Wunden die niemand Heilen kann
Wunden die niemand heilen kann
Rauch…Feuer…Hitze…Schreie…
Das alles drückte ihn zu Boden…
Lähmten ihn, in dem frischen Krater mitten auf der Straße aus dem noch schwarzer Rauch in den Himmel stieg.
Mit dem Gesicht gen Himmel, schwer atmet, lag er auf der zu Glas gewordenen Erde und sah durch das Visier in die Wolken.
Noch verdeckten die Rauchschwaden den Krater und seinen Inhalt, aber nicht mehr lange, der Wind drehte.
Der Soldat wusste, er muss die Stellung wechseln sonst würde er sterben.
Er raffte sich auf und sprang mit einem Satz auf die Straße, sofort rannte er auf das nächste Gebäude zu.
Ein pfeifendes Piepen in seinem Helm sagte ihm, dass er ins Visier genommen wurde.
Nur wenige Sekunden vergingen als er auch schon die Schüsse hörte und Blitze an sich vorbei fliegen sah.
Eine Kugel bohrte sich tief in seine Schulterpanzerung schlug aber nicht durch.
Der Soldat taumelte kurz, rannte aber unbeirrt weiter und lies sich durch ein großes geborstenes Fenster in die vorübergehende Sicherheit fallen.
Das Piepen verstummte und er hörte nur noch die Funksprüche, die seit Stunden in sein Ohr prasselten.
Das Funkgerät konnte man nicht ausschalten; um es loszuwerden müsste man den Helm abnehmen.
Schon seit Tagen achtete niemand mehr auf die Befehle.
Das Gefecht hatte schon lange eigene Regeln zum Überleben aufgestellt.
So schnell es mit der ganzen Körperpanzerung eben ging, war er wieder auf den Füssen, umklammerte sein Schnellschussgewehr und sah sich um.
Durch die wochenlangen Kämpfe in der Stadt war die Einrichtung größtenteils verwüstet.
Eine Treppe führte aufwärts - auch sie war stark zerstört, sah aber noch stabil aus.
Er löste sich von seiner Deckung gebenden Wand und rannte mit schweren Schritten die Stufen hinauf.
Um eine Ecke.
In einen Flur.
Und da stand er, dieselbe Panzerung, dieselbe Waffe nur die Farbe der Rüstung war eine andere.
Die Farbe des Feindes.
Beide schienen überrascht, sahen sich einige Sekunden an.
Dann, wie auf ein unhörbares Kommando, hoben beide ihre Waffen und drückten ab.
Die Kugeln zischten durch die Luft, schlugen mit ungeheurer Wucht in die Panzerungen ein.
Beide taumelten und stürzten fast.
Kleine Rauchschwaden aus den überhitzten Waffen strichen durch die Luft und der aufgewirbelte Staub legte sich.
Die Kämpfer standen noch.
Wieder ein Moment des Friedens in dem sie sich anstarrten, obwohl sie ihre Gesichter durch die Helme nicht sehen konnten war ihre hasserfüllte Haltung eindeutig.
Beide ließen die rauchenden Waffen fallen und stürmten aufeinander los.
Ein erbitterter Zweikampf begann.
Sie schlugen sich gegenseitig durch Wände und Türen.
Zertrümmerten Möbel in ihrem Kampfesrausch.
Nichts war vor der geballten Kraft der Soldaten sicher.
Schließlich drängte er den Feind an eine Außenwand rammte ihn durch ein Fenster hinaus.
Der feindliche Soldat schlug hart auf der Straße auf.
Langsam zitternd erhob er sich und blickte zu dem Sieger des Duells empor.
Plötzlich ein kurzes summendes Geräusch und die Brustpanzerung des Feindes schmolz. Der gebündelte Energiestrahl, aus irgendeinem entfernten Fenster abgegeben, durchschnitt ihn wie Butter, durchstieß den Körper darunter in Herz Höhe und trat seitlich unter der Schulter wieder aus.
Langsam kippte der Feind zur Seite wie eine schlaffe Puppe die nicht stehen konnte.
Der Aufprall löste den Helm von der restlichen Rüstung.
Ein junger Kopf kam zum Vorschein und schlug mir der Schläfe aus dem Steinboden auf.
Die großen, grünen Augen blickten starr geradeaus - die Augen einer jungen Frau.
Ihr Mund war leicht geöffnet der Tod trat so schnell ein, dass kein Blut von ihren Lippen tropfte.
Die langen schwarzen Haare, durch den Helm gebändigt, wehten durch ihre plötzliche Freiheit erleichtert im Wind.
Die einzige Bewegung.
Der Soldat starte auf die tote Frau, die er auf dem Gewissen hatte.
Langsam ging er zurück zu seiner Waffe lud sie neu.
Nur mit einer Kugel.
Ein einsamer Schuss halte durch die Straßen.
Er mag zwar ohne Verletzungen davon gekommen sein, hat sich aber bei ihrem Anblick eine Wunde zugefügt die nichts und niemand hätte heilen können…