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Wie Engel fliegen

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26.08.2008
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Wie Engel fliegen

Ich erinnere mich an den Tag, so erinnere ich mich an keinen. Manchmal da gibt es Momente, die man nicht vergisst… seinen ersten Wackelzahn, das Rauschen des Meeres an einem der schönsten Urlaubstage. Und wenn man dann sie Augen schließt und sich konzentriert dann fühlt man genau dasselbe wie damals. Man wird immer etwas melancholisch. Doch auch wenn es sich so ähnlich anfühlt, meine ich es etwas anders. Es ist so verdammt anders, dass ich gar nicht mehr weiß wie es eigentlich ist, aber ich weiß wie er ist.

Ich erinnere mich an den Tag, so erinnere ich mich an keinen anderen. Da war irgendetwas in der Luft. Nein, kein Gestank, ich bin mir ziemlich sicher, dass es Maiglöckchen waren. Wenn ich nur daran denke, dann habe ich den Geruch in der Nase. Aber der Geruch war nicht das Einzige was hängengeblieben war. Es war der erste Eindruck eines außergewöhnlichen Mädchens.

Wenn ich mich an diesem regnerischem Tag nicht dazu überreden lassen hätte aus meinem Zimmer zu kommen, dann würde die Welt immer noch grau sein. So grau wie sie die letzten beiden Jahre gewesen war. Was gab es in meinem Leben, das interessant war? Wenn ich am Fenster saß, beobachtete ich oft Menschen und wenn ich dann sah wie sie hektisch Einkäufe erledigten oder ihren Kindern hinterher riefen, dann war mir klar, dass sich entweder die Welt komisch dreht oder dass ich mich nicht in dieselbe Richtung drehen konnte. Manchmal entkam ich diesen Gedanken kaum und nur das “Pock” der gegen das Fenster fliegenden Hummeln, riss mich in die Realität zurück. Doch am besagten Tag zeigte sich die Welt in jeder Farbe, die sie zu bieten hatte.

Am liebsten hätte ich am Fenster gesessen und die Leute beobachtet, so wie es gern tat. Doch an dem Tag schafften es meine “Freunde” mich dazu zu bringen mit ihnen ins Kino zu gehen. Warum “Freunde”? Wie würdest du Menschen nennen, die deine Gesellschaft schätzen, nur weil du einen reichen Vater hast, der einen Angestellten in seiner, zu gut laufenden, Firma sucht? Er konnte nicht verstehen, warum ich den Job nicht haben wollte, er konnte noch nie verstehen worum es mir im Leben ging. Natürlich wäre der Job nicht schlechtbezahlt gewesen, aber das war es nicht, was ich mir vorgestellt hatte. Ich konnte nicht stundenlang hinter irgendeinen Schreibtisch sitzen. Das war nicht ich.

Auch wenn es im Kinosaal dunkel war, konnte man immer noch ein paar Menschen erkennen. Ich hatte mir noch eine Flasche Tomatensaft geholt und mich dann hingesetzt. Fast schon zu spät, denn der Film begann in eben der Sekunde. Mir wurde schon nach den ersten 5 Minuten langweilig, denn wie in fast jedem Actionfilm konnte man schon früh erahnen, wer der Böse war und somit am Ende sterben würde. Ich drehte mich nach rechts und bemerkte, dass es dort jemandem so ging wie mir. Da hatte ich mich wohl in der Reihe geirrt. Völlig gelangweilt saß er auf seinem Sitz und schlürfte ebenfalls an einer Flasche Tomatensaft. Ich wurde deswegen immer ausgelacht.

Sie deutete zur Tür und ich wusste was sie meinte. Ich hatte eine kleine gemütliche Bar auf dem Hinweg gesehen, sie höchstwahrscheinlich auch. Wir redeten auf dem ganzen Weg nicht ein Wort. Es hätte die Stimmung verändert. Und auch in der Bar angekommen, sahen wir uns an und ich bestellte zwei Bloody Mary. Wir unterhielten uns, doch zwischendurch schwiegen wir wieder. Es war kein peinliches Schweigen, es war ein Sieh- mich- an- und- ich- lese- deine- Gedanken- Schweigen. Ich kannte es nicht, doch ich genoss es. Irgendwann mussten wir uns wieder auf den Weg zurück zum Kino machen.

Er gab mir seine Nummer und ich wusste genau, dass ich nicht abwarten konnte bis er sich meldet. Ich würde ihn anrufen- gleich morgen früh. Ja, ich weiß, man sollte noch etwas warten, aber die Angst, dass er sich nicht melden würde, ich ihn nie wiedersehen würde, war zu groß.

… ja ich weiß man sollte noch etwas warten.


“Kevin, zieh die Jacke an!” Ich saß, grade aufgestanden, auf der Fensterbank und trank eine heiße Tasse Holundersaft (soll sehr gut für das Immunsystem sein). Morgen musste ich unbedingt noch mal mit dem Korrespondent in Istanbul telefonieren, sonst würde mein Bericht nicht fertig werden. Und dabei war er eigentlich recht gut und ich konnte es mir wirklich nicht leisten einen so wichtigen Artikel nicht zu beenden. Ring ring. Heute war Sonntag! “Ich arbeite heute nicht liebe Redaktion.” Und eigentlich wollte ich wieder auflegen, doch am anderen Ende herrschte nur Schweigen. Schweigen? Aber warum ruft der heute an? Ich meine heute ist Sonntag, ein Tag nach Samstag und… es ist erst einen Tag her! Entweder kannte er diese Regel nicht oder sein Telefon würde für die nächsten Wochen augestellt sein und deswegen erledigte er alles jetzt. Vielleicht war ich die Achtundzwanzigste, der er grade mitteilte, dass er für ein halbes Jahr ins Ausland geht und er sich deshalb nicht melden würde. Alles an einem Tag, dann ist die Sache vom Tisch. Ich konnte mir nicht erklären, warum ich auf solche Gedanken kam. Ich beschloss für mich, dass es daran lag dass er die Regel nicht kannte und war beruhigt.

Und wenn Kevin das einfach nicht tat? Ich hätte damit gerechnet, dass mir ein etwas verschlafenes Wesen ein “Guten Morgen” in den Hörer gemurmelt hätte, doch darauf war ich nicht eingestellt und war erst einmal sprachlos. Auch sie schwieg. Wir kannten das Spiel.

Heute um 2 im Park! Oh Gott! Was sollte ich bloß anziehen? Und meine Haare waren schrecklich. Ich würde einfach die Lockenwickler ausprobieren, die ich letztes Jahr zu Weihnachten von irgendeiner entfernten Tante bekommen hatte. Ich probierte sämtliche Proben aus, die ich fand und die, so versprachen sie, ein junges Gesicht zaubern sollten. Nach der fünften merkte ich wie sich meine Haut spannte und anfing zu jucken. Oh nein! Gegen irgendwas musste ich wieder allergisch sein. Und das ausgerechnet jetzt! Es half alles nichts. Da musste eine zentimeterdicke Schicht Make-up drauf. Ich muss zugeben: natürlich sah das ganze nicht mehr aus.


Sie kam eine halbe Stunde zu spät. Ich hatte mir die Zeit mit Enten zählen vertrieben. Es war erstaunlich wie viel Enten auf so einen kleinen Teich passten. Natürlich konnte ich ihr nicht sauer sein. Ich konnte verstehen, warum sie solange gebraucht hatte. Es sah sehr … anders aus. Unnatürlich würde es noch besser treffen. Und dabei hatte ich gedacht, dass sie nicht Eine von den Tussen war, die sich Tonnen von Make-up ins Gesicht schmierten. Das passte nicht zu ihr. Sie kam auf mich zugelaufen und war ganz aus der Puste. Hätte ich sie nicht aufgefangen, dann wäre sie ausgerutscht und direkt im Teich gelandet. Sie schenkte mir ein Lächeln.

Erst zu spät und dann noch fast im Teich gelandet. Ich schaffte es immer, mehr oder weniger, negativ aufzufallen. Wir setzten uns auf eine Bank und redeten über Gott und die Welt. Man konnte sich auch wunderbar mit ihm unterhalten. Doch meistens wusste ich wie er den Satz beendete. Es war so als würden wir uns schon ewig kennen und hätten uns vor langer Zeit aus den Augen verloren. Was war das in meinen Haaren? Oh nein, hoffentlich hatte er den Lockenwickler nicht gesehen. Ich versuchte möglichst unauffällig ihn aus meinen Haaren zu fischen. Er bemerkte nichts. Ich weiß nicht wie lange wir auf dieser Bank saßen, doch langsam wurde es dunkel.

Es war niedlich sie dabei zu beobachten wie sie versuchte, so unauffällig wie möglich, den übriggebliebenen Lockenwickler aus ihren Haaren zu drehen. Die Zeit verging so schnell. Sie musste noch einmal in ihre Redaktion, die sich tatsächlich noch gemeldet hatte. Morgen würden wir zusammen Mittagessen. Ich machte mich auf den Heimweg.

Meine Quelle in Istanbul war verschwunden. Unauffindbar. Dieser Artikel wäre meine Freikarte in die Chefetage gewesen. Missmutig stampfte ich nach Hause. Es war schade dass dieser Tag so enden musste.


Ring. Ring. Montagmorgen. Wer rief da an? Er? Voller Vorfreude nahm ich den Hörer ab und meldete mich mit “Guten Morgen”.
“Das wird es wohl eher nicht! Oder haben sie schon ein neues Zuhause gefunden?”
Ein neues Zuhause? “Nein, natürlich nicht. Ich finde es sehr schön hier.”
“ Sie fanden es hier sehr schön. Auf Grund mehrer Beschwerden muss ich sie bitten die Wohnung bis Ende des Jahres zu räumen. Ich wünsche ihnen noch einen wunderschönen Tag.”
Mir wurde alles klar. Ich wurde rausgeworfen. Und das nur, weil ich meinen Nachbarn unheimlich war. Wenn ich durchs Treppenhaus lief, beobachteten sie jeden Schritt und warteten vielleicht darauf, dass ich irgendetwas Verbotenes tun würde, damit sie einen Grund hätten mich aus dem Haus zu werfen. Mir fiel das Lied von Udo Jürgens ein: Wenn du mich fragst, diese Heuchelei halt' ich nicht länger aus.
Wir packen uns're sieben Sachen und zieh'n fort aus diesem ehrenwerten Haus.


Das erste Mal seit Jahren konnte ich mich schwer auf meine Arbeit konzentrieren. Ich arbeitete als freischaffender Künstler. Ich klebte Drahtgestelle zusammen und irgendwie kam dabei ein Kunstwerk heraus. Kein besonders gutbezahlter Job, aber er machte mir Spaß. Ständig musste ich an sie denken. Es war völlig neu für mich und ich würde sagen, dass ich dieses Gefühl durchaus genoss.

Pünktlich um 12 Uhr saß ich im Restaurant und wartete auf ihn. Am Nebentisch saß eine Familie mit 2 Kindern. Die Kleinen schmierten sich die Spaghettis durchs ganze Gesicht und ich musste grinsen.
“Erstaunlich wie sie es immer wieder schaffen die ganze Soße im Gesicht zu verteilen anstatt sie sich im Mund schmecken zu lassen.”
“Waren wir nicht alle so?” Ich sah ihn an und ein unheimlich warmes Gefühl breitete sich in mir aus. Wir sahen uns tief in die Augen. “Du bist ein Engel” konnte ich von seinen weichen Lippe ablesen.


Wenn man jetzt am Restaurant vorbeiging, konnte man einen Mann und eine Frau am Fenster sitzen sehen, die übers ganze Gesicht strahlten und selbst wenn sie nicht an einem Tisch gesessen hätten, hätte man sofort gewusst, dass sie zusammengehören.

Felix erzählte, dass er zu einem besonderem Kunden fahren musste. Es war ein ziemlich großer Auftrag. Sie würden sich die nächste Woche nicht sehen. Dann musste er zurück ins Atelier und auch sie machte sich auf den Weg zur Redaktion. Sie musste sich ein neues Thema einfallen lassen. Eins, das die Leute interessierte und worüber sie auch nachdenken konnten. Vielleicht würden sie sich damit beschäftigen und die Welt ein bisschen besser machen. Nein, das war alles nur Spinnerei. So war die Welt nicht. Das nächste Taxi hielt und der Taxifahrer bestätigte ihre Gedanken. Er fragte nur mürrisch: ”Wohin?”
In der Redaktion war wieder viel Betrieb. Die herumwirbelnden Redakteure hoben die Hörer der nie stillstehenden Telefone ab und redeten hastig, um sich dann wieder ihren Texten und den unzähligen anderen Telefonen widmen zu können. Doch als sie den Raum betrat schien es als wenn das alles für kurze Zeit still stehen würde. Eine Kollegin nahm sie zur Seite und alles ging wieder seinen gewohnten Lauf. Sie führte sie zum Telefon. Dort war eine Nummer notiert. Mit einem Nicken deutete sie darauf und Judith erkannte die Nummer sofort. Wie kann man auch eine Nummer vergessen, die einen schon das ganze Leben begleitet. Wenn sie nachts abgeholt werden musste oder den Bus verpasst hatte, dann wählte sie diese Nummer und ihr wurde immer geholfen. Aber warum wurde die Nummer hinterlegt? Judith ließ zweimal klingeln, dann nahm ihre Mutter ab. Ein Schluchzen verriet, das es um eine ernste Sache gehen musste. Nie zuvor hatte jemand ihrer Eltern sie bei der Arbeit angerufen.

Am Samstag sollte die Beerdigung sein. Judith wusste nicht wie sie das überstehen sollte. Der Mann, der sie ihr Leben lang begleitet hatte, sollte sie auf seinem letztem Weg begleiten, der in einen Erdloch endete. Das hatte er nicht verdient. Und ihre Mutter auch nicht. Die ganze Redaktion wusste Bescheid und zuhause wurde sie von Beileidskarten ihrer Kollegen überschüttet. Sie fand Beileidskarten waren nicht der richtige Weg sie zu trösten. Wie gerne hätte sie jetzt Felix bei sich gehabt, mit dem sie nicht hätte reden müssen, der sie aber trotzdem verstand. Es würde eine Weile dauern bis sie ihn wiedersah. Und dann, so nahm sie sich vor, würde sie ihm ihre Wohnung zeigen und vielleicht ließ er sich überreden. Das war ihr einziger Lichtblick in der ihr bevorstehenden dunklen Zeit.


Mit einer heißen Tasse Holundersaft setzte sie sich auf Fensterbrett und schaute nach draußen. Es wurde Winter. Es wurde kalt. Es wurde dunkel. Die Menschen hatten es noch eiliger als zuvor. Sie sah einen kleinen Jungen auf der Straße und je länger sie ihn beobachtete desto neidischer wurde sie. Sie beneidete ihn um seine Unbefangenheit. Er glaubte an den Weihnachtsmann. Was hatte Weihnachten einen Glanz für sie verloren, als sie herausbekam, dass der alte Mann mit dem Bart ihr Onkel war. Er glaubte daran, dass der Tiger im Zoo nur eine kleine Katze war, mit der man spielen könnte. Sie mochte keine Katzen. Er glaubte an das Gute. Warum sollte er auch etwas anderes denken? Doch sie hatte leider anderer Erfahrungen machen müssen und wusste, dass nach jedem Glück auch wieder Pech folgt. Der Kleine hatte rannte zur Tür des Nachbarhauses und hinter ihm sein Vater. Er streichelte ihm über den Kopf und in dem Moment sehnte sie sich noch stärker nach einer Schulter zum anlehnen. Dicke Tränen kullerten ihr über die Wange, aber als sie sah dass dieser Vater, der grade versuchte die Tür des Hauses aufzuschließen, 2 Flaschen Tomatensaft unterm Arm hatte, da waren es keine Tränen mehr, sondern reißende Flüsse.

War alles die ganze Zeit nur gelogen? Konnte man sich in einem Menschen so täuschen? Ich dachte ich würde ihn kennen, doch das was ich kannte, war wahrscheinlich nur die Vorstellung von einem anderem, glücklicherem Leben, das ich wiederhaben wollte. Wie perfekt wäre alles gewesen. Ich dachte, es sei Liebe. Ich hatte geglaubt es wäre etwas Besonderes zwischen uns gewesen. Nach so kurzer Zeit war er ein Teil meines Lebens geworden. Es klingt wahnsinnig naiv, wenn man schon nach wenigen Minuten weiß, dass man mit einem Menschen sein Leben verbringen will, doch mit Lügen konnte ich nicht leben. Er hätte so viel Zeit gehabt mir zu erzählen, dass er einen Sohn hat, und wer weiß, was er mir noch alles verheimlicht. Vielleicht hatte er auch eine Frau. Und war diese Geschäftsreise nur ein Vorwand? Ich kam mir so mies vor. Ich war wütend auf mich, weil ich ihm so vertrauen konnte. Denn sonst dauerte es lange, bis ich Vertrauen aufbauen konnte. Aber ohne Vertrauen gab es keine Liebe. Und ich war wütend auf mein Leben. Die letzten zwei Jahre waren die Hölle gewesen und ich dachte jetzt wird langsam wieder alles gut. Aber jetzt? Bald müsste ich mir eine neue Wohnung suchen, Abschied von meinem Vater nehmen und alles würde sich ändern. Ich hatte darauf gehofft, dass Felix dieselben Gefühle für mich hat und dass wir zusammenziehen und vielleicht hätte der Vermieter dann auch die Kündigung zurückgenommen. Ich hätte genug Kraft gehabt um noch mal richtig Gas zu geben bei meiner Arbeit und hätte es vielleicht geschafft befördert zu werden. Am Schicksal meines Vaters hätte das ganze nichts geändert, er hatte schon lange Krebs, aber dennoch wäre Felix eine Stütze gewesen. Alle diese Pläne hätte ich nicht schmieden dürfen, denn jeder einzelne bohrte sich jetzt durch mein Herz wie ein Messer. Aber ich wollte sie auch nicht mehr hinausziehen. Zurück würden nur blutige Wunden bleiben.

Ich hatte Finn ins Bett gebracht und machte es mir auf der Couch am Fenster bequem. Heute Morgen wusste ich noch nicht wie stressig mein Tag werden würde und machte mich auf den Weg zu meinem Kunden. Aber als mein Handy klingelte und Cornelia sagte, dass ich für ein paar Tage auf Finn aufpassen solle, da sie ins Krankenhaus müsse , überlegte ich nicht lange und holte den Kleinen ab. Ich kam zu spät zu meinem Termin und der Kunde hatte seinen Auftrag schon storniert. Das war für meine Haushaltskasse nicht sehr gut, aber das nahm ich in Kauf .Ich genoss es den Kleinen mal wieder um mich zu haben. Gedankenverloren schaute ich aus dem Fenster und malte mir aus, wie schön es wäre, wenn wir eine richtige Familie werden würden. Wie gerne hätte ich Judith jetzt hier, aber wahrscheinlich müsste sie durch die ganze Stadt fahren und das wollte ich auch nicht. Es würde auch reichen sie morgen zu überraschen. Ich hatte ihr noch nichts von Finn erzählt, denn ich hatte da so meine Erfahrungen gemacht. Wenn ich Finn zu früh erwähnte, dann schoben die Frauen ,bei einer Frage nach einem erneutem Date, einen wichtigen Termin vor. Es wurde dunkel draußen und alle Fenster waren hell erleuchtet, nur in einem flackerten Kerzen. Kerzen waren für mich immer ein Zeichen für Weihnachten, denn früher zündeten wir jeden Sonntag vor Weihnachten eine der großen Adventskerzen an. Dieses Weihnachten könnte ich vielleicht zusammen mit Finn verbringen - und mit Judith. Mein Blick kehrte zurück zu dem Fenster mit den Kerzen, doch was ich sah schockierte mich. Das Fenster war geöffnet. Eine Frau stand auf dem Fensterbrett. Und im nächsten Moment erkannte ich welche Frau. Ich wusste nicht, was ich tun sollte. Wie war sie dahin gekommen und warum machte sie das? Bis ich aus dem Haus zum Nachbargebäude gerannt wäre, wäre es vielleicht schon zu spät gewesen und deshalb öffnete ich das Fenster und schrie. Ich schrie einfach ihren Namen in der Hoffnung, dass sie dann das Fensterbrett verlassen würde. Zuerst reagierte sie nicht, doch dann sah sie mir tief in die Augen. “Engel können fliegen!”, schrie sie unter Tränen zurück, schloss ihre Augen und sprang.

 

Hey Jule!

Titel, grausam. Versuche möglichst Wörter wie "Engel", "Liebe", "Ficken" etc. aus deinen Titel rauszuhalten. (Ficken ist eine Ausnahme, wird gerne genommen, um Leser zu locken)

Ich erinnere mich an den Tag, so erinnere ich mich an keinen. Manchmal da gibt es Momente, die man nicht vergisst… seinen ersten Wackelzahn, das Rauschen des Meeres an einem der schönsten Urlaubstage. Und wenn man dann sie Augen schließt und sich konzentriert dann fühlt man genau dasselbe wie damals. Man wird immer etwas melancholisch. Doch auch wenn es sich so ähnlich anfühlt, meine ich es etwas anders. Es ist so verdammt anders, dass ich gar nicht mehr weiß wie es eigentlich ist, aber ich weiß wie er ist.
Der Anfang ist auch grausam. Jeder kennt diesen einen Moment, von dem du da so pathetisch schreibst. Es nützt also nichts, wenn du es mir beschreibst, schreib es anders, mach es interessanter, mach es einmaliger. Dann liest man die Geschichte auch weiter.
Am liebsten hätte ich am Fenster gesessen und die Leute beobachtet, so wie es gern tat. Doch an dem Tag schafften es meine “Freunde” mich dazu zu bringen mit ihnen ins Kino zu gehen. Warum “Freunde”? Wie würdest du Menschen nennen, die deine Gesellschaft schätzen, nur weil du einen reichen Vater hast, der einen Angestellten in seiner, zu gut laufenden, Firma sucht? Er konnte nicht verstehen, warum ich den Job nicht haben wollte, er konnte noch nie verstehen worum es mir im Leben ging. Natürlich wäre der Job nicht schlechtbezahlt gewesen, aber das war es nicht, was ich mir vorgestellt hatte. Ich konnte nicht stundenlang hinter irgendeinen Schreibtisch sitzen. Das war nicht ich.
Das wird ja immer grausamer, also okay, dein Prot. hat keine Freunde, Vater missversteht ihn, deshalb schaut er traurig aus dem Fenster und draußen ist es natürlich grau und es regnet. Ich kann da kein Mitleid für deine Figur empfinden, ist mir noch zu beliebig.
Mir wurde schon nach den ersten 5 Minuten langweilig, denn wie in fast jedem Actionfilm konnte man schon früh erahnen, wer der Böse war und somit am Ende sterben würde.
Und die Figur hat keine Ahnung von Filmen, es geht eben um Actionfilme nicht wirklich darum zu raten, wer am Ende stirbt, es geht um ACTION! Ach ... vergiss it.

Ah, jetzt erst gecheckt, dass es zwei Figuren sind. :) Das ist natürlich nicht mein Fehler gewesen, wenn du die unterschiedlichen Figuren nicht früh genug kennzeichnest, dann ist das dein Fehler.

Wir redeten auf dem ganzen Weg nicht ein Wort.
Mann, das ist strange. Also, ich stelle mir gerade vor, jemanden im Kino zu sehen, der den Film genauso langweilig findet wie ich, der auch noch Tomatensaft trinkt und deshalb deute ich ihm ohne Worte (!) nach draußen zu gehen, um mit mir einen zu trinken. Und auf dem Weg wird auch nicht geredet. Das ist deshalb unangenehm, weil das so in Echt nicht passieren kann.
Es war kein peinliches Schweigen, es war ein Sieh- mich- an- und- ich- lese- deine- Gedanken- Schweigen.
Augen zu und durch! ;)
Er gab mir seine Nummer und ich wusste genau, dass ich nicht abwarten konnte bis er sich meldet.
Mohoment! Er gibt ihr die Nummer, und dann erwartet SIE auch noch, dass ER sich bei ihr meldet? Tststs, so sind die Weiber. Also wenn schon, Nummern austauschen, ansonsten klingt das doof.
Ich saß, grade aufgestanden, auf der Fensterbank
Der Einschub stört, muss der sein?
auf der Fensterbank und trank eine heiße Tasse Holundersaft (soll sehr gut für das Immunsystem sein)
Ich bitte dich.
Ich beschloss für mich, dass es daran lag dass er die Regel nicht kannte und war beruhigt.
Das ist echt ägerlich. Einerseits schreibst du es so, als würden die sich nie wieder trennen, und andererseits kommt da diese typische weibliche Denkweise. Also: Bei den zwei hier darf es keine Regeln geben, denn sie sind ja ach so außergewöhnlich, so hast du das am Anfang jedenfalls vermittelt. Sie verstehen sich ohne Worte, trinken Tomatensaft, schauen sich in die Augen, denken gleich, das ganze Progamm. Das ist ja eben das Besondere, und wenn sie dann doch Regeln festlegen, was ist dann an dieser Geschichte so erzählenswert.
Btw. sie heißt Kevin?
Wir setzten uns auf eine Bank und redeten über Gott und die Welt.
Gähn!
Oh nein, hoffentlich hatte er den Lockenwickler nicht gesehen. Ich versuchte möglichst unauffällig ihn aus meinen Haaren zu fischen. Er bemerkte nichts. Ich weiß nicht wie lange wir auf dieser Bank saßen, doch langsam wurde es dunkel.
Die ist doof. :) Also so einen Fehler zu machen, na ja, meinetwegen hat die Szene dann halt den Charakter einer romantischen Komödie, da ist es aber lustig, weil dann die Schauspielerin etwas lustiges sagt, oder etwas Charmantes und man verzeiht ihr diesen faux pas, aber bei der hier kann man nur den Kopf schütteln.
Es war niedlich sie dabei zu beobachten wie sie versuchte, so unauffällig wie möglich, den übriggebliebenen Lockenwickler aus ihren Haaren zu drehen.
Auch er könnte hier die Initiative ergreifen und irgendwie das Eis brechen, ich als Leserin schäme mich für die Prota. fremd, also da könnte er einen coolen Spruch reinhauen oder etwas Lustiges, irgendwas, was ihn kennzeichnet, was ihn sympathisch macht. Dann wäre das ganze halb so schlimm, aber dieses so tun, als würde man nix mitbekommen und dieses Verheimlichen, so verhält man sich nicht gegenüber einer Person, die man auch ohne Worte versteht. Ja, darauf nagele ich dich jetzt fest. ;)
Mir wurde alles klar. Ich wurde rausgeworfen. Und das nur, weil ich meinen Nachbarn unheimlich war. Wenn ich durchs Treppenhaus lief, beobachteten sie jeden Schritt und warteten vielleicht darauf, dass ich irgendetwas Verbotenes tun würde, damit sie einen Grund hätten mich aus dem Haus zu werfen.
Wie bitte? Das ist eine normale Angestellte, eine Journalistin auch noch, und die soll unheimlich sein? Ich verstehe null. Und dann denkt sie in dieser Situation an Udo Jürgens?

Ehm, ich kann wirklich nix mit der Geschichte anfangen, da kommt noch ein ganzes Stück, darauf habe ich keine Lust, ich kann mir schon denken, wie es ausgeht. Ich quäl mich da jetzt nicht durch, soll ein anderer machen.

JoBlack

 

Hallo jule28!

Man wird immer etwas melancholisch.

Vielleicht wäre es besser gewesen, der Leser wäre melancholisch geworden, oder besser, du hättest ihn dazu gebracht, sich so zu fühlen, als dass nur du als Autor dich so fühlst.

Dein Text scheint mir so, als hättest du ihn so schmachtendleidend dahingeschrieben, wie man es als Teenager tut, wenn einen die Liebelei packt. Da ist alles rosa und so. Und am Ende alles tragisch, so Romeo und Juliamäßig, und keiner versteht es.

Versuch mal, das, was du beim Schreiben empfindest, beim Leser zu wecken.

Schöne Grüße,

yours

 

Und am Ende alles tragisch, so Romeo und Juliamäßig, und keiner versteht es.
Sag bitte "möchtegern Romeo und Juliamäßig", ansonsten ist das eine fette Beleidigung für Shakespeare, Romeo und Julia, alle Fans und überhaupt! ;)

 

Hallo Jule28!

Manchmal da gibt es Momente, die man nicht vergisst… seinen ersten Wackelzahn, das Rauschen des Meeres an einem der schönsten Urlaubstage. Und wenn man dann sie Augen schließt und sich konzentriert dann fühlt man genau dasselbe wie damals.
Da sprichst du mir aus der Seele. Ich erlebe auch viele Momente meiner Jugend so klar und Deutlich, als wäre ich tatsächlich da. Und das macht mich hinterher Melancholisch, wenn ich mich in meinen Erinnerungen verliere.

Ich erinnere mich an den Tag, so erinnere ich mich an keinen.
Dein erster Satz ist mir sehr verwirrend. Wie ist denn dieser Widerspruch zu verstehen? Die wiederholung im zweiten absatz mit dem zusatz 'keinen anderen' ist da schon verständlicher.

Mir wurde schon nach den ersten 5 Minuten langweilig, denn wie in fast jedem Actionfilm konnte man schon früh erahnen, wer der Böse war und somit am Ende sterben würde.
Hmm, ich habe da von Anfang ein wenig anderes Bild von der Frau gemacht. Dass sie eine graue Maus ist, die sich in ihrem Zuhause verschanzt und nichts anderes mitbekommt. Für sie sollte eigentlich selbst sowas langweiliges wie ein Action Film etwas besonderes und farbenvolles sein. So denke ich mir zumindest. Aber ganz so Weltfremd scheint sie nciht zu sein.

Sie deutete zur Tür und ich wusste was sie meinte.
Warum sie? Ich dachte das wäre er. Das hast du kurz davor festgestellt. Daher ist das sehr verwirrend.

Er gab mir seine Nummer und ich wusste genau, dass ich nicht abwarten konnte bis er sich meldet.
Hier stimmt was nicht. Er gibt ihr seine Nummer und ER sollte sich melden, ohne ihre Nummer zu kennen? Im nächsten Satz stellst du das richtig, aber in diesem Satz ist der letzte Satzteil falsch. Ich glaube, da sollte ebsser stehen, dass sie ihre Telefonnummern ausgetauscht hatten.

Und wenn Kevin das einfach nicht tat?
Wer ist Kevin? Der Korrespondent oder der Freund aus dem Kino? und warum sollter eine Jacke anziehen. Hier bin ich komplett durcheinander.

Und dann, als sie sich beim Teich treffen, geht es los abwechselnd er und sie. Oder war das schon von Anfang an so?

Du machst zu viele Sprünge zwischen Ich, er, sie in der Geschichte. Das hat mich verwirrt und ich musste mehrmals lesen um richtig zuordnen zu können. Das finde ich der größte Manko. Ansonsten sehr schöne Geschichte und sehr gefühlsvoll beschrieben. Alelrdings nur ihre Seite. Die Sicht von Felix kam dabei zu kurz woraus ich erschließe, dass du den Mittelpunkt auf Judith hälst. Eigentlich ist sein Teil überflüssig, wie ich finde. Man kann die Informationen über ihn ganz gut in ihre Überlegungen einbauen. Dann wäre die Geschichte nicht so verwirrend.

Die Lebenssonde

 

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