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zu spät, viel zu spät

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18.06.2001
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zu spät, viel zu spät

Das Photo, das an dem Grabstein zu sehen war musste gemacht worden sein, bevor all das, was sie mit der Zeit in sich hineingefressen hatte von ihrem Herzen Besitz ergriff, denn es zeigte die bald 20jährige, die nun in dem Grab lag. Es zeigte lange dunkle Haare, dunklere Augenbrauen und darunter wache, spöttische Augen. Unter der schmalen Nase lächelte ein Mund, wie als wollte er sagen: „Hallo du! Lass uns einen Spaziergang machen und später auf eine Party gehen, ja? Ich muss hier weg." Ich stand plötzlich wie einer der Steine da und wusste nicht, was ich denken sollte, so sehr schmerzte mich der Anblick, dann bahnten sich die ersten Worte einen Weg durch das statische Rauschen in meinem Kopf: DU - BIST - ZU - SPÄT - GEKOMMEN
Seit mehr als einem Jahr schon lag sie sich auflösend in ihrem Grab, während ich mir noch so sicher war sie eines Tages zu finden.
Blumen standen gebeugt über die Einfassung der Erde, blau mit dunklem Rand, ich weiß nicht wie sie heißen, so wie ihre Augen wohl ausgesehen haben mussten.
Noch einmal: DU - BIST - ZU - SPÄT - GEKOMMEN.
Und dieses mal rissen die Worte alles mit, was sich hinter ihnen angestaut hatte. Am liebsten hätte ich geweint, aber ich überlies das dem Regen.
„Entschuldigen Sie? Haben Sie sie gekannt?" sprach mich plötzlich eine Frau an, die ich sofort als ihre Mutter erkannte. So ähnlich waren die Gesichtszüge, so tief saß der Schmerz in den blauen Augen.
„Es kommt mir fast so vor." antwortete ich nach einer Weile ziemlich plump und wischte mir den Regen aus dem Gesicht.
Sie nickte nur. Gleichgültig. Und wie aus Trotz blieb ich stehen und fragte: „Währe es taktlos zu fragen, was passiert ist?" Sie hatte sich hinuntergebeugt um etwas Ordnung in die zerdrückten Blumen zu bringen und blickte jetzt auf - einen unlesbaren Ausdruck in ihren Augen..
„Sie hat sich erhängt." Es war fast ein Flüstern, eine Ahnung im Plätschern des Regens. Und mir wurde plötzlich schwindelig. ‘Warum liegt sie dann...? Erhängt? Zu spät... Kirchliches Begräbnis? Male an ihrem weißen Hals. Schräges Licht und schwebender, schwankender Schatten.’
„Das tut mir leid." stammelte ich und ich meinte es mehr als mir in dem Augenblick bewusst war.
Sie nickte nur stumm. Gleichgültig.
Nur ein weiterer Passant, der keine Ahnung davon hat, wie es ist. Wie es ist zwei Töchter zu verlieren. Wie als hätte er meine Gedanken gelesen schweifte sein Blick zurück zum Grabstein- zu den Namen, Jahreszahlen und den beiden Medaillons mit den Photos meiner Töchter - meiner toten Töchter - dann wandte er sich ab, verharrte einen Augenblick zögernd, murmelte etwas wie „Entschuldigung. Ich sollte jetzt gehen." und war im Regen verschwunden.

 

Hallo!
Wieso hat noch niemand etwas zu der Geschichte geschrieben?
Okay, ich muss dir erstmal gestehen, das ich das Ende nicht bekommen habe. Ein junger Mann, nehme ich an, steht vor dem Grab einer alten Bekannten. Dann ist plötzlich ihre Mutter da (die während einer Wolkenbruchs auf dem Grab rumwühlt?). Sie kennt diesen Mann nicht, sagt ihm, dass die junge Frau sich erhängt hatte. Dann stellt er sich Fragen, kirchliches Begräbnis usw. Hier meine Frage: Was hat das damit zu tun? Ich bin Wicca, von daher bin ich mir nicht sicher, aber ich glaube, dass Selbstmord bei Christen verschrien ist (Wie soll man das gekonnter ausdrücken?). Trotzdem passt das nicht, meiner Meinung nach.
Ich denke, der Mann gibt sich die Schuld, d.h. er glaubt, die Tote gäbe ihm die Schuld. Warum? Die Frage solltest du nicht offen lassen.

Schräges Licht und schwebender, schwankender Schatten.’
Was heißt das? Ich denke, es ist vielleicht etwas, das der Mann verspürt, eine Art Widerspiegelung seines Inneren. Das hört sich gewissermaßen philosophisch an, verwirrt aber auf der anderen Seite. Und dann kommt der letzte Absatz, mit dem Passanten. Ab da, war in meinem Kopf dann Funkstille, alles was ich hörte, war ein großes HÄH? Plötzlich sind da zwei Mädchen und ein Vater... Ich wäre dir dankbar, wenn du mir vielleicht mal schreibst, um diese Fragen zu beantworten.
Eine Sache noch: Versuch dich an anderen Dingen. Ich meine, andere Themen. Ich habe bisher noch nichts weiter von dir gelesen. FAAAUUUl,i ch weiß. Aber für viele hier ist Suizid ein unglaublich abgedroschenes literarisches Motiv. Wobei ich ihnen recht gebe. Ich meine, ich schreibe auch solche Sachen... Wie auch immer. Ansonsten finde ich die Geschichte nicht schlecht. Vielleciht solltest du über die Rubrik nachdenken. Trotzdem, nicht schlecht.
Eines noch:Was ist denn der Unterschied zwischen einem Raben und einem Schreibtisch?

 

Sorry, das mit den Zitaten werde ich nie hinkriegen, ich meinte den Satz: Schräges Licht und schwebende Schatten. o.ä. Übrigens: gute Rechtschreibung!

 

@lyrik:

Ich habe deinen Beitrag editiert, wenn es dir genehm ist.

Das nächste Mal beim Zitieren einfach ZITAT aus den UBB-Codes anklicken, zwischen die zwei erscheinenden [QOUTE]-Fenster den zitierbedürftigen Text einfügen. ;)


Gruß, Hendek

 

Zur Geschichte:

Das End-Motiv gefällt mir. Dieser "Fremde" ist nichts weiter als jeder von uns, fremd aber gleich. Dieses Ineinanderfließen der Charactere und Gefühle... Na ja, ihr wisst schon, hoff ich.(Tut mir leid, liegt an der Uhrzeit, trinke keinen Kaffee...)

in der Geschichte wurde eine kirchliche Bestattung erwähnt. Den FAkt hätte man ausbauen können, zumindest ich hätte das sehr interessant gefunden. Ich hab schon oft Christen über Selbstmord reden hören, das ist ganz komisch. Aber wahrscheinlch wäre dann wieder nur dieses unverständnisvolle Bild der puritanischen Christen rausgekommen, das braucht die MEnschheit auch nicht mehr... (Und ich hoffe, Ben J. liest das nicht.)

Wollte ich nur mal erwähnt haben...

kc

 

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