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Wer das Dunkel erblickt

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26.11.2004
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Wer das Dunkel erblickt

Es war ein trüber Tag, trüber als die bisherigen, als ich, ähnlich eines Schafes in der Herde, der Menschenmenge folgte, während auf uns der Nebel schwappte, drückend - ja erdrückend schier - und die Menschenmenge, in der ich eben eingeschlossen war, schob sich vorwärts, hastig, unruhig. Ich ahnte böses.
Der Nebel, der vor einiger Zeit – lang ist’s her, als das letzte Mal ein Sonnenstrahl durch ihn drang und das Antlitz unserer Welt erhellte – über die Erde gekrochen gekommen ist, wie ein Getier, schleichend, schlingend; verdeckte die Sicht eines jeden: Man sah nur noch unscharfe Konturen der Gestalten um sich, Schatten in einer Welt voller Elend und Tristesse, eine Welt, so schrecklich und grausam, in der es sich zu leben nicht lohnt, zerstört, von Gewalt und Hass.
Das tiefe Grollen, ähnlich das eines Donnerschlags kurz nach dem der Blitz in der Nähe eingeschlagen ist – es überdeckte die Seelen jener, die noch zu hören im Stande waren, mit dunkler, stumpfer, unerklärlicher Angst – war ein stetiger Begleiter des Marsches, der nie zu enden schien, der, so meinte ich zu wissen, kein Ziel haben würde, sondern endlos, bis in alle Ewigkeit, anhalte, bis zu dem Punkt, wo der Letzte von uns Menschen wegen Alters oder Krankheit auf dem Weg dahinsiechend stürbe.
Die Schreie wurden lauter. Meine Gedanken, kreisend um den Sinn des Ganzen, des Weges und des Zieles, lösten sich, und ich konnte ein wenig klarer durch den dichten Nebel sehen, der, kalt und gnadenlos, um uns war und in den Lungen schmerzte, wenn man ihn einatmete, Gift nicht unähnlich, und der, kaum hatte man die Augen ein wenig mehr geöffnet als nur zugekniffen, einem Tränen in die Augen trieb, die dann, schrecklich langsam und brennend, als hätte man Säure geweint, das Gesicht herunter perlten. Immer klarer wurde auf einmal die Sicht, immer lichter wurde der Nebel, je länger ich lief, und je lichter der Nebel wurde, desto schneller lief ich, weg von dieser kalten Gewalt, die die ganze Welt endgültig zu zerstören schien, heraus aus der Masse der Menschen, hin zu dem warmen Licht, dass vor mir zu erstrahlen begann, so wunderbar und klar, wie ein Licht in einer finsteren, kalten Herbstnacht nur sein kann. Die Menschen vor und hinter, links und rechts von mir taten es mir gleich, jeder folgte dem Licht, oder, wer nicht gut sehen konnte, sei es des Alters oder des Nebels wegen, begann zu rennen, weil die anderen rannten. Jubelschreie vermeinte ich zu erhören, und ich konnte keine klaren Gedanken mehr fassen, war überwältigt von der Vorfreude dessen, was ich zu sehen bekäme, wenn ich erst aus diesem gottverdammten Nebel hinaus an das so wunderschöne Licht treten würde! Ich sah jetzt genauer die Menschen um mich, die Schatten wichen, die Konturen nahmen Formen an, zuerst bizarr und verschwommen, dann genauer, schärfer, bis ich, so dachte ich jedenfalls, in aller Deutlichkeit die Menschen sah, die mit mir rannten; zum Licht. Ich richtete meinen Kopf wieder nach vorne, und sah es jetzt, das Licht, klar vor mir wie die Sonne, die die Welt einst zu dem machte, was sie lange war: zum Paradies. Mein Herz jauchzte vor Freude und Glückseligkeit. Der Weg hatte doch ein Ziel, und ich hatte es beinahe geschafft, nur noch ein paar Schritte – meine Lungen zerplatzten fast vor Anstrengung, doch ich beachtete nicht, was ich da spürte, auch nicht, dass sich tief in mir etwas sträubte – ich sah nur noch das Licht, herrlich und wunderschön.
Und plötzlich fiel ich. Ich hatte den Abgrund nicht gesehen, der sich vor mir aufgetan hatte, hatte mich nur auf das Licht fokussiert, hatte alles andere aus den Augen verloren; und ich war nicht der einzige: Zu tausenden fielen die Menschen in den Abgrund, nicht einer sah, dass der nächste Schritt der letzte sein würde. Ich schrie während ich in die Dunkelheit eindrang, weg vom Licht, vom Nebel; zuerst konnte ich noch andere Menschen sehen, ihre Gesichtern, vor Angst und Überraschung mutiert zu hässlichen Fratzen, sowie auch den Rand des Abgrundes, den immer noch niemand sah, und der Menge, hysterisch und frohlockend, verführt durch das Licht, Einhalt gebot und sie aufhielt, bevor sie alle ins Verderben rannten. Doch schon bald fiel ich allein, die Dunkelheit frass alles Leben auf, ich hörte nichts mehr, nur noch den Wind, der mir um die Ohren pfiff, und mir bestätigte, dass ich schnell fiel und immer schneller.
Ich falle immer noch, mittlerweile ist es dunkler geworden, wenn dies überhaupt noch möglich ist, und ich bete, obwohl ich nicht gläubisch bin oder jemals war, zu Gott oder Allah oder zu wem auch immer, einfach zu jemandem, der mich erhören würde; ich bete, dass der Aufprall, tödlich und alles auslöschend und vernichtend, endlich kommen möge, und meinem Leben ein Ende bereite.

 

"Sanftheit ist eine Eigenschaft der Schwachen"
(aus dem Buch 'Ponchers Welt', 2004)

Willkommen in der Hölle, äh... Philosophieecke unseres lustigen Forums.

Also, um es freundlich auszudrücken, dein Textmonstrum ist einfach zu überfrachtet. Mit Monstrum meine ich jetzt nicht die Länge (der Text ist ansich ja ziemlich kurz), sondern die Art. Da sind teilweise Sätze drin, die man zwei- bis dreimal lesen muß, um deren Gesamtheit zu verstehen. Entschlackung würde dem Ganzen m.E. nach gut tun. Gemäß der Regel: Weniger ist manchmal mehr. Nimm mal die ersten zwei Absätze und lies sie dir selbst laut vor. Dann wirst du verstehen, was ich meine. Ist nur ein Rat von einem Hobbyautoren zum anderen.

Der inhaltliche Gedanke deines Textes gefällt mir. Ich habe es so verstanden, dass im Grunde genommen alles am Arsch ist, und der plötzliche Funken aufkeimender Hoffnung ist auch nur ein weiterer Weg hin zum unvermeidlichen Ende. Richtig? Ja? Nein? Wenn Nein, warum?

So was ähnliches hab ich auch mal geschrieben, also vom inhaltlichen her.

Gruß,
Poncher

 

Hei Poncher

Dieser Schreibstil, mit z. T. extremen Ausführungen, Einschüben etc. ist absichtlich so gewählt. Ich konnte mich einfach nicht mit dem Gedanken anfreunden, eine so komplexe Thematik mit einfachen Sätzen zu verbinden... Allerdings gebe ich zu, schwer zu verstehen ist es allemal, da ich zum Teil 2 - 3 stufige Nebensätze einbaute, ehe ich mit dem Hauptsatz weiterfuhr :)

Zu der Intepretation: Dies bleibt jedem selber überlassen. Die Metapher ist absichtlich mehrdeutig gewählt worden!

gruss visakhapatnam

 

Hallo

Insgesammt gefällt mir die Geschichte recht gut. sie lässt mehrere Interpretationen zu, aber das macht den Text interessant.
Allerdings muss ich mich der vorherigen Meinung anschließen. Die ersten 3 Absätze sind mir viel zu kompliziert geschrieben, zumal es sich um eine Beschreibung handelt. Du beschreibst mit vielen Bildern, die mir gefallen und eigentlich auch gut die Stimmung vermitteln würden, wenn man nicht ausschließlich damit beschäftigt wäre, die Sätze an sich zu verstehen.
Mir ging es, wenn ich das als Hobby-Leser, zu denen ich mich ,da ich kein Lektor bin, zähle, sagen darf, so, dass ich während dem Lesen nur damit beschäftigt war, das Satzgefüge, bei dem du dir, wie es mir scheint, was keine absolute Meinung, denn die gibt es wohl kaum, sein muss, Mühe gegeben hast, zu verstehen.

Die letzten beiden Absätze haben mir gut gefallen und waren auch recht angenehm zu lesen.
Weiter so

Gruß Einmensch

 

Wie bereits erwähnt, EinMensch, dieser Text sollte zum Nachdenken und Überlegen anregen, und nicht unbedingt, um ihn einfach nur so zu lesen, wie man das z.B. bei einem Buch von Grisham oder so kann.

Ich sehe aber trotzdem ein, dass es, wie gesagt, schwere Kost ist, und werde mich ein wenig zurückhalten müssen in den nächsten Texten... Obwohl ich gerne auschweifend bin, wie ihr sicherlich gemerkt habt :D

gruss visakhapatnam

 

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