Was ist neu

Zensur

Mitglied
Beitritt
16.05.2005
Beiträge
545

Zensur

Zensur

1.a
Karel verschloss die Tür und ließ den Schlüssel im Schloss stecken.
Aus der Tasche seines abgewetzten Mantels rutschte ein Päckchen auf den, mit billigem Velours bedeckten Boden. Hastig bückte er sich, hob es auf und schob es unter einen Stapel Lehrbücher, die auf einem abgenutztem Schreibtisch standen.
Fahles Mondlicht flutete das kleine Zimmer, in dem es außer des Schreibtisches nur noch zwei wacklige Stühle und einen Kleiderschrank gab.
Ohne den Mantel abzulegen, trat er ans Fenster und ließ das Rollo herab.
In völliger Finsternis tastete er sich zum Lichtschalter.
Erst als die schwaches Glühbirne des Zimmer aushellte, streifte er seinen Mantel ab.
Sein Profil warf Schatten an die kahlen Wände und hob sein spitzes Kinn und die angewachsenen Ohrläppchen hervor.
Er sah seinen Schatten an und wurde ruhiger. Er machte zwei, drei Schritte auf den Schreibtisch zu, zog das Päckchen unter dem Lehrbücherstapel hervor und riss das graue Papier entzwei.
Drei Bücher kamen zum Vorschein, alle alt und zerfleddert.
In seinen Augen aber, ging von den schmuddligen Schwarten eine geradezu erhabene Schönheit aus und zärtlich fuhren seine Finger über die Buchrücken.
„Macht“ von Bertrand Russel, „Summa technologie“ von Stanislaw Lem und „Die Welt als Wille und Vorstellung“ von Arthur Schopenhauer stand auf den Umschlägen.
Drei Bücher, drei wundervolle Bücher, deren Einbände mit der grellroten Banderole verunstaltet waren.
Einem Laufband gleich fügte immer der gleiche Wortlaut aneinander:
„Dieses Buch ist indiziert! Nachdruck, Verkauf, Weitergabe sind strafbar!“
Plötzlich hörte er, wie sich der Schlüssel im Schloss zu drehen begann.
Schnell ließ er die Bücher in einem Schreibtischschubfach verschwinden.
Als er sich zur Tür drehte, standen dort zwei lächelnde, hochgewachsene Männer in Uniformen. Schlagartig begriff er, dass er verhaftet war.

2.a
In einem anderen, ähnlich karg ausgestattetem Zimmer hockte ein frierender Carlos und las in der „Die göttliche Komödie“.
Carlos, Spross einer gescheiterten spanisch-deutscher Verbindung, mit dunklem Teint, dunklem Haar und ebensolchen Augen hatte den Vormittag mit Vorlesungen über Autorenrechte hingebracht.
Sein Studium der Literaturwissenschaften und des Verlagswesens dauerte nunmehr sein sechs Jahren an und würde auf absehbare Zeit nicht abgeschlossen werden.
Als er sich immatrikuliert hatte, sprühte er vor Begeisterung für die hohe Literatur. Er verehrte Heinrich Mann, Cervantes, Heine und Dostojewski.
Das hatte sich auch nicht geändert, aber nach für nach kamen immer mehr Bücher auf einen Index der sich ironischer Weise „UnLiterar“ nannte.
Wer auch immer hinter diesem Kreuzzug gegen die hohe Literatur steckte, ging äußerst geschickt vor.
Zynisch einplanend, dass die Anzahl der in Privathaushalten lagernden Exemplare der Klassiker eher bescheiden war und die elektronischen Varianten Verfallsfristen hatten, ging Lizenz für Lizenz an den „Verein gegen Elitärität e.V.“, die hinter dem Index stand.
Dieser hatte es sich, laut seinen Statuten, zur Aufgabe gemacht, das elitäre Element in der Literatur auszumerzen. Der Verein profitierte dabei von einer Änderung des welteinheitlichen Lizenzrechtes, der es ermöglichte abgelaufene Lizenzen bis in alle Ewigkeit neu zu generieren.
Carlos hatte erstaunt registriert, dass die gutbürgerlichen Schichten und ihre Presse kaum das Verschwinden der hohen Literatur zur Kenntnis nahmen.
Aus Protest hatte er mit Gleichgesinnten vor den Regierungsgebäuden der großen europäischen Staaten wochenlange Dauerlesungen der Klassiker veranstaltet - erfolglos.
Einige seiner Freunde waren daraufhin in den terroristischen Untergrund gegangen und verübten Attentate auf die sich wie Metastasen ausbreitenden Zweigstellen des Vereins.
Carlos hielt das für aussichtslos, er hatte sich für einen anderen Weg entschieden.
Das Buch in dem er las, war druckfrisch. Auch die Banderole fehlte.
Carlotta, eine Freundin aus Finnland, einem Land, in dem es noch die Klassiker zu kaufen gab, hatte es ihm vor einer halben Stunde in die Wohnung gebracht.
Behutsam schlug er es zu und seine Mundwinkel hoben sich zu einem leichtem Lächeln.
Die Qualität des Papiers war passabel, das Schriftbild sauber, Textfehler ausgemerzt.
Er erinnerte sich, wie er ein fast nicht mehr lesbares Exemplar im Keller seines Mietshauses gefunden hatte und dann Wort für Wort, Seite für Seite in einen Computer übertragen hatte.
Dank Carlottas Freunden in der autonomen Szene war er an eine altersschwache Rotationspresse gelangt und jetzt hielt er ihren Erstling in der Hand!
So saß er in Erinnerungen versunken und erst das Splittern von Holz riss ihn aus seinen Gedanken. Die Tür zu seinem Zimmer flog aus den Angeln und ein schwerbewaffnete Sondereinsatzgruppe der Polizei stürmte herein.
Er wollte aufspringen, aber die Beamten warfen sich ihm entgegen und zwangen ihn bäuchlings auf den Boden. Er spürte das kalte Eisen der Handfesseln.
Dann wurde ihm ein chloroformgetränktes Tuch über Mund und Nase gezwungen und er sank ins Dunkel.

1.b
In seiner Zelle sitzend, die, wie er amüsiert bemerkte, größer als sein altes Zimmer war, wartete Karel auf sein Urteil.
Der Staatsanwalt hatte auf besondere Schwere der Tat plädiert und fünf Jahre Freiheitsentzug gefordert. Die Verteidigung wollte eine Verurteilung auf Bewährung erreichen.
Karel war sicher, dass er morgen schon auf freiem Fuß war. Er hatte keinerlei Vorstrafen und dass er erst 18 Jahre zählte, musste der Richter doch auch berücksichtigen. Ein kleiner Fehltritt konnte doch unmöglich zu einer gravierenden Bestrafung führen.
Die Zellentür öffnete sich und der Gerichtsdiener trat, von einem Vollzugsbeamten in die Zelle. Betreten sah er Karel an.
„Tut mir leid mein Junge. 5 Jahre“.

2.b
Carlos erwachte in einem Raum, der leer war und im Halbdunkel lag. Die Tür musste in eine Wand eingelassen sein, jedenfalls konnte er auf den ersten Blick keine entdecken.
Eine Wand schien eine andere Färbung zu haben und als Carlos sie berührte, stellte er überrascht fest, dass er Glas fühlte.
Wenige Momente darauf flammte grelles Licht auf und Carlos konnte durch die Glaswand einen Konferenzsaal betrachten.
An einem langen Tisch saßen mehr als 40 Männer in Anzügen, vor sich dicke Aktenstapel aufgeschichtet.
Ein älterer Anzugträger mit klugem, bebrilltem Gesicht erhob sich.
„Meine Herren, ehe wir die Sitzung eröffnen, begrüßen wir unseren Gast“.
Carlos registrierte erstaunt, wie sich alle in seine Richtung drehten und ihm zunickten.
„Sie werden sich fragen, wo sie sich befinden“, fuhr der Sprecher fort und Carlos nickte unwillkürlich.
„Nun wir sind die Vereinsleitung der deutschen Sektion des Verein gegen Elitärität e.V. und wir möchten, dass sie uns bei unserer Arbeit zusehen. Bitte verurteilen Sie uns nicht vorschnell, denn von Gesetzes wegen müssten sie in einer Zelle sitzen und ich kann Sie jederzeit dort hinbringen lassen.“
Er hielt kurz inne und ergänzte mit einem Lächeln
„Wenn man ihre kleine Privatdruckerei in Rechnung stellt dürfte das fünfzehn Jahre für Sie bedeuten.“
Carlos schluckte, beschloss aber sich vorläufig nicht zu äußern.
Der Sprecher wandte sich jetzt den Herren in den Anzügen zu und fuhr fort
„Ich eröffne unser monatliches Arbeitstreffen und bitte den Kollegen Stanislawski um eine kurze Übersicht der Ergebnisse des letzten Halbjahres“.
Stanislawski, ein untersetzter Mitfünfziger, völlig kahl und ebenfalls bebrillt schossen mit solch einer Geschwindigkeit seine Worte heraus, dass Carlos Mühe hatte, ihm zu folgen.
„Verehrte Kollegen, unsere Strategie schein aufzugehen. Wir hatten im ersten Halbjahr allein im deutschsprachigem Raum 17.320 Verhaftungen, darunter die Mitglieder einer sehr gelungenen, illegalen Internetseite namens Kurzgeschichten.de. Dort waren in die Skripte der Hobbyautoren sehr geschickt Werke auf die wir das Copyright haben eingebettet. Aber das nur am Rande.
Wir haben des Weiteren in Gesamteuropa circa 23,1 Millionen verbotene Exemplare ausfindig gemacht. Die gemessene Verbesserung der rezeptiven Fähigkeiten in der Gesamtbevölkerung sind um einen viertel Prozentpunkt gestiegen. Trivialliteratur minus siebzehn Prozent. Massenmedien minus 4,2 Prozent!“
Ein Raunen lief einer Woge gleich durch die Zuhörer. Das Fernsehen und das Radio hatten 4,2 Prozent negative Zuwachsrate, nach jahrzehntelangem Wachstum.
„Eintausenddreihundert illegale Druckereien haben mehr als 38.000 Nachdrucke illegal verteilt, 97.000 Rentner wurden in Berlin, Hamburg und München gezählt, die auf öffentlichen Plätzen in illegalen Büchern lasen und mit hohen Bußgeldern belegt wurden. Die Rückfallquote wird auf über 90 Prozent geschätzt.“
Er lächelte. „Als Lieblingsbuch hat sich dabei Nabukovs „Lolita“ herausgestellt. 18.398 Beschlagnahmungen!
Zwei Bibliotheksarchive in Prag wurden vergangene Woche geplündert. Der durchschnittliche Wortschatz stieg in den letzten sechs Monaten um 2 Wörter je Person. Ich denke, meine Herren, das genügt fürs Erste“.
Selbstzufrieden setzte er sich und ein stattlicher Mann, ein fleischgewordener Götz von Berlichingen nahm das Wort auf.
„Herr Vorsitzender ich habe in der Tagesordnung gelesen, dass wir über mehrere strittige Lizenzen abstimmen wollen, mir sind aber nur drei der vier Werke zugegangen.“
„Ja, dass ist richtig“, antwortete dieser,
„Sie müssten „Das Universum in der Nussschale“ von Hawking, „die Leiden des jungen Werther“ von Goethe und „Elementarteilchen“ von Hollenbeuq erhalten haben. Das vierte Buch „Wenn Frauen denken könnten“ von einem gewissen Proproxilator, was auch immer das bedeuten soll, ist ein Alternativweltroman, in dem die Evolution nur die Männer mit Vernunft ausgestattet hat. In dieser Welt stellt ein Autor die Hypothesen über den Gang einer Welt mit denkenden Frauen auf - ziemlich abgeschmackt das Ganze, außerdem getränkt mit Bierzeltwitzen.“
„Und wieso sollten wir dann überhaupt die Lizenz erwerben?“ erschallte ein Zwischenruf, dessen Verursacher Carlos nicht ausmachen konnte.
„Nun, weil es in mehrerer Hinsicht nützlich ist. Es empört, führte aber bei unserer Testgruppe zu einer 8prozentigen Umorientierung in Gleichstellungsfragen.
Mit anderen Worten: einige Testleser haben von einer Gleichbehandlungsorientierung zu einer Gleichstellungsorientierung umgeschwenkt. Sie differenzieren jetzt zwischen identischer und gerechter Behandlung eines geschlechtsspezifischen Problems.
Außerdem hat es bei der Testgruppe zu einer um 3 Prozent höheren Nachfrage nach biologischen Fachbüchern geführt. Das Manuskript ist unwichtig, für und wieder entsprechend unseren Zwecken ist in einem kurzem Memo zusammengefasst, welches Sie in Ihren Unterlagen finden.“

In der folgenden Stunden verfolgte Carlos gebannt, wie darüber diskutiert wurde, ob an den vier Büchern etwas so wertvoll sein, das ihre Verbannung in die Illegalität rechtfertigte würde.
Er lernte die Anzugträger auseinander zu halten, unter denen, wie er erstaunt registrierte, viele hochrangige Wissenschaftler und Künstler vertreten waren. Auch begriff er, weshalb er dieser Sitzung beiwohnte.
Dort saßen Verbündete, die Bücher durch ihre Illegalität aufwerteten, Bücher die sonst niemand mehr zur Hand nahm.
Er lachte fast auf, als er begriff, das elitäre Tendenzen bisher durch die Nivellierung jeden Niveaus eingedämmt wurden. Das auch der umgekehrte Weg möglich war, indem der Grossteil der Bevölkerung an das ehemals Elitäre herangeführt wird, hatte er bisher für ausgeschlossen gehalten.
Deshalb durfte der verein, wie er einsah, nicht zulassen, dass er mit seinen Nachdrucken die Knappheit guten Lesestoffes aufhob. Ein Überangebot, das war ein eiserner Wirtschaftsgrundsatz, führt immer zur Übersättigung des Marktes. Nur das knappe Gut bleibt wertvoll.
Carlos sah die Anzugträger dankbar an. Gleich was sie ihm für eine Rolle zugedacht haben mochten, er war mit Freuden bereit sich ihnen anzuschließen.
„Ich fasse also zusammen:
Hawkins „Universum in der Nussschale“ - überwiegend negative Tendenzen in der Testgruppe, weil das Buch dem Leser die Gewissheit vermittelt, alles über Raum und Zeit begriffen zu haben. Das lähmt den Geist, wie eine 12prozentiges Ansteigen der intellektuellen Selbstzufriedenheit bewiesen hat.
Hollenbeuqs „Elementarteilchen“ - leider zu flach für dauerhaftes Wirken;
Feymanns „Quantenelektrodynamik“ gefährdete den Motivationsspiegel für 76 Prozent der Testteilnehmer, kann nur gezielt ausgegeben werden.
Proproxilators „Wenn Frauen denken könnten“ - leidet unter der dicken Schicht tauben Gesteins, welche die subtextduale Ebene verdeckt. Appelliert zudem an emotionsfreie Betrachtungsweise und ist als legales Buch unschädlich.“
„Es ergeht also der Beschluss nur eine der vier Lizenzen aufzukaufen. Sollen die anderen drei Bücher ruhig weiter legal veröffentlicht bleiben.“
Carlos schmunzelte. Diese drei Bücher wurde er gewiss niemals erwerben.

1.c
Karel trat in seine neue Zelle, die auf ihn eher wie ein riesiges Wohnzimmer wirkte. Sein Haftbegleiter, der sich als Professor Wonnemuth vorgestellt hatte, schien zu ihm zu sprechen, aber Karel war nicht in der Lage, etwas davon aufzunehmen. Sein Blick glitt über gepolsterte Sofas, einen Kamin, antike Möbel und den an das Zimmer anschließenden Wintergarten.
Was passierte hier?
Er konnte sich deutlich erinnern, das er mit dem Gefängnisbus durch ein, von hohen, stacheldrahtbewährten Mauern gesäumtes Tor gefahren war.
Dann war er an seinen Haftbegleiter übergeben und, frustriert und ängstlich, durch graue Gefängniskorridore gegangen bis an eine Tür.
Und nun lag das Paradies hinter dieser Tür.
Sein Blick hing plötzlich fest und sein Mund öffnete sich, bereit seinen Erstaunen Worte zu verleihen.
Aber die Worte steckten ihm in der Kehle fest und langsam, fast ehrfürchtig trat er an die hohen Gestelle, die eine Wand des Zimmers verdeckten.
„Aristophanes“, murmelte er, „Andersen, Bohr, Darwin, Einstein, Faulkner, Gödel, Hegel, Kafka, Mendel , Newton, Popper Schiller, Szillard, Zilkowski, Zweig“.
Der professorale Haftbegleiter lächelte. Er wusste, dass der Junge die meisten Namen noch nie gehört hatte. Aber das würde er. Oh ja, jeder dieser Namen würde für ihn mehr bedeuten als die seiner besten Freunde.
Und wie Freunde musste er sie langsam und unter Führung kennen lernen, aber dafür war ja Zeit.
Fünf lange, kurze Jahre.

3.
Der Vorsitzende eröffnete die Sitzung mit einer Ansprache an die verspiegelte Wand im Konferenzsaal gerichtet.
„Mein junger Freund, wir sind die Vereinsleitung der spanischen Sektion des Verein gegen Elitärität e.V. und wir möchten, dass sie uns bei unserer Arbeit zusehen. Bitte verurteilen Sie uns nicht vorschnell, denn von Gesetzes wegen müssten sie in einer Zelle sitzen und ich kann Sie jederzeit dort hinbringen lassen.“
Er lächelte die Glasscheibe an.
„Mein Name ist Carlos. Vor vielen Jahren...“

 

Hallo Proxi,

die Idee zu der Geschichte gefällt mir sehr gut! Du nimmst quasi die Grundidee von "Fahrenheit 451" und verkehrst die Dystopie in ein utopisches Konzept. Ob ich Deinen Eliteverein nun sympathisch finde ... nun eher nicht, aber die Idee, Bücher durch künstliche Verknappung aufzuwerten hat schon etwas.

Dein Stil liest sich hier angenehm, Du bist sicher nicht der lebendigste Schreiber, aber er (der Stil) steht wenigstens nicht mehr der Rezeption im Weg herum. Man kann den Text durchaus genießen.

Du hast noch einige Rechtschreibfehler (Groß/Kleinschreibung), bin aber gerade zu faul.

Insgesamt eine köstliche Idee mit lustigen Seitenhieben auf KG.de und Deine Person in ansprechender Umsetzung.

Details:

Sein Profil warf Schatten an die kahlen Wände und hob sein spitzes Kinn und die angewachsenen Ohrläppchen hervor.
Sind seine Ohrläppchen so groß, dass man ihre spezifische Konstruktion in einem Schattenwurf sieht? Leuchtet mir nicht ganz ein.
„Summa technologie“ von Stanislaw Lem
Den Fehler darfst Du selber suchen ;)

Grüße,
Naut

 

Hi Proxi!

Super Idee, die du da hattest! Die Intellektuellen Europas versuchen die Bevölkerung an die höhere Literatur heranzuführen, indem sie den Reiz des Verbotenen ausnutzen. Da muss man erst mal drauf kommen. Hehe! :D
Aaaber. Findest du die Idee wirklich ausgegoren? Ich meine, die "künstliche Verknappung" hätte ja auch zur Folge, dass weniger Leute an die Literatur rankommen. Okay, es werden ja umso mehr Exemplare heimlich gedruckt ( bei der Prohibition in Amerika 1911 war das mit dem Alkohol ja genauso :D ), aber dann müssten sie ihren Ehrgeiz, verbotene Drucke zu finden, ja entsprechend zügeln.

Außerdem ist es ja schon ein Eingriff in die Freiheitsrechte eines Menschen, ihn fünf Jahre für etwas einzusperren, was aus Sicht des Vereins durchaus erwünscht ist - auch wenn es eine geistig paradiesische Gefangenschaft ist. Ganz zu schweigen von den Ängsten, die der "Angeklagte" vorher durchstehen muss. Wie dankbar wird Karel dem "Haftbegleiter" wirklich sein? Hätte er es nicht lieber, frei entscheiden zu können, ob er die ganze Bildung konsumieren will?

Zu den Details:

Diese 1a, 1b, 2b usw. sind unästhetisch und stören. Solltest du entfernen.

rutschte ein Päckchen auf den, mit billigem Velours bedeckten Boden.

Erst als die schwaches Glühbirne

In seinen Augen aber, ging von den schmuddligen Schwarten eine geradezu erhabene Schönheit aus und zärtlich fuhren seine Finger über die Buchrücken.

Die beiden Fehler oben sind klar. Beim dritten Satz ist mir eine noch bildhaftere Wendung eingefallen. Was wäre, wenn du ihn die Bücher schnuppern lassen würdest, ihren Duft einziehen ( Ich mach' das nämlich auch so, wenn ich ein lang ersehntes Buch endlich gekriegt hab'. :D )? Dann entsteht beim Leser die Assoziation "Festmahl".

Carlos, Spross einer gescheiterten spanisch-deutscher Verbindung

Sein Studium der Literaturwissenschaften und des Verlagswesens dauerte nunmehr sein sechs Jahren

aber nach für nach kamen immer mehr Bücher

Nach und nach bitte.

profitierte dabei von einer Änderung des welteinheitlichen Lizenzrechtes, der es ermöglichte

Worauf bezieht sich "der"? ;)

Carlos hatte erstaunt registriert, dass die gutbürgerlichen Schichten und ihre Presse kaum das Verschwinden der hohen Literatur zur Kenntnis nahmen.

Erstaunt? Also in mir hätte das wesentlich stärkere Emotionen ausgelöst. "Empört" mindestens. Und registriert? Klingt zu nüchtern. Eigentlich müsste ihn diese Erkenntnis aufwühlen, ihn wütend machen, meinst du nicht?
Jetzt weiß ich, was Naut mit "Du bist sicher nicht der lebendigste Schreiber" meinte. :D

Das Buch(,) in dem er las,

Bin nicht ganz sicher, aber da müsste doch auch nach den neuen Regeln ein Komma hin, oder?

„Tut mir Leid, mein Junge. 5 Jahre“.

Und so weiter, und so fort. Der größte Mangel dieses Textes sind diese vielen kleinen Winzigfehler. Und ich war noch nicht mal in der Mitte angelangt.

Um es mit Uwe zu sagen:

Fazit: Sprachlich okay, wenn auch mit vielen kleinen Fehlern, stilistisch könnte es etwas lebendiger sein, nette Idee inhaltlich schon ordentlich umgesetzt. :cool:

Ciao, Megabjörnie

 

Hi,

@ Megabjoernie:

Aaaber. Findest du die Idee wirklich ausgegoren? Ich meine, die "künstliche Verknappung" hätte ja auch zur Folge, dass weniger Leute an die Literatur rankommen.
Wenn man sich die Prinzipien des Rauschgiftvertriebs ansieht - ja - wer will, kommt auch ran.
aber dann müssten sie ihren Ehrgeiz, verbotene Drucke zu finden, ja entsprechend zügeln.
Der Trick ist, das es ja hunderte verbotener Buecher gibt und jedes ist Droge an und fuer sich. Selbst wenn ich im Osten ploetzlich massenhaft Bananen haette kaufen koennen, waere ich immer noch scharf auf Apfelsinen gewesen.
Und Uebrigens: Dieses Prinzip funktioniert! In der DDR wurde Westdrucke unabhaengig ihres Inhaltes und trotz Verbot, wie Gold gehandelt. Aber wer wirklich wollte, kam hatl auch ran (nur das ich statt der BRAVO immer die Popcorn (?) gekriegt haben - so ein Scheiss (*g*))
Außerdem ist es ja schon ein Eingriff in die Freiheitsrechte eines Menschen, ihn fünf Jahre für etwas einzusperren, was aus Sicht des Vereins durchaus erwünscht ist - auch wenn es eine geistig paradiesische Gefangenschaft ist.
Ja da kam meine eigentliche Intention nicht richtig zur Geltung: er ist in ein INTERNAT ueberfuehrt worden, dass nur wie ein Gefaengnis aussah. Dorthin kommen nur die, die dafuer als geeignet ausgesucht werden. Aber die Story ist ja ohnehin viel zu lang.

@ Naut:

Ob ich Deinen Eliteverein nun sympathisch finde ... nun eher nicht, aber die Idee, Bücher durch künstliche Verknappung aufzuwerten hat schon etwas.
Wer mag schon Eliten ;) , ansonsten: siehe oben
aber er (der Stil) steht wenigstens nicht mehr der Rezeption im Weg herum. Man kann den Text durchaus genießen.
Habe ja auch gute Kritiker und denen will man ja auch mal durch guten Stil gefallen :)

Insgesamteine köstliche Idee mit lustigen Seitenhieben auf KG.de und Deine Person in ansprechender Umsetzung.
Hoffentlich liesst Uwe das nicht :shy:
Sind seine Ohrläppchen so groß, dass man ihre spezifische Konstruktion in einem Schattenwurf sieht? Leuchtet mir nicht ganz ein.
Schlitzohr? Jaja, Du hast natuerlich recht...
„Summa technologie“ von Stanislaw Lem
Das haettest Du mir ja wohl per PN mitteilen koennen (*grrrrr*)
Danke fuer Euren sehr ausfuehrlichen (und wie immer, sehr beantwortenswerten) Kritiken

LG
Proxi

 

Selbst wenn ich im Osten ploetzlich massenhaft Bananen haette kaufen koennen, waere ich immer noch scharf auf Apfelsinen gewesen.
Und Uebrigens: Dieses Prinzip funktioniert! In der DDR wurde Westdrucke unabhaengig ihres Inhaltes und trotz Verbot, wie Gold gehandelt.

Okay, musst du wissen, du bist ja der Ossi. :D

Ja da kam meine eigentliche Intention nicht richtig zur Geltung: er ist in ein INTERNAT ueberfuehrt worden, dass nur wie ein Gefaengnis aussah.

Hm, okay, aber Carlos wird doch auch angedroht, er könnte fünfzehn Jahre kriegen. Was passiert denn mit denen, die sich nicht als "würdig" erweisen? Ich meine, auch eine Bewährungsstrafe kommt ja ins Vorstrafenregister.

 

Du hast recht.
Und weil Du immer so penetrant recht hast, musst Du weiterweinen (Du weisst, schon: Ich will, ich will,... - dort uebrigens schnell nachlesen, ehe es als offtopic rausfliegt).
Proxi

 

Letzte Empfehlungen

Neue Texte

Zurück
Anfang Bottom