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Wem die Stunde schlägt

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14.08.2005
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Wem die Stunde schlägt

Ein knappes Dutzend Passagiere unterschiedlichem Alters stiegen aus dem Flugzeug aus, bepackt mit Koffern und allerlei Gepäck, Handtaschen, einige trugen verspiegelte, andere wiederum fast durchsichtige Sonnenbrillen, Hüte, Mützen, ein älterer Herr hatte einen Sombrero an, es wurde viel geredet, in dem Stimmenwirrwarr fühlte sich Frank ein wenig verloren. Die Einreisenden wurden von einer Animateurin zum Sektempfang begleitet und richteten sich nach der obligatorischen halbstündigen Plauderrunde (die eigentlich dazu dienen sollte, sich untereinander näher kennen zu lernen, de facto aber selten mehr war, als eine Persiflage, eine riesige Verarschung, um vorab schon festzulegen, wem man in diesen vierzehn Tagen auf keinen Fall beim Frühstück begegnen möchte) in ihren jeweiligen Hotelzimmern ein.

Frank verspürte keine rechte Lust, seine Sachen auszupacken, um sie geordnet in die Kommode zu verfrachten, also schmiss er seinen Reisekoffer (Drei kurze, zwei lange Hosen, Sonnencreme, Kopfschmerztabletten, eine Creme gegen Mückenstiche...) kurzerhand in die Ecke und ließ sich mit einem Plumps in das frisch bezogene Bett fallen. Er ging das Hotelzimmer mit prüfendem Blick ab: An der östlich gelegenen Wand hing ein Spiegel, daneben befand sich ein mächtiger Kleiderschrank, die Tür zum Bad, unter dem Bett war genügend Stauraum vorhanden, um die Kampfausrüstung eines ganzen Bataillons unterzubringen. Frank spürte ein leichtes Gefühl des Unzulänglichkeit in sich aufsteigen: Die anderen Teilnehmer würden bestimmt zehnmal soviel Gepäck dabeihaben; eine Ladung Schokoriegel, Feuchtigkeitscremes oder ihren Laptop.

Eigentlich wollte er nur alleine sein, nur hatte ihn eben diese ständige Einsamkeit erst dazu veranlasst, an einem Animationsurlaub teilzunehmen, also blieb er konsequent und traf pünktlich im Speisesaal ein, wo die Veranstalter die Gäste nun vollends willkommen hießen.
Eine dickliche Frau (lockige schwarze Haare, Schweinsnase, ein von Muttermalen entstelltes Gesicht) begrüßte alle Teilnehmer mit freundlichem Lächeln und empfahl dringend, sich für den nächsten Tag zum Ausflug an den Tafelberg einzuschreiben. „... und, meine Damen und Herren, wenn Sie erst die Skyline gesehen haben, möchte Sie dieses Land nie wieder verlassen wollen!“ Sie schien sich wirklich dafür zu begeistern, hüpfte wild gestikulierend auf und ab, durch ihr Lachen hindurch klaffte eine monströse Zahnlücke, aber es war (hingegen Franks erstem Eindruck) tatsächlich echter Natur, diese Frau besaß sehr authentisch wirkende Wesenszüge. Vielleicht hatte sie dieses sympathische Verhaltensmuster aber auch nur in einem Workshop für Kaufleute einstudiert und dermaßen verinnerlicht, dass sie schlichtweg gut darin war. Als nächstes war ein stämmiger Mann mittleren Alters an der Reihe mit reden. Er warnte die Zuhörer eindringlich vor der „an jeder Ecke stets präsenten“ Drogenkriminalität (beim Reden hob er immer wieder mahnend den Finger- er war bestimmt ein strenger Vater, schoss es Frank durch den Kopf) und vor ungeschützten Puffbesuchen, wobei er natürlich nicht „Puff“ sagte, sondern ein charmanteres Wort benutzte, das Frank im selben Augenblick wieder entfiel. „Ach ja, liebe Mitreisenden, ich bitte Sie alle dringlichst, sich nicht länger als unbedingt nötig mit Schwarzen einzulassen.“ Frank konnte sich ein verschämtes Kichern (selbstredend hinter vorgehaltener Hand) nicht verkneifen. Die Touristen waren mitten in Südafrika, und dieser weiße Arsch versuchte ihnen doch allen Ernstes, das Kontakt zu den Einheimischen zu untersagen. Und was meine er bitteschön mit „Nicht länger als unbedingt nötig“? Nach dem Marihuanadeal umgehend das Weite suchen, verschwinden, wegrennen? Frank hegte langsam den unangenehmen Verdacht, dass es wohl doch keine so überragende Idee war, sich auf diesen Urlaub einzulassen.

Als es schließlich an der Zeit war, sich untereinander näher kennen zu lernen, betrachtete Frank eingehend die Fußkacheln unter seinen Füßen und gab sich alle Mühe, möglichst beschäftigt zu wirken, während er sich däumchendrehend und gesenkten Hauptes tief im Innern wünschte, jemand würde zu ihm rüber kommen und ein Gespräch anfangen, was nach geraumer Zeit, als sich die übrigen Teilnehmer schon alle von ihren intimsten Erfahrungen erzählt und die Telefonnummern ausgetauscht hatten, passierte: Ein junges Pärchen stand händchenhaltend vor ihm und grinste einladend. Er schaute erst ihre, dann seine Beine hinauf, vorbei an ihren kleinen Brüsten, hoch an seiner trainierten Bärenbrust. Ihr Name war Celine, seiner Johannes, und Johannes war ein echtes Alphatier. Braungebrannt, muskulös, eine Tonne Gel in die Haare gewichst, eines dieser Standardviecher auf den prallen Bizeps tätowiert, ein Krebs oder so, wahrscheinlich sein Sternzeichen (Sehr einfallsreich, übrigens), sie war schätzungsweise vierundzwanzig, trug ebenfalls eine Sonnenbrille ins Haar gesteckt, braune Sandalen, gelbes T-Shirt mit Aufdruck, in der rechten Hand hielt sie einen dieser in der dritten Welt geflochtenen „Fair Trade“ - Körbe. Das erkannte Frank sofort, denn diese Art von Körben zerfiel mit der Zeit in ihre Bestandteile.

Frank wurde durch das warme Kitzeln einer handvoll Sonnenstrahlen geweckt. Er schmiss die Decke von sich und schritt ins Bad, wo er beschämt feststellen musste, wie schwach er im Gegensatz zu Johannes aussah. Celine war eine klasse Frau, ein reifes Mädchen eher, aber mit wahnsinnigem Charakter. Sie trug weder Lippenstift noch Tusche im Gesicht, ihre Beinen waren glatt wie die spannende Haut eines neugeborenen Delfins. Klitschige Dinger, übrigens, aber niedlich, fand Frank. Er stapfte hinab in den Empfangssaal und gab seinen Zimmerschlüssel an der Rezeption ab.
Eine kleinwüchsige Afrikanerin mit ungewöhnlich breitem Gesäß begrüßte ihn beim Frühstück mit herzlicher Umarmung. Erst dachte er, sie wäre Angestellte des Hotels oder eine Nutte mit Aufenthaltsgenehmigung des Hotelleiters (Was diesen irgendwie in die Position eines Zuhälters schieben würde, sofern er Abgaben verlangte, was er sicherlich getan hätte). Später jedoch stellte sich heraus, dass eben diese Afrikanerin mit dem fetten Arsch die Tochter des Hotelleiters war, was Franks gesamte Theorie und gleichzeitig sein Vorhaben über dein Haufen warf, diese Frau für eine der kommenden Nächte für eine halbe Stunde zu buchen. Er nahm sich ein Tablett und bediente sich an dem großzügigen Angebot: Ein paar Scheiben Käse hier, eine Miniaturpackung Nutella dort, ein Apfel (von dem er wusste, dass er ihn nicht essen würde) und eine Tasse Kaffee, drei Weckchen unterschiedlicher Beschaffenheit. Der Aufenthalt würde sich schon noch bezahlt machen, dachte Frank, als er lustlos aber konzentriert eines seiner Brötchen auspulte und „das Weiße“ (wie es seine Großmutter immer nannte, dabei waren es mehr die Innereien oder so) in den Kaffee tunkte.
Celine kam mit ihrem Stecher um die Ecke geschlendert, sie zeigte mit freudigem Lächeln auf Frank, war ihm signalisieren sollte, dass sich die Beiden gleich zu ihm an den Tisch gesellen würden. Frank missdeutete die Geste und pflegte die Annahme, Celine hätte in Gegenwart von ihrem Freund einen Witz gerissen über seine unansehnlichen Beine. Frank hatte es immer schon mit seinen Beinen gehabt, schon als Kind wurde er nach dem Sportunterricht von den restlichen Jungs damit aufgezogen, dass sie keinerlei erkennbaren Muskeln besaßen. Seine Beine ähnelten wirklich denen eines Storches, streichholzdünn und kaum behaart, dazu kam zu allem Überfluss die leuchtende Blässe.
Zu Franks Verwunderung setzten sich die Beiden an seinen Tisch, begrüßten ihn höflich und aßen. Johann schien ein netter Kerl zu sein, oder zumindest gab er sich alle Mühe, wie einer zu wirken.

„Na, was hasten die Nacht noch so getrieben?“
[Johann denkt, wenn man den Vorgang der Neuronenschaltung in seinem Reptiliengehirn so bezeichnen möchte: Hmmm... die Marmelade schmeckt irgendwie scheiße.]

„Bin gegen neun ins Bett, also kurz nach der Standpauke vom Veranstalter.“
[Und du blöder Wichser hast die geilste Schnalle von allen gepimpert.]

Johann war scheinbar darauf bedacht, möglichst loyal zu wirken, aber das Grinsen auf seinen Lippen verriet für den Bruchteil einer Sekunde die Arroganz, die seine Aussage in Franks Ohr hauchte. „Ins Bett?“

Frank verspürte keine rechte Lust, als Urlaubskumpel zweckentfremdet zu werden.
[Frank denkt: Nein, ich hab mir die Nacht um die Ohren gefickt, du dämlicher Schwanzlutscher.]
„Ja, hab noch ne Runde gelesen und bin dann irgendwann eingenickt.“

Celine machte den Vorschlag, den Nachmittag zusammen zu verbringen, aber „Abseits von diesen Wohlstandstouristen“, was Frank im Endeffekt ganz recht war. Nur Johann sollte sich bitte das Knie brechen und für die nächsten hundert Jahre im Krankenhaus verwesen. Johann war drauf und dran, Frank mit seinem aus seiner Sicht gescheiterten Versuch, eine zwischenmenschliche, wenn auch nur vorübergehende Beziehung aufzubauen, gehörig auf die Nerven zu gehen. Celine hingegeben begnügte sich damit, den Silberlöffel in ihrer Kaffeetasse pausenlos herumzurühren, was (wenn man dieses Geräusch hätte isolieren können) auf eine seltsame Art und Weise harmonisch klang. Überhaupt wirkte sie trotz ihrer teuren Kleidung nicht sonderlich eingebildet; vielmehr überraschte es Frank, wie aufgeschlossen sie gegenüber der Welt war: Sie stellte permanent Fragen, wie ein kleines Kind, dass abends mit seinem Vater spazieren geht und mit offenem Mund den Mond anstarrt. Sie dürfte den Mond mittlerweile schon tausendmal gesehen haben, dachte Frank, aber sie machte den Eindruck, als ob sie sich jedes Mal aufs neue über seine mystische Größe freuen würde.

Der Tod kam unverzüglich, unerhofft, und es wird Sie vielleicht schockieren, aber die Geschichte endet mit der Schilderung des vollkommen pathosfreien Abgangs unserer Protagonisten. Man beschloss, auf Safari zu gehen. Johann und Frank wurden von einem Elefanten zertrampelt, Celine überlebte das Drama und heiratete einen Ölscheich. Seitdem verbringt sie den Rest ihres Lebens in einem Palast, irgendwo in den Vereinigten Arabischen Emiraten.

 

Hallo roadkill_jesus,

sorry, aber die Geschichte hat mir gar nicht gefallen. Erstens hast du in jedem dritten Satz Klammern und etwas näher zu erläutern. Das wirkt für mich aber eher störend und ist nicht gut für den Lesefluß. Zu mal du den Text in Klammern auch einfach schreiben kannst, also einfach die Klammern wegläßt.
Zweitens kommt mir die Geschichte ziemlich unausgegoren vor. Einmal durch ungeschickte Wortwahl ...

ein älterer Herr hatte einen Sombrero an
Einen Sombrero hat man auf nicht an

... und zweitens durch erhebliche Logiklücken ...

durch ihr Lachen hindurch klaffte eine monströse Zahnlücke, aber es war (hingegen Franks erstem Eindruck) tatsächlich echter Natur, diese Frau besaß sehr authentisch wirkende Wesenszüge.
:confused:
Auch nach mehrmaligem Lesen hat sich mir der Sinn dieses Abschnitts nicht erschließen können ...

geflochtenen „Fair Trade“ - Körbe. Das erkannte Frank sofort, denn diese Art von Körben zerfiel mit der Zeit in ihre Bestandteile.

Frank wurde durch das warme Kitzeln einer handvoll Sonnenstrahlen geweckt.

Oder hier: Erst beschreibst du noch das Pärchen welches vor dem Protagonisten steht, der Leser erwartet irgendetwas und denn, im nächsten Satz, wacht der Mann morgens auf.
Und wenn dem Mann so ein Urlaub so zuwider ist, warum bucht er ihn denn überhaupt?

Sorry, absolut nicht mein Fall. Wobei auch die Witze ziemlich flach sind.

Nix für ungut ...
Gruß
Lemmi

 

Ein knappes Dutzend Passagiere unterschiedlichem Alters stiegen aus dem Flugzeug aus, bepackt mit Koffern und allerlei Gepäck, Handtaschen, einige trugen verspiegelte, andere wiederum fast durchsichtige Sonnenbrillen, Hüte, Mützen, ein älterer Herr hatte einen Sombrero an, es wurde viel geredet, in dem Stimmenwirrwarr fühlte sich Frank ein wenig verloren.
Erstens Mal ist dieser Satz viel zu lang, mach drei daraus. Dann befinden sich gleich im Einstiegssatz drei Fehler (unterschiedlichen; stieg; auf statt an), was auch net besonders toll ist.
der obligatorischen halbstündigen Plauderrunde (die eigentlich dazu dienen sollte, sich untereinander näher kennen zu lernen, de facto aber selten mehr war, als eine Persiflage, eine riesige Verarschung, um vorab schon festzulegen, wem man in diesen vierzehn Tagen auf keinen Fall beim Frühstück begegnen möchte)
hehe, der is gut
Eigentlich wollte er nur alleine sein, nur hatte ihn eben diese ständige Einsamkeit erst dazu veranlasst
Wwdh
eines dieser Standardviecher auf den prallen Bizeps tätowiert, ein Krebs oder so, wahrscheinlich sein Sternzeichen (sehr einfallsreich übrigens)
hehe

Hi roadkill_jesus,

je nun, was soll isch viel sagen ... bis auf die angemerkten Stellen plätschert die Geschichte so hin. Ich find sie nicht schlecht, so wie Lemmi, aber so richtig mitreißen kann sie mich auch nicht.

Alles in allem denke ich aber doch, dass Humor als Kategorie dafür nicht die falsche Wahl ist.

Großes Manko: Du scheinst keine Lust haben, zu schreiben, da sich Fehler einnisten wie z.B. "dein" statt "den" usw. ... mysteriös ...

Yeahboyyy!

 

Ich muss mich Lemmi anschließen, die Geschichte hat mir persönlich nicht gefallen, ich fand sie eher langweilig und richtige Gags waren auch nciht dabei, höchstens mal hier und da eine recht nette Formulierug, aber das wars schon. Die Geschichte ist sonst recht langweilig und man weiß nicht, worauf du hinauswillst.
Diese ständigen Abschweifungen und Klammererläuterungen wirken erzwungen, weil du unbedingt irgendeine Kritik loswerden wolltest.
Das Ende finde ich ziemlich plump und unlustig, nach den vielen Erläuterungen und dem recht langen Text, hätte ich irgendetwas Kreativeres erwartet, was wenigstens ind en Zusammenhang passt.
Nicht böse gemeint, aber mein Fall war die Geschichte wirklich nicht, sry.

 

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