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Wunschzettel

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02.10.2003
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Wunschzettel

Lieber Weihnachtsmann,

ich heiße Maria und bin 9 Jahre alt. Tommy sagt dich gibt es nicht, aber der bekommt ja auch nur Tolles zu Weihnachten, wenn er zu seiner Mama nett ist.
Dieses Jahr habe ich einen ganz besonderen Wunsch. Darum wünsche ich mir nicht die Barbiepuppe und den Gameboy. Ich wünsche mir, dass meine Mama weniger Kopfschmerzen hat. Sie sagt immer, dass sie sich darum nicht so oft um mich kümmern kann. Weil ihr Kopf so weh tut, seit Papa weg ist. Mir tut sie ganz doll leid. Darum wünsche ich, dass du machst, dass ihr Kopf nicht mehr so weh tut.
Oma hat mal gesagt, Mama spielt das alles nur. Weil ich ihr zu viel werde. Sie sagt, dass Mama immer, wenn ich nicht da bin, mit einem Messer in ihren Arm schneidet. Oma sagt, Mama will nicht, dass ich mir Sorgen mache und dass sie darum immer einen Pullover trägt.
Aber Mama schreit mich auch ganz oft an. Tommy sagt, das ist normal bei Mamas. Hinterher sagt sie immer, das sie mich ganz schrecklich lieb hat und umarmt mich ganz fest.
Manchmal haut sie mich auch, wenn sie was aus dieser großen Medizinflasche getrunken hat. Sie sagt ihr tut das gut. Mama sagt immer, wenn sie mich gehauen hat, dass ich das den anderen nicht erzählen soll. Sonst nimmt man mich ihr weg, sagt sie, und das will ich nicht. Wenn ich wieder mit einem großen blauen Fleck in die Schule gehen muss, dann sage ich deshalb, dass ich die Treppe runtergefallen bin. Meine Mama braucht mich doch. Das sagt sie ganz oft.
Lieber Weihnachtsmann, ich wünsche mir zu Weihnachten eine Mama, die mich lieb hat.

deine Maria

 

Die Geschichte kam so über mich, sogar im Hochsommer (nicht mal Weihnachten). Die Rechtschreibfehler sind beabsichtig (ich kann mich beim besten Willen nicht mehr erinnern, wie viele Fehler man mit neun Jahren macht). Rein theoretisch ist noch nicht einmal eine Handlung drin.
Freue mich trotzdem auf Kritik und eventuelles Feedback?

Liebe Grüße,
fauchi

 

Hi fauchi!

Also ich weiß nicht ... Das mit den Rechtschreibfehlern solltest du dir noch mal überlegen.

Der Leser wird das ja nicht als Schwäche der neunjährigen Prota verstehen, sondern als nervige Schwäche des Autors. Ich sehe auch nicht, welchen Sinn die Fehler haben sollen, außer Scheinauthentizität zu schaffen. Und wenn du schon selbst glaubst, ein Stilmittel im Nachhinein erklären zu müssen, dann kann es doch nicht gut sein, oder?
Authentizität kannst du auch über den Sprachstil erzeugen. Niemanden wird es stören, wenn alles korrekt geschrieben ist.

Aber davon abgesehen hast du eine sehr anrührende Geschichte geschrieben. Ich glaube schon, dass es als Geschchte durchgehen kann, denn innerhalb des Textes gibt es ja schon eine gewisse Handlung, auch wenn es eher eine Beschreibung ist.
Inhaltlich würde ich es lassen, wie es ist. Die Idee, soziale Probleme mit Kindesaugen auszuleuchten, ist natürlich nicht neu ( das hat Tschechow schon mit seiner KG "Wanka" gemacht ), aber du hast es sehr gut umgesetzt. Besonders schön ist die Stelle

Mama sagt immer wenn sie mich gehauen hat, das ich das den anderen erzählen soll. Sonst nimmt man mich ihr weg, sagt sie, und das will ich nicht. Meine Mama braucht mich doch. Das sagt sie ganz oft.
Lieber Weinachtsmann, ich wünsche mir zu weinachten eine Mama, die mich lieb hat.
,

weil sie das Dilemma verdeutlicht, in dem Kinder in Marias Situation stecken. Die gut gemeinte Möglichkeit des Wegnehmens von den Eltern ist für sie eine Drohung.

Hier ist aber auch ein Detail zu verbessern:

"Mama sagt immer wenn sie mich gehauen hat, das ich das den anderen erzählen soll."

Wie, sie soll das den anderen erzählen, sonst nimmt man sie ihr weg? ;)

Ciao, Megabjörnie

 

Hallo fauchi!

Ich finde auch, Du solltest die Rechtschreibfehler beseitigen, denn es geht ja um den Inhalt und nicht darum, daß viele Neunjährige noch Fehler machen.

Zum Inhalt: Naja, etwas schnell und daher eher oberflächlich erzählt, aber es wirkt doch irgendwie. Ich nehme an, es wirkt, weil durch den Beginn "Lieber Weihnachtsmann!" von Anfang an klar ist, daß hier ein Kind erzählt (schon deshalb brauchst Du keine Rechtschreibfehler einbauen).
Die vielen "dolle" usw. finde ich eigentlich auch ziemlich nervig, und die Geschichte braucht sie ebensowenig wie die Rechtschreibfehler.

Läßt man nun diesen "hier erzählt ein Kind"-Effekt weg und besieht sich, was dann noch übrig ist, ist es tatsächlich nicht mehr als ein berichtartiges Streifen einer ganzen Menge aufgeworfener Themen. Auch ein neunjähriges Kind kann schon ausführlicher erzählen. ;)

Relativ unrealistisch wirkt auf mich, daß die Mutter das alles erst begonnen hat, seit der Vater "weg" ist (darüber, ob sie geschieden sind oder er gestorben ist, erfahren wir zum Beispiel gar nichts). Und natürlich die Tatsache, daß ein neunjähriges Kind noch an den Weihnachtsmann glaubt.

Wenn es nun dem Weihnachtsmann den Brief hinlegt, damit er ihn abholt, wird ihn ja wohl die Mutter lesen, oder? (Leider gibt es nämlich tatsächlich keine briefabholenden Weihnachtsmänner...) Dann wird Maria wohl am nächsten Tag schlagartig über die Nichtexistenz von Weihnachtsmännern aufgeklärt, nicht? Wenn die Mutter da so das Urteil ihrer Tochter liest, das könnte Dir ja vielleicht eine mögliche weitere Handlung bescheren...

Liebe Grüße,
Susi :)

 

Nachtrag: Also ich stelle mir das echt toll vor, wenn Du den Brief nicht so für sich allein stehen ließest, sondern ihn bloß zum Mittelpunkt der Geschichte machst, in der die Mutter ihn findet und liest. Wenn Du das in Ich-Form schreibst, damit wir dann auch wissen, was während des Lesens in ihr vorgeht, könnte das was echt Gutes werden.

Bin gerade so begeistert von der Idee, daß ich mich frage, ob ich das überhaupt posten soll ...

 

Hallo fauchi,

ich kann deiner Geschichte gegenüber nicht unvoreingenommen sein, weil ich einmal eine ganz ähnliche geschrieben habe.
Auch sie war der Brief eines Kindes an den Weihnachtsmann, wenn auch die Problematik etwas ausführlicher war. Die Idee muss ich also gut finden. ;)
Die Probleme häufen sich bei dir etwas, da wäre vielleicht ein Fokus geschickter, zumal die Kombination aus Alkoholismus und Schneiden eher selten ist.
Die Fehler würde ich auch aus der Geschichte entfernen. Damit erreichst du höchstens, dass dein Protagonist nicht richtig ernst genommen wird. Und einmal hast du dich ganz bestimmt auch inhaltlich vertan:

Wenn ich wieder mit einem großen blauen Fleck in die Schule gehen muss, dann sage ich, das ich die Treppe runtergefallen bin. Mama sagt immer wenn sie mich gehauen hat, das ich das den anderen erzählen soll
Die Mama sagt bestimmt, dass das Kind in der Schule die Ausrede haben sollte. So habe ich mich aber erstmal gewundert, wieso es sagen soll, wenn die Mama es gehauen hat. Ich würde dir vorschlagen, das umzudrehen.
Mama sagt immer wenn sie mich gehauen hat, das ich das den anderen nicht erzählen soll. Wenn ich wieder mit einem großen blauen Fleck in die Schule gehen muss, dann sage ich deshalb, das ich die Treppe runtergefallen bin.

Lieben Gruß, sim

 

Hallo zusammen,

danke für die hilfreiche Kritik und das aufbauende Feedback. Hab mich sehr gefreut :)

Da ihr einstimmig entschieden habt, die Rechtschreibfehler wären unnötig, habe ich sie rausgenommen, ebenso wie ich fast jedes "doll,e" ersetzt habe (*Häferl anschiel*).

Megabjörnie und Sim: Die Stelle mit dem Sagen und Nichtsagen (- das ist hier die Frage) habe ich auch geändert - danke für den Vorschlag, Sim :) Ich fand sie auch leicht verwirrend (ich gestehe), gemeint war damit, dass sie "das" (sie ist die Treppe heruntergefallen) den anderen erzählen soll, damit man sie ihrer Mutter nicht wegnimmt... Ich gucke eindeutig zu viel "Für alle Fälle Amy" *lol*

Häferl, die Idee mit der Geschichte klingt sehr verlockend *grins* Wenn ich genug Zeit (und Kreativität) gesammelt habe, werde ich mal darüber nachdenken und es evtl sogar umsetzen :)

Danke nochmal an alle =)

Liebe Grüße,
fauchi

 

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