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Was kann eine Freundschaft aushalten?
Was kann eine Freundschaft aushalten?
„Hier ist er nicht…und da auch nicht! Was mache ich nur? Oh man, das kann doch nicht wahr sein!“
Lara wurde langsam verrückt. Er war ihr sehr wichtig, der teure Shopping-Gutschein. Sie hatte ihn bei einem Wettbewerb gewonnen. Es war nicht sehr leicht, doch am Ende war sie die Siegerin.
„Wo kann er denn sein, wenn nicht hier? Ich hab ihn doch genau hier versteckt, das hab ich gut in Erinnerung…oder aber…“
Sie rannte ins Wohnzimmer. „Hör mal, hast du gestern deine Freunde oder sonst noch jemanden in meinem Zimmer unbeaufsichtigt gelassen?!“ Man konnte einen zickigen Unterton heraus hören.
„Hmm…“ Ihr Bruder dachte schmatzend nach. Neben ihm lagen auf dem Sofa zwei Gummibärchenpackungen, eine Schokoladentafel und eine offene Chips tüte. „Nein, ich glaub nicht…ich bin mir sicher. Ein paar Leute waren kurz bei mir und ansonsten war kein Besuch hier…Außer deiner Freundin. Wie heißt sie noch mal? Wiki? Waki? Vika? Dika? Auf jeden Fall, musste sie dringend irgendetwas von dir holen, also hab ich sie rein gelassen. Sie hat nur ein paar Minuten gebraucht.“
Lara verdrehte die Augen. „Musste das sein? Ich hab dich doch ausdrücklich darum gebeten, meinen Winkel im Auge zu behalten. Niemand durfte rein! Ist es denn so schwer verständlich?“
„He! Fahr mich nicht so an! Wo liegt dein Problem? Sie ist doch wie eine Schwester für dich, dachte ich.“
„Mir ist es egal was du gedacht hast oder nicht! Einmal bitte ich dich um etwas und du vermasselst es dank deiner mal wieder genialen “Gedanken“!“
Stürmend aus der Stube wurde es ihr klar. Keiner war in ihrem Zimmer gewesen. Außer Vika. Nur sie wusste, wo der Versteck war. Alles war eindeutig und sonnenklar.
Sofort auf den Weg machend zu ihrer „Freundin“ fand sie in ihrer Jackentasche etwas Eingewickeltes in ein Tuch mit sanften Grün- und Blautönen. Es war der Freundschaftanhänger der Mädchen. V+L 4ever stand da drauf. Er hatte eine Form eines Herzen. Man konnte ihn aufmachen. In jeder Hälfte war jeweils ein Foto von jedem. Einen Moment lang haftete ihr Blick auf den Initialen. Seufzend schimpfte sie leise vor sich hin. „Falsche Freundin! Verlogene Diebin! Nutzte mein Vertrauen nur aus!“
Vika war empört, als ihre Freundin ihr unterstellte, deren Heiligtum genommen zu haben. „Ich versichere dir, ich hab den Gutschein nicht. Ich weiß doch, wie bedeutungsvoll er für dich ist. Außerdem würde ich eine Kameradin nie bestehlen, das weißt du ganz genau! Vor allem dich nicht!“
„Ach ja? Das behaupten falsche Freunde oft! Nach dem letzten Vorfall weiß ich ganz genau, wann du die Wahrheit sagst und wann nicht.“
„Fang doch bitte nicht wieder damit an. Wir haben diese Situation zweifellos schon x-mal durchgekaut und ich hab mich bestimmt auch mindestens genauso oft dafür entschuldigt…“ Bei einem Konflikt griff Lara immer wieder die Streitigkeiten auf, bei denen sie Recht hatte.
„Jetzt versuch nicht vom Thema abzulenken! Gib einfach zurück, was mir gehört und ich werde es nicht in der Schule herumerzählen.“
„Aber deinen Gutschein hab ich wirklich nicht! Tut mir leid, doch ich kann dir ja nicht geben, was ich nicht habe…Aber wenn du willst, kann ich dir beim Suchen helfen.“ Man konnte etwas Aufmunterndes in Vikas Augen erkennen. Sie wollte sich auf keinen Fall mit Lara streiten.
„Suchen? Wofür suchen, wenn ich nichts verloren hab? Ich weiß doch, dass du ihn hast. Du bist die einzige, die in Frage kommt!“
„Lara, hör mir doch zu! Ich hab deinen Gutschein nicht. Ehrenwort.“ Fast flehte sie schon.
„Nun gut, wie du meinst. Du brauchst dich nicht mehr bei mir zu melden!“
Zuhause angekommen legte sie sich erst einmal hin um das Gespräch in ihrem Kopf erneut abspielen zu lassen. Allerdings konnte sie sich nicht so recht entspannen. Unter ihrem Kopfkissen spürte sie etwas Hartes.
„Natürlich! Jetzt erinnere ich mich wieder! Ich hab ihn hier in die Schachtel gelegt, damit er nicht zerknittert! Oh man…“
Im Briefkasten fand sie einen weißen Umschlag mit der Aufschrift „Liebe Lara, ich hab deinen Gutschein nicht. Doch da ich dich nicht verlieren will, überreiche ich dir die Geldsumme deines Gutscheins.“
Eine Träne rollte über ihr Gesicht. Auf einmal verstand sie, was für ein egoistischer Mensch sie war…Sie holte ein Stift und schrieb auf die Rückseite „Tut mir Leid. Ich hab ihn gefunden. Damit ist deutlich gezeigt, dass du für mich zu gut bist.“