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"Zu früh zu spät."

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10.08.2006
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"Zu früh zu spät."

Die Uhr hat eine weiche Stimme, sie lacht wie Glas wenn es schon Sprünge hat, aber noch immer zusammen hängt.
Mein Sonntagsmund webt ein Bett und legt den Körper, jenen der nach den Tagen stattfindet, im Uhrlied dort hinein. Die Wände tasten mit Splittern nach der Haut, der grauen.
An einem Ort unter dem Schädeldach habe ich das Bett gewoben, hat mein Sonntagsmund, dort liegt das Grau und Zuversicht formt lange Stifte, sie geben einem Bild vom Tag rechten Halt auf den Wänden meines Bettes.
Die Lider kämpfen gegen Lichter und unter meinen Nägeln ist noch Sand, ich half den Lippen mal beim Weben.
Ein blauhaariger Bleischatten wohn dem Treiben bei, er lächelt bunt, dann kracht der Tag hinab und leuchtet heller als ihn Frau Sonne jemals hätte leuchten lassen.

Innen blühen die Tumore in den Farben eines Lächelns auf, einer neigt mir seinen Blütenkopf zu und sieht mich aus großen Augen an. "Wir müssen uns verbergen." Er spricht in Honigstimmen, seine Zartheit übersteigt den Klag, erlangt beruhigende Stofflichkeit. "Wir wollen uns verbergen."
Ein anderer Tumor sieht zu mir und lächelt warm. "Wir kennen den Ort." Ich mache einige Schritte über den hellen Boden auf ihn zu. Seine Haut ist weich. "Komm, nimm meine Hand."


Herr Wecker steht neben dem Bett. Es ist das Traumerschießen, an die Uhrzeiger werden sie gebunden und der Reihe nach erschossen, die Traumruinen. Er greift mit starken Armen und ohrfeigt den Klumpen im Bettgrau zum Erwachen hin, sie nennen es Morgengrauen und sind keines Unrechtes zu beschuldigen.
"Zu spät zu früh." Die Weckerstimme schmeckt nach Öl und nach Metall. Die Frau mit blauen Haaren, die nach Stacheldrähten klingen, lehnt sich in die Tür und über ihre roten Lippen laufen die braungrünen Worte wie ein Schleim, wie ein Erbrochenes und sie fühlen sich kantig an.
"Na los, wir müssen heute noch ein paar machen. Schlafen kannst du auch morgen."

Ihr Zungenskalpell erforscht die Traumfragmente. In mir klingt ein weicher Ton auf und dann höre ich die Honigstimme wieder: "Wir wollen uns verbergen."
Die Frau frisst mehr von dem Gewebe einer Seele, Hautlappen hängen über ihren roten Lippen, ihr Haar ist längst zerzaust und wirr.
"Komm, nimm meine Hand."
"Wir sind hier fast fertig" sie sagt es traurig, "in einer Stunde kannst du nach Hause gehen."
"Zu früh zu spät." Die Uhr hat eine harte Stimme, sie lacht wie Glas wenn es schon zersprungen ist nur die Scherben sich noch bewegen. "Fast wäre es dir gelungen. Überleben."

 

Hi widergeburt,

ich stehe solchen Geschichten immer skeptisch gegenüber, nicht nur, wenn mir die Bilder, wie in diesem Falle gar nichts sagen, sondern sogar dann, wenn ich sie verstehen sollte.
Man kann entnehmen, dass hier offensichtlich etwas schöngeschrieben wird, eine unangenehme Erinnerung vielleicht, eine Monotonie. Etwas, das quält wird zur Unkenntlichkeit in Bilder verschleiert, die mir als Leser nichts mitteilen und bei denen ich immer das Gefühl habe, der Autor verwendet sie auch genau aus diesem Grund. Das, was er sogar dringend erzählen muss, will er nicht mitteilen. Bei Thommie Bayer heißt es in einem Lied: "Und wenn ich aus Verehen mal die Wahrheit sage, hab ich Angst, dass man mich versteht". So empfinde ich Texte wie diesen.
Vielleicht ist dir auch klar, was ein Sonntagsmund bedeutet. Ich habe da nicht einmal eine Assoziation zu. Ich verstehe, dass er sich jemand von sich selbst entfremdet, in der einer Fluchtfantasie einen Ort der Ruhe erschafft.
Bei den Tumoren wird es schon unklar. Das Krebsgeschwür scheint ja eher die Weckerstimme der Frau zu sein. Ist sie psychosomatisch in den Zellen des Ich entstanden und lockt mit den gleichen Tönen? wird hier ein Vergehen und Verderben gegen das andere ausgetauscht?
Details:

"Zu früh zu spät."
Beim Titel bin ich noch unsicher, ob er einen Fehler enthält. Es kommt darauf an, was du meinst. Ist es eine Aufzählung oder ein Gegensatz muss ein Komma gesetzt werden, während du auf den Punkt am Ende verzichten kannst. Ist aber wirklich jemand zu früh zu spät, ist zwar der Punkt immer noch überflüssig, es bedarf aber auch keines Kommas.
Die Uhr hat eine weiche Stimme, sie lacht wie Glas wenn es schon Sprünge hat, aber noch immer zusammen hängt.
Ein Komma fehlt nach Glas.
An einem Ort unter dem Schädeldach habe ich das Bett gewoben, hat mein Sonntagsmund, dort liegt das Grau und Zuversicht formt lange Stifte, sie geben einem Bild vom Tag rechten Halt auf den Wänden meines Bettes.
Unklar. "hat mein Sonntagsmund" wird nirgends beendet, Denkbar wäre, dass es eine Korrektur der ersten Aussage ist, nicht "ich habe das Bett gewoben, sondern mein Sonntagsmund". Aber irgendwie fühlte sich der Satz für mich unvollständig an. ;)
Ein blauhaariger Bleischatten wohn dem Treiben bei
hier fehlt definitiv ein t
Er spricht in Honigstimmen, seine Zartheit übersteigt den Klag, erlangt beruhigende Stofflichkeit. "Wir wollen uns verbergen."
Und hier ein n
lehnt sich in die Tür und über ihre roten Lippen laufen die braungrünen Worte wie ein Schleim, wie ein Erbrochenes und sie fühlen sich kantig an
die beiden "ein" empfinde ich als störend.
"Wir sind hier fast fertig" sie sagt es traurig, "in einer Stunde kannst du nach Hause gehen."
Zeichensetzung für wörtliche Rede stimmt nicht.
sie lacht wie Glas wenn es schon zersprungen ist
noch einmal das fehlende Komma vom Anfang.

Lieben Gruß, sim

 

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