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Warten auf den Bus

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12.02.2005
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Warten auf den Bus

Er kicherte albern vor sich hin als er die ungepflasterte Straße im steten Nieselregen entlang lief. Hin und wieder unterbrach er seinen forschen Schritt, um über Pfützen mit einem kleinen Sprung hinweg zu setzen. Dabei mußte er aufpassen, denn die Laternen gaben nur ein mattes, gelbliches Licht ab und beleuchteten nicht jeden Meter bis zum schwarzen Asphaltband der Hauptstraße.
Robert hatte den letzten Witz seines Freundes noch im Ohr und er wollte sich gerade den merken, um am Montag im Büro damit in die Woche durchstarten zu können.
Bis zum Wartehäuschen waren es noch gut hundert Meter. Der Regen hatte inzwischen seine Brille gänzlich blind gemacht. Robert fluchte; der letzte Sprung ging daneben und er landete mit einem Bein direkt in einer Pfütze.
Er dachte an das verschmutzte Hosenbein und den kalten Fuß, setzte aber um so eiliger seinen Weg fort. Die eben noch empfundene Heiterkeit war verflogen und ersetzte sich in Ärger über das Wetter.
Er würde sich nicht in das Uringeruch ausströmende Wartehäuschen gestellt haben, wenn es nicht so regnete. Leise vor sich hin schimpfend schüttelte er die Regentropfen vom Ärmel seines Mantels, um dann in die Tasche zu greifen und eine Zigarette aus der Schachtel zu nehmen.
Das Feuerzeug flammte auf. Im Augenwinkel nahm Robert wahr, dass da jemand im absoluten Dunklen auf der Bank saß. Er drehte sich zu der Gestalt um und entschuldigte sich mit einem albernen Lachen dafür, dass er nicht sofort einen wartenden Menschen erkennen konnte.
Die Gestalt antwortete nicht.
Na schön, dachte er, dann hat der Mensch wohl keine Lust zu reden und er stand eben da und rauchte, sah ab und zu hinaus in die Richtung, aus der der Bus kommen musste.
Geräuschvoll blies er den Rauch aus. Außer dem Plätschern des Regens hörte er nichts, kein Rascheln von Kleidern, wenn man sich bewegt und die Stellung eines Beines verändert. Das kam ihm schon merkwürdig vor. Er hatte auch nicht erkennen können, ob es sich um eine Frau oder einen Mann handelte. Da war nur eine völlig schwarze menschliche Silhouette in der Ecke des dreckigen Häuschens auf der morschen Holzbank.
Robert wurde es unangenehm , dass so gar nichts lebhaftes von dieser Gestalt ausging, sie hätte ja mal Husten können oder sich räuspern.
Normaler weise streckt man ja mal ein Bein aus oder reckt sich irgendwie.
Immerhin waren schon fünf Minuten vergangen als Robert hier eintrat. Er versuchte an etwas anderes zu denken und erinnerte sich des Witzes, den er sich unbedingt merken wollte. Nun mußte er doch vor sich hin grienen.
Ein schwacher Lichtkegel tanzte über den nassen Asphalt und gleichzeitig erklang ein dumpfes Motorengeräusch.
„Da kommt er“, rief Robert über die Schulter ins Wartehäuschen. Er erzielte damit keine Reaktion bei der dunklen Gestalt. Egal, dachte er, gleich würde sich das Geheimnis lüften, wenn der Bus hält und wir einsteigen müssen. Nun glaubte er aber doch ein ganz leises JA zu vernehmen.
Quietschend hielt das Gefährt und mit lautem Zischen öffnete sich die vordere Tür des Busses. Robert sprang herein und rief dem Fahrer zu: „Da kommt noch jemand.“
Der Fahrer verrenkte seinen Kopf und sah auf das dürftig, vom Inneren des erleuchteten Fahrzeugs, bestrahlte Wartehaus. Die Tür schloß sich wieder zischend.
„Die kommt nicht mit!“, sagte der Fahrer und wandte sich seiner Kasse zu.
„Das verstehe ich nicht“, antwortete Robert und blickte in den völlig leeren Fahrgastraum des Busses.
„Bin ich der letzte Fahrgast?“, fügte er hinzu und reichte das Fahrgeld herüber.
„Allerdings. Macht zwei Mark fufzig, mein Herr.“, antwortete der Fahrer.
Robert steckte das Wechselgeld ins Portemonnaie und blieb direkt beim Fahrer stehen, es waren ja nur drei Stationen bis zum S- Bahnhof.
Rumpelnd legte der Fahrer den ersten Gang ein und der Motor wurde laut.
„Das ist die alte Kloppsteg. Die sitzt immer abends und nachts da.“
„Was macht sie da, hat sie nicht alle Tassen im Schrank?“, fragte Robert neugierig geworden.
„Das ist ne tragische Geschichte. Wolln sie die hören, mein Herr?“
„Na klar, schießen sie los.“
Der Fahrer schaltete wieder geräuschvoll die Gänge und blickte dabei kneistend auf die Straße.
„Vor einundfünfzig Jahren hatte die Kloppsteg ihren aus dem Krieg heimkommenden Mann wiedergesehen. Sie war überglücklich und zu diesem Anlass hat sie schwarz ein Ferkel eingetauscht; eine Goldbrosche, die sie mal von ihrer Mutter erbte, hatte sie dafür an den Metzger – ich weiß nicht mehr wie er hieß – gegeben. Ihr Mann, meine Mutter kannte ihn noch, wollte nur ein paar Zigaretten zum Abendessen besorgen fahren. Ich erinnere mich, dass meine Mutter mir erzählte, dass damals die Buslinie wieder in Betrieb genommen wurde, nur, weil der Ortskommandant kein Auto und keinen Fahrer hatte und aber jeden Tag nach Berlin mußte.“
„Is ja unwahrscheinlich.“, warf Robert ein und der Fahrer fuhr fort:
„Na jedenfalls, der Kloppsteg, damals muß er gerade dreiundzwanzig gewesen sein, hatte sich auf den Weg gemacht und mein Vater – der war auch, hier in unserem Ort, Busfahrer – hatte ihn an diesem späten abend gefahren. Das war seine letzte Tour und es war – wie heute – kurz vor Mitternacht. Mein Vater fragte noch: wo willst du denn jetzt noch Zigaretten her holen? Kloppsteg antwortete, dass am Bahnhof immer ein paar Russen zu finden sein und er würde seine alte Taschenuhr eintauschen können.“
„Und da kam er nicht wieder zurück.“, schlußfolgerte laut Robert.
„Richtig“, antwortete der Fahrer und kurbelte am Lenkrad.
„Das hat sie nicht verwunden, die ärmste – und ist blöd im Kopf geworden. Was haben die Leute nicht alles versucht, ihr den Gedanken aus zu treiben, dass ihr Mann wiederkommt. Aber da sie sonst völlig normal ist, unternahmen die Fürsorger und Ärzte nichts. Jede Nacht sitzt sie nun seit mehr als fünfzig Jahren da im Wartehäuschen und denkt, dass ihr Mann aus dem letzen Bus aussteigt.
Sie müssen sich beeilen, mein Herr, der Zug ist manchmal schon ziemlich früh da und wartet nicht.“
„Danke für diese Geschichte – schönen Feierabend.“, sagte Robert und stellte sich an die Tür.

Am nächsten Tag im Büro telefonierte er mit seinen Freunden, die die gestrige Party gegeben hatten. Er bedankte sich dafür, dass er so wunderbar verwöhnt wurde und dass ihm die Fete einen riesigen Spaß gemacht hatte, der Witz sei wie eine Bombe eingeschlagen. Dann erzählte er die Begebenheit mit dem Wartehäuschen und was ihm der Busfahrer gesagt hatte.
Einen Moment schwieg das Telefon und Robert glaubte, dass die Verbindung unterbrochen sei, bis sich die Stimme seines Freundes wieder meldete.
„Hör mal, heute früh hat man die Leiche der Kloppsteg gefunden. Die Frau saß ganz aufrecht auf der Bank in dem Wartehäuschen und muß schon über fünfzehn Stunden tot gewesen sein.“
Jetzt konnte Robert nichts mehr in den Telefonhörer erwidern und ihm wurde bewußt, dass er versucht hatte mit einer Toten zu reden.
Aber hatte er nicht das Wort JA vernommen ?


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Hallo Norbert,

deiner Geschichte liegt eine gute Idee zu Grunde, die du leider nicht vollkommen ausgeschöpft hast. Die Geschichte, wie sie der Busfahrer erzählt ist weder ergreifend, noch in sonst einer Weise außerordentlich beschrieben. Hier hättest du mehr draus machen können. Zudem stecken in deinem Text viele unschöne Formulierungen, die den Lesefluss hemmen.

Einiges davon und mehr jetzt im Anschluss ;) :

Robert hatte den letzten Witz seines Freundes noch im Ohr und er wollte sich gerade den merken, um am Montag im Büro damit in die Woche durchstarten zu können.
- diesen Satz würde ich umformulieren. ...wollte sich gerade den merken...klingt nicht

Die eben noch empfundene Heiterkeit war verflogen und ersetzte sich in Ärger über das Wetter.
- diese Formulierung klingt ebenfalls unglücklich. Besser wäre: ...und wandelte sich in Ärger, oder etwas ähnliches

Er würde sich nicht in das Uringeruch ausströmende Wartehäuschen gestellt haben, wenn es nicht so regnete
- Sollte mich nicht alles täuschen, liegt hier ein Tempusfehler vor...wenn es nicht so geregnet hätte

Er drehte sich zu der Gestalt um und entschuldigte sich mit einem albernen Lachen dafür, dass er nicht sofort einen wartenden Menschen erkennen konnte.
- warum tut er das? Ich mein, ist das so Sitte?

Normaler weise streckt man ja mal ein Bein aus oder reckt sich irgendwie.
- Normalerweise

Der Fahrer schaltete wieder geräuschvoll die Gänge und blickte dabei kneistend auf die Straße.
- kneistend ist doch mehr Umgangssprache...würde ich mal behaupten, da ich das Wort nicht kenne.

Ich erinnere mich, dass meine Mutter mir erzählte, dass damals die Buslinie wieder in Betrieb genommen wurde, nur, weil der Ortskommandant kein Auto und keinen Fahrer hatte und aber jeden Tag nach Berlin mußte.“
- und aber...ein und ist hier zuviel


Na jedenfalls, der Kloppsteg, damals muß er gerade dreiundzwanzig gewesen sein, hatte sich auf den Weg gemacht und mein Vater – der war auch, hier in unserem Ort, Busfahrer – hatte ihn an diesem späten abend gefahren.
- Abend

„Und da kam er nicht wieder zurück.“, schlußfolgerte laut Robert.
- schlussfolgerte Robert laut

Was haben die Leute nicht alles versucht, ihr den Gedanken aus zu treiben, dass ihr Mann wiederkommt.
- auszutreiben...außerdem: alles neue Rechtschreibung, oder alles alte Rechtschreibung, aber bitte keine Mischform

Grüße...
morti

 

Hallo NOVO!

Wenn du auf Kommentare antworten/reagieren, oder/und, noch besser, wenn du selbst Kommentare schreiben würdest, anstatt hier nur total passiv ein paar Texte abzuladen, wäre die Wahrscheinlichkeit viel größer, dass zu deinen Texten Kritik eintrudelt.

Okay, dann mal zu deinem Text:
Als erstes fällt mit auf, dass noch einige Fehler drin sind (Kommasetzung, Zusammen- und Getrenntschreibung, überflüssige Leerzeichen, Punkte ...) und dass du zwischen alter und neuer RS hin- und hertrudelst.
Ich liste das nicht auf, denn ich will ja keine Zeit verschwenden an jemanden, der womöglich hier nie wieder auftaucht.
Am Satzbau solltest du ebenfalls noch arbeiten. Du beginnst unheimlich viele Sätze mit dem Subjekt, das liest sich nicht schön.

Inhaltlich: Erst erzählst du 'ne Menge belangloses Zeug, das kaum etwas mit der eigentlichen Geschichte zu tun hat (und das natürlich Leser abschreckt - denk über den Textaufbau nach), dann sitzt da jemand im Wartehäuschen und später stellt sich raus, dass die Frau tot war.
Solche Geschichten sind schon millionenfach erzählt worden, deine hat nichts Besonderes - nicht mal was wirklich Seltsames, denn das Ende: "Aber hatte er nicht das Wort JA vernommen ?" taugt nichts, denn er "glaubte [...] ein ganz leises JA zu vernehmen." Er glaubt es. Das sagt dem Leser, dass er sich genausogut geirrt haben kann.
Also ist der Inhalt deines Textes: Typ geht zu einem Wartehäuschen, unterhält sich mit einer Leiche, merkt es aber nicht.

Da sind noch weitere Merkwürdigkeiten im Text, aber wie schon gesagt, ich will nicht meine Zeit verschwenden.

Wenn du was übers Schreiben lernen willst, dann engagiere dich hier ein bisschen.

Grüße
Chris

 

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