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Zu schön um wahr zu sein

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20.11.2008
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Zu schön um wahr zu sein

Es war geschehen, tatsächlich war es geschehen. Aufgeregt lief sie die Straße entlang, in Richtung des wichtigsten Ortes der Welt.
Wie lange schon hatte sie auf diesen Moment gewartet. Sie hatte seine Nähe gesucht, hatte ihm Briefe geschrieben, sie hatte ihren vorherigen Job gekündigt und arbeitete nun in seiner Abteilung als kaufmännische Angestellte. Langsam aber sicher hatte sie sich in seine Welt gestohlen, sich ihm Schritt für Schritt angenähert und nun verbrachte sie beinahe jede freie Minute bei ihm. Jetzt war es endlich soweit. Jede Minute, die er nicht bei ihr war, erschien ihr wie 1 Jahr in schrecklicher Dunkelheit. Er war ihre Stütze, er gab ihrem Leben einen Sinn. Motiviert lief sie noch etwas schneller, ignorierte dabei das Stechen in der Seite. Sie konnte ihn nicht warten lassen. Nicht heute.
Egal wie schwer und hart das Leben ihr bis jetzt mitgespielt hatte, nach dem heutigen Tag, würde sie glücklicher sein, als alle Frauen auf der Welt.
Vor ihr sprang die Ampel auf grün, ohne ihre Schritte zu verlangsamen überquerte sie die Straße und rannte beinahe in eine Frau mit Kinderwagen. Sie blickte hektisch auf die Uhr. 12.45 Uhr. Ihr blieben noch 15 Minuten, bis 13.00 Uhr wollte er auf sie warten. Sie durfte nicht zulassen das er ging! Sie betrat das Gebäude. Es waren nur wenige Menschen anwesend. Sie ging durch den Raum und sucht diesen einen besonderen Gegenstand, der Gegenstand der ab heute für immer ein Zeichen ihrer Liebe sein würde.
Sie kam nicht umhin sich an ihr erstes Treffen zu erinnern. Sie war im Park spazieren, wie so oft allein. Plötzlich spürte sie einen kräftigen Ruck, der sie nach vorne stieß. Sie schaffte es noch, sich mit den Händen abzufangen. Die Tage zuvor hatte es jedoch geregnet und der Boden war matschig. Ihre Knie und ihre Hände waren schlammverschmiert und die Handflächen kribbelten von dem Aufprall. Als sie versuchte wieder aufzustehen, wurde ihr eine Hand entgegen gestreckt. Ein gutaussehender Mann, sie schätze ihn auf Mitte dreißig, mit blonden, kurzen Haaren und einem freundlichen Lächeln sah sie an. Er bat sie um Entschuldigung, sein Hund sei ihm davongelaufen und hätte sie angesprungen, ob bei ihr alles in Ordnung sei? Zunächst brachte sie kein Wort heraus. Nie in ihrem Leben hatte sie solch einen Mann gesehen. Ihre Knie wurden weich und wenn sie nicht bereits auf der Erde gesessen hätte, wäre sie bestimmt wieder gestürzt. Sie stammelte etwas, was soviel hieß, wie alles in Ordnung.
Sie ging diesen Moment immer wieder in ihrem Kopf durch. Er frage sie, ob er sie auf einen Kaffee einladen dürfe...

Da! Sie hatte den richtigen Platz gefunden. Sie war nun schon mehr als 5 Minuten durch das Gebäude geirrt, aber nun hatte sie es entdeckt. Aber was sollte sie nur nehmen? Es durfte auf keinen Fall das falsche sein. Es sollte doch der perfekte Moment werden. Sie überlegte noch weitere 5 Minuten bis sie sich endlich für eins der zur Auswahl stehenden Dinge entschied. Schnell bezahlte sie und verließ das Gebäude. Nun hatte sie nur noch 5 Minuten. Sie stellte sich sein glückliches Gesicht vor. Wie er ihr zuflüsterte er würde sie Lieben und wie er sie dann in den Arm nahm um sie nie wieder los zu lassen. Wieder ein Blick auf die Uhr 12.57 Uhr. Es war schon so schrecklich spät, wenn sie nicht noch schneller lief, würde sie zu spät kommen und ihre Chance wäre vertan.
Sie kam abermals an die Ampel, doch diesmal sprang sie auf rot. Sie zögerte nicht einen Moment, sondern lief einfach weiter, sie hatte doch nur noch 3 Minuten um zu ihm zu kommen. Sie hatte die Hälfte der Straße überquert, als sie einen Stoß an ihrer rechten Seite spürte. Danach schien die Welt wie aus den Angeln gehoben. Sie sah den blauen Himmel und wie die Wolken langsam vorbei zogen. Sie schien zu schweben. Langsam und ruhig. Nach dem Himmel sah sie die Straße. Sie schien auf dem Kopf zu stehen. Sie fragte sich, was mit ihr geschah, als ihr Kopf auch schon hart auf dem Asphalt auftrat. Reifen quietschten und Menschen schrieen. Sie merket nichts davon. Sie konnte nur auf ihre Armbanduhr schauen. Sie hatte sich von ihrem Handgelenk gelöst und lang nun mit gesplittertem Glas vor ihrem Gesicht. Der Zeiger stand auf 12.59 Uhr. Eine Welle der Erleichterung überkam sie, als der Sekundenzeiger sich nicht bewegte. Sie hatte noch Zeit. Er würde noch da sein und auf sie warten. Mühsam versuchte sie den Kopf zu drehen, der wichtigste Gegenstand in ihrem Leben lag noch unversehrt in ihrer Hand. Sie war so müde... Wieder sah sie zurück auf die Uhr. Es war noch immer 12.59 Uhr. Sie könnte ja einen kleinen Moment schlafen, wenn sie doch noch Zeit hatte. Wenn sie ihr kleines Nickerchen gemacht hätte, wurde sie zu ihm gehen, er würde auf sie warten und dann wäre alles gut... Beruhigt und Hoffnungsvoll schloss sie die Augen und bemerkte nicht, das um 13.13 Uhr der Krankenwagen neben ihr zum stehen kam.

Saskia Brahm verstarb am 13 November um 13.06 Uhr
Die Trauerfeier findet am Freitag den 18 November statt.​


Er fuhr sich mit der Hand durch die blonden Haare. Er hasste Beerdigungen, aber als Abteilungsleiter musste er hier sein. Saskia Brahms hatte seit etwas weniger als einem Jahr für ihn gearbeitet. Er hatte kaum mit ihr geredet. Sie war eher unauffällig gewesen. Sie war pünktlich und praktisch nie krank gewesen, aber er war nicht in der Lage mehr über sie zu sagen.

Die Beerdigung war kurz und traurig. Als er sich umsah hoffte er, dass seine Beerdigung eines Tages, anders aussehen würde.
Es waren nur Saskia's Eltern, ein paar Arbeitskollegen und er anwesend. In den Gesichtern Saskia's Arbeitskollegen war eher stille Anteilnahme zu sehen, als wirkliche Trauer. Der Pfarrer erzählte nur sehr wenig. Sie war mit ihren 30 Jahren jung gestorben, hatte ein ruhiges Leben geführt und eher zurückgezogen gelebt.
Bei der Passage über ihren plötzlichen Unfalltot , heulte ihre Mutter laut auf und brach an der Seite ihres Mannes in Tränen aus.

Nach der Beerdigung, wollte er so schnell wie möglich wieder nach Hause. Seine Freundin wartete auf ihn, sein Hund Carl musste noch eine Runde durch den Park geführt werden, und außerdem wollte er dieser beklemmenden Atmosphäre so schnell wie möglich entkommen. Doch als er sich auf den Weg zur Tür machte, standen Saskia's Eltern plötzlich vor ihm. Was diese ihm berichteten ließ ihn jedoch den Gedanken an eine schnelle Heimreise vergessen. Mit Tränen erstickter Stimme erzählte die Mutter von ihrer Tochter. Wie sie vor ihrem Tod erzählt habe,dass sie einen Mann getroffen habe, dass sie sich verliebt habe und, dass er sie auch liebe. Sie erzählte ihm, dass Saskia schon in der Schule schlecht Anschluss gefunden habe und das es auch später nicht besser geworden sei. Sie wolle ihn nicht beunruhigen, doch sie habe das Gefühl, sie müsse ihm alles erzählen, damit ihre Tochter Ruhe findet. Was die Mutter ihm daraufhin erzählte warf ihn letztendlich aus der Bahn.
Nach dem Unfall hätten sie die Wohnung ihrer Tochter ausgeräumt und dabei hunderte von Fotos von ihm gefunden. Von ihm alleine, mit seinem Hund, auf der Arbeit, im Park, mit einer Frau die nicht mehr zu erkennen war, weil ihr Gesicht ausgeschnitten war. Bei den Fotos lagen zahlreiche Briefe, an ihn adressiert, in denen Saskia beschrieben hatte wie sehr sie ihn liebe und das sie wisse das er sie auch liebe. Sie beschrieb, dass er ihr werden würde und das die andere Frau an seiner Seite verschwinden würde, ob von allein oder durch Hilfe. Solche und andere, ebenso schockierende Sachen standen in diesen Briefen. Aber sie hatte nicht nur Fotos gemacht und Briefe geschrieben. Es existierten sogar Videobänder mit Aufnahmen wie er mit dem Hund spazieren ging, wie er sich auf den Weg zur Arbeit machte. Sie schien ihm überall hin gefolgt zu sein.
Die Mutter schloss damit ab, dass ihre Tochter bei ihrem Unfall 2 Dinge bei sich hatte. Ein abgepacktes Sandwich und einen Zettel auf dem stand „Kannst du mir bitte etwas zum Mittagessen besorgen? Ich bin gleich in einer Besprechung und schaffe es nicht mehr. Am besten bis 13.00 Uhr, danach bin ich auf einem Aussentermin. Lieben Dank. Gruß Ben „ Er erinnerte sich an den Zettel, er hatte ihn auf Julia's Schreibtisch legen wollen, sie ging jeden Mittag kurz einkaufen. Er hatte ihn wohl ausversehen Saskia's Platz gelegt. Und das hatte sie letztendlich umgebracht.

 
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Hallo Reika,

mich konntest du mit der Geschichte leider nicht überzeugen. Das liegt nicht an der Idee, sondern an der Umsetzung. Du erzählst das ganze Geschehen einfach so runter und baust damit wenig Lebendigkeit auf.
Es gibt doch einige Anlässe in der Geschichte, in der die Menschen miteinander sprechen. Um aus dem narrativen Tenor auszubrechen, wäre schon viel geholfen, wenn du dem Leser die gesprochene Sprache in Form von wörtlicher Rede präsentierst. Das wirkt unmittlebarer, näher am Leser dran.
Ansonsten dümpelt das alles noch arg an der Oberfläche. Als Beispiel die Beschreibung Bens.

Ein gutaussehender Mann, sie schätze ihn auf Mitte dreißig, mit blonden, kurzen Haaren und einem freundlichen Lächeln sah sie an
Wo ist hier das Besondere, das diese Aussage:
Nie in ihrem Leben hatte sie solch einen Mann gesehen.
rechtfertigt und glaubwürdig erscheinen lässt?
Das, was deine Prota so magisch in den Bann zieht, kommt leider gar nicht rüber. Genau diese "Magie" braucht es aber, um das ganze nachvollziehbar zu machen.
Die Idee erinnert mich stark an den Film Wahnsinnig verliebt mit Audrey Tautou. Falls du den noch nicht kennt, solltest du ihn dir mal zu Gemüte führen.

grüßlichst
weltenläufer

 

Hallo Reika06,

ein faszinierendes Thema - und eine starke Geschichte, die du drumherum aufgebaut hast: Sie hat mich gefesselt, ich habe sie gern gelesen!

Lieben Gruß
Sua Sponte

 

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