- Beitritt
- 08.11.2001
- Beiträge
- 2.833
Watte
Watte
In Watte gepackt. Einfach, schlicht und weich. Wir brauchen nicht darüber zu diskutieren, hat sie gesagt. Du behandelst mich wie in Watte gepackt. Und das geht nicht, will sie mir sagen. Eigentlich weiß ich das auch. Aber es ist einfach, schlicht und weich und sie hat es verdient.
Ich habe sie nicht verdient. Das wird sie mir nicht sagen, aber das meint sie bestimmt. Denn ich respektiere sie nicht. Aber eigentlich doch. Ich bin stolz auf sie. Nehme sie immer und überall mit. Es sei denn, es wird zu rau.
Sie will es nicht. Aber Watte ist schön. Wie der Bart vom Nicolaus. Weich und verwunschen und dann werden Wünsche wahr. So wie unser Wunsch wahr wird. So wie alles, wovon man träumen kann. In ihr von uns und weich und schlicht. Ein Wunderwunsch von dem ich träume. Ein Traumraum in meiner Phantasie.
Aber sie ist böse. Böse mit mir. Denn sie fühlt sich übersehen. Dabei sehe ich sie an. Fortwährend. Betrachte das Wunder. Du bist besessen, sagt sie, und dass ich warten muss. Noch Monate. Aber ich will nicht warten. Ich will alles richtig machen, bis dahin. Will sie auf Händen tragen und will, ja, will sie in Watte packen. Weil ich denke, sie müsste sich freuen. Aber das tut sie nicht.
Wie kann man nur Watte nicht mögen. Er wird es einmal mögen. Sich ankuscheln an das Weich, das ich um ihn lege. Oder sie. Wieder sehe ich sie an und kann das Wunder nicht fassen. Nein, die Fenster putze ich, ganz bestimmt. Lass die Tüten stehen, die trage ich nachher.
Schatz leg dich hin, aber sie will nicht hören. Ich fühle mich machtlos und völlig allein. Weil sie nicht will, dass ich sie will. Sie spricht schon wieder von Watte und ich will protestieren. Aber das kann ich nicht. Sie darf sich nicht aufregen. Das wäre nicht gut.
Also sage ich ja und blicke zu Boden. Setz dich, mein Schatz, ich hol dir einen Tee. Aber sie will nicht. Nicht einmal einen Tee. Und wenn, dann holt sie ihn sich selbst. Ich kann sie kaum noch verstehen. Aber ich füge mich still. Es sind wohl die Hormone, sie kann nichts dafür.
Ich beuge mich über sie und streichele ihr Gesicht. Beruhige dich, Liebling, alles wird gut. Das sind nur die Hormone. Sie explodiert, und ich weiß, das ist gar nicht gut. Ich habe doch diesmal gar nichts getan. Setz dich, will ich sagen, aber sie tobt herum. Er wird darunter leiden. Oder auch sie. Ich wünsche mir Watte, so wie im Traum. Sie auf einer Wolke und driftet vorbei. Es sind die Hormone. Ich muss noch so viel sanfter mit ihr sein. Sie trägt meinen Traum.