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Zu spät

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24.05.2005
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Zu spät

Zu spät

Samantha stand wie angewurzelt, das Ohr an ihre Schlafzimmerwand gepresst und lauschte gebannt wie so oft dem Streit ihrer Nachbarn. Doch diesmal war er fast nicht zu ertragen. Die Schreie, das auftreffen von Händen auf einen gebrechlichen Körper und das hörbare aufschlagen eines Kopfes auf massiven Beton. All das konnte sich Samantha nur zu gut vorstellen, auch wenn ihr Geist sich dagegen wehrte und sie den Streit nur hörte und nicht sah.

*

Am nächsten Morgen traf Samantha Frau Weiger im Treppenhaus. „Guten Morgen“, sagte Samantha. Frau Weiger zuckte zusammen, fuhr herum und wäre fast die Treppe heruntergefallen, wäre da nicht das Geländer gewesen. „G-g-uten Morgen“, erwiderte sie den Gruß. Ihre dunkle Sonnenbrille und die lange Kleidung, mitten im August ließen nur unschwer die blauen, geschwollenen Augen und die blauen Flecken erraten. Sie hastete die Treppe herunter und verließ eilig das Treppenhaus. Samantha blickte ihr nach während sie ihren Briefkasten öffnete. Es viel ihr unheimlich schwer über den Streit hinweg zusehen, denn dieser ging nun schon ein gutes halbes Jahr und das mindestens dreimal die Woche. Herr Weiger war Alkoholiker und ließ offenbar seine Aggressionen an seiner Frau aus. Wie gerne würde Samantha ihr helfen, aber wie?

*

Sie drückte den Klingelknopf. Frau Weiger war allein, denn Samantha hatte durch das Küchenfenster beobachtet wie ihr Mann das Haus verließ. Frau Weiger öffnete. „Hallo, Frau Weiger, darf ich hereinkommen?“, fragte sie. Diese bejahte und bat sie ins Wohnzimmer. „Setzen Sie sich doch, ich mache uns derweil einen Kaffee, sagte Frau Weiger. Samantha setzte sich. Als sie sich gegenüber saßen sagte Samantha: „Ich bin übrigens Samantha.“ Mein Name ist Maike, erwiderte diese.“ Samantha räusperte sich. „ Ich will dir ja nicht zunahe treten, aber ich bekomme seit einiger Zeit mit das dein Mann dich schlägt.“ Ich..ich, Maike begann zu weinen und dann sprudelte es regelrecht aus ihr heraus. Die ganze Geschichte wie ihr Mann zum Alkohol kam und anfing sie zu schlagen. „ Ich bin so froh das du zu mir gekommen bist, seit wir hierher gezogen sind habe ich nämlich keine neuen Freunde gefunden, sagte Maike.“ Schon okay ich dachte nur das du vielleicht Hilfe brauchst, aber wie soll das weiter gehen, hast du schon mal daran gedacht ihn anzuzeigen oder zu einer Selbsthilfegruppe zu gehen?“, sagte Samantha. Diese stand vor dem Fenster und blickte sie erschrocken an. „Mein Mann kommt, du musst sofort gehen“, stotterte sie aufgeregt. Beim herausgehen drückte Samantha Maike einen Zettel mit der Adresse von einem Freund, der bei der Polizei arbeitet und sich mit solchen Fällen von Gewalt auskennt in die Hand. „ Danke, ich werde gleich morgen vorbeigehen, danke du hast mir sehr geholfen“, sagte Maike mit glasigen Augen.

*

Kaum war Samantha in ihrer Wohnung verschwunden, hörte sie auch schon Peter, so hieß Herr Weiger, die Treppe hinaufpoltern. Kaum war auch er in seiner Wohnung verschwunden, begann er wieder Maike zu schlagen. Doch diesmal heftiger denn je.

*

Am nächsten Tag, es war Samstag, sah Samantha wieder wie Peter das Haus verließ. Sie beschloss hinüber zu Maike zu gehen. Sie klingelte. Nach einigen Minuten als niemand ihr öffnete, wollte sie gerade wieder zu ihrer Wohnung zurückgehen, als ihr auffiel, dass die Tür nicht verschlossen war, sondern nur angelehnt. Samantha beschloss hineinzugehen. „Maike, Maike“, rief sie vom Flur aus. Im Wohnzimmer konnte sie, sie nicht finden. Sie ging in die Küche. Auch diese Tür war angelehnt. Beim öffnen verspürte sie einen Widerstand, sie dachte sich nichts dabei. Als sie jedoch sah was sich hinter der Tür verbarg, schlug sie die Hände vors Gesicht und konnte ein Schluchzen nicht unterdrücken. Heute hatte Maike zur Polizei gehen wollen, heute! Da lag sie nun, die Augen vor Schreck und Überraschung weit aufgerissen. Blut tropfte von dem Messer herab, das aus ihrer Brust herausragte, auf den gefliesten Küchenboden. Es war zu spät.

 

Hallo Deathangel!

Herzlich willkommen auf kg.de!

Zuerst einmal etwas zu den Anführungs- und Schlusszeichen: Achte auf die Abstände vor und nach ihnen.

„ Ich bin so froh das du zu mir gekommen bist,...
Vor dem ich z.B. kein Abstand.

dein Mann dich schlägt.“ Ich..ich, Maike begann zu weinen und dann...
Da fehlt etwas

Es viel ihr unheimlich schwer über den Streit hinweg zusehen
es fiel

„ Ich bin so froh das du zu mir gekommen bist, seit wir hierher gezogen sind habe ich nämlich keine neuen Freunde gefunden, sagte Maike.“
kein Abstand vor "Ich", Schlusszeichen nach "gefunden" und "Ich bin so froh, dass du..."

Du solltest noch einmal solche sprachliche Kleinigkeiten überarbeiten. Ansonsten fand ich die Sprache flüssig.

Zum Inhalt: Du verschenkst mit der Geschichte viel Potenzial, allein schon der Titel verrät, wie es ausgeht. Sollte er aber nicht, denn dadurch wird viel Spannung genommen. Du sprichst ein sehr heikles Thema an, aber die Moral der Geschichte ist mir schon beinahe zu aufdringlich, nicht schlecht, aber zu offensichtlich. Im Moment weiss ich gerade auch nicht, wie man das verbessern und subtiler herüberbringen könnte.
Das Küchenmesser habe ich ein wenig extrem gefunden, es hätte mE, wenn der Mann sie "nur" zu Tode geschlagen hätte. Ok, das würde mir einen noch schrecklicheren Eindruck machen, aber oft liegt das Grausame nicht im Spektakulären.

Ich muss dich mit meiner Kritik enttäuschen, ich fand die Geschichte nicht besonders hervorragend, aber auch nicht schlecht.

Liebe Grüsse :shy:
sirwen

 

Hallo Deathangel!
Ich muss mich im wesentlichen meinem Vorredner anschließen!
Ich denke, dass du die Geschichte ausführlicher schreiben und damit mehr Spannung aufbauen könntest. Das Ende ist meiner Meinung nach zu simpel und vorhersehbar.
Fragwürdig fand ich, dass sich die Frauen - gerade erst kennengelernt - schon dutzten. Du bietest dem Leser eigentlich nur eine grobe Handlungsübersicht.
Aber ansonsten nicht schlecht, viel Potenzial in der Geschichte und eine Story, die fesseln kann, wenn sie ausführlicher und spannender ist...

Schöne Grüße

S.A.N.

 

Hallo, Deathangel.

Tja, ich finde auch, der Geschichte fehtl noch etwas. Sie ist doch zu vorhersehbar, besonders durch den Titel.

Es viel ihr unheimlich schwer über den Streit hinweg zusehen, denn dieser ging nun schon ein gutes halbes Jahr und das mindestens dreimal die Woche.
Ich denke, es heißt "hinwegzusehen", aber da bin ich auch nicht sicher. Sicher bin ich mir aber, dass "der Streit geht" nicht gut klingt. Meinetwegen tobt er oder so was, aber eigentlich würde ich statt Streit etwas anderes schreiben. Immerhin streiten die ja nicht, er schlägt sie einfach, ohne dass sie dazu irgendetwas beiträgt. Vielleicht besser: den Krawall zu überhören, denn dieser wiederholte sich schon ein gutes Jahr immer wieder.
Samantha setzte sich.
Ja, natürlich tut sie das. Aber das wird auch dadurch klar, dass du im nächsten Satz "als sie sich gegenübersaßen" schreibst. Eigentlich ist dieser Satz unnötig, und Sätze, die nur Ortsveränderungen schildern, die für sich selbst nicht interessant sind oder die Story vorantreiben, hemmen den Lesefluss. Besser, du drückt diesen Umstand indirekt aus, so wie du es im folgenden Satz ja auch getan hast.
Beim herausgehen drückte Samantha Maike einen Zettel mit der Adresse von einem Freund, der bei der Polizei arbeitet und sich mit solchen Fällen von Gewalt auskennt in die Hand.
Nach auskennt gehört ein Beistrich. Aber vor allem: dieser Satz liest sich nicht gut, ist zu verschachtelt, besonders, weil der Hauptsatz (drückte Zettel in die Hand) zu weit auseinandergezogen wird. Ich weiß, in der Schule lernt man das so, aber das beweist nur, dass man in der Schule eben nicht für das Leben lernt. Viel besser entweder zwei Sätze draus machen: ZB Drückte ihr einen Zettel in die Hand. Darauf stand die Adresse ... oder den langen Satz umstellen: Sie drückte ihr einen Zettel in die Hand, mit der Adresse ... Das ist grammatikalisch vielleicht nicht ganz korrekt, aber im Rahmen literarischer Freiheit absolut akzeptabel, und klingt viel flüssiger.
Im Wohnzimmer konnte sie, sie nicht finden
Der Beistrich gehört raus.
Hm, ich hoffe, das war jetzt nicht zu negativ. Hoffe, ich konnte helfen.
Gruß, Woodwose.

 

Hi Deathangel!

Auch von mir ein herzlicher Willkommensgruß!

Wie ist deine Geschichte zu beurteilen? Nun, im Wesentlichen schließe ich mich den anderen Kritikern an. Zu vorhersehbar, zu aufdringliche Moral, Stil- und Rechtschreibfehler.

Was die Rechtschreibfehler angeht: Es sind so viele davon im Text, dass ich, wollte ich sie einzeln aufzählen, bis in die frühen Morgenstunden hier sitzen würde. Da musst du unbedingt noch mal ran. Vielleicht genügt es, wenn du ein Word-Korrekturprogramm anwendest, um die meisten Fehler rauszukriegen ( hat normalerweise jeder Rechner drauf ).

Der Stil ist insgesamt zu leblos, zu berichtend, aufzählend. Das liegt daran, dass du zu oft den allgemeinsten Ausdruck verwendest: "Diese bejahte", "sagte Maike", "sagte Samantha", "erwiderte diese" usw., und daran, dass du dem Leser die Ereignisse vor die Füße wirfst, anstatt in seinem Kopf Bilder zu erzeugen:

G-guten Morgen“, erwiderte sie den Gruß.


Sie hastete die Treppe herunter und verließ eilig das Treppenhaus. Samantha blickte ihr nach, während sie ihren Briefkasten öffnete. Es fiel ihr unheimlich schwer, über den Streit hinwegzusehen, denn dieser ging nun schon ein gutes halbes Jahr und das mindestens dreimal die Woche. Herr Weiger war Alkoholiker und ließ offenbar seine Aggressionen an seiner Frau aus. Wie gerne würde Samantha ihr helfen, aber wie?

Diese bejahte und bat sie ins Wohnzimmer.

Samantha setzte sich.

Sie beschloss, hinüber zu Maike zu gehen.

Und so geht es fast die ganze Geschichte hindurch.
Eine altbekannte Autorenregel, bei kg.de oft zitiert, lautet: Show, don't tell!
Versuche zunächst einmal, den Text dahingehend zu überarbeiten, dass du ihn mit mehr Leben füllst. Lass dich nicht entmutigen, wenn es das erste Mal nicht klappt. Beim Stil macht nur Übung den Meister ;).
Auch die Kritiken sollten dich nicht schrecken: Eine ausführliche negative Kritik ist ein gutes Zeichen: Sie zeigt, dass du einen interessierten Leser gefunden hast, der es der Mühe wert findet, sich näher mit deinem Werk zu befassen ( und vielleicht sogar bereit ist, die überarbeitete Version zu lesen ).
Zur Ermutigung empfehle ich dir, einige der massenhaften Geschichten zu lesen, die hoffnungslos unsinnig oder grauenvoll einfallslos sind, und dir davon die Kritiken anzuschauen; Ausführliches wirst du dort kaum finden.

Damit du dir nicht gleich am Anfang die Haare raufst, eine kleine Einstiegshilfe:

Statt "erwiderte sie den Gruß" könntest du beschreiben, wie sich Maike im Moment nervöser Verschrecktheit verhält: Versucht sie, Samanthas Blick zu meiden? Macht sie nervöse Handbewegungen? Das hängt von den persönlichen Eigenarten Maikes ab. Je genauer dein Bild von deinen Figuren, umso lebendiger kannst du sie zeichnen.

Beim zweiten Beispiel ist es schwieriger. "...hastete die Treppe herunter ( hinunter wäre richtiger; Maike entfernt sich von Samantha ) und verließ eilig das Treppenhaus." Den zweiten Teil des Satzes umändern. Dass es das Treppenhaus ist, das sie verlässt, ist dem Leser klar. Wie wäre es mit "...und schlug die Tür hinter sich zu"?
Den Rest des Absatzes zu verlebendigen, ist eine Herausforderung. Ich muss gestehen, so auf die Schnelle fällt mir da auch nichts ein. Vielleicht könntest du eine Rückblende einbauen, du lässt Samantha einfach daran denken, wie es angefangen hat ( ein konkretes Ereignis wählen, keine Entwicklung beschreiben! )

"Diese bejahte ( *grusel* ) und bat sie ins Wohnzimmer" muss ersetzt werden. Und schmeiße alle "diese" aus deinem Text, die sind für ein modernes Publikum von spannungskillender Wirkung.
Vorschlag: "Frau Weiger zögerte einen Moment, nickte dann aber."

"Samantha setzte sich" bitte ganz streichen. Brauchst du nicht zu ersetzen, dieser Satz enthält keine Informationen, die der Leser nicht sowieso bekommt.

"Sie beschloss, hinüber zu Maike zu gehen", na ja, es schadet nicht, aber noch viel lieber möchte der Leser, dass du ihm veranschaulichst, wie sich Samantha ein Herz fasst.

Das wär's fürs Erste. Hoffentlich hab' ich dich jetzt nicht erschlagen :D.
Und nicht vergessen: Sobald die Kritik sich überwiegend auf Details konzentriert, bist du auf dem richtigen Weg, egal wie zahlreich die Punkte sein mögen ;).

Ciao, Megabjörnie

 

rechtschreibfehler? soviele? das kann ja eigentlich nicht sein, da meine rechtschreibung normalerweise sehr gut ist.

 

Na, soo schlimm ist es ja auch wieder nicht, sonst wäre die Geschichte jetzt im Korrekturcenter. Aber es ist ganz normal, dass man "im Schreibrausch" eine Menge Blödsinn in seine Geschichten schreibt, für die man sich nachher nur an den Kopf fassen kann.
Nicht eingeschnappt sein, einfach nochmal überarbeiten, oder noch zwei Mal. Grundsätzlich hätte die Geschichte einiges Potential und dein Stil ist nicht so schlecht, dass du daraus nicht noch etwas Besseres machen könntest.
Nur Mut

 

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