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Wie es ist irgendwie voll anders zu sein.

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12.10.2006
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Wie es ist irgendwie voll anders zu sein.

Gestern war ich mit Jesko-Thorben, Tassilo-Jermaine, Jeremy-Jaden oder Sean-Preston, Jaromir Anakin, Tyler-Jerome und Fynn Noel von der Hochbegabten-Gruppe Eis essen. Irgendwie kam mir da die Welt auf einmal so anders vor. Also, so anders wie immer, aber irgendwie nochmal anders.

So ganz anders eben. Und wieder ist mir mal aufgefallen, dass ich so gefühlsmässig ganz anders ticke als andere Jugendliche. Ich bin eben ein unheimlich rationaler Mensch und kann daher ganz selten einfach ein Gefühl zulassen, ja ich misstraue meinem eigenen Bauchgefühl, weil mir der Verstand etwas anderes sagt und ich geneigt bin eher auf den Verstand zu hören, als auf meine innere Stimme.

Dadurch stehe ich mir, hab ich gemerkt, oft total selbst im Wege, statt einfach den Nachmittag mit den Leuten von der Gruppe zu genießen sitze ich da und frage mich, ob es das ist, was ich wirklich will vom Leben. Ich sehe Sean-Preston an und finde seine Haltung scheußlich.

Ich weiß, er ist ein guter Mensch, aber ich verabscheue seine Einstellung zu politischen Fragen und zu Fragen des Frauenrechtes. Auch beim Thema Kirche und Glauben sind wir schon einmal aneinander geraten.

Ich sehe ihn jetzt dort sitzen und beobachte, wie er seinen Cup Dänemark verschlingt. Au Mann, wie der schon isst. Als ob er seit Wochen nicht zu futtern bekommen hätte. Seine Eltern haben doch Geld, da muss er sich doch nicht aufführen wie ein Bauarbeiter hier am Tisch.

Und obwohl ich weiß, dass Sean-Preston auch gute Seiten hat, und immer nett zu mir war, empfinde ich seit einiger Zeit nichts als Verachtung und Abscheu für alles was er ist, sagt und tut, so ganz rational. Ohne Gefühl. Weil mich seine Einstellung aufregt. Ich will ihn nicht mehr sehen. Hätte ich noch einen Funken Gefühl für ihn im Leib, dann würde ich nicht alles daran setzen ihn nicht mehr sehen und damit erdulden zu müssen.

Inzwischen hasse ich auch seine Frisur und dass er nur auf einer Seite ein Grübchen hat.

Es gibt ja in der Suche nach individuellen Glück einen schrecklichen Individualismus. Ich finde ihn abstossend. Sagen wir mal so: Als guter Mensch suche ich nicht zuerst und gar isoliert mein eigenes Glück. Es geht nicht nur um meine Wünsche. Aber ich kann meine Wünsche auch nicht verteilen in kleine und grosse Portionen. Trotzdem wünsche ich mir in diesem Augenblick nichts so sehr, wie dass Sean-Preston nicht da wäre. Wenn ich es mir recht überlege, habe ich auch doch ein wenig Mitleid mit ihm, wie er da wie eine Krücke sitzt, leicht gekrümmt mit der rechten Hand auf den Tisch gestützt. Nicht ahnend, wie ich über ihn denke.

Ich weiß auch nicht, aber ich würde ihn jetzt gerne in den Arm nehmen. Aber, doch nur um mein schlechtes Gewissen zu besänftigen. Au, Mann. Ich fühle mich wie ein Scheusal, wie eine menschliche Bestie, wie Abschaum. Denn... er war doch nie schlecht zu mir. Was bin ich nur für ein herzloses Wesen? Mal im Ernst. Hallo? Wie bin ich den drauf?

Aber trotzdem: Manchmal entfernen sich Menschen einfach innerlich voneinander. Ohne es sich bewusst zu machen, doch ich spüre es in diesem Augenblick ganz deutlich: Sean-Preston und ich sitzen an einem Tisch und sind doch Lichtjahre voneinander entfernt. So weit weg... so weit...

Wir sprechen über Gott. Sean-Preston ist Agnostiker. Ich habe keine Lust jetzt wieder die selben Argumente zu hören.

Ich sage: "Ich weiß, dass viele viel zu rational denken, aber mal ganz rational: Welchen Fehler macht man denn, wenn man daran glaubt, dass es einen grossartigen Schöpfer gibt, der uns alle bedingungslos liebt? Hallo? So ein Angebot kriegt man auch nicht alle Tage! Von Gott aber schon jeden Tag... Verlieren kann man ja nichts, oder?
Gott immer einen "großartigen" Schöpfer zu nennen ist eigentlich ja noch ne Untertreibung. Schon mal in der Natur gestanden und fassungslos gewesen, wie supergenial das alles aussieht? Die Farben, die Bäume, der Himmel? Schon mal gefühlt, wie wunderbar diese Welt ist, Du Ignorant?
Nun denn. Wer´s nicht glaubt, hat vielleicht echt Pech gehabt. Muffins nimmt man ja auch kostenlos gern an."

Sean-Preston sagt: "Wieso den jetzt gleich schon wieder so gereizt?"

Ich habe keine Lust mich schon wieder zu rechtfertigen. Ich bezahle meinen Eisbecher und gehe nach Hause. Am Abend rufe ich ein paar Leute ein und lade sie zu einer Galerie-Eröffnung ein. Sean-Preston ist nicht dabei. Er tut mir jetzt irgendwie doch leid, aber besser als ihm weiterhin was vorzumachen. Naja...

 

Hallo HelenKunz,

willkommen in der Abteilung Satire und auf kurzgeschichten.de überhaupt!

Deine Geschichte hat mich ratlos gelassen, weil ich nicht so genau weiß, was du gerne aufs satirische Korn nehmen wolltest.
Vermutlich hatte ich gleich zu Anfang das berühmte Brett vorm Kopf, weil ich immer nach der Pointe gesucht habe, die ich im Zusammenhang mit der Hochbegabtengruppe zu erahnen geglaubt hatte. Dann aber ereignete sich gar nix im Zusammenhang mit denen. Ich meine damit, dass es auch jede andre Gruppe hätte sein können.
Schätze mal, ich hab die Intention deiner Geschichte übersehen oder?

Ich habe nur erkannt, dass deine Protagonistin oder dein Protagonist sich über die sog. eigene Gefühlslosigkeit ärgert, aufregt oder sie zumindestens konstatiert, jedoch alles, was er/sie dann von sich gibt, ist reinste Gefühlsäußerung.
Ok...soweit so gut zum Plot.

Die Umsetzung selbst fand ich etwas fade, es hatte etwas von einer Aufzählung, weil jeweils die einzelnen Personen abgehandelt und danach abgehakt wirken. Hätte man also mehr aus dem Plot machen können.

Lieben Gruß
lakita

 

Diese Antwort verstehe ich jetzt nicht.
Es geht bei der Satire nicht um Humorfragen!

Ich hatte indirekt angefragt, was die Intention deiner Satire ist. Oder hast du dich verklickt und der Text sollte eigentlich in der Humorabteilung landen?
Dann verschiebe ich dir die Geschichte gerne dahin.

Lieben Gruß
lakita

 

Hallo Helen,

ich finde, dir ist es gelungen, eine Figur aufzubauen. Als Leser erwarte ich dann, dass du mit der Figur "irgendwas" anfängst, wirklich "irgendwas". Aber das scheint nicht die Absicht der Geschichte zu sein, sie zeichnet nur diese Figur und mottet sie dann praktisch wieder ein.

Also du stellst eben die Gedankenwelt vor, führst auch einen Konflikt ein, aber das war es dann. Deshalb lässt mich die Geschichte einfach unbefriedigt zurück.
Sprachlich und stilistisch finde ich sie sauber, ohne dass die Sprache jetzt aus sich selbst heraus begeistern würde.

Gruß
Quinn

 

Nee, der Text muss nicht in die Humorabteilung. Es ist wirklich eine Persiflage. Ich habe irgendwie Schwierigkeiten den Text zu erklären, entweder man fühlt sich bei der Lektüre an etwas erinnert oder eben nicht, sag ich mal. Wie gesagt, muss ja nicht jeden ansprechen, aber danke fürs Feetback :-)

 
Zuletzt bearbeitet:

Bis auf die vielen Fehler in der Geschichte, hat sie mir sehr gut gefallen. Die Satire finde ich gelungen. Und ... ich habe mich wiedererkannt: Wir Hochbegabte sind auch nur Menschen! :D

Gruß
Kasimir

 

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