Was ist neu

Warum

Mitglied
Beitritt
12.12.2003
Beiträge
5

Warum

„Warum passierte eigentlich nichts? Jeder Tag ist wie jeder Tag, voll mit Finsternis und Zweifel und Leckschlagen und ich. Warte. Dass etwas passiert, größer, als ich es mir vorstellen kann, das alles ändert. Dass es nur so knallt. Warte auf eine Überraschung. Auf ein Erdbeben, die Verleihung des Nobelpreises, meine Güte, auf irgendwas warte ich, immer so ein Wartegefühl im Bauch, und nichts passiert. Und jeder Tag beginnt damit, dass der Briefträger sagt: ‚Ist nix für Sie dabei’“. Sie schrieb weiter. „Ja, so war mein Leben noch vor ein paar Wochen. Jetzt ist alles anders, jetzt bist du bei mir. Weil ich dich getroffen hab. Du hast mein Leben verändert. Du. Nichts ist mehr langweilig. Du musst für immer bei mir bleiben. Du gibst mir das Gefühl etwas besonders zu sein, geliebt zu werden. Doch fühlst du auch genauso. Bitte, du musst! Sonst war mein Leben umsonst.“

Es war, als sei die Erde stehen geblieben, als nehme sie sich endlich ihre wohlverdiente Pause vom ganzen monotonen Drehen um eine ausgebrannte Sonne.
Sie hockte in ihrem Zimmer, sie hatte sich in eine Ecke verkrochen und ihren Körper ganz fest an die kalte Wand gepresst. Vor ihr das Chaos, in ihr das Chaos und überall war die gähnende Ruhe der Vergangenheit. Sie saß mit angewinkelten Beinen dort, sie starrte mit roten Augen auf den blassen Boden. Und der Boden starrte zurück. Hier war nichts mehr- nur Unordnung. Unordnung in ihren Gedanken.
Am Morgen war sie aufgestanden. Ganz kurz. Für kurze Zeit hatte sich ihr Körper aus dem Schatten in der Ecke ihres Zimmers gelöst und war langsam nach vorn gewankt, während sie alle Gedanken dort liegen ließ und unsicher wie ein Mensch, der das Laufen verlernt hat, auf die Tür schon fast zu kroch. Langsam. Schritt für Schritt. Wie ferngesteuert. Sie ging in die Küche. Nicht weil sie hungrig gewesen wäre. Sondern weil sie wusste, dass es einfach Zeit dafür war.

Den Rest des Tages sollte sie wieder in ihrer Ecke verbringen. Umgeben vom arroganten Grau der Wände. Umgeben vom stillen Lärm der Welt. Man hört so wenig, wenn man im Kerker sitzt. Kein Geräusch nichts.
Er war wiedergekommen.

„Hast du meinen Brief bekommen?“, fragte sie leise. Er nickte.
„Und?“ Sie wartete. Er holte tief Luft. Er sprach von einem „Missverständnis“, wie er sich gezeigt hatte. Er habe ihr nur helfen wollen. „Du warst am Boden, ich konnte…Du bist lieb, sehr lieb, versteh das nicht falsch. Ich wollte für dich ein Freund sein, weißt du? Zum miteinander reden. Mehr nicht.“

Mitleid also. Sie ist so ein dummes Mädchen, so ein dummes…eine gottverdammte Träumerin, sie ist ein nichts. Irgendeins von den Insekten, die wie Tauben nachts von den grell leuchtenden Straßenlaternen hinabhängen, sich im Dunkeln panisch am Licht festkrallen…

Er sprach von Ärzten. Davon, dass es mal ganz gut für sie wäre einen aufzusuchen.

Sie hätte ihm nichts erzählen sollen. Nichts über ihre Probleme mit anderen Menschen, und mit sich selbst. Er wusste alles. Wäre er ihr doch nie begegnet!

„Ich komme morgen wieder!“ sagte er zum Abschied. Sie sagte nichts. Sie hatte nicht ein Wort zu ihm mehr gesprochen. Bloß dagestanden und auf dem Fußboden gestarrt. „Er konnte mich wohl nicht mehr ertragen. Er soll nie wiederkommen! Dieser dumme Wichser, dieses Arschloch, dieser…“
Und das Warten auf Morgen begann.
„Ich will geliebt werden. Ich möchte angenommen werden. So wie ich bin. Ich möchte kein Schauspiel spielen und ich möchte nicht interpretieren. Ich möchte wichtig für dich sein und ich möchte von dir begehrt werden. Ich möchte hören, dass du mich liebst. Ich möchte lesen, dass ich wichtig für dich bin.
Ich möchte nichts erzwingen. Ich möchte Verständnis und niemals Gleichgültigkeit!
Warum kannst du mir das nicht geben? Warum muss ich mir immer nur alles denken und einbilden. Hoffen. Dass es so ist? Warum habe ich so oft das Gefühl, dass ich nur dir hinterherlaufe. Dass ich gar nicht zu dir gehöre. Warum scheint es mir, als würde es dich nur einengen, wenn ich sage, dass du zu mir gehörst? Zu meinem Leben? Warum machst du es mir so schwer?
Warum versuche ich immer wieder neue Gründe für dein Verhalten zu finden? Warum kannst du mich nicht so annehmen wie ich bin? Warum vermute ich immer schlechtes hinter jedem Wort von dir? Warum denke ich, dass du mich tolerierst? Warum, warum das alles? Warum gibt es die schönen Momente, die mich so in Sicherheit wiegen?
Warum schlägt mein Herz für dich?

…schrieb sie auf einen Zettel und blickte in den Spiegel.
„Warum nur, kann ich mich nicht annehmen?“

Sie ging ein paar Schritte zur Seite.
Atmete tief ein.
Ging weitere Schritte.
Sie kannte ihren Weg.
Sie wusste, was sie tun wollte.
Hörte ihren Atem tief. Hörte ihre Schritte.
Hörte das Öffnen des Fensters.
Sah die Tiefe.
Sah sich fallen.
Sah sich liegen.

Menschenmengen. Staunen, Tränen.
Fragen, Antworten. Stille. Nacht.
Ein Leben, begonnen an einem Frühlingstag.
Ein Leben genommen, an einem Frühlingstag.

Alle kannten sie. Niemand kannte sie.
Das Leben geht weiter. Die Erde dreht sich.
Der Regen fällt und die Sonne scheint.
Freude kommt auf und Schmerz reißt dich runter.
Tage kommen und gehen und du lebt. Du verstehst.
Du fragst. Du lachst und du weinst.
Ihr Leben- Sein Leben- Dein Leben.

 

Hi Clare

Keine schlechte Idee für eine Geschichte. Jedoch müsstest du sie nochmals überarbeiten und dich gut auf die Tipp- & Satzzeichenfehler konzentieren.

"Irgendeins von den Insekten, die wie Tauben nachts von den grell leuchtenden Straßenlaternen hinabhängen, sich im Dunkeln panisch am Licht festkrallen…"

meinst du hier wirklich *Tauben*? oder sollte es Trauben heissen?
für mich macht es mit Tauben leider keinen Sinn.

Falls Du möchtest, sende ich dir gerne die Fehlerliste zu, lass es mich einfach PM oder hier wissen.

Lieber Gruss
Muchel

 

Verschoben von "Experimente" nach "Sonstige".

 

Letzte Empfehlungen

Neue Texte

Zurück
Anfang Bottom