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Warum ich fahren MUSS!

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27.10.2005
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Warum ich fahren MUSS!

Auf dem Monitor der Infrarotkamera sah es skurril aus, wenn man gerade einen Feind zerschoss und dessen Blut in großen Mengen zum Beispiel aus dem offenen Hals spritzte, weil man gut getroffen hatte und der Kopf des Zieles wegplatzte. Das Blut war ja warm, und so zeigte es der Bildschirm als relativ hell an, heller als den Rest des Körpers, der durch Kleidung abgeschirmt war. Einige von uns johlten dann und es gab Komplimente von Kameraden im Panzer, denn ein Kopfschuss war sehr schwer zu erzielen, vor allem ein „sauberer“, weswegen auch ein Wettstreit unter den Bordschützen unserer Kompanie ausgebrochen war, wer denn die meisten „sauberen Kopfschüsse“ erzielen würde. Später ging dann das Video auf den Handys der ganzen Einheit herum – an der Bordkamera war ein Recorder zu Analysezwecken angeschlossen. Die stolzen Schützen klebten sich zudem kleine Totenköpfe an den Rand ihrer Helme, einen für jeden „PUNK – Pretty Uncommonly Nice Kill“. Diejenigen mit vielen solcher Trophäen nannten wir dann „PUNKER“. Ich machte nicht mit bei diesem Spiel, ich war kein Bordschütze, sondern Fahrer. Ich zerquetschte die Leute in ihren Autos, wenn sie nicht rechtzeitig herauskamen, sicher auch Kinder. Ich fuhr durch Häuser und durch Gärten, denn der Panzer war stark, stabil und schnell. Lob gab es hierfür nicht – wir wussten, dass viele Unschuldige dabei starben. Aber ich musste so fahren, und das wussten wir alle, ja, es war sogar meine Pflicht meinen Kameraden gegenüber. Es tut mir alles sehr leid, aber ich werde hier nicht verrecken. Denn wenn ich nicht fahre, ist unser Panzer ein leichtes Ziel für Raketen oder Granaten. Deshalb fahre ich. Bloß nicht zu lange stehen bleiben, immer weiter, egal, was kommt! Ich habe keine Lust, in diesem Ding zu verbrennen, und die Anderen auch nicht. Ich habe Kameraden gesehen, die es so erwischt hat - nur noch verkohlte Skelette konnte man bergen. Manchmal blieb auch gar nichts mehr von ihnen übrig, wenn nämlich die Munition des Panzers im Innenraum explodierte, mitsamt dem Tank. Davor haben wir alle große Angst, dass es uns so erwischen könnte.
Es tut mir wirklich sehr leid, das alles, aber ich werde nicht hier und nicht so verrecken. Deshalb fahre ich.

 

Hi Vincent,

ich weiß nicht, wie es im Panzer aussieht und in wie weit dein Bericht darüber den Tatsachen entspricht, da muss ich dir einfach vertrauen. Die Schilderung modernen Krieges aus der Perspektive eines PC-Games gab es ja auch schon oft genug. In dieser Hinsicht bringt der Text nichts Neues.
Ich empfinde diesen Text aber persönlich als zu wenig Geschichte. Dazu ist er mir zu rechtfertigend an der wirklichen Frage vorbei.
Denn das MÜSSEN setzt neben der aktuellen Situation ja auch Vorbedingungen voraus, auf die du nicht eingehst, ein Land ohne die Möglichkeit der Wehrdienstverweigerung zum Beispiel. Und in Deutschland werden auch Soldaten im Grundwehrdienst nicht einfach so in Krisengebiete geschickt.
Hier wäre also zum Verständnis eine Entwicklung deines Prot nötig. So erscheint mir der Text fleischlos, auch wenn ich die Angst des Prot natürlich verstehen kann.

Lieben Gruß, sim

 

hello Vincent,

ein kleiner Kriegsausschnitt, der das 'Müssen' in den Vordergrund stellt und die Verweigerung negiert. Atemlos erzählt, obgleich in diesem Moment gar nichts passiert.

Sind Kinder eigentlich keine Leute?

'Ich machte nicht mit bei diesem Spiel, ich war kein Bordschütze, sondern Fahrer. Ich zerquetschte die Leute in ihren Autos, wenn sie nicht rechtzeitig herauskamen, sicher auch Kinder. Ich fuhr...'

Viele Grüße vom gox

 

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