Was ist neu

Wiedervereinigung

Mitglied
Beitritt
01.11.2001
Beiträge
1

Wiedervereinigung

Zwanzig Meter unter ihm rauschte eine dunkle, tobende Flut dem Ozean entgegen. Die spritzende Gischt führte einen immerwährenden Kampf gegen die Pfeiler der Brücke auf deren Geländer er stand. Der rauschende Strom schien seinen Namen zu gurgeln, ihn zu rufen, schien ihm die Erlösung zu bieten, nach der er so lange vergeblich gesucht hatte.
Die Rufe, die Schreie, die Bitten die ihn aus dem Hintergrund zu erreichen versuchten, vernahm er nicht.
In Gedanken war er bei seiner Frau, dem letzten Bindeglied zwischen ihm und dem Leben, dass ihm nach dem Tod seiner Tochter geblieben war. Ihr wollte er folgen, sie wiederfinden, wieder glücklich sein.
Ihre unbeschreibliche Trauer, ihr Kampf um Vergeltung für ihre vergewaltigte und ermordete Tochter hatte sie zerstört, sie ausgehöhlt, ihr den Lebensmut genommen. Er konnte ihr nicht helfen, sie nicht mehr erreichen.
Ich habe versagt. Dich allein gelassen. Verzeih mir.
Jetzt war es für ihn an der Zeit Abschied zu nehmen. Der Leere, dem Dunkel, dem Leben zu entfliehen.
Er wirft einen letzten Blick zurück auf die Menschen, auf die Welt, die ihn umgibt. Ein letztes mal will er sehen, hören, fühlen, was er zurücklässt.
Viele Menschen hatten sich hinter der Absperrung versammelt; mehr Menschen, als sich jemals um ihn gekümmert hatten, mehr Menschen als jemals versucht hatten ihm zu helfen.
Polizisten, Sanitäter, sogar Psychologen sind eifrig damit beschäftigt die Gaffer unter Kontrolle zu halten und die kleine Krise routiniert zu bewältigen.
"Er springt doch eh nicht !!"
"So ein Verrückter."
"Mir tut er leid."
"Spring doch, spring doch !!"
Viele Stimmen dringen an sein Ohr, dann tritt langsam und vorsichtig ein Mann an ihn heran.
"Springen Sie nicht. Wir finden eine Lösung."
Er lächelte den Mann an und lässt sich in die Arme seiner Familie fallen.
Bald darauf hat sich die Menge zerstreut.

 

Nicht schlecht, aber der vorletzte Satz sollte in der selben Zeit formuliert werden.

Ansonsten gut zu lesen, und plastisch formuliert, wenngleich Du ruhig noch mehr zu den Gründen des Springen-wollens hättest sagen können.

Willkommen im Club der lebenden Dichter

Es grüßt

Der Lord :)

 

Hallo Salazar,

ich verschiebe Deine Geschichte in Gesellschaft. Für mich birgt sie 2 Komponenten. Vergewaltigung, also Opfer und Hinterbliebene sowie Selbstmord-Gaffer und Loslösung. Aber eindeutig nicht philosophisch, eher gesellschaftliche Probleme.

Er lächelte den Mann an und lässt sich in die Arme seiner Familie fallen.

Gefällt mir der Satz. Ist auch nicht schlecht geschrieben, vielleicht ein bißchen kurz und die Herleitung zum Problem etwas zu hakelig, aber ein Anfang ist gemacht, und Gedanken sind da.

Also, nicht böse sein. ;)

Heiko

 

Letzte Empfehlungen

Neue Texte

Zurück
Anfang Bottom