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WM im Büro

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17.06.2010
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WM im Büro

Sie sitzt alleine in ihrem Büro. Die Anderen sind nebenan im Konferenzraum. Sie schauen Fußball. Weltmeisterschaft.
Die Geschäftsleitung hat den Mitarbeitern die Mittagspause verlängert und den firmeneigenen Beamer zur Verfügung gestellt. Und jetzt sitzen sie alle da und schauen Fußball.
Der Chef ist auch dabei. Er ist selber ein Fußballfan, deswegen hat er den Leuten auch überhaupt erst erlaubt die WM in der Firma zu schauen. Damit er selbst auch schauen kann. Schließlich spielt Deutschland. Gegen Serbien. In Südafrika.
Das will natürlich keiner verpassen. Sind ja alle Fans. Irgendwie.
Und jetzt sitzen sie und schauen Fußball – während der Arbeitszeit! Wahrscheinlich trinken sie auch noch Bier dabei. Das macht man ja. Wenn man Fußball schaut.
Aber sie nicht! Sie ist in ihrem Büro und arbeitet. Sie hat ganz regulär ihre Mittagspause gemacht. War pünktlich wieder im Büro und sitzt jetzt als Einzige ganz korrekt an ihrem Arbeitsplatz.
Sie hört wie die Leute nebenan jubeln und rufen. Hört diese schrecklichen Tröten. Wie hießen die noch? Uweseelers oder so. Die hört man ja im Moment überall. Schrecklich nervig sind die.
Aber sie interessiert sich ja auch nicht für Fußball. Die anderen haben sie auch gar nicht gefragt, ob sie mitschauen will. Sie hat alle vorhin an ihrer offenen Bürotür vorbeigehen sehen. Lachend und schwatzend, über das bevorstehende Spiel diskutierend.
Sie haben nicht mal in ihre Richtung geschaut.
Aber sie interessiert sich auch gar nicht nicht für dieses Spiel, kennt ja nicht mal die Regeln. Außerdem spielt Deutschland gegen Serbien.
Sie weiß nicht mal, wo Serbien liegt.
Doch jetzt muss sie erstmal arbeiten. Sie hätte eh keine Zeit sich zu den Anderen zu gesellen. Obwohl das Telefon nicht ein einziges mal geklingelt hat, seitdem das Spiel läuft. E-mails sind auch keine gekommen. So ruhig ist es sonst nie. Seltsam.
Im Konferenzzimmer bricht stürmischer Jubel los. Da ist sicher ein Tor gefallen. Sie kann sich gar nicht konzentrieren, wenn die Anderen so laut sind. Wie soll sie denn so ihre Arbeit machen? Wenn jetzt jemand anruft und das Geschrei hört, hält der die ganze Firma für unseriös.
Doch das interessiert hier anscheinend niemanden. Die Leute sind halt einfach nicht mehr loyal gegenüber ihrer Firma.
Wenn die Anderen sie gefragt hätten, wäre sie vielleicht sogar mitgekommen. Sie versteht zwar nichts von dem Spiel und sie hätte sicher auch kein Bier getrunken – das würde nun wirklich zu weit gehen, schließlich ist noch nicht Feierabend!
Aber vielleicht hätte sie sich zumindest dazugesetzt. Doch die Anderen haben sie nicht gefragt. Und sie möchte sich auch nicht aufdrängen.
Wieder dieses Jubeln und Geschrei von nebenan. So geht das nicht weiter.
Sie öffnet ihr Schreibprogramm. Sie wird einen Beschwerdebrief an die oberste Leitung schreiben. Es darf doch nicht sein, dass eine normale Angestellte nicht in Ruhe arbeiten kann. Nur damit alle anderen ihren Spaß haben!

 

Moin Kelbri,

na, das nennt man wohl einen unausgegorenen Schnellschuss oder? Eine Eigenbrötlerin ergeht sich in einem Lamento ihrer Vorurteile, weiter passiert nichts und das ganze ist noch nicht mal spannend geschrieben, Gedanken wiederholen sich monoton, der mögliche Konflikt wird kaum angegangen.

Der Arbeitgeber, bei dem ich 2002 noch war, hatte übrigens tatsächlich während der WM Beamer und Leinwand aufgestellt und jeder konnte alle Spiele sehen, musste sich dazu bei der Zeitnahme natürlich ausloggen. Bier gab es allerdings nicht (oder höchstens alkoholfrei). Erstaunlicherweise ist dadurch keine Arbeit liegen geblieben. Das Angebot wurde zwar rege genutzt, aber nicht so durchschlagend, dass Büros deshalb leer gewesen wären.

So leid es mir tut, der Text hat mir absolut nicht gefallen.

Lieben Gruß
sim

 

Hallo Sim,

Das ist ja auch ok, wenn dir die Geschichte nicht gefällt. Immerhin verteidigst du hier:

Der Arbeitgeber, bei dem ich 2002 noch war, hatte übrigens tatsächlich während der WM Beamer und Leinwand aufgestellt und jeder konnte alle Spiele sehen, musste sich dazu bei der Zeitnahme natürlich ausloggen. Bier gab es allerdings nicht (oder höchstens alkoholfrei). Erstaunlicherweise ist dadurch keine Arbeit liegen geblieben. Das Angebot wurde zwar rege genutzt, aber nicht so durchschlagend, dass Büros deshalb leer gewesen wären.
alle, die während eines WM-Spiels nicht arbeiten, sondern lieber Fußball gucken. Dann muss die Geschichte ja doch was in dir ausgelöst haben...:D

Naja, bei uns in der Firma haben wir den Beamer schon aufgebaut und das Bier steht auch kalt. Ich denke, dass bei uns wohl alle Büros leer sein werden. Gut, dass keiner weiß, wo ich arbeite...;)

 

Hallo Britta!

Bis auf den Schluss fand ich deine Geschichte flüssig und angenehm zu lesen. Tiefgang kam für mich in der Andeutung, dass deine Prot irgendwie und eigentlich ja auch gerne bei den anderen wäre. Wenn du das aussagen wolltest, kommt es für mich zwischen den Zeilen rüber.

Schließlich spielt Deutschland. Gegen Serbien. In Südafrika.

Mit diesem Stilmittel gelingt es dir, die Überlegungen der Prot greifbar zu machen, haben mir besonders gut gefallen.

Im Übrigen bin ich für Schottland; in vier Jahren sind wir wieder dabei.

LG

Adem

 

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