Was ist neu

Wie wäre es frei zu sein?

Mitglied
Beitritt
24.11.2005
Beiträge
3

Wie wäre es frei zu sein?

Die grüne Wanduhr, die gleich neben dem Bild einer wunderhübschen jungen Frau hing, zeigte halb elf. Das einzige Licht, das seine braunen gutmütigen Augen sahen, war das der Straßenlaternen, die nur einen winzigen Teil des riesigen Balkons erhellten. Er schenkte sich ein Glas seines besten Weines ein, trank einen Schluck und stellte es auf den Glastisch neben sich. Als er auf den Balkon hinausgehen wollte, läutete sein Mobiltelefon. Durch die eingestellte Vibration drehte es sich ein, zwei Mal im Kreis, bis er es schließlich in die Hand nahm und einen Blick darauf warf. Wieder einmal sein Vorgesetzter, der ihn hätte bitten wollen am nächsten Morgen früher in das Büro zu kommen. „Diesmal nicht.“, dachte er, ging zur Balkontür, öffnete sie und warf das Telefon ohne viel Emotionen die vielen Stockwerke hinab, bis er ein leises Geräusch hörte, das Aufschlagen des vibrierenden Teiles.
Er ging zurück in sein Wohnzimmer, und nahm einen kleinen Zettel aus der mittleren Schublade einer seiner vielen Kästen. Es war der Abschied seiner Frau, die es satt gehabt hatte, dass ihm seine Freiheit wichtiger war als ihre Ehe. Tränen füllten nun seine Augen und er begann am ganzen Körper zu zittern. Tränen rannen sein Gesicht entlang und sammelten sich am Kragen seines blauen Hemdes. Es war das Hemd, das ihm seine Mutter zu seinem 25. Geburtstag geschenkt hatte. Die Frau, die immer sein komplettes Leben kontrollieren wollte. Die Frau, die nächtelang auf ihn gewartet hatte bis er nach Hause gekommen war.
Emotionen ließen ihn mit der Faust, die ihm in der Schulzeit geholfen hatte seine Ehre zu verteidigen und seine Freiheit vor den Schlägern in seiner Klasse zu sichern, gegen die Wand schlagen. Er spürte kaum einen Schmerz, obwohl mindestens ein zwei Knochen seiner Hand gebrochen sein mussten. Schmerz bedeutete für ihn viel mehr, nicht zu wissen, welche Entscheidung er nun treffen sollte. Diese Gedanken, die richtige Entscheidung finden zu müssen, beherrschten ihn bereits komplett. Er griff zum Weinglas, leerte es auf einen Zug, nahm den Brief, steckte ihn in seine Hosentasche und suchte die Zigarre, die er genau für diesen Moment gekauft hatte. Mit allem bewaffnet ging er erneut auf den Balkon, zündete die Zigarre an und rauchte sie mit so viel Genuss. Er nannte sie seine Freiheitszigarre. Er wollte sie mitnehmen, mitnehmen in die Freiheit, in die ewige Freiheit. Er nahm den hand geschnitzten Holzsessel, der in der Ecke stand und stellte sich darauf. Er hatte nun einen wunderschönen Ausblick, nahm einen Zug von seiner Zigarre und fühlte sich so frei wie nie zuvor. Er breitete seine Arme aus, lehnte sich über die Brüstung und fiel frei wie ein Vogel. Zuletzt konnte man nur ein leises Geräusch hören, das Geräusch der endgültigen Freiheit.

 

Hallo BlueSue und herzlich willkommen.

Der Titel ließ leider schon Schlimmes ahnen, was dann prompt auch eintrat.
Mal wieder eine Einstiegsgeschichte, die Suizid als Freiheit romantisiert, ohne ihn für den Leser auch nur im Geringsten plausibel zu machen.
Bestimmt die Hälfte aller Debütgeschichten hier behandelt diesen Müll. Das ist wahrscheinlich das einzig gesellschaftliche Phänomen daran, wäre aber eine Metaebene, die deine Geschichte ja leider nicht anspricht.
Da kannst du stilistisch noch so gut schreiben, wenn du den Leser nicht mit in den Abgrund nimmst, langweilt es nur, mal wieder jemandem dabei zuzulesen, wie er die letzten Minuten seines Lebens füllt, bevor er dann endlich springt, abdrückt oder wie auch immer er sich umbringt.
Dein namenloser Prot kommt uns nicht nah, also berührt uns sein Tod auch nur genauso, wie all die anderen namenlosen, die sich das Leben nehmen.
Das ist der zweite weit verbreitete Irrtum, den du in deiner Geschichte begehst.
Viele glauben, wenn sie keine Namen nennen, wenn die Figuren so unpersönlich sind, könnte sich halt jeder Leser besser damit identifizieren. Das Gegenteil ist der Fall. Der Leser fiebert mit jemandem mit, den er kennt, den er ins Herz schließt, für den er bangen und fürchten kann. Ein Name hilft da sehr.
Der Holzsessel ist allerdings Hand geschnitzt, ansonsten und das ist durchaus positiv war es recht fehlerarm. In der Zeichensetzung mit der wörtlichen Rede hast du noch so deine Probleme.

„Diesmal nicht.“, dachte er
Der Punkt dort ist falsch.
Auch lässt sich der Stil gut lesen, nur der Plot ist halt derartig abgedroschen, dass er einfach keinen Spaß mehr bringt, sondern mich eher zu einer sarkastischen Frage treibt:
Zuletzt konnte man nur ein leises Geräusch hören, das Geräusch der endgültigen Freiheit
Ob das wohl die Menschen, die sich aus den brennenden Türmen des Twin Towers stürzten beim Aufprall auch so empfunden haben? Geräusch der Freiheit?

Lieben Gruß, sim

 

danke für die bemühunge es trotzdem zu lesen :)
war die geschichte die ich am schnellsten parat hatte, ist noch von meiner schulzeit.
und ja ich versteh was du meinst und danke dir für die gute kritik.

 

Hallo BlueSue!

Der Titel deiner Geschichte hat mich neugierig gemacht, mit Suizid als Thema habe ich aber nicht gerechnet. Eher mit was tollem, einer Lebensweisheit oder sowas.

Als er auf den Balkon hinausgehen wollte, läutete sein Mobiltelefon.

Ich weiß ja nicht, ob es da nur mir so geht, aber ich finde "läuten" im Zusammenhang mit einem Mobiltelefon eher unpassend. Bei "läuten" denke ich eher an ein Uralttelefon mit Waählscheibe oder eine Haustür :D .


Inhaltlich hat es mir leider nicht so gefallen. Wenn ich die Geschichte lesen, dann denke ich nicht daran, dass er sich am Ende umbringen könnte.
Ich kann seinen Seelenschmerz nicht "fühlen" während des Lesens, wenn du verstehst was ich meine.
Ich denke "naja, ist ja incht so schlimm". Deswegen kommt das Ende überraschend.
Und warum springt er denn in die "ewige Freiheit", wenn ihn sein Freiheitswunsch doch seine geliebte Frau gekostet hat? Hmm.
Im großen und Ganzen finde ich diese Selbstmordverherrlichung auch Scheiße (auf gut Deutsch). Suizid ist überaus egotistisch und feige.

Stilistisch ist es ok :-)

So und jetzt: Weitermachen!

Gruß,
die Sumpfkuh

 

hallo BlueSue,

inhaltlich schließe ich mich der Kritik von sim an, ich habe mich der beschriebenen Person nicht nahe gefühlt und den Eindruck, es mit Stereotypen zu tun zu haben.
Am Anfang haben mich die Adjektive gestört, weil für die Geschichte nicht von Bedeutung ist, dass die Wanduhr 'grün', die Augen 'braun' und 'gutmütig' und der Balkon 'riesig' ist.

Freitod als Weg finde ich OK, sollte aber in einer Geschichte überzeugend und nachvollziehbar sein.

Viele Grüße vom gox

 

ok möchte mich nur dazu äußern, dass ich suizid keinesfalls verherrlichen möchte/wollte. ich versuchte, scheint nicht gelungen zu sein, sein verhalten eher als dumm darzustellen.
er fühlte sich von seiner mutter eingeschränkt, die einzig und allein wie die meisten liebenden mütter gehandelt hat. und am schluss, wählt er gerade die lösung, die meiner meinung nach die freiheitsraubenste ist. und ja sein verhalten ist feige und genau dass soll es zeigen.

aber danke :)

 

Letzte Empfehlungen

Neue Texte

Zurück
Anfang Bottom