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Wenn Schweigen mal bloß silber ist
Wenn Schweigen mal bloß Silber ist
Ralph nippte noch einmal an seinem Cocktail, bevor er sich kopfschüttelnd abwendete. Ohne, wie er es eigentlich gerne tat, im Takt mitzuwippen, zwängte er sich durch die Enge der zur Tanzfläche blickenden Besucher. Endlich fand er eine Stelle in der Nähe des Foyers, wo er sich alleine etwas Ruhe gönnen konnte. Er spürte seinen Herzschlag deutlich. Es stach richtig in seiner Brust. Der Druck im Hals wirkte wie eine Mandelentzündung, doch Eis könnte dieses raue Gefühl auch nicht lindern. Ralph dachte nicht einen Moment an ein Eis.
Im Saal schlang Andy derweil seinen Arm um Karen. Ihr Geschmack war zwar noch deutlich in seinem Mund, doch stürzte er den Whisky in einem Satz hinunter. Ein kalter Schauer war die Folge und ließ ihn schütteln. Er wusste, dass Ralph hier irgendwo sein musste. Dieses Wissen war verantwortlich für ein vage beruhigendes Gefühl. Karen schaute ihm erwartungsvoll in die Augen. Er sagte: „Na ja, eigentlich bin ich noch nie so schnell abgeschleppt worden!“
Sie drückte sich fester an seine Seite und sprach: „Aber ich fahr doch morgen wieder zurück und … na …och Mann ich finde dich halt Klasse. Klar können wir die Nummern austauschen. Dann telefonieren wir zwei-, drei-, siebenmal mit einander und das war es dann. Ich hatte so einen klasse Urlaub hier und das könnte es doch für uns beide abrunden!“ Bei dem letzten Wort fuhr sie ihm über den Po und zwinkerte dabei.
Er spürte den Alkohol, wie er sich in seinem Kopf breit machte und das Denken nicht wirklich beschleunigte. Er hat so etwas noch nie mit einem Mädchen erlebt, es ging einfach alles so schnell. Er dachte: Was soll es! Laut sagte er: „Na gut, aber ich kann für nichts garantieren.“
Sie holten beide ihre Jacken und Andy half ihr beim Anziehen. Ralph sah beide gehen, rauchte eine Zigarette aus seiner fast leeren Schachtel und ging zu seinem Auto. Mit lautstarker Musik fuhr er an. Das Pochen war noch nicht verflogen, doch half die Musik dabei, es zu übertünchen. Zehn Minuten später lag er in seinem Bett.
Es war schon fast Morgen, als Andy am Bettrand saß. Leise Sagte er: „Es tut mir Leid!“ Karen fragte, da sie es nicht verstanden hatte, noch einmal nach.
Andy schaute sie an und meinte: „Ach, nichts.“
„Mach dich nicht verrückt, wer weiß was in dir los ist. Mir geht das auch manchmal so. Vielleicht der Stress oder man hat zu große Erwartungen. Wenig getrunken hast du auch nicht gerade!“, sagte sie und legte ihren Arm ihn.
„Das ist es nicht!“
„Ist es wegen mir? Bin ich dir zu schnell?“
„Nein.“
„Jedenfalls finde ich nichts Schlimmes dabei. Ich kann wenigstens so tun als ob“, sie lachte dabei. „Aber ich weiß, dass ich wieder komme! Und da bringen wir mehr Zeit mit, oder?!“
Ein schlechtes Gewissen machte sich in ihr breit.
„Das kann ich nicht!“, flüsterte er.
„Mach keinen Mist, bloß weil du mal nicht konntest!“
„Es tut mir leid, dass ich dich so betrogen habe. Eigentlich wollte ich, nachdem er bei unserer letzte Party Jens eine zu langen Abschiedskuss gab, Ralph nur eifersüchtig machen!“