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Weihnachtsgeschichte / bitte um Hilfe!

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14.08.2005
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Weihnachtsgeschichte / bitte um Hilfe!

Am Nordpol

Kaum hatte der Boss uns das Weihnachtsgeld gestrichen, was bereits erniedrigend genug war, verkündete er auf einem Podest stehend den Einzug disziplinarischer Maßnahmen für den Fall einer wiederholten Anspielung auf den Bartwuchs seiner Frau.
Schuld daran waren die Mitarbeiterinnen in der Geschenkpapierabteilung, die einen beachtlichen Teil ihrer Arbeitszeit mit Kaffeepausen und ohrenbetäubendem Gekicher verbrachten. Das Glück eines gelenkschonenden Jobs in der Büroabteilung, hier und da ein Stelldichein mit einer der Praktikantinnen, blieb mir bis auf gelegentliche Ausnahmen verwehrt, stattdessen war ich gezwungen, des Geldes wegen am Fließband zu rackern. Von Januar bis Dezember kontrollierte ich die Qualität von jenen Geschenken, die sich brave Kinder und erfolgreiche Erwachsene über das Jahr hinweg so wünschten und am heiligen Abend erhalten sollten. Mit der Zeit fand ich dort meine Freunde; Jeffrey, Rudolf, Nilsen, Harry, Brat, Tim und wie sie alle hießen. Es war kein leichter Job, aber das Gehalt den Umständen angemessen und der Arbeitsvertrag unbefristet; zusätzlich hatte man hier die Gewissheit, dass die Regierung oder wer auch immer das Weihnachtsfest nicht im Zuge einsparender Maßnahmen abschaffen würde, schließlich kurbelten wir die Absatzzahlen im Einzelhandel an wie zu dieser Jahreszeit sonst niemand.

Es muss ein Samstag gewesen sein, denn ich trug meine blauen Shorts mit den Elefanten drauf; ein mit Geldstrafe geahndeter Verstoß gegen die betrieblichen Kleidungsvorschriften; und ich wunderte mich darüber, dass mir eine solche Kleinigkeit überhaupt aufgefallen war. Für gewöhnlich genoss ich den Komfort, den ein viel zu weites Kostüm so mit sich brachte, und trug keinerlei Kleidung darunter. Rückblickend muss ich mir eingestehen, dass zu der Zeit, in der ich für den Weihnachtsmann arbeitete, dieses Kostüm so etwas wie meine zweite Haut wurde, manchmal streifte ich es nicht mal mehr ab, wenn ich sturzbetrunken zu Bett ging und erst später bemerkte, dass ich noch auf Toilette musste. Die gesamte Sippschaft am Fließband roch gewissermaßen gleich. Für den Fall, dass euch die Tage ein nach Pisse miefender Elch nach Kleingeld angammelt, gebt ihm nen Groschen; mit Sicherheit war auch er einer von Santas´ kleinen Helfern, wie er uns so schön nannte. Die Lautsprecher läuteten den Feierabend ein, wir zogen unsere Stechkarten durch und machten uns (ohne die Arbeitskleidung zu wechseln) auf den Weg in Richtung Innenstadt. In einer Reihe watschelten wir durch den Schnee, der mir bis an die Knie reichte, jeder lief durch die Fußstapfen des Vorausgehenden. Nüchtern betrachtet bestand die Innenstadt am Nordpol aus einer Siedlung mit Iglus, die man für zwanzig Dollar rund eine Woche lang mieten konnte, und einer handvoll heruntergekommener unterirdischer Kneipen. Die Schneemassen erschwerten uns das Vorankommen, weshalb wir auf halber Strecke innehielten und einstimmig beschlossen, eine halbstündige Erholungspause einzulegen. Rudolf, ein loyaler Kerl von korpulenter Gestalt, mitunter der härteste Mann im Betrieb, kramte eine Halbliterflasche Weinbrand aus der Brusttasche seines Kostüms und ließ sie die Runde machen. Der Legende nach hatten sie Rudolf lebenslänglich gegeben, eines Tages buddelte er sich ein Loch und flüchtete zum Nordpol. Ein anderer, der zur allgemeinen Belustigung beitrug, indem er in Badelatschen zur Schicht gekommen war, zauberte aus seinem Rucksack massenweise Bierdosen hervor.

Dort draußen, umgeben von skurril wirkenden Eisgletschern, zugeschneiten Bergen; umweht von der eisigen Kälte des tiefen Winters, standen rund dreißig vom Leben gebeutelte Männer in zerfetzten Elchkostümen herum und kippten sich Weinbrand und Bier rein als gäbe es kein Morgen.
Ich nahm einen kräftigen Schluck aus der Flasche und reichte sie an Harry weiter, ein dünner blondhaariger Knilch, der jüngste von uns, keine neunzehn Jahre alt. Die Rauchschwarten der Zigaretten waren nur mit Mühe vom eigenen Atem zu unterscheiden, und einige der Jungs zitterten bereits am ganzen Leib. Fünf Minuten später blieb Harry ruckartig stehen, nuschelte etwas mir unverständliches, hielt sich vor Schmerzen die Wampe fest und brach zusammen. Der Anblick erinnerte mich an den eines Soldaten, der beim Angriff von der Druckwelle einer feindlichen Handgranate nach hinten geschleudert wurde. Rudolf trotzte der Kälte und bastelte aus seinem Kostüm eine Hängematte, auf die er Harry legte. Kilometer später erreichten wir mit einiger Verspätung die Innenstadt und bewegten uns auf die erste Kneipe zu. Harry ließen wir draußen im Schnee liegen; vielleicht würde ihn die Kälte wieder auf Trab bringen.

 

folgendes schrieb roadkill_jesus über seine Geschichte:

Hey, liebe Freunde des schlechten Geschmacks!

Es dreht sich um folgendes: Ich habe das dringende Bedürfniss, noch vor Weihnachten einen Spontaneinfall zu verwirklichen, der mir vor ner knappen Woche auf der Arbeit gekommen ist. Allerdings habe ich das Gefühl, dass der Text bis hierhin nur in meinem eigenen Kopf funktioniert; schließlich weiß ich ja bereits, um was er sich dreht. Eines möchte ich noch kurz erwähnen; die Geschichte beinhaltet weder einen Spannungsbogen noch einen wirklichen Plot und bricht wahrscheinlich wieder mal mit sämtlichen litararischen Konventionen, die euch eure Lehrer im Leistungskurs beigebracht haben, also vom Aufbau her bitte nicht allzu streng bewerten.

Viel wichtiger sind mir folgende Fragen:

1. Welche Informationen habt ihr aus dem Text erhalten?
2. Verwirren die Charaktere, sind zu wenig vorhanden?
3. Habt ihr bereits ein Grundgerüst von Bildern in eurem Kopf entstehen lassen können oder wirkt der Text dafür zu unausgereift; zu unstrukturiert?
4. Was glaubt ihr, mit welcher Intention der Text verfasst wurde?

Wäre echt dankbar wenn sich jemand die Mühe machen würde; ist unter anderem wichtig für ne Auswertung an der Uni. Danke im Vorraus!


Kommentare dieser Art bitte immer in einem gesonderten Posting unterhalb der Geschichte.

 

Hallo.

Bilder entstehen bei dieser Geschichte keine in meinem Kopf. Sie wirkt irgendwie krampfig und zusammengebastelt. Was die Charaktere angeht, bleiben die weitest gehend im dunklen, da nur oberflächlich oder garnicht beschrieben. Ab und zu hatte ich das Gefühl, eine Stellenbeschreibung für Weihnachtselfen zu lesen und wieder später, klang es wie Auszüge aus einem Tagebuch.
Ich finde du könntest ein paar mehr Absätze machen und viele Füllwörter streichen. Die Sprache kommt etwas geschraubt rüber.

Dort draußen, umgeben von skurril wirkenden Eisgletschern, zugeschneiten Bergen; umweht von der eisigen Kälte des tiefen Winters, standen rund dreißig vom Leben gebeutelte Männer in zerfetzten Elchkostümen herum und kippten sich Weinbrand und Bier rein als gäbe es kein Morgen.
Etwas zu kitschig.
Der Anblick erinnerte mich an den eines Soldaten, der beim Angriff von der Druckwelle einer feindlichen Handgranate nach hinten geschleudert wurde.
Den Vergleich find ich mehr als unpassend.

Ich hoffe ich war nicht zu hart.

Liebe Grüße
Phoenix

 

*gg*, nein, das ist ja der Sinn weshalb ich die Story hier gepostet habe. Leider hast du nichts grundsätzliches zur Idee gesagt, aber trotzdem danke vielmals :)

 

Hallo roadkill_jesus,

ich kann mit deiner geschichte erstmal nicht wirklich viel anfangen. Du verbindest in meinen Augen typische Weihnachtsklischees a la Elfen, Rudolf ( .. ) etc. mit dem Verhaltten von pupertierenden Jugendlichen, die sich mit Alkohol zudrönen. Ich sehe dies in keinerlei Zusammen. Desweiteren hatte ich gerade am Anfang der Geschichte oft den politischen Gedanken in deiner Geschichte gesehn. Mir kam es fast so vor, als wollest du das Streichen des Weihnachtsgeldes darstellen und in Kontrast mit dem Betrieb des Weihnachtsmanns stellen, der logischerweise in der Vorweihnachtszeit wahrlich blühen muss. Die Charaktäre bleiben mir auch sehr dunkel gehalten, da man außer einem beschreibenden Nebensatz a la " blond und blauäugig " so gut wie keine Informationen erhält. Die Reaktion am Ende, den Armen Kerl in der Kälte liegen zu lassen, hatte für mich zwar etwas Plötzliches, aber gleichzeitig wird diese Stimmung durch den Stumpfsinn der Aussage gedrückt.

 

Das mit dem Weihnachtsgeld fand ich jetzt aber wirklich mal einfallsreich, ohne mich selbst loben zu wollen. Die Story sollte ein Exempel für "gebündelte" Situationskomik sein, allerdings fordert das ne ganze Menge Arbeit. Der Leser soll sich die Geschichte durchlesen und sich, ohne zu einem Charakter näheren Bezug aufzubauen, sozusagen als Außenstehender betrachten; auch nicht geistig fest in die Handlung involviert werden.
Im Prinzip ist die gewünschte Reaktion des Lesenden ein "Shit, wie skurril ist denn das!?".

Scheint mir wohl nicht sonderlich gut gelungen zu sein :(

 

Unfertige Geschichten sollten nicht gepostet werden. Dazu sind kg.de und "Experimente" nicht da.
Gibt es da kein Experiment drin? Morgen möchte ich gerne die Entscheidung treffen, ob die Story gelöscht oder verschoben wird.

 

WO bitteschön sollte ich die Story denn selbst posten? Vor deinen Augen liegt ein Paradebeispiel, das moderne Aushängeschild der Literaturexperimente und kommst allen Ernstes mit "Löschen"!? Alter... oder besser gesagt ALTE.

 

Hallo roadkill_jesus

Ob die deine KG hier stehen lassen oder nicht, kann ich nicht beeinflussen.
Ich wollt dir nur mitteilen, dass ich mich amüsiert habe. Und es soll ja einfach eine lustige KG sein, oder? Auch wenn die Idee der menschlichen Maschinerie des Weihnachtsgeschenkegewerbes schon sehr überholt ist, hab ich gelacht. Poste sie doch unter Humor, wenn sie fertig ist.

Gruß

 

roadkill_jesus schrieb:
WO bitteschön sollte ich die Story denn selbst posten? Vor deinen Augen liegt ein Paradebeispiel, das moderne Aushängeschild der Literaturexperimente und kommst allen Ernstes mit "Löschen"!? Alter... oder besser gesagt ALTE.

1. Ich weiß nicht, was du mit "selbst" in dem Kontext meinst.
2. Die Option der Verschiebung finde ich angemessener, also reg dich nicht wegen einer hypothetischen Löschung auf.
3. Soll das "ALTE" bedeuten, dass du mich für ein Weibchen hältst oder ist das eine Abkürzung für irgendetwas?

Verschoben von "Experimente" nach "Seltsam".

 

Pah. Ich bin wie der Kerl, der gegen die Windmühlen gekämpft hat. Schön zu hören, dass es jemanden zum Lachen gebracht hat. Merkwürdig finde ich es allerdings schon, dass im Forum niemand den Inhalt mag aber auch keiner die Sprache zerrissen hat, wobei mir an der Uni Bastardwendungen vorgeworfen worden sind und im selben Atemzug Gratulationen für die "subtile Comicessenz", was auch immer damit gemeint war :)

@Rosentrehter: Kannst du Quellen nennen bezüglich den der meinen vorrausgegangenen Geschichten über Sklavenhandel im Weihnachtsgewerbe? Solltest du recht behalten, werde ich die ersten zwei Sätze wohl streichen müssen :(

 
Zuletzt bearbeitet:

Hi

Ach ihr Studenten. Wollt immer Quellen sehen. Bei euch geh nichts ohne Quellen. Dabei weißt du selber, dass es so viele Geschichten mit dieser Thematik gibt. Ob auf satirischer Basis oder sogar als Kindergeschichten. Dann natürlich in abgeschwächter Form. Und es gibt bestimmt Comics.
Deswegen auch die "subtile Comicessence", weil du schreibst wie ein Comic. Das soll keine Beleidigung sein, denn für diese Geschichte find ich das gut. Fehlt nur noch, dass du Sachen wie "Peng" "krach" Kawumm!" "Ahhh" "Kadoing" einbaust. Aber ich glaube, du wolltest eher eine Geschichte schreiben, die das Weihnachtsgewerbe vermenschlicht. Dazu sind die Charaktere nicht authentisch genug und der Ort zu unreal. Außerdem passiert alles viel zu hastig. Die Handlungen springen und sind zu schnell erledigt. Wie in einem Comic: Es passiert alles Bild für Bild.

Gruß

 

Aus dieser Sicht hast du Recht, das muss ich (leider?) zugeben. Allerdings bin ich schon immer mehr der lakonische Schreiber gewesen, ohne mich jetzt mit Hemingway vergleichen zu wollen oder so, umschweifende Metaphern liegen mir nicht besonders oder sind dermaßen aus der Luft gegriffen bzw. ungewöhnlich, dass sie im Endeffekt mehr wie ein surreales Zwischending wirken.

Sorry bout that :(

Heute durfte ich mir übrigens anhören, vom Sprachstil her Bukowski kopiert zu haben, was meiner Meinung nach völliger Unsinn ist... naja.
Hat jemand noch ein paar Ratschläge, wie ich Personen zwar charakterisieren, aber dennoch "seelenlos" lassen kann? Ich habs mit Umschreibungen á la Freud versucht; quasi die Adjektive einer Charakterisierung vom Patienten benutzt, was aber extrem aufgesetzt wirkt... bin echt ratlos :(

 

Hi

Ja ja. Alles, was nicht perfekt durchdacht ist, wird mit Bukowsky verglichen. Das sagen Leute, denen nichts besseres einfällt, oder die keinen bock haben deine Geschichte richtig zu kritisieren. Eine Schande für ihn. Er hat nämlich einen noch ganz anderen Stil. Du schreibst ja nicht vom Saufen und Ficken.
Ich denke, du solltest einen Anfang dazu schreiben, wie die Hauptperson den Job vom Arbeitsamt zugewiesen bekommt, oder so etwas in der Art. Er braucht dringend Geld, bekommt einen dubiosen Hinweis (eine Adresse) vom Arbeitsvermittler und gerät in das von dir beschriebene Gewerbe. Oh man. Da hätte ich gerade selber Spaß dran. Aber du machst das schon. Bis dann.

 

Ne ne! So leicht kommst du nicht davon!
Ich ficke ja auch keine Frau, die gerade erst mit ihrem Freund schluss gemacht hat.
so wünsch ich dir viel Spaß.

 

"Ich ficke ja auch keine Frau, die gerade erst mit ihrem Freund schluss gemacht hat."

Metapher des Tages. Aber ganz sicher! :)

 

Wenn ich die Zeit dazu finde, auf jeden Fall. Allerdings liegen mir gegenwärtig 5 (!) Stilelemente vor, die ich zu einer Geschichte "ausformulieren" muss. Zum Schreiben gezwungen zu werden macht keinen Spaß :(

 

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