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Zehn Minuten im Herbst
Zehn Minuten im Herbst
Golden strahlt die Sonne durch die sich langsam färbenden Blätter.
Wind bewegt die Baumwipfel, hoch droben auf dem Berg.
Das Rauschen zwischen den Blättern kommt die Hänge hinabgeflossen wie ein Wasserfall. Nicht gleichförmig etwa, nein, mal mächtig rauschend, dann wieder sanft rieselnd aber doch stetig bewegt und treibend.
In seinen Fängen fliegen golden glimmende Birkensamen, steigend, kreiselnd, fallend, neue Wurzelplätze suchend.
Schmetterlinge tanzen durch das wogende Licht des warmen Mittags.
Das Geräusch vorbeifahrender Autos erinnert an fernes Meeresrauschen.
Eine Kreissäge kreischt auf, durchschneidet Holz und verstummt wimmernd.
Ein Moment der Ruhe. Schattenspiele tanzen zu Hummelgesumm zwischen Altweiberfäden im Wind.
Trauben, dunkel verkrüppelt durch einen Schimmelpilz hängen träge unter noch saftig schimmernden Blättern.
Ein Schwarzer Vogel kommt geflogen, zwinkert mit dem Auge, beobachtet mein Sitzen.
Wir schauen einander an. Die Luft ist angefüllt mit süßer Schwere.
Fast schon scheint es, als lache er mich aus, als er sich erneut in die Luft erhebt und auf seinem Flug hinauf ins strahlende Blau einen Ruf zu mir niederfallen lässt.
Ich genieße die wärmenden Strahlen lichten Sonnengoldes auf meiner braunen Haut und fürchte den Winter.
Zehn Minuten im Herbst.