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Wenn Regeln töten...

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14.03.2003
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Wenn Regeln töten...

Als mein älterer Bruder damals diesen Vorschlag machte, der unser ganzes Leben verändern sollte, war ich trotz des Irrsinns dieser Idee sofort hell auf begeistert, als mein Bruder sie aussprach. Ich dachte keine Sekunde an die negativen Konsequenzen, die sie mit sich bringen könnte. Ich dachte nur an das Gefühl der Freiheit, an die gesprengten Ketten und die Erleichterung die sich einstellen würde, wenn wir Nick‘s Plan in die Tat umsetzen würden.
Jetzt wollen Sie sicher wissen wie dieser Plan aussah und worum es dabei überhaupt ging. Ich würde es Ihnen ja auch gerne sofort sagen, nur erklärten mir einige Leute, die sich als Literaturexperten verstanden, ein guter Autor würde nie zu viel auf einmal verraten und statt dessen nur die Geschichte erzählen, ohne zu lange Gedankengänge der Hauptfiguren Preis zu geben. Das seien wichtige Regeln in der Literatur, so sagte man mir. Und da meine Mutter, diese Schlampe, mir immer eingebläut hatte Regeln zu folgen, füge ich mich auch diesmal. Na ja, wäre es so gewesen, dass mein Bruder und ich den Regeln unserer Mutter zum Trotz von vorn herein hätten über die Dinge erzählen können, die uns letztendlich zu unserer Tat getrieben hatten, hätte das folgende Drama vielleicht verhindert werden können. Dann bestände für mich jetzt keine Notwendigkeit, hier in der Gefängniszelle sitzend, darüber zu schreiben. Aber Regeln sind nun einmal Regeln!
So, wo war ich? Ach ja, mein Bruder verriet mir also seinen Plan. Aber dazu kommen wir später noch, ich beginne jetzt erstmal ganz am Anfang.
Die allererste Erinnerung an meine Kindheit habe ich, da war ich ungefähr acht Jahre alt. Ich spielte auf dem riesigen Balkon unserer Villa in Dallas. Genau genommen gehörte die Villa unserem Vater. Er war ein erfolgreicher Banker und leitete die drittgrößte Bank im Staate Texas. Allzu viel wusste ich nicht über seine Arbeit, denn sie interessierte mich nicht. Das Geld mit dem er zu tun hatte, interessierte mich allerdings schon. Obwohl unser Vater reichlich privates Vermögen hatte, war er sehr geizig, so dass für uns so gut wie nie etwas abfiel. „Ihr liegt mir so schon mächtig auf der Tasche, da ist ein Bonus einfach nicht drin. Schließlich bekomme ich das Geld ja niemals zurück, geschweige denn Zinsen dafür, also was habe ich dann davon?!" Das war seine Lieblingspredigt, wenn mein Bruder oder ich mal nach etwas mehr Taschengeld fragten.
Was er nicht wusste, war, dass wir wussten, wo er den Ersatzschlüsselbund für sämtliche Türen und Tresore in seiner Bank aufbewahrte. Als wir einmal mitten in der Nacht die Kommode im Zimmer unserer als Säugling verstorbenen Schwester durchwühlten, weil wir unbedingt den Schlüssel zu Vaters Waffenschrank finden wollten, um seine tolle Gewehrsammlung genauer betrachten zu können, fanden wir dieses Schlüsselbund. Vater hatte den Schlüssel für den Waffenschrank an das gleiche Bund gemacht, so dass wir fast eine halbe Stunde brauchten um den richtigen zu finden.
Jedenfalls spielte ich da auf dem Balkon mit einem Flummi, als ich plötzlich so ein seltsames Stöhnen hörte. Verwundert verlies ich den Balkon und folgte dem komischen Geräusch, das lauter wurde, je näher ich dem Schlafzimmer meiner Eltern kam. Ich schlich leise an die Tür heran, horchte noch einmal kurz den Geräuschen und öffnete sie schließlich ganz behutsam. Geduckt starrte ich auf das Ehebett meiner Eltern. Dort lag Vater eng verschlungen mit meinem Bruder Nick. Als ich näher hinsah, erkannte ich Nicks schmerzverzerrtes Gesicht. Er winselte leise.
Obwohl ich nicht genau verstand, was sich da vor meinen Augen abspielte, rannte ich in Panik auf unser Zimmer, schmiss mich auf mein Bett und weinte. Die Hilflosigkeit in den Augen meines vier Jahre älteren Bruders, der für mich bis dahin immer ein Held gewesen war, hatte mich schockiert. Ich konnte mir keinen Reim daraus machen, was diese Hilflosigkeit in ihm ausgelöst hatte. Ich sollte es aber bald am eigenen Leib erfahren.
Als mein Bruder eine Stunde später ins Zimmer kam, legte er sich auf sein Bett und starrte mindestens eine weitere halbe Stunde die Decke an, ohne auch nur ein einziges Wort zu sagen. Ich war ebenfalls nicht fähig etwas zu sagen, geschweige denn ihn über die Sache im Schlafzimmer unserer Eltern auszufragen. Also starrte ich gemeinsam mit ihm an die weiße Decke.
Dann endlich begann er mit mir zu sprechen. In seinem üblichen fürsorglichen Ton, der ihn für mich als großen Bruder unentbehrlich machte, erzählte er mir, wie toll er es fände mit mir und einem großen Batzen Geld aus Vaters Bank von hier abzuhauen und die Welt zu bereisen. Ich träumte mit ihm, wie wir zusammen in einer Concorde erst nach New York, dann nach Afrika, Europa und Japan flögen. Nie zuvor hatte ich meinen Bruder so verträumt erlebt. Diese Traumreisen sollten ab dann aber fast täglich folgen.
Am nächsten Morgen wurde ich von flüsternden Stimmen geweckt. Ich hielt meine Augen geschlossen als ich bemerkte, dass diese Stimmen direkt gegenüber von meinem Bett kamen. Ich hörte wie Mutter auf Nick einredete.
„Das hältst Du schon noch aus!",
„Nur noch ein paar Jahre, dann bist Du erwachsen",
„Ich habe es damals auch überlebt",
„Erzähl nur ja niemanden davon, hörst Du?",
Nick erwiderte kein Wort. Ich hörte ihn die ganze Zeit nur leise weinen.
Erst als Mutter aus unserem Zimmer gegangen war, traute ich mich meine Augen aufzumachen. Ich blickte zu Nick hinüber und sah ihn seine Tränen aus den Augen wischen. Unsicher stand ich auf und stellte mich vor sein Bett.
„Was ist los", fragte ich schüchtern.
Statt mir zu antworten, setzte er sich auf die Bettkante, schlang seine Arme um meine Hüften und legte seinen Kopf auf meine Brust.
„Ach Pacey, ich freue mich schon darauf, mit dir in der Savanne von Afrika und auf den schneebedeckten Wissen von Norwegen zu toben und weit, ganz weit weg von hier neu anzufangen."
Sein Ton verwirrte mich. Er klang ernst, Nick sprach, als wäre unsere Traumreise von letzter Nacht mehr als nur eine Phantasie für ihn gewesen.
Als ich bemerkte, dass ihm wieder die Tränen kamen, streichelte ich ihm unbeholfen über den Kopf. Ich fühlte mich hilflos. Ich hatte Angst, dass ich jetzt die Rolle des starken Bruders übernehmen mußte - ich fühlte mich alles andere als stark.

Abends, noch bevor Vater von der Arbeit kam, bemerkte Mutter, dass wir wieder mal unerlaubt in dem Zimmer unserer toten Schwester gewesen waren und schreite uns wütend an.
„Ihr undankbaren Blagen!",
„Ich habe euch doch verboten dieses Zimmer zu betreten!"
„Wenn man euch Regeln aufzeigt, dann habt ihr sie auch zu befolgen!"
„Eure große Schwester hätte sie voll und ganz befolgt."
„Ich wünschte sie wäre jetzt hier und ihr währet an ihrer Stelle gestorben!"
Wir hatten gar keine Zeit uns Mutters fiesen Sprüchen richtig bewusst zu werden und den Schmerz den sie auslösten wahr zu nehmen. Wir waren voll und ganz damit beschäftigt Mutters fuchtelnden Armen auszuweichen. Das gelang uns nicht immer, weshalb ich am Ende, als Mutter ihren Wutanfall endlich hinter sich hatte, mit einer blutigen Lippe und Nick mit heftigen Kratzern am Hals da stand.
Obwohl ich sie nicht kannte, weil sie bereits acht Jahre vor meiner Geburt gestorben war, hasste ich meine große Schwester aus tiefstem Herzen. Ich hasste sie dafür, dass sie gestorben war. Ich hasste sie dafür, dass Mutter deshalb dauernd wütend war. Und ich hasste sie, weil sie nicht da war, um sich um Nick zu kümmern, so wie es sich für eine große Schwester eigentlich gehörte. Denn gerade zu dieser Zeit hätte er jemanden brauchen können, der sich um ihn kümmerte.

Zirka einen Monat später, an einem Samstag, spielte ich wie so oft auf der Terrasse unseres Anwesens. Nick war übers Wochenende auf Klassenfahrt, so dass ich ganz alleine mit unseren verrückten Eltern war. Der Abend brach gerade an und ich genoss die letzten warmen Sonnenstrahlen des Tages, während ich meinem geliebten Flummi auf und ab springen ließ. Als die Sonne direkt vor mir langsam unterging und sich der Himmel rot-orange färbte, sah ich geblendet von dem Farbenspiel eine Gestallt mit Cowboyhut auf mich zu laufen. Als sie näher kam und ich von ihrem Schatten erfasst wurde, konnte ich endlich das Gesicht der Gestallt erkennen. Es war Vater, der seine Luxuskarre anscheinend mal wieder ein paar Meilen weit weg abgestellt hatte, um einen gemütlichen Spaziergang nach der stressigen Arbeit machen zu können. Solche Spinnereien kannte ich schon von ihm. Doch der Cowboyhut war etwas neues.
„Na Pacey, gefällt er dir" fragte Vater, als er mich auf seine Kopfbedeckung starren sah. „Wenn Du gleich reinkommst können wir ein wenig ‚Cowboy reiten‘ spielen."
Obwohl mich sein seltsam gieriger Blick etwas irritierte, war ich von Vaters Idee etwas zu spielen begeistert, auch wenn ich nicht genau wusste was das für ein Spiel war, von dem er gesprochen hatte.
Nachdem die Sonne endgültig untergegangen war, ging ich zurück ins Haus. Als ich auf dem Weg ins Schlafzimmer an der Küche vorbeikam, hörte ich meine Mutter mir hinterherrufen, dass es bald essen geben würde. Davon unbeeindruckt ging ich ins Zimmer hinein und erspähte Vaters Cowboyhut, der auf dem Bett lag. Aufgeregt sprang ich auf das Bett und setzte ihn mir auf. Gleich darauf kam auch Vater ins Zimmer. Sein Blick war jetzt noch gieriger als zuvor... an dieser Stelle habe ich eine Lücke in meiner Erinnerung. Ich kann mich nur noch gedämpft an einen höllischen Schmerz erinnern, einen Schmerz, der dir das Gefühl gibt, als wenn jemand mit bloßen Händen in deinen Eingeweiden herumwühlt, so wie ein Koch, der die Innereien aus einem Fisch entfernt.
Doch jetzt wo ich hier so darüber schreibe, kommt in mir doch noch eine Erinnerung hoch, die ich bisher anscheinend verdrängt habe. Ich erinnere mich jetzt wieder daran, wie Mutter ins Schlafzimmer kam, um uns zum Essen zu holen. Ich erinnere mich an ihren angewiderten Blick, als sie Vater und mich auf dem Bett liegen sah. Und ich erinnere wieder mich daran, wie ich sie weinend um Hilfe anbettelte, sie aber einfach wieder aus dem Zimmer ging und die Tür hinter sich schloss.
Jetzt verstehe ich auch besser, was es mit der Szene, bei der meine eigentliche Erinnerung wieder einsetzt auf sich hat. Als ich nach einiger Zeit das Schlafzimmer zitternd und vor schmerzen krümmend verließ, kam ich an dem Zimmer meiner toten Schwester vorbei. Obwohl sie sonst immer geschlossen war, stand die Tür diesmal weit offen. Als ich hinein sah, erblickte ich Mutter. Sie sass auf einem Drehstuhl und hielt eine Puppe wie einen Säugling in ihren Armen. Sie schaukelte sie sanft hin und her und sprach zu ihr.
„Ja, du bist mein perfektes kleines Mädchen!"
„So brav und lieb und gar nicht so wie deine bösen Brüder"
„Träume süß, mein Schatz!"
In diesem Moment wünschte ich mir, Mutters Wunsch würde sich erfüllen und ich würde an Stelle meiner Schwester tot sein. Ich war mir sicher, sie hatte es dort wo sie jetzt war noch am Besten von uns allen.
Gerade als ich mich von der Tür wegdrehen und in mein Zimmer gehen wollte, erblickte meine Mutter mich. Zornig starrte sie mich an.
„Du erzählst niemanden was da eben passiert ist! Hast Du das verstanden? Das ist eine Regel, die Du niemals brechen darfst! Wenn Du es doch tust, werde ich nie mehr mit dir sprechen!" Sie wendete ihren Blick von mir ab und konzentrierte sich wieder auf die Puppe. Völlig apathisch ging ich in mein Zimmer und legte mich in Nick‘s Bett. Dort schlief ich, ohne Abendbrot gehabt zu haben, bis spät in den Nachmittag des nächsten Tages hinein.
Als Nick am Abend von seiner Klassenfahrt zurück kehrte, schaute er mir nur einmal kurz in die Augen und wusste gleich was passiert war. Wütend fluchte er und schlug auf die Matratze seines Bettes ein.
„Es tut mir so leid, ich habe ihn angefleht wenigstens dich in Ruhe zu lassen" sagte er und brach in Tränen aus. Das erste Mal nachdem mir diese unvorstellbare Sache passiert war, begann ich ebenfalls zu weinen. Schluchzend umarmte ich meinen Bruder und versuchte ihm - und auch mir - einzureden, dass es nur halb so schlimm gewesen sei.

Drei Jahre und unzählige Qualen später, erzählte mir Nick von seinem Plan, den wir kurz danach in die Tat umsetzten. Nick war inzwischen sechszehn und ich elf Jahre alt.
An einem warmen Sommermorgen um Punkt sechs Uhr, schlichen wir in das Zimmer unserer toten Schwester und holten das Schlüsselbund aus der Kommode. Danach schlichen wir vor das Schlafzimmer unserer Eltern und spähten hinein. Mutter und Vater schliefen noch tief und fest. Wir gingen zurück auf den Flur und öffneten den Waffenschrank. Wir hatten uns zuvor den richtigen Schlüssel genau eingeprägt, so dass wir diesmal nicht lange danach suchen mußten. Nick nahm ein Gewehr heraus und lud sie mit Patronen. Ich machte es ihm nach, nahm ebenfalls ein Gewehr heraus und steckte Patronen hinein. Vater hatte uns zich mal gezeigt, wie man das macht und dabei erzählt, wie diese oder jene Waffe hieß und woher sie stammte. Wie man die Waffen scharf machte hatten wir uns genau eingeprägt, wie aber die Waffen hießen und welcher berühmte alte Knacker sie zuvor besessen hatte ging uns am Arsch vorbei. Die Hauptsache war sie erfüllten ihren Zweck.
Nachdem wir den Schrank wieder verschlossen hatten, gingen wir zurück zum Schlafzimmer. Nick öffnete die Tür. Er ging zwei Schritte näher an das Bett unserer Eltern und zielte auf Mutters Kopf.
„Los Pacey, ziel auf Vater", flüsterte er mir leise zu „Du darfst ihn haben!"
Zitternd hob ich das Gewehr an und zielte auf Vaters Kopf. Bevor ich realisieren konnte, was ich gleich tun würde, hörte ich einen lauten Knall und sah Mutters Blut an die Wand spritzen.
„Jetzt Du!" Nick starrte mich erwartungsvoll an. In seinen Augen spiegelte sich der Wahnsinn wieder.
Doch ich zögerte und bevor ich meinen Teil unseres Plans erfüllen konnte, erwachte Vater, sah einen Moment erschrocken zu dem entstellten toten Körper seiner Frau hinüber und sprang im nächsten Moment aus dem Bett, öffnete das Fenster und floh über das Vordach in die Freiheit. Panisch rannte ich zum Fenster und zielte auf den halbnackten Mann, der rasend schnell der aufgehenden Sonne entgegen lief. Leider traf ich ihn das eine Mal nur an der rechten Schulter und das andere Mal am linken Arm, ehe mein Gewehr aus irgendeinem Grund das nachladen verweigerte. Vater war entwischt.
Zirka zwanzig Minuten später traf die Polizei in der Villa ein. Wir versuchten nicht mal uns der Verhaftung zu wiedersetzen.
Wir wurden beide schuldig gesprochen. Nicks Strafmaß lautete Tod durch die Giftspritze. Weil ich laut der Staatsanwaltschaft nur Mitläufer war, wurde ich, auch auf Grund meines Alters von der Todesstrafe verschont. Statt dessen wurde ich zu fünfzehn Jahren Haft ohne ein Recht auf frühzeitige Bewährung verurteilt.
Nun sitze ich hier schon seit mehr als vierzehn Jahren und kann den Tag meiner Entlassung, die am zweiten des nächsten Monats sein wird, kaum erwarten. Das erste was ich dann machen werde ist, ich fahre zu der „Villa unserer behüteten Kindheit" (wie sie in den Medien bezeichnet wurde) und beende das, was ich damals angefangen habe. Das gute daran ist, dass ich für den Mord an Vater diesmal sicher auch die Todesstrafe erhalten werde. So werde ich meinen Peiniger von dieser Erde tilgen und gleichzeitig in meinem eigenen Tod das Ende meiner Qualen finden können.

 

Hallo Dafeat,

Erst einmal herzlich Willkommen auf kg.de.

Mir ist durchaus bewusst, dass meine Meinung die einzige ihrer Art werden könnte, da Du in deiner Geschichte ein mehr als brilliantes Thema ansprichst.

Diese Geschichte gehört zu den *******, die ich je in diesem Forum gelesen habe. Nein, die Sternchen sind keine Zensur, ich will nur nicht, dass Du dir ob meiner Meinung eventuell zuviel einbildest (was der Qualität folgender Geschichten von Dir vielleicht nicht gut tun würde) ;).

Stilistisch wie inhaltlich finde ich diese Geschichte für einen Neu-kg.de'ler überaus gut ausgedacht und umgesetzt.

Vielleicht ein paar grammatische Unzulänglichkeiten, die es zur Quasi-Perfektion auszumerzen gilt:

Denn gerade zu dieser Zeit hätte er jemanden _brauchen können, der sich um ihn kümmerte.

Die Pronomina jemand und niemand erblickt man zwar immer öfter undekliniert, aber je öfter ich auf sie stoße, desto tüchtiger scheinen sie die deutsche Sprache zu verschandeln. Das "ge-" vor "brauchen" braucht hier auch nicht sein.

Oder:

Ich träumte mit ihm, wie wir zusammen in einer Concorde erst nach New York, dann nach Afrika, Europa und Japan flögen.

Irreale Subjunktionen erfordern nach meinem Sprachgefühl den Konjunktiv.

Die kleine Stelle im ersten Teil, wo der Autor hindurch sticht, und damit - überspitzt gemeint - seinen Protagonisten verrät, ist weniger passend. Ich würde Dir vorschlagen, sie zu streichen, es sei denn Du hängst sehr an ihr (ich wüsste nicht wieso).

Während ich Deine Geschichte las habe ich mich gefragt, ob Du nicht vielleicht Deutsch-Amerikaner sein könntest. Oder zumindest, ob (US-)Amerika Deine Leidenschaft ist. Darauf lässt jedenfalls die gänzlich unvoreingenommene Art Deiner Erzählung schließen, aus der man (d.h. ich) weder Anti-USAismus noch Gewaltverherrlichung rauslesen kann. Und dabei gehöre ich zu den Leuten, die den (typisierten, klischeemäßigen) Ami und seine Nation nun überhaupt nicht leiden können - und nicht erst seit ungefähr. Wenn Du möchtest und ich Dich nicht verschreckt habe, kannst Du mich in dieser Frage aufklären?

Gern gelesen,
FLoH.

 
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Hi Floh!

Vielen Dank für deine Kritik!
Ich werde die von Dir angesprochenen grammatischen Unzulänglichkeiten später noch korrigieren.

Ich bin kein Amerikaner, nein :rolleyes: und meine Leidenschaft sind die USA auch nicht gerade.
Die Story spielt lediglich in Texas, weil es dort die Todesstrafe gibt und Kinder wie Erwachsene verurteilt werden. Das Drama selbst hätte in jedem anderen Land der Welt spielen können.
Natürlich gibt es aber vieles aus den USA, das mir gefällt (besonders aus der afroamerikanischen Kultur). Auch ziehe ich amerikanische Filme und Serien den deutschen vor (da die Sender dort durch die Masse der Zuschauer sehr hohe Einschaltqouten haben und deshalb auch Sendungen die gegen den Mainstream schwimmen genügend Zuschauer finden, entstehen dort ab und zu sehr anspruchvolle und einzigartige Sendungen (zB. Die Simpsons, Matrix, NYPD Blue...), die von deutschen Sendern bzw. Filmproduzenten nie produziert würden, weil sie das Risiko zu floppen nicht eingehen wollen - so zumindest meine Theorie)
Dennoch bin ich kein USA-Fan - aber auch kein Gegner. Die gegenwärtige politische Lage geht von der amerikanischen Regierung aus, nicht von DEN Amerikanern. Jede politische Bedrohungen geht immer nur von einer Hand voll Menschen aus und nicht von einem ganzen Volk.

Gruß,

DAfEaT

 

da die Sender dort durch die Masse der Zuschauer sehr hohe Einschaltqouten haben und deshalb auch Sendungen die gegen den Mainstream schwimmen genügend Zuschauer finden, entstehen dort ab und zu sehr anspruchvolle und einzigartige Sendungen (zB. Die Simpsons, Matrix, NYPD Blue...)

Das ist ja mal eine völlig andere Perspektive. Danke.
Allerdings bin ich der Meinung, dass einerseits die Politik eines Staates von der Mentalität seiner Bürger abhängt (schließlich waren die Politiker auch einmal Bürger), andererseits wirkt Politik direkt auf die Mentalität der Bürger ein. Also eine Wechselwirkung. In Anbetracht der heutigen gesellschaftlichen Entwicklung sind sich die Politiker aber dieser Verantwortung einfach nicht mehr bewusst und unterliegen dem Irrtum, bei ihrem Beruf ginge es wie bei den anderen nur ums Geld scheff... verdienen.

Na ja, soviel dazu. Manchmal tue ich mich etwas schwer, kg.de nicht als Polit-Forum zu gebrauchen ;).

FLoH.

 

Hi!
Ich bin von deiner Geschichte schwer beeindruckt. Deine lockere Erzählweise steht im krassen Gegensatz zum haarsträubenden Inhalt, und genau das macht das Besondere der Story aus. Außerdem schaffst du es wieder mal, viel Gefühl zu transportieren und deine Figuren leben zu lassen. Echt super!

 

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