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Zehn Minuten im Herbst

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26.10.2001
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Zehn Minuten im Herbst

Zehn Minuten im Herbst

Golden strahlt die Sonne durch die sich langsam färbenden Blätter.
Wind bewegt die Baumwipfel, hoch droben auf dem Berg.
Das Rauschen zwischen den Blättern kommt die Hänge hinabgeflossen wie ein Wasserfall. Nicht gleichförmig etwa, nein, mal mächtig rauschend, dann wieder sanft rieselnd aber doch stetig bewegt und treibend.
In seinen Fängen fliegen golden glimmende Birkensamen, steigend, kreiselnd, fallend, neue Wurzelplätze suchend.
Schmetterlinge tanzen durch das wogende Licht des warmen Mittags.
Das Geräusch vorbeifahrender Autos erinnert an fernes Meeresrauschen.
Eine Kreissäge kreischt auf, durchschneidet Holz und verstummt wimmernd.
Ein Moment der Ruhe. Schattenspiele tanzen zu Hummelgesumm zwischen Altweiberfäden im Wind.
Trauben, dunkel verkrüppelt durch einen Schimmelpilz hängen träge unter noch saftig schimmernden Blättern.
Ein Schwarzer Vogel kommt geflogen, zwinkert mit dem Auge, beobachtet mein Sitzen.
Wir schauen einander an. Die Luft ist angefüllt mit süßer Schwere.
Fast schon scheint es, als lache er mich aus, als er sich erneut in die Luft erhebt und auf seinem Flug hinauf ins strahlende Blau einen Ruf zu mir niederfallen lässt.
Ich genieße die wärmenden Strahlen lichten Sonnengoldes auf meiner braunen Haut und fürchte den Winter.
Zehn Minuten im Herbst.

 

My Lord, dir sind die zehn Minuten gelungen.
Eichendorf-Stil, darf ich es so nennen, oder?
Hier geht es um Romantik, eine Romantische Darstellung im schönen alten Stil. und um nichts anders, so sehe ich es jedenfalls. Und so gesehen, ist es ein Volltreffer.

Liebe Grüsse Stefan

 

Liebes Brüderchen,

fürchte den Winter nicht!
Gäbe es ihn nicht, so würdest du den Herbst nicht lieben.
Schöne kleine besinnliche Geschichte ist dir da gelungen, sie hat mich in einen Wald so ganz für mich allein entführt, gewärmt und mit Sonne beschienen.
Hat mir gefallen, weil du eine sehr stimmige Atmosphäre geschaffen hast.

Eine Stelle würde ich etwas anders schreiben und zwar anstelle des saftigen schimmernden Blattes würde ich Stengel schreiben, denn die Trauben hängen nicht am Blatt, aber wem erzähl ich das eigentlich. ;)

Schöner Herbst :kuss:

Lieben Gruß
Schwesterchen

 

Hi Stefan, Hi Schwesterchen.
Vielen Dank fürs Lesen. Freut mich, dass ich euch mal wieder in meine Geschichten Entführen durfte.
Die zehn Minuten waren eigentlich ein Produkt einer nachhilfestunde, die ich letzten Montag gab. Es ging da thematisch um Den Unterschied Beschreibung und Erzählung besser gesagt, um den Stil abseits der puren beschreibung und der Wahrnehmungsschulung bezüglich der Poesie der Dinge.
Dass dich Stefan, das an Eichendorff erinnert ist für mich ein großes Lob.
Den Winter fürchte ich nicht wegen der Kälte, sodern wegen der Absenz des Lichtes, welches mich immer wieder verzaubert.
Lieber Gruß
Lord

 

Hallo Lord!

Eine tolle Momentbeschreibung vom Herbst ist Dir gelungen. Sehr viele leichte, wunderschöne Formulierungen in der Naturbeschreibung, ein Moment von Zuhören, Hinschauen, Ruhe....Sehr gerne gelesen, toll geschrieben.

Liebe Grüße
Anne

 

Freut mich, Anne. Danke, freut mich auch, dich im Spätherbst in Ingolstadt zu sehen...
Lord

 

Hallo Lord!
Mhh eine schöne Geschichte ist Dir da gelungen. Die Würze liegt in der Kürze-mhh ich liebe den Herbst! :xmas:

LG Ulrike

 

Hi Joker, ich liebe ihn auch. Herbst ist so kraftvoll und warm, mit einem ganz besonderen Licht...
Schön, dass dir meine Kg gefallen hat.
Lord

 

Hallo Lord,
kann mich den anderen nur anschliessen, sehr schöne Momentbeschreibung. Man meint, das wirklich alles zu sehen, zu hören und zu fühlen. Da wo ich wohne, gibt es gar keinen richtigen Herbst, die meisten Bäume sind immergrün. Manchmal vermisse ich schon den schönen, bunten Herbstwald in Deutschland.:(
Das einzige, was mich an Deiner Geschichte ein bisschen gestört hat, war der Satz mit den durch einen Schimmelpilz verkrüppelten Trauben. Die stechen etwas hervor zwischen all den schönen bildhaften Beschreibungen. Aber irgendwie gehören sie ja auch zum Thema Herbst. Ist halt nur meine persönliche Empfindung, weiss nicht ob es den anderen beim Lesen auch so ging.

LG
Blanca :)

 

Hi Blanca... ich hätte den Pilz auch weglassen können, der mir dieses Jahr erneut die Freude an den süßen Trauben verdorben hat... bin aber eher der Wirklichkeit und Wahrhaftigkeit verschrieben als der Poetischen Lüge...
Danke für deinen Kommentar... träum von DEINEM PRIVATEN
Herbst...
l.G. Lord

 

Wie schon häufig gesagt: Total schööön :thumbsup:
Ich finde die Geschichte wirklich gelungen!!!

Tschö,
Hexi :king:

 

servus lord, servus leute!

ich kann mich den anderen nur anschließen.
wirklich sehr schön:)
ich hoffe mir gelingt auch mal so etwas!

also weiter so...!

ps. finde die seite mit all den mitgliedern, beiträgen usw. wirklich klasse!!!

pps. könnt ihr mir einige beiträge empfehlen??

griasle cassim

 

Hallo ihr drei.
Zunächst mal ein Willkommen an cassim auf Kg.de.
Empfehlungen??? Meine Geschichten natürlich(Grins)!!!
Lies dich einfach ein hier, es gibt genug gute Geschichten.
@hexi: Danke.
@ Tagträumer, so eine Geschichte ist nicht wirklich schwer zu schreiben, du musst "nur" dein Inneres, Herz und Seele für das öffnen, was dich umgibt, danach schreibst du es "einfach" auf.
Die "süße Schwere" die du nicht verstehst liegt im Licht und in der Luft.
Der Herbst riecht ungeheuer satt und reif. Die Farben, durch sich färbende Blätter und das niedrig einstrahlende Licht tun das ihrige dazu.
Deshalb "Süß" und schwer auch, denn auch der Farbentanz geht vorrüber und die Gerüche verschwinden bis zum nächsten Mal.
L.G. Lord

 

Ja, ein sehr poetischer Text, der schwer zu lesen ist, aber dadurch zum langsamen Lesen zwingt. Zum langsamen und bedachtsamen Lesen. Einige Sätze gefallen mir ganz gut. Die Stimmung, Angst vor dem Winter, vor der kalten Zukunft, vor einer Zeit, in der der Mensch auf die Wärme seiner Mitmenschen angewiesen ist, da die Natur so kalt und verlassen wirkt, dass sie als Trostspender kaum geeignet ist. Man muss schon nach Lichtblicken suchen.

Was mir in diesem Text fehlt, ist sowas wie ein Hintergrund. Ich mag es mehr, wenn solche Beschreibungen in einem anderen Kontext eingesponnen sind. Alleine sicherlich auch ganz nett, aber kein Text zu dem man immer wieder zurückkehren kann. Weil man in ihm neue Aspekte entdeckt. Jeder Satz steht zu sehr für sich.

 

moin Zaza.
Das mit dem für sich stehen war auch beabsichtigt.
Die Geschichte ist nicht mehr als eine Momentaufnahme dessen, was tatsächlich passiert.
Sie war, wie vorher schon beschrieben, "nur" eine Übung mit einem Schüler... das Resultat gefiel mir aber gut genug, um es dennoch zu posten.
Danke fürs lesen und den Kommentar.
Lord

 

Hallo Lord,

an diesem nebligen und überhaupt nicht goldenen Novemberabend hat mich Deine kleine Szene in den goldenen Herbst entführt! :) Viele schöne, poetische Formulierungen hast Du gefunden und damit sanfte Bilder vor meinen Augen erstehen lassen. Das hat mir sehr gut getan. Dank dafür! :)

Warum schreibst Du "Schwarzen Vogel" groß? Heißt er so oder ist es vielleicht ein Versehen? :D

Liebe Grüße
Barbara

 

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