, zwischen den Grabsteinen entlang. Vor einem besonders großen kunstvoll gestalteten Stein blieb Edward stehen. Er zeigte das vor Schmerz gequälte Gesicht einer jungen Frau mit langen lockigen Haaren. Neben dem Bild stand in großen schwungvollen Lettern geschrieben.

<<Möge der Leichnam der Hexe für immer verscharrt bleiben>>

Auch die Inschriften der anderen Gräber, hatten nichts mit einem normalen Friedhof zu tun. Dort lagen Mörder, Kranke, Hexen, Bettler, sogar Kinder die bei der Geburt gestorben waren hatten ihren Platz unter der Erde gefunden. Mit schockierender Gewissheit, erkannte Edward wo er hier war. Dies musste ein Ort sein, an dem die Einwohner von Eibenbach ihre Verstoßenen vergraben haben mussten, um so den Teufel, von dem alle Verstorbenen angeblich befallen waren, von ihrem Dorf fern zu halten. Bestürzt über den Irrglauben der Dorfbewohner, an den er als Arzt schon lange nicht mehr glaubte, hatte er jetzt nur noch ein Ziel. So schnell wie möglich ins Dorf zu kommen, Claire zu heilen und sie somit vor einem Grab in diesem Wald zu bewahren. Schnell blickte er sich um. Wo war nur der Weg?
Plötzlich wehte ein heftiger Windzug über ihn hinweg und eine unheimliche Stimme ertönte, als dieser durch die Bäume fegte. „Du wirst uns nicht entkommen!! Wir kriegen dich!!“ Erschrocken wirbelte Edward herum. „ Bald gehörst du uns“, drang die Stimme wieder aus dem Wald. „Wer spricht da?“ schrie Edward, vor Schreck wie gelähmt. „Du kannst uns nicht entkommen. Wir kriegen dich“. „Soll dass ein Scherz sein?“, Edward zitterte am ganzen Körper. „Das ist kein Scherz! Jetzt holen wir dich!“ Ein hämisches Lachen drang durch den Wald. Jetzt begriff Edward, die Stimmen wollten ihn.
Schnell begann er zulaufen. „Doch wo hin? Wo war der Weg?“ Doch da sah er ihn und ohne sich noch einmal umzudrehen liefe er. Er lief davon von den Stimmen. Dem Ort. Und den Ängsten die er damit verband.
Nach etwa zehn Minuten, die ihm mindestens doppelt so lange vorkamen erreichte er endlich völlig erschöpft den Waldrand. Es war mittlerweile Nacht geworden und nur ein Blick genügte Edward um die Lichter des Dorfes ausmachen, die sich vom pechschwarzen Himmel absetzten. Zielgerichtet schritt er darauf zu. Gleich hatte er es geschafft. Gleich war er in Sicherheit.
Das Haus das er suchte fand Edward auf Anhieb und ohne zu zögern klopfte er an die Tür. Nach dem dritten klopfen öffnete sich diese langsam. Vor ihm im Türrahmen, stand ein dünnes, aschfahles Mädchen. Sie trug ein weites, weißes Nachthemd und ihre Augen schienen ohne jeglichen Ausdruck von Leben zu sein.
„Claire? Bist du das?“ Verwirrt musterte Edward das Mädchen. Nichts mehr erinnerte ihn an das Mädchen das er kannte. „Schnell geh wieder hinein! Es ist eiskalt draußen!“ Besorgt schob er Claire ins Haus zurück und schloss die Tür hinter sich. Im Haus war es komplett dunkel. Es brennte weder ein Ofen noch eine Kerze. In der Luft hang ein stickiger Geruch, so als wäre schon lange nicht mehr gelüftet worden. Völlig erschöpft lies sich Edward in einen bequem aussehenden Stuhl im Wohnzimmer fallen. „Du kannst dir nicht vorstellen, was ich heute alles erlebt habe!“ sagte er. „Erst hatte ich geglaubt ich hätte mich verlaufen und müsste draußen übernachten und dann habe ich auch noch eine Leiche und einen Friedhof in eurem Wald gefunden. Du glaubst ja gar nicht wie viel Angst ich hatte.“ Die Augen des Mädchens zeigten aber noch immer keine Regung. „Jetzt aber zu dir Claire. Wie geht es dir? Deine Mutter hatte mir geschrieben, dass es dir nicht gut ginge! Geht es dir wieder besser?“ Besorgt beugte sich Edward nach vorne. Langsam öffnete sich der schmale Mund des Mädchens. „Mir ging es noch nie schlecht!“ drang ein leises Geflüster aus ihm heraus. „Aber Claire, ich sehe doch dass es dir nicht gut geht, du bist ja richtig mager“, erwiderte Edward. „MIR GEHT ES GUT!!“ fauchend fuhr sie ihn an. „In Ordnung Claire, ich sehe du bist etwas verwirrt, am Besten du holst mir einmal deine Mutter, wo ist sie denn?“, verwirrt erhob sich Edward vom Sessel. Ein verzerrtes Grinsen zog sich nun über ihr Gesicht. „Mutter ist nicht zu Hause, aber wenn du willst bringe ich dich zu ihr.“ „Das wäre sehr nett, dann könnte ich mich selbst einmal mit ihr unterhalten“, sagte Edward. Nun musste das Mädchen lachen. Eine Gänsehaut zog sich über seinen gesamten Körper. So ein unheimliches Lachen hatte Edward noch nie gehört. Fragend sah er das Mädchen an. „Das wird nicht mehr möglich sein“, antwortete sie und das nächste was Edward spürte war ein heftiger Schlag auf seinen Hinterkopf.

Geweckt von einem höllischen Schmerz um seine Kehle schlug Edward die Augen auf. Noch immer brummte sein Kopf doch der Schmerz um seinen Hals war um einiges schlimmer. Was tat ihm nur so weh? Vorsichtig griff er mit der Hand an seinen Hals. Was er jedoch dort spürte lies ihn das Blut in den Adern gefrieren. Dort um seinen Hals zog sich ein raues Seil. Voll panischer Angst versuchte er mit den Fingern das Seil zu lösen, doch sein eigenes Gewicht ließ die Schlinge immer enger werden. „Du wirst hier nicht wegkommen!“ Vor ihm noch immer im Nachthemd gekleidet stand Claire. „Claire was soll das? Mach mich sofort los!“ Nun musste das Mädchen wieder grinsen, „was ich hier tue? Du wolltest doch meine Mutter sehen!“ Mit einem leichten Kopfnicken deutete sie neben Edward. So gut es ging versuchte er den Kopf zu drehen. Doch was er nun sah konnte er nicht für möglich halten. Dort neben ihm an einem Baum, hing die Leiche die er vorhin im Wald hängen sah. „Claire, was hast du getan, was hast du mit deiner Mutter getan?“ erschrocken drehte er den Kopf wieder zu dem Mädchen. „Was ich getan habe? Sieht man das nicht? Ich habe mich gerächt! Gerächt für all meine Freunde, die verstoßen und hier vergraben wurden“, erwiderte Claire. „Aber Claire, das bist doch nicht du die da spricht, so etwas würdest du doch nie tun“, schrie Edward. „Ach Nein? Du weißt doch gar nicht was ich alles kann! Du kennst mich nicht! Ich habe meinen Auftrag von meinem Meister erhalten. Nachts erschien er mir in seinem Flammengewand und befahl mir alle im Dorf zu töten, als Rache für die Anderen.“ In Claires Augen stand der pure Wahnsinn geschrieben. „Claire!“ schrie Edward halb erstickt, „das kannst du nicht machen, du bist besessen, dass willst du doch gar nicht!” „Du weißt gar nichts Edward. Normalerweise hätte ich dich verschont, denn du kannst nichts dafür, doch dein Erscheinen hier bringt dir jetzt den Tot!“ Das Seil zog sich immer enger um Edwards Kehle und das Atmen fiel ihm immer schwerer. „Aber Claire du bist krank, dass bist nicht du die da spricht“ krächzte Edward. Voller Verzweiflung versuchte er immer wieder das Seil zu erreichen und sich daran nach oben zu ziehen. „Wie gesagt du trägst keine Schuld daran Edward, doch nun ist es zu spät für dich.“ Mit diesen Worten drehte sich Claire von ihm weg und ging den in den Wald hinein. „Claire!! Bleib stehen!! Das kannst du nicht machen!! Dreh um!!“, verzweifelt versuchte Edward ihr nach zu schreien. Doch das Letzte was er von ihr und in seinem Leben hörte, war ein hämisches Lachen welches durch den Wald fegte.

 
Zuletzt bearbeitet:

Hallo Grinsemann.

Nicht übel, Deine Idee gibt eigentlich Stoff für mehr her. Ich würde die Geschichte nochmal umschreiben, sauber überarbeiten, was die Wahl Deiner Worte betrifft und die Grammatik. Auch die Charaktere und deren Vorgeschichten würde ich zumindest ein bischen mehr ausarbeiten.

Das ist mir spontan aufgefallen:
1. Weshalb reitet ein Arzt nicht in das Dorf oder nimmt die Postkutsche, sondern wandert 3 Tage scheinbar ununterbrochen durch die Wildnis?
2. Ich hätte ihn wenigstens noch antworten und sich ankündigen lassen (auf den Brief der Mutter hin)
3. Hast Du schonmal versucht, eine Leiche zu erhängen^^ ;)
4. Lass nicht alles so schnell geschehen, besonders der Schluß ist platt "...hat mir den Auftrag gegeben, alle im Dorf umzubringen...", klingt so, als wäre nichts leichter als das!
5. Wieviele Hexen und weitere "Verbrecher" mag es wohl in einem Dorf des 18. Jahrhunderts gegeben haben und wieso werden die so aufwändig bestattet?
In dieser Zeit war die Hexenjagd bereits untersagt. Und weshalb hat die Kleine ihre Mutter als einzige erhängt? --> Btw: Wenn der Arzt direkt nach Erhalt des Briefes abgereist war und dann drei Tage brauchte, in welchem Verwesungszustand wäre dann die Leiche eines im Winter draußen Erhängten?
6. Ich hätte einen anderen, etwas subtileren, Titel gewählt

 

Hallo grinsemann,

Erstmal herzlich willkommen auf KG.de.
Tja, deine Geschichte hat den Aufbau eriner typischen Horrorstory, die Handlung ist nicht gerade neu und der Schluss meiner Meinung nach eilig zusammengeschustert. Bis zu der Stelle, in der Edward den Wald betritt, gefällt mir die Handlung und auch der Stil recht gut. Danach scheitert dein schöner Erzählton an dem Versuch, altbekannte Horrorgestalten (Teufel, Besessene, Erhängte) durch genaue Schilderungen interessant zu machen. Das ist keine einfache Aufgabe, da jeder diese Figuren kennt und sich eigentlich nicht mehr vor ihnen ekelt oder gruselt. Wenn man sich aber bewusst dafür entscheidet, mit diesen Klischees - die in deinem Text auch z.B. in Form des Flammengewandes vorkamen - zu arbeiten, muss man dafür sorgen, dass die Geschichte innovativ umgesetzt wird. Das hat mir hier gefehlt.
Viel mehr als an der Handlung musst du allerdings an deiner Rechtschreibung arbeiten. Ich schlage vor, dass du die Geschichte ins Korrekturcenter verschieben lässt. Vor allem die Kommasetzung scheint dir nicht sehr zu liegen, da ist praktisch in jedem Satz ein Fehler. Ich bin eigentlich zu faul, um hier jeden Kommafehler rauszusuchen, aber vielleicht findest du ähnliche, wenn ich hier ein paar aufliste. Zusätzlich zu den Fehlern folgt jetzt einfach mal alles, was mir an deiner Geschichte so aufgefallen ist:

Wald des Grauen
Schon der Titel ist das Grauen des Genitivs. "Wald des GrauenS". Aber wie Felix-Florian hätte auch ich einen andern Titel gewählt, der nicht so nach Zeltlagerstory klingt.

und lies ihn am ganz Körper erzittern
liess, ganzen

und der Weg auf dem er sich befand, war
Also. "...,auf dem er sich befand," ist ein eingeschobener Teilsatz. Das heisst, er wird vorn und hinten mit einem Komma abgegrenzt. Den Fehler hast du noch öfter drin.

die graue Wolkendecke über seinem Kopf verfärbte sich langsam in eine drückende Schwärze.
Klingt so, als ob die Wolke sich in eine Farbe verwandeln würde.
- das Grau der Wolkendecke verfärbte sich zu einem drückenden Schwarz
- die graue Wolkendecke verfärbte sich langsam und...

nichts zusehen
nichts zu Sehen

und Übernacht
über Nacht

Nicht lange würde er bei dieser eisigen Kälte überleben
Geht zwar, ist aber eine komische Satzteilverschiebung. Ich würde eher "Bei dieser eisigen Kälte würde er nicht lange überleben" schreiben.

ging er in Gedanken noch einmal den Brief durch, welcher ihn zu dieser Wanderung bewegte.
Der Mann muss aber ein erstaunliches Gedächtnis haben, wenn er den Brief wortwörtlich zitieren kann. Warum nimmt er ihn nicht einfach aus der Tasche und liest ihn noch einmal?
"Zu einer Wanderung bewegen" ist aber ein tolles und wahrscheinlich unabsichtliches Wortspiel :thumbsup:

Du würdest mir einen riesigen Gefallen erweisen. Ich mache mir nämlich wahnsinnige Sorgen um sie.“
Der Brief ist in einem fast freundschaftlichen Ton gehalten, der aufgrund des traurigen Inhaltes nciht angebracht ist. Auch schrieben sich die Leute in dieser Zeit in einer eher gestelzten Sprache.

ein zweiter Arzt, so wie du es bist,
Weglassen. Er weiss, dass er ein Arzt ist.

Weg der sich die letzte Zeit über langsam eine Hügelkuppe nach oben gearbeitet hatte,
Wie war das noch mit den Teilsätzen? :hmm:

zwei riesige Bäume ... taten sich vor ihm auf
Schluchten, Löcher und dergleichen tun sich vor einem auf, aber keine Bäume. Die ragen eher auf.

Keiner der Bäume schien sich auch nur ein Stück im leichten Wind zu bewegen
Auch "lebendige" Bäume bewegen sich mit dem Wind ja nicht von ihrem Platz fort, sondern hin und her. Darum finde ich "ein Stück" hier falsch oder zumindest komisch.

doch das Beunruhigendes war die Tatsache dass es so schien,
das beunruhigendste. Ist ein Adjektiv, also klein.
- war die Tatsache, dass

riss ihn plötzlich etwas Unnatürliches aus seinen Gedanken
Woher weiss er denn, dass es etwas Unnatürliches ist?

Wasser im Mund zusammen laufen lassen würde
zusammenlaufen. Auch solche Fehler machst du öfters.

hang eine
hing, bittesehr :teach:

Hier ruhen die vom Teufel geholten. Mögen sie für immer in seinem Feuer schmorren
:rotfl:
Tschuldige. Ich hoffe nur, es stand Buchstabe für Buchstabe genau so da...
Na gut, ich bin gnädig:
- die vom Teufel Geholten
- schmoren

zeigte das vor Schmerz gequälte Gesicht einer jungen Frau mit langen lockigen Haaren.
Hm. Wenn ich eine Hexe verbrennen würde, dann würde ich ihr hinterher ein Erdloch buddeln und nicht einen teuren Grabstein meisseln.

Jetzt begriff Edward, die Stimmen wollten ihn.
Schon wieder so einer
:rotfl::rotfl::rotfl:
1. Der merkt noch schnell, dass sie ihn haben wollen, wenn sie es vorher schon zehn Minuten lang sagten.
2. Ähm, ich würde die Formulierung ändern.

und ohne zu zögern klopfte er
ohne zu Zögern

Es brennte
brannte.

Völlig erschöpft lies sich Edward
liess

Was dann folgt, würde ich streichen. Man erzählt einer angeblich Totkranken keine solchen Geschichten. Ich jedenfalls nicht. Auch der Ton ist daneben: Und dann musste ich noch draussen übernachten. Hört sich an wie ein Schulkind, das einen Aufsatz übers Sommerlager schreiben muss.

Nun musste das Mädchen wieder grinsen
Eine Besessene, die grinst? Na gut, es ist deine Geschichte, aber das kann ich mir einfach nicht vorstellen.

war ein heftiger Schlag auf seinen Hinterkopf
Der Klassiker. Aber sie steht doch vor ihm und spricht mit ihm, wer war denn hintendran?

Was ich vom Schluss halte, habe ich ja schon geschrieben. Den würde ich dringend ändern. Aber da mir dein Stil am Anfang sehr gefallen hat, werde ich weitere Geschichten von dir lesen und hoffen, dass sich der Rest auch noch verbessert.

Gruss,
Bajonett

 

Hallo grinsemann,

Gehen wir zunächst mal Schritt für Schritt durch den Text:

Um sich jedoch nicht verrückt machen zu lassen, ging er in Gedanken noch einmal den Brief durch, welcher ihn zu dieser Wanderung bewegte.
Ist jetzt 'ne Spitzfindigkeit und wahrscheinlich gar nicht mal zwingend, aber ich würde hier Plusquamperfekt verwenden: "... ihn zu dieser Wanderung bewegt hatte."

. Er meinte nur es könne sich um eine in letzter Zeit häufig vorkommende Krankheit handelt,
Komma nach "nur" und "handeln".

Was er dadurch jedoch nicht mehr sah war die rote Farbe des Pfeils, welche vom Schild zu tropfen begann, als wäre sie erst vor kurzem dort hin gemalt worden. Im Schnee unter dem Schild setzte sich dadurch bereits ein großer Fleck ab. Ein Fleck so rot wie Blut.
Also in einem Film würde sich das sicher gut machen, aber: Du verwendest einen personalen Erzähler, wir können sogar die Gedanken des Protagonisten mithören. Dass wir nun was zu sehen bekommen, was ihm entgeht, passt da nicht.
Überhaupt finde ich es selten günstig, wenn die Identifikation des Lesers mit dem Protagonisten durch einen Wissensunterschied gestört wird.

In Gedanken sah er sich schon an einem schön gedeckten Tisch sitzen, in trockenen Klamotten gekleidet
Es müsste, glaube ich, "in trockene Klamotten" heißen, aber "Klamotten klingt mir ohnehin zu salopp. "Kleider" fände ich passender.

Vor ihm, mit einem dicken Seil an einem Ast befestigt, hang eine,
hing

Die Haut hatte sich schon schwarz gefärbt und hing ihr in Fetzen vom Leib. Große Teile der Haare waren schon ausgefallen und nur ein kleiner Busch hing ihr noch vom Kopf.
Unschöne "schon"-Dopplung.

„Nur schnell raus aus diesem Wald, weg von der Leiche!!“
Doppelt Satzzeichen haben, in den Augen der meisten, etwas Billiges: Als müsse der Autor durch Schreierei erreichen, was ihm durch Wortgewalt nicht gelingt.

Das Herz schlug ihm bis zum Hals und Angstschweiß rann ihm vom Rücken.
"über den Rücken" dürfte eher seiner Erlebniswelt entsprechen.

und Edward bemerkte, dass er sich auf einer großen Lichtung befand
Da fehlt der Punkt.

Erst jetzt fiel ihm die eigenartige Form des Steins auf dem er saß.
Da fehlt ein weiteres "auf".

Mögen sie für immer in seinem Feuer schmorren
schmoren

Bestürzt über den Irrglauben der Dorfbewohner, an den er als Arzt schon lange nicht mehr glaubte,
An Irrglauben glauben... Klingt nicht. Außerdem ist der Satz etwas ominös: Hat er früher den Aberglauben der Dorfbewohner geteilt?
Außerdem: Das Ausgestoßene in ungeweihter Erde verschaart wurden, ist bekannt. Dass ihnen aber ein eigener unheiliger Friedhof errichtet wurde, wäre mir neu.
Du solltest zumindest die Verwunderung des Protagonisten darüber ausdrücken, denn auch ihm dürfte dies seltsam erscheinen.

Plötzlich wehte ein heftiger Windzug über ihn hinweg und eine unheimliche Stimme ertönte, als dieser durch die Bäume fegte. „Du wirst uns nicht entkommen!! Wir kriegen dich!!“
Dafür, dass du dir so viel Zeit mit dem Aufbau lässt, kommt die Stimme als phantastisches Element viel zu plötzlich - lass dir mehr Zeit.
Lass Edward erst dem Wind lauschen, ihn zu der Einbildung gelangen, etwas an seinem Säuseln sei seltsam. Lass ihn genauer hinhorchen, bis sich einzelne Worte - Einbildung? - herausbilden und dann...
So geht's mir zu schnell, das nagt an der Glaubwürdigkeit.

Jetzt begriff Edward, die Stimmen wollten ihn.
Ja, das haben sie ja auch gerade gesagt.

Doch da sah er ihn und ohne sich noch einmal umzudrehen liefe er.
lief

Er lief davon von den Stimmen.
vor

In der Luft hang ein stickiger Geruch,
hing

„Mir ging es noch nie schlecht!“ drang ein leises Geflüster aus ihm heraus.
Komma hinter die wörtliche Rede.

„MIR GEHT ES GUT!!“
Konsequente Großschreibung... ist ungefähr so gern gesehen wie doppelte Ausrufezeichen.

„In Ordnung Claire, ich sehe du bist etwas verwirrt, am Besten du holst mir einmal deine Mutter, wo ist sie denn?“, verwirrt erhob sich Edward vom Sessel.
Das zweifache "verwirrt" ist störend.

Mit diesen Worten drehte sich Claire von ihm weg und ging den in den Wald hinein.
Den was?

Ein allgemeiner Tipp: Schau dir die Kommaregeln (besonders für Relativsätze!) noch mal an. Da hast du einige Fehler gemacht.

Aber zur Geschichte. Die Stimmung, die du aufbaust, die Bilder, die du zeigst,
der Wald, die Leiche, der Friedhof, das gefällt mir ganz gut, obwohl es stilistisch noch ausbaufähig ist. Das Fundament ist da, aber es fehlt dem Stil noch das Besondere: Die wirklich herausragenden Metaphern, sprachliche Verdichtung...
Und naja, ich hab's ja schon angemerkt: Da wo Edward die Stimmen hört, kippt die Geschichte ein wenig, da bricht das Übernatürliche zu rabiat, zu direkt ein. Dass ein kleines Mädchen ein ganzes Dorf ausrotten kann, wage ich übrigens auch zu bezweifeln.
Also, die Geschichte ist nicht schlecht, aber auch noch nicht gut. ;)


Gruß,
Abdul

 
Zuletzt bearbeitet:

Hi grinsemann.

Ich finde auch, dass sowohl die Story, als auch dein Schreibstil Potential haben. Es ist dir durchaus gelungen, eine gewisse Atmosphäre aufzubauen. Allerdings hast du auch ein paar Fehler und Formulierungen eingebaut, die 1. im krassen Gegensatz zu der von dir beabsichtigten Atmosphäre stehen und 2. die Geschichte leider teilweise so ins Lächerliche ziehen, dass ich - entschuldige bitte- beim Lesen wirklich lachen musste.
Z. B.

Selbst bei einfachen Hausarbeiten ist sie schon überfordert.

seit vergangenem Monat hustet sie auch gelben Schleim. Letzte Woche ließ ich unseren Dorfdoktor holen

Arme Claire. Krank und körperlich am Ende muss sie Arbeiten erledigen, bei denen sie dann zusammen bricht. Und die Rabenmutter ruft erst den Arzt, nachdem das arme Kind schon drei Wochen ekligen Schleim gehustet hat. Ein Fall fürs Jugendamt.

„Soll dass ein Scherz sein?“, Edward zitterte am ganzen Körper. „Das ist kein Scherz! Jetzt holen wir dich!“

Ein böser, gefährlicher Geist, der seinem Opfer mit "Nein das ist kein Scherz" antwortet? Irgendwie fällt es mir schwer, diesen Geist ernst zu nehmen. Das gleicht eher einer Parodie.
Und am Ende führt Edward einen vermutlich mehrere Minuten andauernden Dialog mit Claire, während er mit einem Seil um den Hals an einem Baum hängt. Scheint ja echt gute Lungen zu haben, der Kerl.

Weiterhin hast du an mehreren Stellen moderne Umgangssprache verwendet, z. B.

Du würdest mir einen riesigen Gefallen erweisen. Ich mache mir nämlich wahnsinnige Sorgen um sie.“

Das passt nicht in einen Brief des späten 18. Jahrhunderts.

Und was deine wirklich vielfältigen Komma- und Rechtschreibfehler betrifft: Das klingt jetzt hart, aber wenn die Geschichte es dir nicht wert ist, zumindest einmal auf Fehler überprüft zu werden, warum sollte sie es mir oder anderen dann wert sein, gelesen zu werden?

Ich hoffe du entschuldigst meinen Sarkasmus und meine Deutlichkeit. Wie gesagt, grundsätzlich halte ich die Geschichte und deinen Schreibstil für gut, und ich habe die Geschichte auch gerne gelesen. Aber du solltest einige Sachen echt noch mal überarbeiten.

lg ichwersonst

 

Hallo Grinsemann.
Ich fand deine Geschichte originell und spannend bis zum Schluß.

 

Letzte Empfehlungen

Neue Texte

Zurück
Anfang Bottom