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Zeitreise

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12.02.2005
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Zeitreise

„Wie kommen Sie dazu zu behaupten, kein Mensch würde eine Zeitreise in die Zukunft psychisch verkraften?!“

Professor W. wurde bei diesen etwas lauter geäußerten Worten ein wenig rot im Gesicht. An sich kannte man ihn als einen immer gefassten Mann der Wissenschaft. Der Blutdruck ließ sich aber durch die jetzige Situation nicht im normalen Bereich beherrschen.
Die Finger seiner rechten Hand zwirbelte die rechte obere Ecke des vor ihm liegenden Konzepts zu einem Eselsohr.

„Aber lieber Kollege, was ereifern Sie sich unnötig, die seriöse Wissenschaft der Futurologie hat doch festgestellt, dass auch der heutige Mensch mit den Instrumenten seiner Auffassungsgabe und den emotionellen Filtern nicht in der Lage ist....“

Professor V. konnte seinen Satz nicht zu Ende aussprechen; sein Gegenüber erhob sich rasant, setzte sich aber fast gleichzeitig wieder und mit erzwungener Ruhe; aber auch ohne Rücksicht auf den unbeeinflussbaren erhöhten Blutdruck und seine sonore Stimme kam an die Ohren der Zuhörer.

„Ihre vagen Äußerungen, Herr Kollege, dienen nur dazu ihre innovationsfeindliche Haltung gegenüber unser Projekt absegnenden Gremiums zu dokumentieren!
Kein Mensch weiß, was und wie der Homo sapiens in fünftausend oder Fünfzigtausend Jahren denkt; das kann die Futurologie überhaupt nicht analytisch erfassen.“

Sein Kontrahent erhob beide Hände in die Luft und entgegnete ruhig:

„Ich habe hier gar nichts abzusegnen; Ihre Wissenschaftsgruppe hat um unsere Stellungnahme zu dem Projekt ZEITREISE gebeten. Und wir haben unsere grundsätzlichen Bedenken, die sich bei der Darlegung Ihrer Absicht eine Expedition in die Zukunft zu unternehmen, angemeldet.
Mehr nicht.“

Professor W. hörte seinem wissenschaftlichen Kollegen zu und schaute dabei die Spitze seines Kugelschreibers an.
Es entstand eine kleine Pause in der alle Anwesenden schwiegen. Nur das Rascheln von Papier, das durch Umblättern von Informationsmaterial verursacht wurde, übermalte die scheinbare Stille.

Professor W., deren Gesichtsfarbe inzwischen eine relativ normale Färbung angenommen hatte, räusperte sich wirkungsvoll und setzte die schmale Brille auf die Nase.
Dann blickte er über deren Rand in die Runde ehe seine Augen durch das Glas auf die handbeschriebenen Seiten seiner Akte sahen.

„Ich fahre fort, meine Damen und Herren, mit der Darlegung des Versuchsablaufs...“

Es erhob sich Professor W. und war im Begriff einen Zeigestock, der vor ihm auf dem riesigen Sitzungstisch lag, aufzugreifen.


„Bitte... ,

Professor V. hob etwas zögerlich und sitzend seine Hand, erhob sich selbst halb und wandte sich kurz nach den hinteren Reihen der Aula. Er lächelte eine Entschuldigung in diese Richtung, ehe er seinem Kollegen an der Tafel – der übrigens erneut eine ungesunde Gesichtsröte zu entwickeln drohte – seine unterbrechende Stimme ruhig zu erklären versuchte


„Verzeihen sie, Herr Kollege, die Unterbrechung, ich habe da nur ein paar ganz kleine – mehr oder minder in soziologischer Richtung tendierende Fragen, bevor Sie uns ausführlich die technischen Details Ihres Projekts darlegen; sie können meinetwegen diese einfach mit Ja oder Nein beantworten.
Sind Sie damit einverstanden?“

Über Professor Ws. Gesicht liefen während der ungewollten Augenblicke des Zuhörens eine Reihe von aussagekräftigen Grimassen, von Mißbilligung und kategorischer Ablehnung bis zum Amüsiert sein, doch dann und endlich sachliche Billigung zeigend.
Er antwortete diesem Ignoranten:

„Meinetwegen, aber bitte dann keine Unterbrechungen mehr!

„Natürlich, Herr Kollege“,

entgegnete Professor V. stand ganz auf und nahm sein Skript sehr nahe vor die Augen, er wollte für den Moment seine Lesebrille nicht suchen.

Er hob an:

„Ist es richtig, dass Sie, Verzeihung, Ihre Forschungsgruppe, lediglich einen Probanden auf eine Zeitreise in die Zukunft erwählt und vorbereitet haben?“


„Nein, wir haben – so es einen unweigerlichen Ausfall von Herrn Breitmeier geben sollte, selbstverständlich noch einen Ersatzmann da, der unter diesen Umständen die Reise antreten wird.
Aber – es ist richtig – dass wir Herrn Breitmeier, den ich Ihnen in Kürze vorstelle, als besonders prädestiniert befunden haben.“

„Sie meinen, dass Sie Ihren Herrn Breitmeier intensiver und umfassender trainiert haben.“

„Das kann man so nicht sagen, unser Ersatzmann bringt alle erforderlichen Fähigkeiten mit und hat ebenso die körperlichen Voraussetzungen wie Herr Breitmeier.“

Professor V. nickte, machte eine kleine Pause und fuhr dann fort:

„ Ist es richtig, dass Sie – jetzt sage ich - d i e Probanden - in einem Institut des Kriegsministeriums ausbildeten?“

„Ja, dieses Institut bot alle erforderlichen Mittel und Möglichkeiten, das körperliche und geistige Training unserer Probanden auf eine hohe Qualität zu bringen...

Professor V. ließ seinen an der Tafel stehenden Kollegen den Satz nicht
beenden und schob eine neue Frage nach:

„ Ihr Projekt ZEITREISE wird – ich lese gerade in der geschäftlichen Konstellation Ihrer Firma – zu großen Teilen, nein, ich muß mich korrigieren, hauptsächlich vom Militär finanziert, ist das richtig?“

Professor W. legte mit einem gequälten Lächeln seinen Zeigestock auf den Tisch und entgegnete seltsam leise:

„ Ja, na sicher, ich habe mich mit dem finanzaufwendigen Projekt nicht an die Industrie und Handelskammer, geschweige an die lehrenden Universitäten oder auch an Banken gewandt; das wahrscheinliche Ergebnis meiner, Pardon unserer Forschung, zieht keinen zu erwartenden finanziellen Gewinn nach sich.“

Professor V. brachte eine neue Frage mit finsterer Miene vor:

„Haben Sie, oder hat Ihre Forschungsgruppe sich das vehemente Interesse des Militärs an Ihrem Projekt erklärt? Immerhin sind bereits einige Millionen über die Finanzabteilung des Kriegsministeriums geflossen!“

„Lieber Kollege, nirgendwo im Lande, auf der ganzen Welt ist das so, finden sie die modernsten, also auch teuersten Maschinen, fortschrittlichsten Ausrüstungen, besten Wissenschaftler und Ingenieure als beim Militär.
Ich habe unser Projekt also quasi dieser staatlichen Institution anvertraut, weil ich hier Erfolg mit Qualität abliefern will; warum sollte ich denn wohl den Interessenten unseres Projektes vor den Kopf stoßen, nur um einen seltsamen Verdacht auszuschließen, der sich bei dem Namen des Kriegsministeriums ergibt.
Das ist doch....“

Und wieder ließ Professor V. seinen Kollegen nicht zu Ende sprechen:

„Oh bitte noch eine Frage zu Ihren Probanden oder das, was sie in der Zukunft, die Sie mit Ihrem Projekt aufsuchen wollen, mit Ihnen repräsentieren.
Die Herren, oder Herr Breitmeier, wird im militärischen Drillicht in einer fernen Zeit von fünf- oder Fünfzigtausend Jahren, mit entsicherter Maschinenpistole erscheinen?“

„Aber, Herr Kollege, ich bitte Sie, das ist doch albern.
Unsere Probanden haben sich lediglich einer körperlich militärischen Ertüchtigung unterzogen ....“

„....Die sich psychisch tief eingeprägt hat, so dass die Probanden daran determiniert sind!,

ergänzte Professor V. den Satz seines Kollegen, stand von seinem Platz auf, griff hastig nach seinen Unterlagen und lief auf die Tür der Aula zu.
Er warf über die Schulter in den Saal – auf Professor W. gezielt – hin:

„Erwarten Sie in Kürze die Stellungnahme meines Instituts zu Ihrem Projekt! Guten Tag!“

Das Geräusch der zugeschlagenen Tür war noch eine ganze Weile in diesem
alten Gebäude zu hören.

Das Unternehmen ZEITREISE wurde abgesegnet und gelang unter der höchsten Geheimhaltungsstufe in die Verwirklichung.

Erst ein gutes halbes Jahr später lag auf dem Schreibtisch von Professor V. ein Gutachten, das ihm ein Mitarbeiter eines physikalischen Instituts, der anonym bleiben wollte, versiegelt zusandte.
Es hatte ein vorangestelltes Bulletin vom Kriegsministerium, das mit einer Anordnung begann, die die Verwendung einer auf dieser Welt einmaligen Zeitmaschine bis auf weiteres untersagte.
Dann las Professor V. die Auswertung des Versuchsablaufs.
Beschrieben war der chronologische Ablauf:

- Breitmeier betritt die Apparatur am 9. April um 9 Uhr 23 Minuten, er befindet sich in einer ausgezeichneten körperlichen Verfassung, macht Witze und zwinkert den weiblichen Assistenten zu. Er muß allerdings vermahnt werden, einen Kaugummi, den er im Mund hat, zu entfernen.
Er nimmt auf dem „Reisestuhl“ Platz, legt ordnungsgemäß die Gurte an, überprüft den exakten Sitz seiner Sicherheitswaffen.
Um 9 Uhr 25 Minuten gibt der Versuchsleiter das Anfahren der Ozillationsgeneratoren bekannt.
9 Uhr 25 Minuten 34 Sekunden – bildliche Auflösung der „Reisekapsel“.
9 Uhr 26 Minuten der Versuchsleiter verkündet den erfolgreichen Start der Zeitreise.
9 Uhr 29 Minuten die Großrechner melden das Materialisieren der Reisekapsel an, es herrscht allgemeine Verwunderung – nach der Konzeption des Zeitplanes wurde die Rückkehr erst 9 Uhr 35 Minuten erwartet.
Die Materialisation erfolgt.
Eine Assistentin schreit auf.
Allgemeines Entsetzen beim Anblick der Apparatur.
Sie ist völlig mit Blut bespritzt, Herr Breitmeier sitzt mit offenem Mund und weit geöffneten, trüben Augen angeschnallt auf dem „Reisestuhl“.
9 Uhr 32 der anwesende Mediziner stellt den Tod des Probanden Breitmeier fest, er diagnostiziert das Eindringen eines Geschosses in den Körper; der seinen Brustkorb nahezu gänzlich zerfetzt hat.

Weitere Versuche sind mit sofortiger Wirkung eingestellt.
Eine Untersuchung ergibt, dass der Proband Breitmeier seinen Reisestuhl nicht verlassen haben konnte und er durch ein abgeschossenes Projektil getötet wurde, deren materielle Beschaffenheit nicht bekannt ist.
Das Kriegsministerium ist an der Analyse des Materials des Projektils interessiert und stellt Labor und sämtliche finanziellen Mittel dafür zur Verfügung.

 

Hallo Norbert Voigt,

Zeitreise mit Hinweise auf zukünftige Alien-Invasion o.ä. Beides ist nicht neu, die ewige Diskussion der Professoren, aus der fast die gesamte Geschichte besteht, ist für den Leser eher ermüdend als interessant. Die Pointe reißt das auch nicht mehr.

Hat mir leider nicht gefallen.

Gruß

MisterSeaman

 

Zunächst eine formale Anmerkung: Bitte entferne die ganzen Leerzeilen. Leerzeilen gehören nur zwischen Sinnabschnitte, nicht hinter fast jeden Satz. Bei der Gelegenheit kannst Du auch noch ein paar Flüchtigkeitsfehler wie fehlende Anführungszeichen berichtigen.

Zum Inhalt: Ich kann mich nur MisterSeaman anschließen. Du hast dem ohnehin völlig abgegriffenen Thema Zeitreise nicht das geringste neue abgewonnen und das eigentliche Geschehen, das sich in zwei oder drei Sätzen zusammenfassen lässt, mit einem langweiligen Geplänkel eingeleitet.

Sorry, das war nix. Versuch mal ein anderes Thema - Zeitreisen sind einfach mega-out*.

Uwe
:cool:

*Liebe Zeitreise-Fans: Ja, es gibt Ausnahmen. Aktuell "Quantenmüll" von Andreas Eschbach in "Visionen 2004".

 

Hallo!

Ich finde, deine Story hat gute und schlechte Seiten.

Die guten zuerst. :-)

Der teils verschnörkelte, teils lakonische Erzählstil passt gut zu den Professoren und dem Kriegsministerium.

Manche Details sind sehr treffend und/oder lustig.
zB:
Konzept zu einem Eselsohr zwirbeln
schaute die Spitze seines Kugelschreibers an
er wollte für den Moment seine Lesebrille nicht suchen
Breitmeier macht Witze und zwinkert den weiblichen Assistenten zu
Breitmeier muss seinen Kaugummi abgeben

Jetzt zu den schlechten Seiten. :-(

Der schnörkelige Stil wird die ganze Zeit beibehalten.
Das ist kompliziert und ermüdend.
Am Anfang bemerkt der Leser den Stil und lacht darüber, das ist ok.
Danach sollte es aber zügig zur Sache gehen.

Die Pointe haut mich nicht vom Hocker.
Die Todesart sollte seltsamer und interessanter sein,
zB: quer durch seinen Hals steckt ein hauchdünner Metallpfeil und sein Körper ist aufgeblasen wie ein Luftballon
oder: eine mechanische Spinne hat sich auf seinen Kopf gesetzt und sein Gehirn ausgesaugt
Ich bin sicher, das Kriegsministerium will auch solche Sachen unbedingt untersuchen. :-)

Die Namen teilweise als Abkürzung und teilweise ausgeschrieben finde ich nicht so gut.
Entweder oder.

Professor W. und Professor V. sind viel zu ähnlich.
Wenn schon abgekürzte Namen, dann würde ich hier verschiedene Titel verwenden.

Du verwendest dreimal die Redewendung „Projekt absegnen“.
Als inoffizielle, etwas herablassende Äußerung finde ich das ok,
als offizielle Äußerung nicht, das würde ich dann ändern.
Beim ersten mal, mit dem Gremium, ist es eine offizielle Äußerung - ändern, vielleicht zu „genehmigen“.
Beim zweiten mal *könnte* man es lassen, aber da es auf die erste Verwendung anspielt, würde ich es hier entsprechend ändern.
Beim dritten mal würde ich es lassen.

Das ganze Stück von „Es entstand eine kleine Pause“ bis „scheinbare Stille“ finde ich etwas seltsam und ziemlich überflüssig.
Ich würde dieses Stück streichen und danach zB sagen
„Dann räusperte sich Professor W. wirkungsvoll und ...“

Allgemein würde ich den Text kürzen und straffen.
Das heißt jetzt nicht, dass er schlecht formuliert ist,
sondern, dass er sich umständlich liest und nicht aufs wesentliche konzentriert.
Siehe auch oben schnörkeliger Stil.

Der Text enthält auch einige sachliche Fehler,
zB
„Professor W., deren Gesichtsfarbe ...“
und im nächsten Satz
„Dann blickte er ...“
Ist Professor W. nun männlich oder weiblich?

Irgendwo schreibst du
„Es erhob sich Professor W. ...“
Dieser Satz ist viel zu gedrechselt.
Außerdem enthält er eine hässliche Wiederholung: im Begriff - aufzugreifen.

„Professor V. hob etwas zögerlich und sitzend ...“
Dieser Abschnitt ist auch viel zu ausführlich - kürzen.
Außerdem finde ich bremsende Adjektive wie „zögerlich“ immer gefährlich - da schläft der Leser so leicht ein. :-)
Wenn du die Profs als wissenschaftliche Käuze darstellen willst, würde ich sie nicht als übertrieben höflich beschreiben, sondern dauernd an einem Streit entlangschrammen lassen.

Und noch eine inhaltliche Anmerkung:
Die Beschreibung Breitmeiers beim Versuchsablauf ist lustig (macht Witze, zwinkert, Kaugummi), aber würde das in einem offiziellen Gutachten so stehen? Würde dort nicht eher stehen
„Breitmeier war in beser Verfassung und guter Laune“?
Andererseits ist das natürlich langweilig. :-)

Die Rückkehr von Breitmeier mit den Blutspritzern und dem aufgerissenen Brustkorb ist mir etwas zu konventionell und zu saftig.
Siehe auch oben Pointe.

Wenn du die Geschichte straffst und mehr auf die Pointe ausrichtest, könnte noch was draus werden.
Oder schreib eine neue, das ist meistens einfacher. :-)

viele Grüße
Johannes Lipp

 

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