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Wovon Frauen träumen
„Sag mal, schreibst du auch etwas, wovon Frauen träumen?“ hat mich vor kurzem eine Freundin gefragt.
Hm, denke ich.
Da bin ich mir nicht so ganz sicher ob ich etwas schreiben kann, wovon Frauen träumen. Ich glaube ich schreibe eher Dinge, welche in meinem Kopf so vor sich gehen.
Ob andere Frauen von dem, was mir so im Hirn herumschwirrt träumen, kann ich nicht sagen.
Auch weiß ich nicht wirklich wovon andere Frauen träumen. Ich bekomme meistens erzählt, wovon diese oder jene Frau nicht träumt. Es deckt sich so ziemlich mit dem, von dem ich auch nicht so wirklich träume.
Daher kann ich behaupten, zu wissen wovon viele Frauen bestimmt nicht träumen.
Frauen träumen nicht davon jeden Tag zu putzen!
Sie träumen auch nicht davon zum Geburtstag eine neue Waschmaschine geschenkt zu bekommen.
Eine Frau träumt definitiv nicht, dass ihr Liebster nackend aus dem Bad kommt, sich vor sie stellt, die Hände in die Hüften stemmt, seinen Unterleib mit kreisenden Bewegungen auf sie zu wuchtet und dabei grinsend von sich gibt:
„Er ist frisch gewaschen“.
Wenn Frau nicht darauf reagiert, wird noch etwas stärker mit der Hüfte gewedelt und man vernimmt:
„Möchtest du ihm nicht ein Küsschen geben?“
Rennt Frau dann schreiend aus dem Zimmer, weil sie so viel Romantik nicht verkraften kann, ist der Mann mit dem erotischen Hüftschwung auch noch äußerst beleidigt.
Na, so ganz stimmt es nicht, wenn ich behaupte, nicht zu wissen wovon Frauen träumen. Wir Frauen unterhalten uns auch hin und wieder über unsere Träume.
Eine Frau träumt davon sich einen Sportwagen zu kaufen, nicht aber davon, dass das betreffende Auto ständig mit dem eigenen Sohn unterwegs ist.
Eine Frau träumt von einem Mann, sofern sie so rettungslos Heterosexuell ist wie ich, der sie auf Händen trägt, ihr jeden Wunsch von den Augen abliest und sein eigenes Appartement hat.
Eine Frau träumt von Schmuck und schönen Kleidern, meint damit aber nicht Kittelschürze und Handschellen.
Eine Frau träumt von der Erfüllung im Bett, denkt dabei aber nicht zwangsläufig an den ansprechenden goldenen Vibrator aus dem, um die Ecke liegenden, Sexshop.
Vielleicht träumt eine Frau auch von der romantischen Liebe übers Internet. So wie in dem Film E-Mail für dich.
Gut, ist schon in Ordnung.
Eine Frau träumt von der romantischen Liebe via PC.
Nicht, dass jetzt irgendeine Frau glaubt so etwas könnte wirklich passieren. Man hört genug Geschichten, die was ganz anderes Beweisen. Aber trotz allem ändert es nichts an der Tatsache, dass eine Frau hin und wieder auch mal von so was träumt. Es heißt aber noch lange nicht, dass wir Frauen so dämlich sind und glauben, so was würde ausgerechnet uns passieren. So was passiert immer nur den anderen, und das ist auch gut so.
Trotzdem muss ich gestehen, ich habe schon die eine oder andere nette Bekanntschaft im Net gemacht.
Ich meine jetzt damit nicht, dass ich jemanden persönlich getroffen habe, eine heiße Nacht mit ihm verbringen konnte und ihn dann wieder entsorgt habe. Das ist jetzt nicht so ganz mein Ding.
Trotzdem macht es spaß sich hin und wieder im Net zu unterhalten. Es muss ja nicht immer gleich um Sex gehen.
Wie an jenem Abend.
Es war einer von diesen Abenden, an denen ich nichts rechtes mit mir anzufangen wusste. Gelangweilt wähle ich mich im Net ein und schaue desinteressiert meine Mails durch.
Außer ein paar Werbe-E-Mails ist nichts gekommen. Ich lösche diese und überlege mir, ob ich nicht gleich wieder aus dem Net verschwinde.
Unschlüssig drückte ich, wie so oft schon, auf diese und jenes Fenster und lande in einem Chatraum.
Eine Weile schaue ich mir an, was die Anwesenden schreiben und will gerade den Chat verlassen, als mich eine Frau anspricht.
Schön, denke ich.
Wenigstens kein Kerl, der einem mit dummen Sprüchen anmacht.
Ziemlich schnell entwickelt sich eine angeregte Unterhaltung.
Es lässt sich kaum vermeiden, dass zwei Frauen die zusammen quatschen, irgendwann auf das Lieblingsthema Männer kommen.
„Bist du solo?“ möchte meine Chatpartnerin wissen.
„Jo!“ antworte ich kurz und knapp.
Sie möchte weiter wissen, wieso und wie lange.
„Seit ein paar Stunden“, schreibe ich. „Er ist gerade dabei sich selber zu finden, er weiß nur nicht so genau wo er sich abgelegt hat, oder so ähnlich“.
„Siehst du“, lese ich in ihrer Antwort.
„Aus dem Grunde mag ich Frauen viel lieber“.
Ich stutze verwundert. Es ist mir neu, dass Frauen keine Selbstfindungsprobleme haben.
Nach kurzer Zeit erscheint wieder ein Telegram von ihr auf dem Bildschirm.
„Hast du es schon einmal mit einer Frau versucht?“
Die Frage haut mich kurz um.
Für mich gibt es in dem Moment zwei Möglichkeiten. Entweder das Gespräch abbrechen, oder weiter machen. Nachdem ich langsam meine Kinnlade wieder in die dafür gehörige Position gebracht habe, mache ich weiter.
„Nein, noch nicht so wirklich. Hatte noch keine Gelegenheit“. Schreibe ich frech.
„Magst du geile pics“.
Verdammt noch mal, denke ich.
Was um alles in der Welt sind geile pics?
Um mich nicht gleich als Naivchen von vorgestern zu outen schreibe ich frech:
„Natürlich!“ ohne zu ahnen was als nächstes kommt.
„Magst vielleicht ein paar Fotos von mir sehen?“
Wiederum antworte ich mit einem selbstverständlich. Frau ist ja nicht um sonst Frau geworden. Also überwiegt die Neugierde.
Es dauert nicht lange, und auf meinem Bildschirm entwickelt sich langsam das erste Foto.
Ich starre ungläubig auf das sich aufbauende Bild.
Allmählich entsteht hier, Leute, ich bin echt nicht prüde.
Aber es haut mir die Kinnlade erneut auf die Tastatur und lässt mich puterrot anlaufen.
Es entsteht auf meinem Bildschirm eine gigantische, glatt rasierte Muschi.
So schnell verschlägt mir nichts die Sprache. Doch in diesem Moment bin ich völlig platt.
„Wie findest du das Bild?“ möchte meine Chatpartnerin wissen.
„Bildschirm füllend“, schreibe ich zurück und schlucke.
„Bist du auch rasiert?“
Was ist das schon wieder für eine Frage, denke ich.
Natürlich bin ich rasiert. Es sieht einfach zu albern aus, wenn einem beim Sprechen die Haare aus dem Mund hängen. Außerdem schmeckt die Enthaarungscreme so ekelhaft.
„Sag mal Süße, was hast du eigentlich an?“
„Ne Jeans, weiße Schießer Feinrippunterwäsche und einen Pullover der mir drei Nummern zu groß ist“, schreibe ich zurück.
„Süße, zieh dich aus?“
Mir verschlägt es erneut die Sprache und ich drehe mir erst einmal eine Zigarette.
„Wieso? Ich fühle mich recht wohl in meinem Outfit“.
„Zieh dich aus“, kommt ihr Befehl übers Net.
„Das ist ja alles schön und gut“, antworte ich.
„Aber bei mir ist die Heizung ausgefallen und ich sitze mit Pudelmütze und Handschuhen am PC“.
„Ich werde es jetzt mit dir zusammen machen“, lese ich, und stelle fest, dass sie meine Einwände völlig ignoriert.
Ich lese ihre Antwort erneut.
Was will sie mit mir zusammen machen, schießt es mir durch den Kopf, während mir mein Tabak aus der Hand fällt und sich auf der Tastatur ausbreitet.
Es baut sich vor meinem geistigen Auge folgendes Bild auf:
Ich ziehe mich langsam aus.
Ganz langsam, da ich irgendwie den Knopf meiner Jeans nicht aufbekomme. Ich schleudere die Jeans wie ein Lasso über meinem Kopf und werfe sie mit einem Schwung in den Kronleuchter. Danach entledige ich mich der selbst gestrickten Ringelsocken, welche ich galant hinter mich werfe und pelle mich aus meinem übergroßen Pulli. Langsam und genüsslich öffne ich meinen BH. Ohne Vorwarnung fällt mir die Brust aufs Knie und ich hinke zum Sofa. Dort lasse ich mich fallen und versuche mich meiner Unterhose mit den angeschnittenen Beinchen zu entledigen.
Danach sehe ich, wie ich splitternackt vor dem Bildschirm herumspringe, meine Wäsche futuristisch im Raum verteilt hängt und der PC ulkige Geräusche von sich gibt, während mein Hund die Klopapierrollen, welche er aus dem Bad geholt hat, zerfleddert.
Erotik pur.
„Ich denke nicht, dass ich hier irgendwas machen möchte. Ich wollte mich eigentlich nur unterhalten“, schreibe ich zurück.
„Warte“, schreibt sie erneut.
Sie ignoriert meinen Einwand schon wieder.
„Ich schick dir noch ein paar geile Fotos“.
Eigentlich bin ich bedient von geilen Fotos.
Jedoch bevor ich zum Antworten komme, baut sich schon wieder ein Foto auf meinem Bildschirm auf.
Diesmal kommen zuerst Beine, die in irgendwelchen Lederstiefeln, Marke teuer und abregend stecken. Die Beine gespreizt, ein riesiges Hinterteil und danach der ganze Rest der Frau.
„So, jetzt siehst du mich ganz“.
Hm, denke ich. Hätte ich von allein nicht gemerkt.
„Wirst du langsam feucht?“ möchte meine Chatpartnerin wissen.
Ne, nicht wirklich, aber meine Tastatur.
Ich sitze vor lachen pustend am PC.
„Gefalle ich dir?“
Eigentlich nicht, denke ich mir. Irgendwie glaube ich nicht, dass ich bei einer Frau, die solche Fotos an wildfremde Frauen schickt überhaupt irgendwas empfinden könnte.
Natürlich schreibe ich dies nicht so zurück.
So geschmacklos bin ich dann auch wieder nicht.
„Nicht schlecht“, antworte ich zögernd.
„Nur hätte man bei dem Foto einen anderen Winkel nehmen sollen, dich eventuell ein wenig mehr von der Seite her ausleuchten, und vielleicht ein Puder im Gesicht.
Dann hätte es nicht so geglänzt.
Auch meine ich, dass der Blitz falsch eingesetzt worden ist. Die roten Augen wären zu vermeiden gewesen“.
Urplötzlich war sie verschwunden.