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Was zu erzählen

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01.09.2005
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Was zu erzählen

Eine harte Nuss. Die Party war zum Kotzen und eigentlich hatte ich nach zehn Minuten schon wieder fahren wollen. Stattdessen lehnte ich noch immer in der Küche am Gewürzregal, wo ich mich in der Nähe des Bieres in Position gebracht hatte. Eins noch, und dann noch eins, und dann vielleicht noch eins und zack, war es zwei Uhr morgens.
Nicht nur das Bier, auch dieser Typ mit seinem Rolling Stones T-Shirt hatten mich hier gehalten. Dieser Idiot war unglaublich. Wir waren über irgendeinen Schwachsinn ins Gespräch gekommen und hatten uns das ins Ohr geraunt, was man bei lauter Musik und überfüllter Küche auf Studentenwohnheimpartys für gewöhnlich so von sich gab: „Boah, ist das voll, Mann, ist das stickig, Mann, ist das heiß, Mann, bin ich dicht, Mann, ist das kalt, ich glaube nicht, dass Voltaire Recht hatte, als er sagte“ etc.
Jetzt weigerte er sich, wieder zu gehen und fing an, mir seine Autobiographie zu diktieren, in der eine Erfolgsgeschichte nahtlos in die nächste überging. Seine Freundinnen, sein Studium, seine Eltern, seine eigene kleine Firma, er hatte alles im Griff und war trotz der vielen erfolgreichen Arbeit zur beliebtesten Partysau des Bundeslandes mutiert.
Das interessierte mich natürlich mordsmäßig, und auch seine ‚Hab’ ich alles schon gesehen’ – Art, mit der er mir die belanglosen Details seines Lebens um die Ohren haute, fand ich einfach klasse. Nicht.
Irgendwann war das Maß dann voll und ich begann, seinen Geschichten mein Leben entgegenzuhalten, in dem ja auch die eine oder andere Sache passiert war. Teilweise modifizierte ich die Wahrheit dabei meinem Alkoholpegel entsprechend, aber selbst, wenn ich log wie gedruckt, hatte der spätgeborene Mick-Jagger-Enthusiast noch einen draufzusetzen. Es war widerlich.
Ich erzählte, dass ich teilweise mehrmals pro Jahr in der Schweiz zum Snowboardfahren war. Er ließ mich an seinen Erlebnissen in Amerikas Nobel–Skigebiet Vermont teilhaben und beschrieb bildhaft, wie er dort seiner Freundin Champagner aus der, na, sie wissen schon, geschlürft hatte.
Als ich erwähnte, dass ich in Hamburg auf der Reeperbahn einmal Speed angetestet hatte, berichtete er mir von einer Tour de Koks mit Rene Weller und Konsorten aus dem Kiezmilieu an seiner Seite.
Mit zehn hatte ich über vierzig Star-Wars-Figuren gehabt, von denen ich einen Großteil noch immer sorgfältig in meinem Zimmer bei meinen Eltern aufbewahrte. Er hatte allein fünfzig Storm-Trooper gehabt. Doppelt und dreifach und immer wieder hatte er seine Eltern genötigt, diese spezielle Figur anzuschaffen, damit Sohnemann die Szenen auf dem Todesstern möglichst realitätsnah nachspielen konnte – Wäre ja blöd gewesen, wenn die Truppen des dunklen Imperiums nur aus fünf Leuten oder so bestanden hätten, ha ha.
Und so weiter, und so weiter.
Ich hatte keinen Bock mehr, wollte nach Hause, aber dieser Kerl und seine Geschichten, ich wollte ihn schlagen, einfach nur etwas erzählen, worauf ihm mit Sicherheit nichts einfallen würde.
Also grub ich aus den nach Untiefen meiner längst verblichenen Pubertät einen untoten Storyzombie von besonderer Widerwärtigkeit aus, von dem ich fest glaubte, dass er von einer schützenden Aura der Einzigartigkeit umgeben war.
„Weißt du, was Kekswichsen ist?“, fragte ich . . . nennen wir ihn Mick.
„Häh?“
„Kekswichsen.“
„Öh . . . “
„Na ja, egal. Wir haben diesen Scheiß halt mal mit ein paar Leuten zusammen gespielt, da war ich fünfzehn oder so. Alle sitzen im Kreis und fangen an zu wichsen. Wer kommt, der spritzt auf den Keks in der Mitte, und wer zuletzt kommt, muss das Ding dann essen. Ich habe den Mist genau einmal mitgemacht. Hab’ verloren.“
Er verschluckte sich an seinem Bier und fing an zu husten, dann lachte er. Zufrieden lächelnd führte ich den Hals meiner Flasche an meine Lippen und trank, und die bittere Würze des Gerstensaftes mischte sich mit der erquickenden Süße eines davongetragenen Sieges, die mein trunkener Gaumen in seinem Rausch zu schmecken glaubte.
Mick beruhigte sich wieder. „Ach das“, sagte er. „Ob du es glaubst oder nicht, aber mir ist mal was ganz Ähnliches passiert.“
Mein Lächeln gefror.
„Fast genau das Gleiche, echt, ist schon abgefahren. Ich habe auch den Kürzeren gezogen. Aber bei uns hieß das Kekskacken.“

 

Hallo Proof,

Iihhh, ähm, *Luft schnapp*


Eine andere, studentische Version des mein Haus, meine Frau, mein Pferd, flüssig beschrieben und ganz nett. Mit Ekelpointe. Der rüde Tonfall durchgezogen von Anfang an (Die Party war zum Kotzen).

Ja, ganz witzige Momente in der Geschichte ... Schön, der Satz:

„Boah, ist das voll, man, ist das stickig, man, ist das heiß, man, bin ich dicht, man, ist das kalt, ich glaube nicht, dass Voltaire Recht hatte, als er sagte“ etc.
Aber ersetze das etc. besser durch ....

Gruß, Elisha

 

Hallo Proof,

naja, zwar ganz gut zu lesen die Geschichte, aber richtig lachen konnte ich nicht. Die letzten Witze waren mir eindeutig zu weit unter der Gürtellinie, zu ordinär um witzig zu sein. Und bis du zu diesen Witzen kommst ist mir die Geschichte einfach ein wenig zu trocken. Du beschreibst einfach einen Partydialog, warum aber gibst du diesen Dialog nicht einfach wider? Das würde meiner Meinung nach sehr viel lebendiger wirken.

„Boah, ist das voll, man, ist das stickig, man, ist das heiß, man, bin ich dicht, man, ist das kalt, ich glaube nicht,
Die mans müssen meiner Meinung nach alle groß und mit einem n mehr geschrieben werden

seines Lebens um die Ohren haute, fand ich einfach klasse. Nicht.
:susp: Den hab ich so garnicht verstanden. Was soll das Nicht.? Den Satz davor negieren? Oder ein Wörtliche-Rede-Nicht? Oder wie?!

Gruß
Lemmi

 

@Proof

seines Lebens um die Ohren haute, fand ich einfach klasse. Nicht.
Lemmi hat mich dran erinnert. Den wollte ich auch anmerken. Also besser:
fand ich einfach klasse, ne?
Wenn ich den richtig verstanden habe ...

@Lemmi

aber richtig lachen konnte ich nicht
Die Erwartung hast du? In Humor? :lol:

 
Zuletzt bearbeitet:

Hey Proof,

deine Geschichte fing lahm an, aber die Point war klasse. Hab richtig gelacht. Wenn du die ganze sache kurzen würdest, konnte ein netter witz dabei rauskommen.

gruß

derklabauter

 
Zuletzt bearbeitet:

Hallo und Danke fürs Lesen, ihr Drei.

Elisha: Schön, dass es dir gefallen hat. Wenn ich deine Antwort jetzt richtig interpretiert habe...

Lemmi: Sorry, Bro, aber für die Zukunft unbedingt merken: Keinen Sinn für vorpubertären Fäkalhumor, keine Geschichten von Proof lesen. :D Oder zumindest nicht in dieser Rubrik.

Was soll das Nicht.? Den Satz davor negieren?

Ja.

Die mans müssen meiner Meinung nach alle groß und mit einem n mehr geschrieben werden

Hast du vermutlich recht. War mir da irgendwie unsicher. Danke!

derklabauter:

Hab richtig gelacht.

Freut mich! Vielen Dank!

Grüße,

Jan-Christoph

 

Hallo Proof!
Ich halte die Geschichte für eine der kurzweilig erzähltesten und witzigsten hier, trotz Fäkalhumor! Warum auch nicht?
Weiter so!
Grüße, gudrun

 

Hat mich zum schmunzeln gebracht, diese Geschichte von dir, Proof. Echt, Fäkalhumor fehlte bisher in meiner Sammlung, ich weiß auch nicht, warum, wahrscheinlich liegt das an meiner Erziehung, die aber gleichwohl zu wünschen übrig läßt, jedenfalls nach Meinung einiger ... na ja, das ist eine andere Geschichte.

Ja, es gibt eine Steigerung auch im Negativen, das hast du gut rübergebracht. Diese Angeberei hat was von Auf-die-Brustklopfen von Schimpansen, schade nur, daß keine Frau in der Nähe war, dann hätte das Ganze auch einen höheren Sinn gehabt. Die Geschichte ist trotzdem toll.

Dion

PS:

Lemmi schrieb:
Du beschreibst einfach einen Partydialog, warum aber gibst du diesen Dialog nicht einfach wider?
Hat er doch getan, Lemmi, nur du findest ihn nicht lustig bzw. zu weit unter der Gürtellinie. Das macht deutlich: Ihr besucht unterschiedliche Partys, ich meine, mit unterschiedlichen Niveaus, oder? :D

 

Moin Proof,

Mir hat deine Geschichte leider nicht wirklich gefallen.
Liest sich, abgesehen vom Ende, für mich relativ leblos und statisch. Dadurch, daß du mir nur erzählst, was die beiden Typen und sie nicht einfach reden lässt, kann ich mich nicht in die Situation versetzen und bleibe Zuschauer. Wenn du einen echten Dialog draus machen würdest, könnte der Text enorm gewinnen, so hast du Potential verschenkt.

Die Pointe sitzt allerdings trotzdem, weil sie unerwartet kommt. Zielkacken ist übrigens relativ einfach, wenn man den Keks richtig platziert und unmöglich, wenn man ihn falsch platziert.

für gewöhnlich so von sich gab: „Boah, ist das voll, Mann, ist das stickig, Mann, ist das heiß, Mann, bin ich dicht, Mann, ist das kalt, ich glaube nicht, dass Voltaire Recht hatte, als er sagte“ etc.
Hier machst du deinen Erzähler kaputt. Er würde sicher niemals "etc" sagen, wenn er die Geschichte erzählt.
Art, mit der er mir die belanglosen Details seines Lebens um die Ohren haute, fand ich einfach klasse. Nicht.
Daß der Satz ironisch gemeint ist, merkt der Leser am "mordsmäßig" selbst. Das "Nicht" ist meiner Meinung nach unnötig.

 

dass Voltaire Recht hatte, als er sagte“ etc.

wann hat Voltaire bitte "etc." gesagt? :silly:
mit der er mir die belanglosen Details seines Lebens um die Ohren haute, fand ich einfach klasse. Nicht.
den Witz kenn ich schon. So. aber es wär lustiger, wenns grammatikalisch passen würde
seinen Geschichten mein Leben entgegenzuhalten, indem ja auch die eine oder andere Sache passiert war.
in dem
Amerikas Nobel – Skigebiet Vermont teilhaben
Nobel-Skigebiet
„Weißt du, was Kekswichsen ist?“ fragte ich... Nennen wir ihn Mick.

ist?"KOMMA; ich ... nennen
Aber bei uns hieß das Kekskacken.“
:thumbsup:
Hi Proof,
geile Pointe!
Gut geschrieben zudem.
Mehr als lesenswert!
Bruder :sad: Tserk

 

Hallo Proof,

mir hat die Geschichte leider nicht so gut gefallen.
Der Gag am Schluss ist für mich gar keiner - nur etwas obszön, nicht wirklich witzig. Und ich fragte mich dann: Wie, ist es jetzt wirklich schon vorbei?

Das Kekswichsen - das finde ich spektakulär dabei - gibt es scheinbar an jeder Schule. :rolleyes:

wie er dort seiner Freundin Champagner aus der, na, sie wissen schon, geschlürft hatte.
Nein, woraus? Aus dem Nabel?

In diesem Sinne
c

 

Das Kekswichsen - das finde ich spektakulär dabei - gibt es scheinbar an jeder Schule.
bei uns nicht, muahaha! ähm ... ich muss mir mal kurz den mund auswaschen :silly:
Nein, woraus? Aus dem Nabel?
:rotfl:
Bruder :sad: Tserk

 

Nein, woraus? Aus dem Nabel?

Moment mal ... , wenn du das nicht selbst erkannt hast, wäre das verflucht witzig, doch es würde auch für dich sprechen, so irgendwie ...

 

Worauf meine Bemerkung eigentlich abzielte war, dass ich diese Ansprache des Lesers im Text unangebracht fand, weil sie an dieser Stelle unlustig wirkt. Da ist es mMn besser, direkt die gemeinte Stelle zu nennen.
Geschmacksache, zugegeben.

Könnten wir nun aber bitte weg von meiner Kritik und zurück zur Geschichte gehen?

 
Zuletzt bearbeitet:

Ich spalte das Publikum, juhu! :anstoss:

Liebe Leute, hört den Ruf, es dankt für's Lesen, euer Proof! Tetöö, tetöö, tetööö . . .

gudrun:

Ich halte die Geschichte für eine der kurzweilig erzähltesten und witzigsten hier, trotz Fäkalhumor!

Wieso 'trotz'? :D Schön, dass es dir gefallen hat!

Dion:

Fäkalhumor fehlte bisher in meiner Sammlung

Watt? Wieso datt denn? Mit dreißig geboren, odda watt? Danke für's Lob!

gnoebel:

Dadurch, daß du mir nur erzählst, was die beiden Typen und sie nicht einfach reden lässt, kann ich mich nicht in die Situation versetzen und bleibe Zuschauer.

Dadurch, dass die Geschichte im Grunde nur aus einem Dialog besteht, kann ich mich in die Anmerkung, ich würde den Prots das Rederecht absprechen, nicht reinversetzen. ;)

Er würde sicher niemals "etc" sagen

Wieso? :confused:

Das "Nicht" ist meiner Meinung nach unnötig.

Ja, ja, das Nicht. Daran scheiden sich irgendwie die Geister. Bin ich denn der einzige Wayne's World-Fan in diesem Forum?


Tserk:

Kewohnt knadenlose Korrektur, danke dafür!

Mehr als lesenswert!

Dafür auch!

chazar:

Der Gag am Schluss ist für mich gar keiner - nur etwas obszön, nicht wirklich witzig.

s. Lemmi.

Das Kekswichsen - das finde ich spektakulär dabei - gibt es scheinbar an jeder Schule.

Nein, das gab es nur bei uns, denn ich bin etwas ganz Besonderes. :rotfl:

Nein, woraus? Aus dem Nabel?

Nein, aus der Vagina. Ich obszöne Sau, ich! :naughty:

Also nochmal: Danke für's Lesen, Korrigieren, Kritisieren, etc. an euch alle!

mfg,

Jan-Christoph

 

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