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Thema des Monats Wolkenkrieger

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12.10.2005
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Wolkenkrieger

Vor seinem geistigen Auge sah er die Schlacht bereits vor sich, grausam und gnadenlos, selbst wenn die Ebene noch menschenleer war. Kartamus stand auf der Anhöhe und beobachtete das Dickicht und die Felsen im Norden. Er war der Feldherr seines Königs. Was ihm hier bevorstand, war nicht seine erste Schlacht, aber diesmal war er sich nicht sicher, ob es nicht die letzte sein würde. Der Feind war stark. Stärker als sein Herr sich eingestehen mochte.
Sein Blick wurde von den Wolken abgelenkt. Es war ein finsteres Schauspiel am Himmel zu beobachten. Das Himmelsblau war hinter all den schwarzen Wolken nicht mehr zu sehen.
Bei diesem Anblick kam ihm ein seltsamer Gedanke. Es war als würden sogar die Wolken Krieg führen.


WOLKENKRIEGER

Streifen und Felder aus rot und rotviolett zierten den Horizont. Es waren die Minuten der Abenddämmerung, in denen der Himmel so friedlich wirkte. So trügerisch friedlich.
Der Himmel war nicht wolkenlos. Anderenfalls wäre er nicht hier gewesen. Seldin schwebte zwischen unzähligen anderen von seiner Art und wartete. Es war ein Warten voller Angst. Ein Warten auf einen Zeitpunkt, der sich unvermeidlich näherte und für sie alle das Ende bedeuten konnte – das Ende der Existenz, die für ihn gerade erst begonnen hatte. Er war nicht mehr als ein unbedeutender Bestandteil einer Wolke: ein Wolkenkrieger, der seine erste Schlacht noch nicht geschlagen hatte und doch oder deshalb kurz davor stand einer solchen zu fallen und vom Himmel und damit von der Welt zu verschwinden. Er würde nicht vergessen werden, aber es würde sich auch niemand an ihn erinnern, da niemand ihn kannte. Es konnten noch so viele Wolkenkrieger um ihn sein, die auf seiner Seite standen – er war für sie nur ein Teil der Masse. Und dasselbe waren sie für ihn.
Er wollte es nicht so sehen, aber er hatte keine Wahl. Keiner von ihnen hatte eine Bedeutung. Er selbst mochte sich Seldin nennen, aber nie würde jemand diesen Namen aussprechen, nie jemand wissen, dass es unter ihnen einen Seldin gab – oder auch nur einen Wolkenkrieger mit Namen. Wirkliche Bedeutung als Einzelwesen kam nur dem Herrscher zu, dem Herz und der Stimme der Wolke. Was nicht die Winde über ein Wolkenreich entschieden, das entschied er.
Seldin wusste nicht, ob es der Wille der Winde war oder der des Wolkenherzens, dass zu diesem Zeitpunkt ein anderes Wolkenreich auf sie zuglitt – ein Wolkenreich, das ihm größer und dunkler erschien als das, zu dem er selbst gehörte. Er schob es auf den Wind, schon weil er hoffte, dass die Stimme seiner Wolke von Güte beseelt sein mochte. Von den Winden wusste er, dass sie keine Güte besaßen.
Seldin wusste, dass es lächerlich war sich etwas vorzumachen. So wie die Winde ihnen an diesem Abend – dem zweiten, den er erlebte – mitspielten, stand ihnen eine erbitterte Schlacht bevor.
Deshalb waren sie alle bereit – bereit sich dem Feind zu stellen, bereit sich vernichten zu lassen, wenn es keinen anderen Ausweg gab. Und der einzige andere und echte Ausweg war der Sieg. Es sah nicht unbedingt so aus als ob sie einen solchen davon tragen würden. Tausende von Wolkenkriegern würde die Schlacht sowieso kosten, gänzlich unabhängig davon wie sie ausging. Aber darauf waren sie eingestellt. Es war ihr einziger Daseinszweck: Verteidigung und Angriff, Kampf zwischen den Kriegern der Wolken, Krieg zwischen den Mächten der Wolkenreiche.
Sie alle schienen dieses Schicksal zu akzeptieren. Seldin sah in ihren silbern leuchtenden Augen grimmige Entschlossenheit. Er selber vermochte es nicht zu akzeptieren. Er konnte sich nicht damit abfinden, dass seine Existenz einzig der Vernichtung diente – sei es seiner eigenen oder der anderer, die sein Schicksal teilten. Und dann fiel ihm plötzlich auf, dass er ungeachtet dessen nicht minder entschlossen dreinblickte. Er konnte sein hartes Gesicht beinahe sehen, so verkrampft waren seine Gesichtszüge. Vielleicht weil er darauf eingestellt war, sich in diesem Kampf bestmöglich zu verteidigen, vielleicht weil er den Schein wahren wollte, damit dem Herrscher keine Zweifel an seiner Loyalität kamen, vielleicht sowohl als auch. Aber konnte denn jemand Zweifel an seiner Loyalität haben? Er war ein Teil des Wolkenreiches. Möglicherweise hätte er sich lösen können – theoretisch. Aber das hätte sein Ende in den zerreißenden Winden bedeutet. Niemals konnte ein Wolkenkrieger in den Winden allein bestehen, da mochten sie noch so schwach sein. Seldin hatte schon gesehen wie sich das Reich verformt hatte weil der Wind an seinen Rändern nagte – Rändern, von denen er nicht weit entfernt war.
Und selbst wenn er hätte entkommen können – wohin hätte er sich wenden sollen? Der einzige Ort, an dem Frieden möglich sein mochte, war die Welt weit unten. Und dort würde er als Wolkenkrieger niemals hingelangen.
Die andere Wolke sah immer größer aus. Schwarz und bedrohlich türmte sie sich höher und höher auf. Und jeden Moment würde sie über sie herfallen. Niemals, niemals konnten sie diese Schlacht überstehen – oder jedenfalls er würde sie nicht überstehen. Verdammt, er wiederholte sich in seinen Gedanken – und nicht zum ersten Mal.
Verzweifelt sah er sich um – und blickte nur einmal mehr in unbewegte Mienen. Obwohl – nein, das stimmte nicht. Jetzt, da er genau hinsah, bemerkte er, dass auch andere die Köpfe wandten, dass auch andere Anzeichen von Verzweiflung zeigten. Er sah es mit Erstaunen – und mit einem Gefühl, das ihm völlig neu war: Hoffnung!
„VERTEIDIGT DAS REICH!“
Eisern drang die Stimme zwischen seine Gedanken. Dem Wolkenherzen musste die Unruhe aufgefallen sein. Beklommen wurde Seldin klar, dass diese Unruhe, wenn sie jetzt aufkam, vor jeder Schlacht existieren musste. Und wenn die Schlachten trotzdem geschlagen wurden, dann bedeutete das… Seldins Innerstes verkrampfte sich in stillem Leiden. Es war eine Sache die Ausweglosigkeit der Situation zu erkennen und sie nie anders gesehen zu haben. Es war eine andere sich diese Ausweglosigkeit eingestehen zu müssen, nachdem man Hoffnung geschöpft hatte. Seldin hätte es verfluchen mögen: das Reich, die Himmel, sein erbärmliches Leben…
Sein Selbstmitleid nahm ihn so gefangen, dass es einen Moment dauerte, bis das allgemeine Flüstern an seine Sinne drang. Es war das Flüstern der anderen Wolkenkrieger, ein Flüstern, das im Wind zu hören war. Wie erzeugten sie es? Seldin war fasziniert von der Vorstellung mit ihnen kommunizieren zu können. Er hätte nicht gedacht, dass es möglich wäre. Bisher hatte es niemand getan. Warum, war allerdings nicht schwer zu erraten. Während der kurzen Zeiten ohne Bedrohung traute es sich vermutlich niemand aus Angst vor dem Herrscher, denn Seldin ahnte, dass er es verurteilte, weil er eben doch keine Gnade kannte. Jetzt aber, da sie ihrem Ende ins Auge blickten, versuchten sie einander Gedanken zu sagen. Seldin bezweifelte, dass Pläne zum Überleben darunter waren. Wahrscheinlicher war, dass sie redeten, weil es das Letzte war, was sie tun konnten.
Er lauschte den leisen Stimmen im Wind. Viele formulierten keine konkreten Worte. Entweder konnten sie es nicht, oder sie hätten nichts zu sagen gewusst. Tatsächlich formte auch Seldin keine Worte, als er versuchte durch seinen eigenen Willen eine Stimme in den Wind zu setzen. Zuerst gelang es ihm nicht. Seine Verzweiflung konnte das auch nicht mehr steigern, aber sein Bedauern darüber war groß. Doch er gab nicht auf und schließlich hatte er Erfolg, als immer mehr Stimmen laut wurden und er genau sah, wie neben ihm einer der anderen seine Gesichtsmuskulatur anstrengte. Und in diesem Moment überschlugen sich seine Gedanken. Er wollte etwas sagen – etwas, das helfen konnte.
„Was können wir tun?“, waren schließlich die Worte, die er in den Wind entsandte.
Er lauschte auf die vielen Stimmen, die in ihrer Gesamtheit kaum anders klangen als das Rauschen des Windes. Und dann hörte er eine Antwort heraus, die der Wind direkt zu ihm trug.
„Für einander kämpfen, anstatt für den Herrscher!“
Die Antwort verwirrte Seldin. Er wusste nicht, was das für eine Hilfe sein sollte. Das hieß sie konnten nur kämpfen. Machte es denn einen Unterschied, für wen sie das – ihrer Überzeugung nach – taten?
„Mehr…“, trug der Wind weiter an seine Wahrnehmung, „…können wir nicht tun.“
Tatsächlich war es endgültig zu spät irgendetwas zu tun. Die Konfrontation der Reiche stand in diesem Augenblick direkt bevor. Und die Wolkenkrieger um Seldin herum hielten bereits ihre Waffen in Händen. Dann gab es also doch keine Hoffnung. Er hätte sich all die Gedanken sparen können. Sie hatten in ihm Hoffnungsfunken geweckt, die in diesem Meer von zerstörenden Naturen von Anfang an zum Erstickungstod verurteilt gewesen waren.
Er konnte sein Ende nur noch herauszögern – und es den anderen gleichtun. Seldin packte seinen Stab mit beiden Händen. Das war sie: die Waffe der Wolkenkrieger – ein Stab aus gehärteter Luftfeuchtigkeit, von scheinbar kristalliner Oberfläche, schillernd in allen Farben des Regenbogens – und vergänglich wie die Krieger, die sie trugen. Jeder Stab existierte nur solange wie der Soldat, bei dessen Entstehung er mit entstanden war. Jeder Stab war eine individuelle Waffe, nie war die Anordnung der Formen und Farben im Innern, die dem Stab seine Kraft gaben, gleich. Angeblich sollten es wahre Regenbogenessenzen sein – Elemente, wie sie nirgendwo gefestigt existierten, außer in den Stäben der Wolkenkrieger. Seldins bittere Meinung war, dass den Stäben mehr Individualität zugebilligt wurde als den Kriegern, die mit ihnen kämpften.
Der Wolkenkrieger sah den Kriegern der Gegenseite in die Augen. Was er sah, war erschreckend, aber nicht unerwartet: es waren Wesen wie er selbst. Nicht bloß vom selben Körperbau, sondern ebenso besessen von der selben Angst, der selben Verzweiflung und Hoffnungslosigkeit – und auch dieselbe Unschuld war ihnen zuteil. Seldin wusste, sie hätten diesen Kampf ebenso wenig geführt wie er, wenn sie eine Wahl gehabt hätten. Und ebenso wie er hatten sie diese Wahl nicht. Dann fielen sie übereinander her und Seldin sah sie nach und nach fallen, die vor ihm kämpften. Aber die Krieger seiner Seite kämpften als Gemeinschaft und er verstand in diesem Moment die Antwort, die er auf seine Frage erhalten hatte. Sie konnten ihr eigenes Ende hinauszögern, wenn sie nicht für ein herzloses Herz kämpften, das ihnen gänzlich fremd war, sondern füreinander und wenn sie einander retteten – nicht dauerhaft, aber für Momente – dann mochte ein geringes Maß an Erfüllung darin liegen. Gleichzeitig wurde Seldin klar, dass er diese Erfüllung nicht finden würde, da er die Gegenseite gesehen hatte und wusste, dass jeder dort es nicht minder verdient hätte gerettet zu werden, was aber in der Natur der Sache für ihn und seine Seite unmöglich war. Und als er erkannte, dass alles Nachdenken nur in grenzenloser Verzweiflung endete, hörte er auf zu denken.
Sein leuchtender Stab wirbelte durch die Luft und streckte einen Krieger nieder und dann noch einen. Sein Stab wurde ein Element des blitzenden Schauspiels, mit dem die Schlacht in ihre intensive Phase überging. Es kamen immer mehr Feinde. Einige drangen an ihm vorbei vor, andere gerieten an ihn und ihr Weg fand an seinem Stab ein Ende. Er hatte erwartet, dass auch sein Ende längst gekommen wäre. Aber so war es eben nur eine Frage weiterer Zeit. Er verzichtete darauf neue Überlegungen anzustellen und zwang die alten ins Unbewusste. Und kaum noch nahm er wahr, was um ihn herum geschah…
Sein Ende aber kam nicht. Und dann stellte er schließlich fest, dass auch keine Feinde mehr kamen. Er sah sich um. Das feindliche Reich war nicht verschwunden und auch sein eigenes Reich war noch da wo es zuvor gewesen war. Nur er war nicht mehr dort. Mit einem Häuflein anderer Krieger war er von seinem Reich getrennt worden. Und der Wind hatte sie abgetrieben – ein erbärmlich kleiner Wolkenfetzen, der mehr und mehr von den großen Reichen abdriftete. Seldin sah es geschehen, ohne es recht zu begreifen, geschweige denn, dass er die Bedeutung dieser Entwicklung erfasst hätte. Er hatte die Benommenheit noch nicht überwunden, die ihn im Kampf befallen hatte.
Sein Geist wurde erst wieder klarer, als er die Stimme seines Reiches hörte. Diesmal wandte sie sich ausschließlich an sie, an den kleinen Wolkenfetzen, den die Winde davontrugen.
„UNSER REICH WIRD ZERFALLEN“, hörten sie die Stimme sagen. Sie klang ausdruckslos wie immer und dabei doch auf eine unerklärliche Weise eindringlich, als hätte sie, und nicht die Krieger selbst, die Kontrolle über ihre Geister. „DOCH KANN ES IN DIESEM GERINGEN BESTANDTEIL NEU ERSTEHEN. SCHON JETZT WACHSEN IN IHM NEUE KRIEGER HERAN UND ES WIRD WEITER WACHSEN. ABER DIE BEDROHUNG WIRD NICHT ABNEHMEN. DIE MANIFESTATION FEINDLICHER REICHE IST GRÖßER DENN JE. ES GIBT KEINE HOFFNUNG AUF EIN WEITERBESTEHEN UNSERES REICHES, WENN WIR NICHT ZU AUßERGEWÖHNLICHEN METHODEN GREIFEN. ES SEI EUCH ANVERTRAUT NACH DER HOFFNUNG ZU SUCHEN, DIE ES OHNE EUCH NICHT MEHR GEBEN WÜRDE.“
Hoffnung – lächerlich! Er hatte erfahren, was von Hoffnung zu halten war. Und doch konnten sie nicht ihren eigenen Weg gehen, nicht versuchen sich der Stimme zu widersetzen – gerade weil es für sie keine Hoffnung gab. Wenn sie am Himmel bestehen wollten, mussten sie sich dem Kampf mit einem jeden Feind stellen und wenn sie zu diesem Kampf bereit sein wollten, mussten sie ihr Reich aus diesem Wolkenfetzen neu errichten. Seldin sträubte sich dagegen, aber er wusste, dass er gehorchen musste – diesmal und immer. Er würde niemals nach höheren Zielen greifen können als dem Überleben.
„IHR MÜSST EIN REICH DER MYTHEN UND LEGENDEN SUCHEN. NUR DORT KANN DAS BESTHEN UNSERES REICHES GESICHERT WERDEN. SUCHT NACH DEM WOLKENREICH EVERMORE, DEM VERHEIßENEN LAND, WO ES FRIEDEN GEBEN SOLL, DER NICHT ZU ERSCHÜTTERN IST UND IN EWIGKEIT BESTEHT. ODER ABER FINDET DAS WOLKENREICH AVALON, WO DER MÄCHTIGSTE STAB DER HIMMEL GEHÜTET WERDEN SOLL. DIESEM STAB HAT NIEMAND ETWAS ENTGEGENZUSETZEN. ER KÖNNTE UNSER REICH FÜR ALLE ZEIT VOR DER VERNICHTUNG BEWAHREN.“
Nicht diese Vorstellung war es, die Seldin faszinierte. Die Worte „wo es Frieden geben soll, der nicht zu erschüttern ist“, diese Worte hallten noch lange in seinem Kopf nach…

Gefangen von Träumen vom Frieden schwebte Seldin lange still dahin. Der Wind trieb ihre mickrige Wolke davon und ihr altes Reich wurde in der Ferne kleiner und kleiner.
Die Wolkenkrieger um ihn aber begannen schließlich von neuem im Wind zu reden. Für einen Moment glaubte Seldin es stünde ihnen ein Kampf bevor, doch dann begriff er, dass sie sich diese Freiheit nahmen, weil sie nicht länger ohne weiteres ersetzbar waren. Vieles hing von ihnen ab und so konnten sie sich erlauben, was sonst undenkbar gewesen wäre.
Seldin hörte ihnen aufmerksam zu. Es wunderte ihn nicht zu hören, dass sie von den Reichen der Mythen sprachen.
„Glaubt ihr, dass es sie gibt?“ fragte er. „Glaubt ihr Evermore ist mehr als ein Traum?“
Er konnte nicht sagen was für eine Antwort er sich erhoffte. Wenn die anderen es glaubten, dann vermutlich auch nur, weil sie es glauben wollten.
„Es gibt keinen Grund anzunehmen, dass es nicht existiert“, meinte einer optimistisch. „Viel größere Sorgen sollten wir uns darüber machen, ob wir diese Reiche jemals erreichen können. Die Reiche der Legenden mögen riesig sein im Vergleich zu unserem, aber die Himmel sind immer noch riesig im Vergleich zu ihnen. Wir können nur hoffen, dass großes Glück, Schicksal oder göttliche Mächte uns beistehen. Aber immerhin: es gibt gleich drei Kräfte, auf die wir unsere Hoffnung stützen können.“
Seldin war sich nicht sicher, ob er hoffen wollte. Es war ein wunderschönes Gefühl. Aber es zu verlieren war ein Erlebnis, von dem er nicht wollte, dass es sich wiederholte. Schließlich ließ er sich dennoch darauf ein. Er hoffte eines der Reiche, vorzugsweise Evermore, zu finden, vor allem aber hoffte er, die Hoffnung würde ihm erhalten bleiben.
Außerdem blieb zu hoffen, dass sie von der Kollision mit anderen Reichen bis auf weiteres verschont bleiben würden und dass der Wind ihnen nicht so sehr zusetzte wie er es vermochte. Denn dieser ließ sich nicht mit Stäben bekämpfen.

Über mehrere Tage hatten sie Glück. Nicht selten war ihre wachsende Wolke die einzige am Himmel oder aber die mächtigen Reiche zogen weit über ihnen hinweg. Und auch der Wind setzte ihnen nur geringfügig zu. Seldin bereute nicht sich der Hoffnung anvertraut zu haben. Sie mochten scheitern, aber diese Tage des Friedens waren mehr als er noch vor kurzem zu erhoffen hatte wagen können.
„Alles Glück findet einmal sein Ende“, hörte er den Krieger neben sich sagen. Elanid hieß er. Sie hatten in den vergangenen Tagen viel miteinander gesprochen, ungeachtet der Tatsache, dass es eigentlich nichts gegeben hatte, worüber sie hätten reden können.
Seldin wusste wovon er sprach. Der Himmel war an diesem Abend früher dunkel geworden als gewöhnlich. Aus Westen zog ein gewaltiger Sturm auf. Einem solchen Sturm aber würden sie nichts entgegenzusetzen haben. Dann war dies also das Ende. Es kam spät, aber letztlich doch unausweichlich.
„Ja“, bestätigte Seldin traurig. „Wir können uns wohl glücklich schätzen, dass es überhaupt begonnen hat.“
Elanid antwortete nicht. Als Seldin sich daher zu ihm umdrehte, sah er in dessen Augen die gleichen Gefühle, die auch ihn beherrschten. Und auch er schwieg.
Der Sturm kam näher und die Stimme ihres Reiches, die sich während ihrer Reise zwar selten, aber doch immer wieder gemeldet hatte, blieb ihrerseits stumm. Vermutlich aus dem einfachen Grund, dass es keine Befehle mehr gab, die sie noch hätte erteilen können. Sie konnten so standhaft sein wie sie wollten, es gab für eine Wolke wie ihre keinen Widerstand gegen einen Sturm.
Der Wind nahm beständig zu und Seldin spürte wie er die Ebenen seines Körpers durchzog und verwirbelte. Seine Organe schmerzten und seine Augen tränten. Und anstatt dass er eine Pause erhalten hätte, um Kräfte zu sammeln, nahmen die unsichtbaren Kräfte zu, die ihn langsam aber sicher betäubten, wie er es nicht anders hatte erwarten können…

Was er nicht erwartet hatte, war, dass seine Sinne zurückkehrten. Benommen nahm er seine Umgebung wahr. Er war Teil einer milchigen Wolkenschicht, die, durchzogen von dichtem Nebel, dicht über der Welt hing. So tief gab es gewöhnlich überhaupt keine Wolken. Und doch – die Stimme hatte es ihn gelehrt – gab es ein einziges Wolkenreich, das der Erde der Welt so nah war: das Wolkenreich von Avalon über der heiligen Insel Avalon auf der Welt!
Voller Staunen sah er sich um und in ihm kam eine nie gefühlte Freude auf, noch schöner als das Gefühl der Hoffnung.
Die Ernüchterung folgte rasch. Dies war nicht Evermore, das Reich des ewigen Friedens. Dies war Avalon und alles, was er hier finden konnte, war eine mächtigere Waffe.
Enttäuscht wartete er auf den Befehl nach dem mächtigsten Stab der Himmel zu suchen. Aber er kam nicht. Was hatte das zu bedeuten? Seldin sah sich die Krieger, die mit ihm zu dieser Wolke gehörten, genauer an. Voller Überraschung stellte er fest, dass sie ihm fremd waren. So ähnlich sich Wolkenkrieger auch waren, diese hier waren ihm nie zuvor begegnet. Keiner von ihnen gehörte zu seiner Wolke. Darüber hinaus befanden sie sich in einem seltsamen Zustand. Keiner von ihnen regte sich. Sie standen bloß da mit geschlossenen Augen und entspannten Körpern. Er versuchte mit ihnen zu sprechen, doch es gab keinen Wind, der seine Worte hätte tragen können.
Seldin fand keine Erklärung für seine Beobachtungen, aber er wurde sich bewusst, dass er letztlich keine Erklärungen brauchte. Er sollte vielmehr die Situation nutzen, von der er sich nie hätte träumen lassen, dass sie eintreten können: er war unabhängig; es war keine Stimme mehr da, die ihn kontrollierte, keine selbstherrliche Stimme, die von reiner Feigheit kontrolliert wurde und Krieger um sich erschuf, weil sie nicht wagte sich den Kriegen der Himmel alleine zu stellen. Erst jetzt wurde ihm richtig klar was für ein erbärmliches Geschöpf dieser Herrscher war. Mit Bedauern dachte er dagegen an Elanid und die anderen. Sie hatte er nicht verlieren wollen. Er würde ihr Andenken in Ehren halten.
Dann aber konzentrierte er sich auf sein Ziel. Aufgeregt bewegte er sich abwärts – der Welt entgegen. Er sah eine einmalige Gelegenheit vor sich. Er konnte in die Welt hinabsteigen und die Wolkenreiche – und sein Schicksal als Wolkenkrieger – für immer hinter sich lassen! Er hoffte nur, dass er Recht hatte und es sich tatsächlich so verhielt.
Es war seltsam sich eigenständig zu bewegen ohne eine feste Wolke um sich zu haben. Aber es funktionierte. Hier in Avalon, wo sich im Nebel Himmel und Erde trafen, war es möglich. Hier wurde seine Seele von ihrem unerträglichen überirdischen Schicksal erlöst und sogar sein Körper gab die Existenz als Wolkenkrieger auf. Erschrocken stellte Seldin fest, dass sein Körper sich veränderte, während er in den Nebeln abwärts sank. Aber der Schock war nur von kurzer Dauer. So wenig er auch begriff, was mit ihm geschah, so sicher war er sich doch, dass es ihm nicht schaden würde. Es war vielmehr als ob eine große Last von ihm abfiele – und das obwohl sein Körper an Größe und Gewicht zunahm je tiefer er gelangte.
Schließlich spürte er tatsächlich eine neue, rein körperliche Last: eine ihm unbekannte Kraft, die ihn nach unten zog, als wollte die Erde ihn schneller zu sich holen. Er verstand diese Kraft nicht und je stärker sie wurde – im gleichen Maße wie sein Körper die Eigenschaften eines Wolkenkriegers abwarf und fester, aber auch behäbiger wurde – desto unheimlicher war sie ihm.
Sein Schweben verwandelte sich in ein Fallen. Er konnte seinen Körper nicht mehr kontrollieren und die reine Todesangst erfüllte ihn von neuem. Dann traf er hart auf dem Boden auf, stöhnte vor Schmerz und schnappte nach Luft.
Er blieb liegen – er wusste nicht wie lange – und langsam wichen die Schmerzen von seinem Körper. Und in dem Maße, in dem sie abnahmen, nahm etwas anderes in ihm zu: das Gefühl ungetrübten Glücks. Das Gefühl, dass er, auch wenn er nicht Evermore gefunden hatte, doch in ein Segensreich gelangt war.

Was für ein Segen es war über die Erde zu gehen, auf ihr zu leben, nahm er in all seiner Faszination nach und nach wahr. Er fühlte die feuchte Erde unter seinen Füßen, roch den Duft der Pflanzen des Waldes und hörte die Gesänge der Tiere – und war glücklich.
Lange wanderte er durch den Wald, ohne dessen müde zu werden. Und er traf auf Wesen, die wie er auf zwei Beinen gingen und er hörte wie sie sprachen, doch verstand er nicht, worüber. Und einige sah er vor Steinen knien und reden, obwohl niemand da war, der ihnen zuhörte. Und er versuchte selbst zu ihnen zu sprechen. Rasch hatte er festgestellt, dass das Reden hier anders funktionierte, auch wenn er eine Weile brauchte um herauszufinden wie genau. Es gelang ihm aber und er machte sich bemerkbar. Der Mensch, der ihn hörte, sah ihn voller Erstaunen an. Er betrachtete jede seiner Körperpartien und schien sich zu fragen, was er für ein Wesen sein mochte, denn obgleich sein Körperbau dem des Menschen ähnelte, sah er doch noch immer anders aus. Seldin ging auf ihn zu, aber in diesem Augenblick wich der Mensch vor ihm zurück. Da meinte Seldin, dass es nicht das Schlechteste sei auf Distanz zu bleiben. Wenn man einander nicht näher kam, konnte man einander auch nicht töten. Und er verstand dies als Weisheit und zog sich wieder in die Wälder und in die Nebel bei den Seen zurück.

Er war glücklich mit diesem Leben, aber letztlich zog es ihn hinaus in die Welt. Vom Himmel hatte er so viele Länder und Wasser gesehen und die wollte er mit den Augen eines Menschen auf Erden sehen. All die vielseitige Faszination, welche die Natur der Erde gegeben hatte, wo sie auf der Ebene der Wolken so fantasielos gewesen war. Und vielleicht fand er dort draußen irgendjemanden, der seine Sprache sprach oder lernen mochte oder ihm die eigene beibringen wollte.
Schon vor einiger Zeit hatte er in einer nebligen Bucht ein Boot entdeckt, das niemand zu nutzen schien. So gelangte er ans Festland und an der felsigen Küste begann er seine Wanderung über das Land. Eine Wanderung, die ihn nicht weit bringen sollte.

Nach wenigen Tagen kam er in eine Gegend, die von Menschen bewohnt wurde. Und hier geriet er mitten in die Wirren eines blutigen Krieges, mitten zwischen zwei Armeen, die aufeinander zustürmten, und das obwohl es geradezu windstill war. Und als er aus einem Wäldchen hervortrat in die Ebene, stand er plötzlich zwischen den Fronten und wurde erschlagen, bevor er recht begriff, was um ihn herum geschah.
Mit keinem Gedanken wäre ihm die Idee gekommen, dass Menschen Kriege führten. Es schien keinen Sinn zu machen. Die Hüter von Avalon mussten keine Kriege führen, warum sollten andere Menschen es tun müssen? War das denn die einzige Sprache, die in allen Welten und Reichen gesprochen wurde? Oder hatte er im Moment seines großen Glücks das Pech gehabt ausgerechnet auf eine Welt zu geraten, auf der es Kriege gab wie in den Wolken? Seldin fand keine Antwort und begriff, dass er nie mehr eine finden würde.

Der Soldat zog sein Schwert aus dem leblosen Körper, ohne zu bemerken, dass er weder gerüstet noch ganz menschlich gewesen war. Mit dem Schlachtruf „Für den König!“ stürmte er weiter – seinem eigenen Ende entgegen.

 

So, das wäre mein (erster) Beitrag zum Thema des Monats. Er ist sehr ernst geraten, aber ich denke ihr werdet mir Recht geben, dass ich diese Grundidee nicht humorvoll umsetzen konnte. Es ist eben eine Anti-Kriegs-Geschichte.
Allerdings sehe ich im Thema des Monats durchaus ein Thema, das man auch sehr humorvoll nutzen kann, deshalb habe ich vor auch noch eine lustige Geschichte dazu zu schreiben. Ja, ich weiß, da muss ich mich ranhalten, aber zwei Tage hat der Monat ja noch ;) .

 

Hallo Tolkiens Padawan!
Von der Idee her hat mir deine Geschichte sehr gut gefallen, von der Erzählweise weniger. Da ist für mein Empfinden sehr viel „tell“ und sehr wenig „show“, du rast durch die Handlung und insgesamt liest sich das alles nüchtern und distanziert. Vielleicht wolltest du dadurch auch ein bisschen die Fremdartigkeit der Wolkenkrieger unterstreichen und es ist nicht Sinn der Sache, dass der Leser sich in Seldin einfühlen kann. Ich persönlich fände es aber gerade schön, wenn es so wäre.
Wir erfahren, dass dein Prot sich Seldin nennt und sich damit eine Individualität gönnt, die ihm eigentlich nicht ansteht. Und du erzählst uns, dass er sein Schicksal nicht akzeptieren mag, dass er verbittert ist, dass er Angst hat usw. Aber das alles erzählst du eben nur, genauso wie du von den Kriegen der Wolken erzählst, ohne den Leser stärker ins Geschehen einsteigen und an Seldins Gefühlen teilhaben zu lassen. Für mein Empfinden würde die Geschichte ungemein gewinnen, wenn der Leser sie noch viel stärker aus der Sicht Seldins erleben würde und die Geschehnisse nicht alle wie im Schnelldurchlauf vorbeigespult werden würden. Du lässt dir ja z.B. etwas Zeit, um Seldins Reflexionen vor Beginn der Schlacht zu beschreiben, du steigst direkt in die Szene ein, als du ihn seinen Stab packen lässt. Dann – flupps – passiert das, das und das, Seldin findet Avalon, wandert ein paar Jahre auf der Erde herum und wird erschlagen, kann sich aber hinterher noch Gedanken machen. Mir geht das alles zu schnell und ich bin aus der Geschichte draußen, ehe ich richtig drinnen war.
Die Idee selbst, die finde ich wie gesagt sehr schön und faszinierend. Was mir sehr gefallen hat, war die Beschreibung der Waffe:

Das war sie: die Waffe der Wolkenkrieger – ein Stab aus gehärteter Luftfeuchtigkeit, von scheinbar kristalliner Oberfläche, schillernd in allen Farben des Regenbogens – und vergänglich wie die Krieger, die sie trugen. Jeder Stab existierte nur solange wie der Soldat, bei dessen Entstehung er mit entstanden war. Jeder Stab war eine individuelle Waffe, nie war die Anordnung der Formen und Farben im Innern, die dem Stab seine Kraft gaben, gleich. Angeblich sollten es wahre Regenbogenessenzen sein – Elemente, wie sie nirgendwo gefestigt existierten, außer in den Stäben der Wolkenkrieger. Seldins bittere Meinung war, dass die Stäbe mehr Individualität besaßen als die Krieger

:thumbsup:
Schön auch das Bild von Seldin, der das erste Mal auf die Erde kommt und sich an die Schwerkraft gewöhnen muss.
Ansonsten wird mir nicht ganz klar (vielleicht soll es das ja auch gar nicht), was die Wolkenkrieger nun sind. Einmal scheinen sie auf einer Wolke zu reiten, ein andermal sind sie selbst Bestandteil der Wolke.

Insgesamt: eine Geschichte, aus der du noch sehr viel mehr machen kannst, wenn du dir ein bisschen mehr Zeit für sie nimmst. Ich finde, sie ist es auf jeden Fall wert.

Liebe Grüße,
ciao
Malinche

 
Zuletzt bearbeitet:

Hallo Malinche,

Danke fürs Lesen. Schön dass die Idee und manch andere Aspekte der Geschichte dir gut gefallen. Das habe ich eigentlich erwartet, bevor ich die Geschichte geschrieben habe: dass die Idee besser ankommen würde als die Umsetzung.

Es ist eben nicht gerade einfach Wolkenkrieger zu beschreiben, gerade wenn man sich selber so wenig darüber im Klaren ist, was genau das für Wesen sind. Zum Schluss und auch für den Kampf mit den Stäben braucht Seldin einen einigermaßen menschlichen Körper. Andererseits sehen wir am Himmel keine Ballungen menschenähnlicher Körper - was widerum nicht schlimm ist, weil sich die Beschaffenheit der Dinge und ihre Erscheinung für menschliche Augen ja unterscheiden können, aber wenn man sich vorstellt, dass die Wolke aus Wolkenkriegern allein besteht, dann muss man sich mit der Frage auseinandersetzen, warum sie überhaupt Wolken bilden (was noch die einfachere Frage wäre) oder ob sie sich nicht lösen könnten, wenn sie wollten.
Lass mich soviel festlegen: sie sind Bestandteile der Wolke, eine Wolke besteht im Wesentlichen aus Wolkenkriegern. (So wie der Mensch zum Großteil aus Wasser besteht, besteht eine Wolke zum Großteil aus Wolkenkriegern.) Jedenfalls kann ohne Wolkenkrieger keine Wolke existieren - außer vielleicht das Wolkenreich Evermore, von dem bewusst fraglich bleibt, ob es das überhaupt gibt. Was sonst noch zu einer jeden Wolke gehört, ist der Herrscher mit der Stimme und vielleicht eine Art Energie, welche die Bestandteile der Wolke so gut es geht zusammenhält. Diese Energie könnte allerdings mit dem Herrscher gleichzusetzen sein oder - wie letztlich auch die Wolkenkrieger - sein Werk sein.

Was das Innenleben Seldins betrifft, da werde ich bei Gelegenheit noch mal schauen, was sich da machen lässt. Befürchte nur, dass es nicht viel sein wird. Das Leben eines Wolkenkriegers ist so simpel konstruiert, dass seine Gedanken schon vergleichsweise komplex sind. Aber wie gesagt, ich werde mich dessen nochmal annehmen.

*Wir greifen nach den Sternen, aber letztlich werden selbst die Wolken für uns nie greifbar werden*

Gruß, Tolkiens Padawan

 

Hallo Tolkiens Padawan,
ich habe die Geschichte gern gelesen, wenn ich mich auch Malinches Kritik anschließen muss. Über weite Teile bleibt der Wolkenkrieger dem Leser fremd, man kann sich nicht richtig einfühlen. Du erzählst sehr viel und zeigst sehr wenig.
Aus der Geschichte lässt sich deutlich mehr herausholen als du es hier getan hast. Da ist dieser Individualist - und er fragt sich nicht ein einziges Mal, ob er der einzige ist? Vielleicht könntest du Szenen aus seinem Leben einfangen, denn die Wolkenkrieger haben doch ein eigenes Leben?, um dem Leser zu zeigen, dass es sich bei ihm eben um ein Individuum handelt und nicht um ein Ding. Vielleicht kann Seldin versuchen, unter den anderen Wolken Verbündete zu gewinnen oder zu reden, Wolken zu finden, denen es ähnlich geht wie ihm, und dabei nur an Opportunisten geraten. Du kannst dem Leser sein Schicksal noch deutlich näherbringen, indem du ihn durch seine Augen sehen lässt.
Die Einfachheit oder Komplexität der Wolken kannst du dem Leser vielleicht durch die Sprache näherbringen. Es gibt ein paar Geschichten in "Sonstige", die aus der Sicht von Tieren oder Urmenschen oder Schuhen oder ähnlich primitiven Dingen erzählt werden. Da kannst du ja vielleicht einmal suchen, ob du was findest - Titel fallen mir gerade keine ein. Vielleicht ist das ja eine Inspirationshilfe, als Vergleich zu dem, was hier gefordert ist.

gruß
vita
:bounce:

 

Hi Tolkiens Padawan!

Mir ging es beim Lesen so wie Malinche. Idee faszinierend, Umsetzung muss noch mal gründlich nachgearbeitet werden.
Wenn du alles lebendiger machen willst, kann es helfen, wenn du ihn eben doch mit anderen Wolkenkriegern interagieren lässt. Nur durch Interaktion werden Charaktere lebendig. Du könntest die Wolkenkrieger ja heimlich telepathisch kommunizieren lassen. Freilich würde ihm die Erkenntnis, dass er sich nicht als Einziger innerlich aufgelehnt hat, dann wesentlich früher kommen. Das wiederum würde den Inhalt deiner Geschichte verändern und eine andere Pointe erforderlich machen. Ist zugegeben knifflig, der Ansatz. ;)

Klar ist allerdings auch, dass ich die ganze Zeit über gebannt weitergelesen habe. Die Intention kam ebenfalls gut rüber: Krieg ist kein Naturgesetz, es steckt immer ein Wille dahinter. Und dem kann man den eigenen Willen entgegensetzen - wenn dieser vorhanden ist - und die Erkenntnis, dass man selbst nicht der Einzige ist, der dagegen rebelliert.
Noch besser käme diese Intention rüber, wenn der Wolkenkrieger mit den Menschen in Interaktion treten könnte. Die Menschen in Avalon im Kontrast zu denen, die diesen Krieg führen.

Am Schluss fand ich übrigens eines sehr verwirrend: Ich hatte mir vorgestellt, die Wolkenkrieger seien winzig klein, schließlich müssen sie für Menschen von unten unsichtbar sein und außerdem dürfen sie dem Bild nicht widersprechen, das der Leser von Wolken hat: Eine Ansammlung winziger Wassertröpfchen.
Verstärkt wird dieser Eindruck dadurch, dass du anfangs eine Zahl nennst: Milliarden und Abermilliarden.
Innerhalb der Geschichte wäre es kein Problem, dass die Tröpfchen mal eben kleine Kriegerchen sind.
Am Ende jedoch hat der Krieger einen menschenähnlichen Körper in Menschengröße - und kann von einem menschlichen Schwert getötet werden? Das ist ein wenig zuviel des Guten. Lass ihn doch einfach von einem Soldaten niedergetrampelt werden. Im Moment seines Todes kommt ihm dann noch schnell die finale Erkenntnis, und die Pointe sitzt.

Ein paar kleine Textstellen sind da noch, die du verbessern könntest.

Sein Vater war in der Tür erschienen. Er hatte ihn schon vor Minuten so dastehen sehen.

Unklare Zuordnung: Wer hat wen dastehen sehen?

Aber keiner würde es je erfahren, denn er sprach mir niemandem.

Ich weiß nicht, wie oft ich diesen Druckfehler schon gesehen habe ... :D

die Herrscher, die von niemandem je gesehen worden waren, die nur gehört wurden, wenn sie ihre Befehle zum Angriff gaben – so wie jetzt.

So wie ich das verstehe, sind es die Winde, die die Reiche aufeinander zutreiben. Und erst dadurch entsteht die Konfrontation. Wie kann also die Herrscherstimme den Befehl zum Angriff geben?

Und die einzige Alternative war der Sieg!

Das Ausrufezeichen besser durch einen Punkt ersetzen. Je leiser der Ton, desto größer ist oft die Wirkung.

Sie würden kämpfen, doch mochten sie einen Krieger der Gegenseite vernichten, der nächste vernichtende Schlag würde ihnen gelten.

Verwirrend: Die Gegenseite setzt immer nur einen Krieger für einen Schlag ein? Klar, du meinst es anders, aber wie genau? Meinst du nicht eher "Aber so viele Krieger auf der Gegenseite auch fallen mochten, am Ende waren sie doch dem Untergang geweiht"?

Seldin hätte sie kaum gesehen, kaum erkannt, dass es weitere gigantische Wolkenfronten waren, die nicht zur ersten gehörten, aber in einem glücklichen Moment erhaschte er einen Blick, der den meisten anderen verwehrt war und er wusste, dass ihrer aller Ende besiegelt war.

Der Konjunktiv passt hier nicht, denn hier wird etwas beschrieben, das tatsächlich passiert. Es sei denn, du meinst, er hätte sie fast nicht erkannt.
Und, na ja, glücklich ist dieser Moment ganz bestimmt nicht. :D
Weniger missverständlich wäre es, zu schreiben: "Für einen winzigen Moment".
Die Wortdopplung ist unnötig. Wie wär's mit "Für einen winzigen Moment erhaschte er einen Ausblick, der den meisten anderen zu entgehen schien und ihm klar machte, dass ihr Ende besiegelt war"?

In diesem Moment wurde ihm klar, wie bedeutungslos es war, dass er anders war.

Cool, das reimt sich. :D

Wolkenkrieger teilten alle dasselbe Schicksal und dieses war so verbindlich, dass nichts anderes eine wirkliche Andersartigkeit ausmachen konnte.

Passt nicht. Grammatikalisch sieht es so aus, als könnte nur das Schicksal des Wolkenkriegers eine Andersartigkeit ausmachen, was ja logisch Unfug wäre. Wie wäre es mit " ... dass nichts einer wirklichen Andersartigkeit Gewicht verleihen konnte"?

Er hätte damit gerechnet, dass sein Ende längst gekommen wäre.

Besser: "Er hatte damit gerechnet ..."

Seldin sah es geschehen, ohne es recht zu begreifen,

Seldin sah es geschehen ohne es recht zu begreifen, geschweige denn, dass er die Bedeutung dieser Entwicklung erfasst hätte

Für einen Augenblick hatte er geglaubt, wenn sie fliehen könnten, würde sie Freiheit und Unabhängigkeit erwarten, aber dieser Gedanke war wohl lächerlich gewesen.

Hm, in einem Moment erscheint er noch so, als wäre er nicht in der Lage, sich über die Situation und ihre Möglichkeiten klar zu werden, und dann hat er plötzlich an Freiheit und Unabhängigkeit gedacht? Das Gesamtbild ist etwas unstimmig.

So, das wäre für heute alles. Nächster Abschnitt kommt ein andermal dran.

Ciao, Megabjörnie

 

Hallo vita, hallo Megabjörnie,

vielen Dank, das sind eine Menge Ideen und Anregungen, und es sieht so aus als könnte meine Geschichte die wirklich gut gebrauchen. Ich werde sie mir so in einer Woche mit etwas Distanz nochmal gründlich vornehmen und ich denke eure Hinweise werden schon mal eine gute Basis sein. Versprechen kann ich natürlich nicht, dass die Umsetzung der Idee jemals gerecht wird. Freut mich jedenfalls, dass euch die Idee so sehr zusagt.

Gruß, Tolkiens Padawan

 

Hallo Tolkiens Padawan!

Die Idee mit den Wolkenkriegern fand ich ganz spannend, aber leider habe ich die Geschichte erst im zweiten Anlauf fertig gelesen. Ich schliesse mich hier meinen Vorrednern an, was den Erzählstil betrifft (in einer anderen Geschichte von dir habe ich ja schon geschrieben, dass du gerne ein wenig "laberst" ;) ). Wahrscheinlich solltest du an dem arbeiten, denn so bleibt mir Seldin sehr fremd, wie eine Figur, die einfach durch das Geschehen geschubst wird.

Unbeholfen machte er einige Schritte. Er musste sich an die Schwerkraft gewöhnen, und an einiges anderes mehr, aber er spürte, dass auch das nicht unmöglich war. Er machte einen Schritt nach dem anderen und atmete die volle Luft. Es war ein Segen auf Erden zu wandeln. Dass er das erleben durfte, wo zahllose andere seiner Art in den Wolken ein kurzes Leben zwischen Entstehung und Vernichtung führten!
Er wanderte über die heilige Insel – Stunden, Tage, Wochen, Jahre hielt er sich hier auf und genoss, dass die Dinge so waren wie sie waren. Eines Tages aber zog es ihn hinaus in die Welt.
Hier machst du plötzlich einen riesigen Sprung. Da vergehen in den wenigen Zeilen ein paar Jahre! Hier könntest du zum Beispiel schreiben, wie es sich anfühlt, sich an die Schwerkraft zu gewöhnen, was die Probleme dabei sind, anstatt einfach zu sagen, dass er es macht. Keine Angst, das mit dem "show don't tell" habe ich auch noch nicht ganz im Griff ;).

Tut mir leid für den (naja, nicht ganz so harten) Verriss, aber bleib an dieser Idee, die gefällt mir! Damit will ich sagen, dass sie einfach eine bessere Umsetzung verdient hat. :shy:

Liebe Grüsse
sirwen

Edit: Den Prolog finde ich übrigens nicht so passend, ich denke, die Geschichte kommt auch ohne aus. Dafür kannst du dich umso mehr auf Seldin konzentrieren.

 

So, ich habe es überarbeitet.
Der zweite Teil gefällt mir jetzt besser, beim ersten bin ich mir nicht sicher, ob es wirklich was gebracht hat. Ich habe zwar fast alles davon neu geschrieben, aber dabei ist es noch länger geworden und nicht gerade weniger "tell". :shy:
Das Problem ist eben, dass da sehr viel Hintergrundinformation ist, auf die ich, wie ich meine, nicht verzichten kann, weil die Problematik, in der sich Seldin gefangen sieht, dem Leser sonst fremd bliebe.
Allerdings glaube ich zumindest erreicht zu haben, dass das Ganze mehr aus Seldins Sicht erlebt wird, man sich besser in ihn hineinversetzen kann und alles, was bisher recht unklar oder auch etwas widersprüchlich war, jetzt glaubwürdiger ist.
Korrigiert mich, wenn ich einem Irrtum unterliege!
Und wenn mir jemand sagen kann wie ich den Anfang besser hinkriegen könnte, bin ich auch bereit noch eine weitere gründliche Überarbeitung vorzunehmen.
Also, immer mal her mit der Kritik. Und wenn's was zu loben geben sollte, würde ich mich natürlich auch freuen.
Ach ja, sirwen, danke nochmal im Nachhinein für deine Kritik. Ich habe jetzt einen kürzeren Prolog eingesetzt, damit wird das Ganze in sich hoffentlich passender - wie bei einem umarmenden Reim etwa ;)
Gruß, Tolkiens Padawan

 

Hi Tolkiens Padawan!

Ja, diese Version ist schon wesentlich besser als die erste. Und zum Lohn für deine Mühen kriegst du von mir noch eine ausführliche Kritik:

Der Prolog passt jetzt viel besser zur Haupthandlung, aber der erste Satz könnte noch bildhafter und wirkungsmächtiger sein, wie "Der Feind war stärker, als er befürchtet hatte" oder "Der Feind wusste sich gut zu verbergen".
Heißt ja nicht umsonst "Mit dem Anfang bis zum Schluss warten". ;)

Himmelsblau war hinter all den schwarzen Wolken nicht mehr zu entdecken.

Entweder "Himmelblau" oder "Das Himmelsblau". Und "entdecken" passt hier mE nicht so gut, weil es mit Forschen assoziiert ist. Vielleicht "erblicken"? Auch das allgemeine "sehen" würde gehen.

Fast ist es, dachte er schwermütig, als würden sogar die Wolken Krieg führen.

Liest sich nicht so glatt. Probier's mal mit "Fast schien es ihm" oder "`Es ist fast, als würden sogar die Wolken Krieg führen`. Schwermütig schüttelte er den Kopf".

Ein Warten auf einen Zeitpunkt, der sich unvermeidlich näherte und für ihn, ebenso wie für alle anderen, das Ende bedeuten konnte – das Ende der Existenz, die für ihn, wie auch für viele andere, gerade erst begonnen hatte. Er war nicht mehr als ein unbedeutender Bestandteil einer Wolke: ein Wolkenkrieger, der seine erste Schlacht noch nicht geschlagen hatte und vermutlich kurz davor stand in dieser ersten Schlacht zu fallen und vom Himmel und damit von der Welt zu verschwinden.

Das sind ziemliche Bandwurmsätze und schwer zu lesen. Prüf' mal, ob du die fettgedruckten Satzteile zumindest teilweise weglassen kannst. Meines Erachtens enthalten sie nur überflüssige Informationen, die sich selbständig im Kopf des Lesers bilden würden.
Ist übrigens auch eine Schwäche von mir, sowas immer reinzuhauen. :shy: Ich muss beim Schreiben höllisch aufpassen ...

Wirkliche Bedeutung als Einzelwesen kam nur dem Herrscher zu, dem Herz und der Stimme der Wolke. Was nicht die Winde über ein Wolkenreich entschieden, das entschied der Herrscher der Wolke.

Oh, Wortdopplungen. Noch so eine Schwäche von mir. :D
Statt "der Herrscher der Wolke" am Satzende reicht ein einfaches "er". ;)

Deshalb waren sie alle bereit – bereit sich dem Feind zu stellen, bereit sich vernichten zu lassen, wenn es keinen anderen Ausweg gab. Und die einzige Alternative war der Sieg.

Hier wäre eine Wortdopplung wiederum sinnvoll. "Und der einzige Ausweg war der Sieg".

Und dann fiel ihm plötzlich auf, dass er ungeachtet dessen nicht minder entschlossen dreinblickte.

Äääh ... wie soll ihm das denn "auffallen"? Hat er einen Spiegel dabei, zur Selbstkontrolle?

Und selbst wenn er hätte entkommen können – wohin hätte er sich wenden können?

Wie wär's mit "wenden sollen"?

Die andere Wolke sah immer größer aus. Schwarz und bedrohlich türmte sie sich höher und höher auf.

Besser in einem Satz zusammenfassen: "Die andere Wolke kam näher, türmte sich höher und höher auf, schwarz und bedrohlich".

Und jeden Moment würde sie über sie herfallen. Niemals, niemals konnten sie diese Schlacht überstehen – oder jedenfalls er würde sie nicht überstehen. Verdammt, er wiederholte sich in seinen Gedanken – und nicht zum ersten Mal.

Selbstironie des Autors? :D
Du packst viele Informationen hinein, die nicht nötig sind - siehe die vorigen zwei Sätze.

Eisern drang die Stimme zwischen seine Gedanken. Dem Wolkenherzen musste die Unruhe aufgefallen sein. Beklommen wurde Seldin klar, dass diese Unruhe, wenn sie jetzt aufkam, vor jeder Schlacht existieren musste. Und wenn die Schlachten trotzdem geschlagen wurden, dann bedeutete das… Seldin hätte schreien mögen und brachte doch keinen Laut hervor. Sein Innerstes verkrampfte sich in stillem Leiden. Es war eine Sache die Ausweglosigkeit der Situation zu erkennen und sie nie anders gesehen zu haben. Es war eine andere sich diese Ausweglosigkeit eingestehen zu müssen, nachdem man Hoffnung geschöpft hatte. Seldin hätte es verfluchen mögen: das Reich, die Himmel, sein erbärmliches Leben…

Eine wichtige neue Schlüsselstelle. Jetzt kommt die Aussage der Geschichte viel besser rüber. :thumbsup:

Es gibt noch eine Menge weiterer Stellen, die ich bekritteln möchte, aber die kommen bei der nächsten Gelegenheit dran. ;)

Eines aber möchte ich noch konkret bemängeln: Diese Verwandlung von Seldin in eine Person aus Fleisch und Blut kommt viel zu konstruiert rüber. Es fehlt jedwede Logik und Plausibilität in dieser Passage. Was soll so eine Verwandlung denn auslösen? Auch wenn wir hier in Fantasy sind: Für so etwas muss eine Erklärung her!
Vielleicht befindet er sich ja gerade über einem magischen Heiligtum und kriegt einen Zauberblitz ab ... Nein, zu banal. Vielleicht gelingt es ihm ja, Kontakt mit einem Menschenpriester aufzunehmen, und der verwandelt ihn dann. Sowas in der Art.

Vielleicht sollte auch eine Erklärung nicht fehlen, warum die Wolkenkrieger überhaupt in der Lage sind, so komplex zu denken. Im Interesse des Wolkengeistes kann es sicher nicht liegen. Er könnte sie ja auch als entschlossene Kampfmaschinen erschaffen, so, wie du ihn hier darstellst.

Insgesamt steckt natürlich immer noch zu viel "tell" in der Geschichte. Das kriegt man nur mit viel Übung weg, wenn man dazu neigt.
Es kann helfen, wenn du das Gewicht der Handlung weg von den inneren Monologen Seldins hin zu den äußeren Ereignissen und der Interaktion zwischen den Figuren verlegst.
Es hilft auch, möglichst wenig "Dass"-Sätze zu verwenden und, wenn möglich, in der Aktiv-Form zu bleiben. Außerdem gilt die Regel: Lieber kurze Sätze! Die langen Sätze lesen sich nur bei denen gut, die schon Meister der Sprache sind.

Als Anregung ( hach, ich hab' ja so viel Freizeit ) eine kleine, schon zitierte Passage:

Jetzt, da er genau hinsah, bemerkte er, dass auch andere die Köpfe wandten, dass auch andere Anzeichen von Verzweiflung zeigten. Er sah es mit Erstaunen – und mit einem Gefühl, das ihm völlig neu war: Hoffnung!
„VERTEIDIGT DAS REICH!“
Eisern drang die Stimme zwischen seine Gedanken. Dem Wolkenherzen musste die Unruhe aufgefallen sein. Beklommen wurde Seldin klar, dass diese Unruhe, wenn sie jetzt aufkam, vor jeder Schlacht existieren musste. Und wenn die Schlachten trotzdem geschlagen wurden, dann bedeutete das… Seldin hätte schreien mögen und brachte doch keinen Laut hervor. Sein Innerstes verkrampfte sich in stillem Leiden. Es war eine Sache die Ausweglosigkeit der Situation zu erkennen und sie nie anders gesehen zu haben. Es war eine andere sich diese Ausweglosigkeit eingestehen zu müssen, nachdem man Hoffnung geschöpft hatte. Seldin hätte es verfluchen mögen: das Reich, die Himmel, sein erbärmliches Leben…

Meine Version sähe in etwa so aus:

Auch andere Krieger wandten die Köpfe, in ihren Mienen zeigten sich Anzeichen leiser, aber intensiver Verzweiflung. Die Erkenntnis traf ihn wie ein Donnerschlag - und etwas Neues keimte in ihm auf: Hoffnung!
"VERTEIDIGT DAS REICH!"
Eisern drang die Stimme zwischen seine Gedanken. Der Herrscher hatte bemerkt, was in ihren Reihen vor sich ging. Da begriff Seldin, dass der Herrscher damit gerechnet hatte. Die Unruhe musste also vor jeder Schlacht aufkommen. Und wenn die Schlachten trotzdem geschlagen wurden ...
Seldins Innerstes verkrampfte sich. Er hätte seine Verzweiflung herausschreien mögen, aber er wusste nicht, wie man schrie. In diesem Augenblick verfluchte er alles: Das Reich, den Himmel, sein erbärmliches Leben. Er wünschte sich, er hätte sich niemals umgesehen.

Ciao, Megabjörnie

 

Hallo Megabjörnie,

da war ich aber erleichtert als ich gelesen habe, die neue Version sei "wesentlich besser".
Vielen Dank auch für die neuen Anregungen. Einiges habe ich gleich umgesetzt, über anderes werde ich nochmal nachdenken.

Äääh ... wie soll ihm das denn "auffallen"? Hat er einen Spiegel dabei, zur Selbstkontrolle?
Er merkt halt wie angespannt, fest und streng seine Gesichtszüge sind. Dessen kann man sich schon mal bewusst werden, oder?
(Vielleicht spiegelt er sich ja auch im Stab eines anderen Wolkenkriegers :D )

Selbstironie des Autors? :D
Ja, sowas in der Art. Aber passt doch auch, oder? Seine Gedanken drehen sich im Kreis und er ärgert sich drüber.

Diese Verwandlung von Seldin in eine Person aus Fleisch und Blut kommt viel zu konstruiert rüber. Es fehlt jedwede Logik und Plausibilität in dieser Passage. Was soll so eine Verwandlung denn auslösen?
Ich hatte gedacht Wolkenkrieger werden eben anders, wenn sie zwischen den Elementen wechseln. So wie manche Nixen Beine bekommen, wenn sie das Wasser verlassen. Er kann sich als Wolkenbestandteil einfach nicht auf der Erde bewegen.

Vielleicht sollte auch eine Erklärung nicht fehlen, warum die Wolkenkrieger überhaupt in der Lage sind, so komplex zu denken. Im Interesse des Wolkengeistes kann es sicher nicht liegen. Er könnte sie ja auch als entschlossene Kampfmaschinen erschaffen, so, wie du ihn hier darstellst.
Na ja, es wird nicht immer alles so wie man's gern hätte, oder? ;)

Gruß, Tolkiens Padawan

 

Zitat:
Äääh ... wie soll ihm das denn "auffallen"? Hat er einen Spiegel dabei, zur Selbstkontrolle?

Er merkt halt wie angespannt, fest und streng seine Gesichtszüge sind. Dessen kann man sich schon mal bewusst werden, oder?
(Vielleicht spiegelt er sich ja auch im Stab eines anderen Wolkenkriegers :D )


Das kann schon sein, aber dann solltest du das auch so schreiben. Niemand kann wissen, wie er gerade "dreinblickt", wenn er nicht genau das beabsichtigt, das ist nur von außen erkennbar. Deshalb schreibe besser so etwas wie "Er fühlte, dass sich seine Gesichtsmuskeln angespannt hatten. Sah es von außen nicht auch so aus, als würde er entschlossen dreinblicken?".

Ich hatte gedacht Wolkenkrieger werden eben anders, wenn sie zwischen den Elementen wechseln. So wie manche Nixen Beine bekommen, wenn sie das Wasser verlassen. Er kann sich als Wolkenbestandteil einfach nicht auf der Erde bewegen.

Das kann ich dir als Leser und Kritiker aber nicht so einfach durchgehen lassen. Wir sind hier zwar in der Fantasy, aber auch dieses Genre verzichtet nicht auf Plaulibilität. Deine Geschichte muss eine Kausalität aufzeigen, aus der ein Wolkenkrieger, der vorher nur aus feuchter Luft bestanden hat, plötzlich einen Knochen- Fleisch- und Blutkörper haben soll.

Und im Ernst: Auch dass ein Wesen, das nur aus feuchter Luft besteht und noch keine zwei Tage lebt, sofort Sprache und einen Blick für komplexe Zusammenhänge besitzt, sollte nicht einfach unerklärt im Raum stehengelassen werden.
Baue in den inneren Monolog doch noch eine Passage ein wie: "Einen Tag war es her, dass der Herrscher ihn erschaffen hatte. Er hatte ihm Sprache gegeben, damit er die Befehle verstand. Er hatte ihm die Fähigkeit zu denken gegeben, damit er besser kämpfte. Aber der Herrscher hatte ihm auch etwas gegeben, das er lieber bei sich behalten hätte: Teile seiner Erinnerungen. Und damit auch das Wissen um einen Ort, der besser war als dieser: Den Weltboden."

Und wo wir schon dabei sind, noch ein paar weitere Stellen:

Es war das Flüstern der anderen Wolkenkrieger, ein Flüstern, das im Wind zu hören war. Wie erzeugten sie es?

Das kommt mir seltsam vor: Warum sollten die anderen Wolkenkrieger eine Fertigkeit besitzen, die er nicht hat? Ist er der Jüngste von allen?
Du siehst, Erklärungen gibt es immer, aber die solltest du auch anklingen lassen.

Er wollte etwas sagen – etwas, dass helfen konnte.

Ein Buchstabe zuviel. Rate mal, welcher ...

Er konnte sein Ende nur noch herauszögern – und es den Anderen gleichtun.

Jaaa, ich weiß auch nicht, wieso das Wort klein geschrieben wird, aber es ist nun mal so. :rolleyes:

Das war sie: die Waffe der Wolkenkrieger – ein Stab aus gehärteter Luftfeuchtigkeit, von scheinbar kristalliner Oberfläche, schillernd in allen Farben des Regenbogens – und vergänglich wie die Krieger, die sie trugen. Jeder Stab existierte nur solange wie der Soldat, bei dessen Entstehung er mit entstanden war. Jeder Stab war eine individuelle Waffe, nie war die Anordnung der Formen und Farben im Innern, die dem Stab seine Kraft gaben, gleich. Angeblich sollten es wahre Regenbogenessenzen sein – Elemente, wie sie nirgendwo gefestigt existierten, außer in den Stäben der Wolkenkrieger. Seldins bittere Meinung war, dass die Stäbe mehr Individualität besaßen als die Krieger, die mit ihnen kämpften.

Lies dir diese Passage noch mal genau durch im Hinblick darauf, ob sie wirklich noch in den Textzusammenhang passt. Du hast das, was vorher kommt, gründlich umgeschrieben, aber diesen Abschnitt so stehen lassen.
Kann Seldin in dieser Version noch denken, die Stäbe besäßen mehr Individualität als die Krieger? Das dachte er in der ersten Version, weil er der Meinung war, der einzige selbständig Denkende unter lauter Marionetten zu sein. Doch wie ist es denn jetzt, wo er merkt, dass er unter kommunizierenden Gleichgesinnten ist?
Und außerdem: Welchen Sinn macht überhaupt die Beschreibung des Stabes, wenn sie als Charakterisierungsinstrument nicht mehr nötig ist? Ist sie dann nicht überflüssiges Beiwerk? Ich würde die Passage zumindest erheblich kürzen.

Nicht bloß vom selben Körperbau, sondern ebenso besessen von der selben Angst, der selben Verzweiflung und Hoffnungslosigkeit – und der selben Unschuld.

Kann man von Unschuld besessen sein? :D
Nee, schon klar, was du meinst, aber du musst das grammatisch ausbügeln.

Er kämpfte, denn ein innerer Zwang machte es ihm unmöglich den Kriegern des anderen Reiches stattdessen die Hand zu reichen.

Also, eine Neurose macht es ihm unmöglich, auf die Feinde zuzugehen?

Das feindlichen Reich war nicht verschwunden – keineswegs.

Buchstabe zu viel. Ist keineswegs nicht ebenfalls überflüssig?

„UNSER REICH WIRD ZERFALLEN ... DOCH KANN ES IN DIESEM GERINGEN BESTANDTEIL NEU ENTSTEHEN."

Dazu hätte ich auch eine Frage: Wie kann das Reich in diesem kleinen Teil neu erstehen, wenn der Wolkengeist doch in Kürze damit rechnen muss, das Zeitliche zu segnen? Und wenn er es nicht tut - wovor sollte er sich fürchten? Er kann doch jederzeit neue Krieger erschaffen.
Außerdem: Es heißt hier nicht entstehen, sondern erstehen.

 

Wir sind hier zwar in der Fantasy, aber auch dieses Genre verzichtet nicht auf Plaulibilität. Deine Geschichte muss eine Kausalität aufzeigen, aus der ein Wolkenkrieger, der vorher nur aus feuchter Luft bestanden hat, plötzlich einen Knochen- Fleisch- und Blutkörper haben soll.
Die Problematik bei dieser Sache liegt zum einen darin, dass, selbst wenn ich eine Erklärung, wie du sie gerne hättest, liefern könnte, das zusätzliches "tell" wäre und vor allem, dass Seldin, aus dessen Sicht erzählt wird, darüber ohnehin selber nicht Bescheid weiß (hey, das wäre doch mal ein Ansatz einiges an "tell" rauszustreichen, wenn ich ihn ganz einfach noch viel unwissender mache - Erklärungen, die er nicht liefern kann, gibt es eben nicht) . Ich kann ja schlecht in der Geschichte schreiben: "Seldin könnte es zwar selber nicht erklären, aber für dich, lieber Leser, hier die Antwort auf alle offenen Fragen:...". Nein, ich denke eine eingehende Erklärung ist hier fehl am Platz. Aber vielleicht reicht es, wenn ich betone, dass er selber diese Entwicklung mit Unbehagen und Unverständnis verfolgt?

Und im Ernst: Auch dass ein Wesen, das nur aus feuchter Luft besteht und noch keine zwei Tage lebt, sofort Sprache und einen Blick für komplexe Zusammenhänge besitzt, sollte nicht einfach unerklärt im Raum stehengelassen werden.
Baue in den inneren Monolog doch noch eine Passage ein wie: "Einen Tag war es her, dass der Herrscher ihn erschaffen hatte. Er hatte ihm Sprache gegeben, damit er die Befehle verstand. Er hatte ihm die Fähigkeit zu denken gegeben, damit er besser kämpfte.
Hast du mir nicht eben noch vorgeworfen ich würde zuviel Informationen reinbringen, die sich der Leser auch so denken könnte oder die nicht wirklich von Bedeutung sind. Ich denke hier verhält es sich ähnlich und außerdem wie bei meiner Erklärung oben: Seldin kann unmöglich wissen, warum er so geschaffen wurde wie er ist. Und muss man denn wissen ob der Herrscher mit allem genaue Ziele verfolgte oder eben doch einfach in der Hektik des Erschaffens Krieger erschuf, die ihm irgendwie ähnlich waren (etwa in der Fähigkeit zur Sprache), was er aber gar nicht unbedingt beabsichtigt haben muss? Weißt du warum du sprechen kannst oder wenn du es wüsstest, würdest du es in einer kurzen Geschichte über dein Leben hineinschreiben? Du fragst dich, warum er schon nach kurzem Leben komplex denken kann? Gegenfrage: Warum sollte er es nicht können? Nur weil es bei uns Menschen anders funktioniert? Zum einen ist das kein Grund, zum anderen ist das Leben eines Wolkenkriegers ja auch in der Regel sehr viel kürzer als das des Menschen. Wenn ich dich nicht überzeugen kann, lass es mich wissen, aber ich denke einfach es gehört nicht in die Geschichte.

Aber der Herrscher hatte ihm auch etwas gegeben, das er lieber bei sich behalten hätte: Teile seiner Erinnerungen. Und damit auch das Wissen um einen Ort, der besser war als dieser: Den Weltboden."
Hier hatte ich eigentlich schon eine Änderung vorgenommen: Im Original ging Seldin noch davon aus, dass es am Boden Frieden gibt, in der neuen Version denkt er nur noch: Wenn es irgendwo friedliches Leben geben kann, dann da unten - wo keine Wolken sind. Er hat also hier kein Wissen.

Warum sollten die anderen Wolkenkrieger eine Fertigkeit besitzen, die er nicht hat? Ist er der Jüngste von allen?
Du siehst, Erklärungen gibt es immer, aber die solltest du auch anklingen lassen.
Die anderen Wolkenkrieger besitzen keine anderen Fertigkeiten, nur sind einige von ihnen sich ihrer bewusst, andere dagegen nicht. Das liegt natürlich daran, dass manche schon eine Schlacht erlebt haben und sich dabei ausprobiert haben. Muss ich das wirklich reinschreiben?

Malinche schrieb:
Was mir sehr gefallen hat, war die Beschreibung der Waffe
Megabjörnie schrieb:
Ich würde die Passage zumindest erheblich kürzen.
:heul:
Ich werd drüber nachdenken...

Wie kann das Reich in diesem kleinen Teil neu erstehen, wenn der Wolkengeist doch in Kürze damit rechnen muss, das Zeitliche zu segnen? Und wenn er es nicht tut - wovor sollte er sich fürchten? Er kann doch jederzeit neue Krieger erschaffen.
Der "Wolkengeist" ist bedroht, das ist richtig, aber in dem Moment wo sich die kleine Wolke abspaltet, bleibt auch ein Teil von ihm in diesem Teil erhalten. Er flieht praktisch und bleibt gleichzeitig zurück. Als das eigentliche Reich vernichtet wird, geht er ganz in dem neuen Hoffnungsträger auf. Er manifestiert sich eben nicht körperlich, ist aber an sein Wolkenreich und damit an seine Krieger gebunden. Jetzt könnte man natürlich fragen: Wieso bleibt er dann nicht mit Seldin erhalten, als der als einziger den Sturm übersteht. Ich weiß nicht ob dich die Antowrt zufrieden stellt, aber Seldin als einzelner ist nicht mehr das Reich. In dem Moment wo das Reich, samt Herrscher im Sturm vergeht, wird er gewissermaßen von seinem Schicksal abgenabelt, was dann auch die Grundlage für seine körperliche Veränderung ist.
Ist alles an den Haaren herbeigezogen? Mag sein, aber man könnte auch sagen: alles eine Frage des Glaubens.

Jetzt sieht es so aus als wollte ich jede Kritik abschmettern. Nein, natürlich nicht. Alles, wogegen ich gerade nicht argumentiert habe, wird in Kürze verbessert und über die hier zitierten Punkte denke ich vielleicht auch noch mal nach.

 

Na, da hat sich aber jemand Gedanken gemacht, wie seine Welt beschaffen ist. :D

Aber es ist schon klar, das mit dem zusätzlichen Telling ist ein berechtigter Einwand. Eigentlich dachte ich auch nicht an ausgewalzte Erklärungen, sondern eben nur an Andeutungen, so dass der Leser nicht mit einem Fragezeichen auf der Stirn aus der Geschichte entlassen wird. Der Kern ist ja die Antikriegsaussage, da soll er sich nicht an Detailfragen aufhängen.

Okay, dass die Beschaffenheit der Wolkenkrieger nicht erklärt wird, hat mich nicht übermäßig gestört.

Bei den Versuchen der Wolkenkrieger, zu kommunizieren, kannst du ihn ja Unterschiede beobachten lassen. Einige von den "Älteren" haben keine Schwierigkeiten, während andere noch üben müssen wie er.
Wobei die Tatsache, dass er beinahe sofort kapiert, wie es geht, nur plausibel ist, wenn er es sich irgendwie "abguckt".

Nur bei der Verwandlung solltest du wirklich etwas ändern. Sie sollte zumindest nicht so beiläufig rüberkommen. Klar funktioniert die Sequenz nur, wenn du sie als mysteriösen, von Seldin selbst nicht verstandenen Prozess schilderst. Aber ein auslösendes Ereignis sollte schon drin sein. Der Punkt, ab dem die Verwandlung einsetzt. Vielleicht trifft ihn ja wirklich ein Blitz, als er über einem Ring von großen spitzen Felsen schwebt, in dem gerade Menschen in braunen Kutten brummende Laute ausstoßen?!

Das war es, was ich mit "Erklärung" meinte. Natürlich sollst du nicht aus der Perspektive Seldins ausbrechen. Das würde ja die ganze Geschichte verhunzen!

Wo wir gerade beim "Perspektivenbruch" sind: An einer Stelle hast du diese Sünde begangen ;):

Und hier geriet er mitten in die Wirren eines blutigen Krieges, mitten zwischen die Armeen des Königs und der naturnahen Völker, die man bei Hofe Barbaren nannte.

Erwischt! *Kalaschnikowausdemmantelholundaufdichdraufhalt* Das kann Seldin nicht wissen, nur der Feldherr, den du eingangs einführst. Eigentlich kannst du auf den Satz auch ganz verzichten, ohne dass der Geschichte dann etwas fehlt.

Und wo wir schon mal bei den Details sind, kriegst du gleich noch ein paar:

ES SEI EUCH ANVERTRAUT NACH DER HOFFNUNG ZU SUCHERN, DIE ES OHNE EUCH NICHT MEHR GEBEN WÜRDE.“

Und doch konnten sie nicht ihren eigenen Weg gehen, nicht versuchen sich der Stimmer zu widersetzen

Die Erzählstimme hat wohl einen dänischen Akzent - oder österreichischen Dialekt ... :D

gerade da es für sie keine Hoffnung gab.

Gerade weil es ...

„IHR MÜSST EIN REICH DER MYTHEN UND LEGENDEN SUCHEN. NUR DORT KANN DAS BESTHEN UNSERES REICHES GESICHERT WERDEN. SUCHT NACH DEM WOLKENREICH EVERMORE, DEM VERHEIßENEN LAND, WO ES FRIEDEN GEBEN SOLL, DER NICHT ZU ERSCHÜTTERN IST UND IN EWIGKEIT BESTEHT. ODER ABER FINDET DAS WOLKENREICH AVALON, WO DER MÄCHTIGSTE STAB DER HIMMEL GEHÜTET WERDEN SOLL. DIESEM STAB HAT NIEMAND ETWAS ENTGEGENZUSETZEN. ER KÖNNTE UNSER REICH FÜR ALLE ZEIT VOR DER VERNICHTUNG BEWAHREN.“

Jetzt wird es knifflig. Das Grundproblem der Wolkenkrieger wie auch ihrer Herrscher ist, dass sie den Winden ausgeliefert sind und immer wieder gegeneinander getrieben werden, richtig?
Aber wenn das so ist, wie kann es ihnen dann möglich sein, eine aktive Suche zu betreiben? Wenn sie Evermore oder Avalon gefunden haben, was dann? Dann werden sie doch daran vorbeigetrieben. Nur wenn sie riesiges Glück haben ( Eins zu wieviel Milliarden? :rolleyes: ), können sie direkt in eines der Reiche gelangen.

Der Wind trieb ihre kleine Wolke davon und ihr altes Reich rückte mehr und mehr in unerreichbare Ferne.

"Unerreichbar" hat für deine Aussage unpassende Konnotationen. Das Wort suggeriert, dass der Sprecher dorthin möchte. Aber gerade das will Seldin ja nicht. Sie sind für den Herrscher allerdings nicht unerreichbar.
Wenn du eine bildhafte Wendung einbauen willst, wie wär's mit "Das alte Reich wurde kleiner und kleiner und verschwand endlich hinter dem Horizont"?

doch dann begriff er, dass sie sich diese Freiheit nahmen, weil ihnen eben erklärt worden war, dass sie nicht länger ohne weiteres ersetzbar waren.

Wie kriegt man diese Dopplung raus? :teach:
Na ja, "erklärt worden war" ist eine von diesen Passivformen, die man als Autor möglichst vermeiden sollte. Also warum nicht "weil man ihnen gerade erklärt hatte" oder noch besser "weil sie gerade begriffen hatten" :idee:

„Es gibt keinen Grund anzunehmen, dass es nicht existiert“, wurde ihm geantwortet.

Schon wieder eine Passivkonstruktion. Wieso nicht "antworteten die anderen" oder "entgegneten die anderen Wolkenkrieger"?
Ich glaube, wir sollten hier mal die Prügelstrafe für Passivsätze einführen ...

Wenn wir es schaffen können, warum sollten wir es nicht mit ein bisschen Glück schaffen?

Bisschen ist gut. :D Siehe oben.

Außerdem blieb zu hoffen, dass sie von der Kollision mit anderen Reichen bis auf weiteres verschont bleiben würde und dass der Wind gnädig mit ihnen sein würde. Denn Wind ließ sich nicht mit Stäben bekämpfen.

1. Wer ist sie? :confused:

2. Wortdopplung wegmachen.

3. Wenn du schon den Wind einmal personifizierst, dann bleibe auch dabei. Vielleicht solltest du statt "Denn Wind ließ sich nicht ..." lieber "Denn der ließ sich nicht ..." oder "Denn der Wind ließ sich nicht ..." einsetzen.

 
Zuletzt bearbeitet:

:mad: Verflucht noch mal. Immer noch mehrere Flüchtigkeitsfehler drin?! Euch mach ich platt, ihr :fluch:

Um die anderen Aspekte kümmere ich mich. Werden zum Teil ein wenig mehr Zeit beanspruchen. Aber auf jeden Fall danke für die Hinweise.

----

14.11.
So, ich habe noch mal mehrere leichte Änderungen vorgenommen, nichts gravierendes, aber im Ganzen sollte es noch ein wenig realistischer geworden sein. Die endgültige Version ist es wahrscheinlich auch noch nicht.

 

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