„Kommt, Freunde. Lasst uns Geschichte schreiben, auf das man uns nie vergessen möge.“ (Quinn)
Hallo, Quinn,
gestern Deine Geschichte gelesen und für fantastisch & a. o. gut befunden.
Wie läuft das hier mit den Empfehlungen, Aufsicht?!
Ich bin noch nicht lange hier bei Kurzgeschichten.de, was mir aber vom ersten Tag an aufgefallen ist, ist die Tendenz des Publikums, wenn es mit der Interpretation nicht zu Rande kommt, den Autor nach seiner Intention oder - besser noch - Deutung zu fragen.
Ja, Leute, dann lassen wir’s doch, Geschichten zu schreiben und schreiben stattdessen Interpretationen. Aber die sind i. d. R. weniger unterhaltsam als die Geschichten (hier gibt’s wie überall sonst auch Ausnahmen). Eine gute Geschichte lässt viele Interpretationen zu und selbst ein Autor muss nicht die einzig gültige Interpretation abgeben. Es reicht, dass die Geschichte den Leser gefangen nimmt und unterhält, vielleicht sogar beschäftigt. Da ist nicht nur Konsumieren, sondern auch Arbeit am Text angesagt. Ist halt nicht alles Gartenlaube, Lebenshilfe und/oder Ratgeberliteratur!
Dann will ich mich mal versuchen:
Die Geschichte kommt in strengem Maß als Prosatext daher, versucht aber den „Belsatzar“ des jungen Heine weiterzuspinnen, was ihm auch auf gerade mal einer halben Seite Manuskript m. E. gelingt.
Ob Nachtigallen tschilpen oder „Zirbitten“ gen Himmel senden oder ob das die Vorstellung von Schwalben ist, dass Nachtigallen also musizierten, weiß ich nicht, ist aber auch nebensächlich & etwas für Vogelkundler.
Die Geschichte sagt, was die erste Schwalbe behauptet: Alles ist eitel. Also auch Schwalben, insbesondere die geschilderten, die am Hof einer Weltmacht sich eingenistet haben und Nutzen daraus ziehen wollen, dass der Glanz des Hofes auf sie abfärbe.
Selbst Vögel geben vor, mehr zu sein als sie sind und spekulieren auf die Ewigkeit, wollen Geschichte schreiben und geben ein Abbild des größenwahnsinnigen Regenten der Weltmacht Babylon, deren Ende abzusehen ist. Das Ende der „hoffärtigen“ Nutznießer kommt früher als das Ende der Weltmacht.
Wer Heines „Belsatzar“ (Heine hat den Namen genau so geschrieben) nicht kennt, schau ins Buch der Lieder/Junge Leiden/Romanzen unter römisch 10 nach. Seine Vorlage ist das Buch Daniel im AT. Danach erschienen dem Babylonier Belsazar die aramäischen Worte „Mene mene tekel upharsin“ (Menetekel! Weltflucht sei dank!), die den Untergang Babylons ankündigten. Hier kommt auch das Wort her, dass jemand oder etwas gewogen und zu leicht befunden wird (siehe Fischstäbchen).
Heines Gedicht ist ’ne schöne Geschichte, hätte aber keine Chance, hier veröffentlicht zu werden. Aber das ist wieder eine andre Geschichte.
Der historische Belsazar ist in jedem Fall umgekommen, als die Perser und Meder unter Kyros Babel eroberten. Wie lang das Reich der Perser hielt, sollte bekannt sein.
Mit dem ganzen Hintergrund AT, Heine, Geschichte misst die Geschichte wesentlich mehr als 15k.
Noch 'ne Frage: wieso soll die Geschichte seltsam sein? Dann sind die USA das auch, die ja einen Präsidenten haben, der ja nur meint, dass das, was er spricht, Englisch wär.
Gruß Friedrichard