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Zukunftsträume

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16.06.2006
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Zukunftsträume

Zukunftsträume

Mandy stand nun schon eine Weile am Fenster und träumte vor sich hin. Die Monotonie des Regens trug ihre Gedanken wie immer in ein endloses Traumland, von dem sie sich nur schwer lösen konnte. Ihre beste Freundin Katharina, bei der sie zu Besuch war, beendete endlich ein Telefongespräch, dass sie schon seit Ankunft von Mandy geführt hatte.
"Mandy, wofür bist du eigenlich zu mir gekommen? Seit du hier bist, hast du mich nur eine einzige Sache gefragt. Und zwar, ob ich Zeit für dich hätte. Die habe ich! Also, was ist los? Irgendetwas stimmt doch mit dir nicht!"
Mandy drehte sich ruckartig um. "Katharina, ich..." dann stockte sie.
Katharina sah sie erwartungsvoll an. "Was denn?"
Mandy setzte sich zu ihrer Freundin aufs Bett. "Wie lange bist du jetzt schon mit Daniel zusammen?", fragte Mandy endlich nach einiger Zeit.
"Knapp ein Jahr. Aber das weißt du doch. Du hast Marc doch nur ein paar Wochen später kennen gelernt."
"Liebt ihr euch sehr?"
"Aber ja! Warum fragst du das alles?"
"Wollt ihr später einmal Kinder haben?"
"Darüber haben wir wirklich noch nicht nachgedacht. Falls es wirklich etwas Dauerhaftes ist, denke ich auch an Kinder. Aber das hat noch Zeit!" Katharina winkte entschieden ab.
"Warum möchtest du nicht jetzt schon ein Kind?" Mandy klang in ihrer Frage so ernst, dass Katharina sich vor Schreck an ihrem Schokoriegel verschluckte. Sie richtete sich auf und holte tief Luft. Ihr Gesicht hatte die Farbe eines gekochten Hummers angenommen.
Mandy lachte und klopfte ihr leicht auf den Rücken.
"Bist du verrückt?", krächzte Katharina und hustete weiter.
"Ich bin nicht verrückt! Das ist mein voller Ernst!"
"Mandy! Ich bin sechzehn Jahre alt, ich gehe noch zur Schule. Nächstes Jahr möchte ich meine Ausbildung zur Krankenschwester beginnen. Da ist ein Baby das letzte, was ich gebrauchen kann." Katharina wischte sich eine Träne weg, die ihr bei dem Hustenanfall über die Wange gerollt war. "Mädchen, jetzt komm endlich wieder auf den Teppich! Was soll eigentlich dieses ganze Babygequatsche?"
Mandy lächelte bloß geheimnisvoll. Nun wechselte Katharinas Gesichtsfarbe wieder, und sie glich einem weißen Kalkeimer. Sie ahnte schreckliches.
"Oh nein! Mandy Bergen, sag sofort, dass das nicht wahr ist!"
"Du irrst dich nicht, Katharina Klein. Ich war heute beim Frauenarzt. Ich bin in der sechsten Schwangerschafttswoche!" Mandys Stimme überschlug sich fast vor Freude.
"Oh mein Gott! Mandy! Wie konnte so etwas nur passieren? Ich meine, ihr seid doch beide aufgeklärt!" Katharina sah verständnislos aus. Mandy aber war ruhig und gelassen, sie schien sogar glücklich. Nach einer Pause fragte Katharina ruhig: "Was willst du jetzt tun?"
"Was meinst du?"
"Wie stellst du dir deine Zukunft vor? Willst du dieses Baby behalten, oder..."
Jetzt verdunkelte sich Mandys Miene. "Katharina, ich will dieses Kind! Es war kein Unfall, sondern ernsthaft gewollt!"
Katharina starrte ihre Freundin mit offenem Mund an. "Du hast es geplant?"
"Ja! Ich habe absichtlich die Pille abgesetzt!"
"Und Marc war damit einverstanden?"
"Er weiß es noch nicht."
Empört sprang Katharina vom Bett. "Du hast ohne Marcs Einverständnis die Pille abgesetzt?"
Mandy wurde wütend. Ihre grauen Augen funkelten. Die Reaktion ihrer besten Freundin hatte sie sich wahrlich anders vorgestellt. "Ich kann für mich selbst entscheiden! Und ich habe mich dazu entschieden, Mutter zu werden. Ob es dir nun gefällt oder nicht!" Das sagte Mandy mit solch einer Sicherheit und Bestimmtheit, dass Katharina ein beängstigendes Gefühl überkam. Leise brachte sie hervor: "Wie hast du dir das gedacht? Du bist gerade mal sechzehn Jahre alt geworden und hast noch keinen Schulabschluss!"
"Ich dachte, du bist meine Freundin. Aber da habe ich mich wohl leider getäuscht." Mandy fühlte sich unverstanden und konnte nicht ertragen, wie schrecklich moralisch ihre Freundin klang. Ohne weitere Worte verließ sie das Haus und ließ Katharina ratlos zurück.

Ohne sich noch einmal umzusehen, lief Mandy die Straße hinunter. Dabei ließ sie sich auch nicht vom Regen stören, der sich wie aus Eimern über sie ergoß und ihr teilweise die Sicht nahm. Daran war aber nicht nur der Regen Schuld, sondern auch die Tränen, die sie verzweifelt zu unterdrücken versuchte. Sie fühlte sich durch Katharinas Reaktion sehr enttäuscht. Eigentlich hatte sie sich das ganz anders ausgemalt. Dass Katharina sich mit ihr gefreut und ihr gratuliert hätte. Gemeinsam wären sie Babysachen kaufen gegangen und hätten viel Spaß dabei gehabt.
Während Mandy so vor sich hinträumte, merkte sie erst nach einer Weile, dass sie schon lange zu Hause angekommen war. Sie atmete noch einmal tief durch. Als sie dann das Haus betrat, dachte sie wieder positiv. Die anderen würden sich sicher mit ihr freuen. Sie konnte es gar nicht erwarten, es Marc zu erzählen, aber der arbeitete noch. Jetzt war erst mal ihre Mutter an der Reihe.
"Hallo Mutti!", sagte sie strahlend, als sie das Wohnzimmer betrat.
"Hallo Schatz! Wie war es bei Katharina?", lächelte ihre Mutter zurück.
"Lustig, wie immer", log sie. Mandy setze sich zu ihr auf die Couch. "Mutti, ich habe eine Überraschung für dich. Du wirst dich sicher freuen!" Gerade, als Mandy beginnen wollte, klingelte es.
"Warte noch einen Moment. Ich laufe schnell zur Tür!", rief Frau Bergen und lief eilig über den Flur.
Mandy konnte es kaum noch abwarten, ihrer Mutter von dem Baby zu erzählen. Warum brauchte sie nur so lange an der Tür? Wer musste denn gerade jetzt stören? Ungeduldig folgte sie ihrer Mutter, und traf im Flur nicht nur auf sie, sondern auch Marc und Katharina. Marc sah sie verständnislos an. "Wieso has du mir nichts davon gesagt?"
Mandy sah ihn traurig an. "Es tut mir leid, dass du es von Katharina erfahren musstest. Ich wollte dich heute Abend damit überraschen."
"Die Überraschung ist dir gelungen!" Ihre Mutter brachte diese Äußerung mit solch einer Verbitterung über die Lippen, dass Mandy einen Schritt zurück ging.
"Aber du hast immer gesagt, dass du dich schon darauf freust, Großmutter zu werden!"
"Aber doch nicht so! Ich dachte eigentlich, dass du bei der Geburt deines ersten Kindes älter und verheiratet sein würdest. Wie hast du dir das bloß gedacht?"
"Aber Mutti! Marc wird mich heiraten!"
"Heiraten? Mandy, in was für einer Traumwelt lebst du eigentlich? Ich habe nicht einmal meine Ausbildung abgeschlossen, wie soll ich denn da eine Familie ernähren?", sagte Marc.
Eine bedrückende Stille beherrschte die Situation. Alle Augen sahen auf Mandy, die nun weiter rückwärts ging, bis sie gegen das Treppengeländer stieß und sich krampfhaft daran festhielt.
"Mandy, du bist selbst noch ein halbes Kind! Wie willst du denn zusätzlich noch für solch einen kleinen Menschen sorgen?", versuchte ihre Mutter und ging einen Schritt auf sie zu.
Nun versuchte es Marc: "Wie kommst du überhaupt auf so eine Idee? Wir haben doch nie darüber gesprochen, so früh ein Kind zu bekommen!"
"Aber wir haben doch über Heirat und Familie gesprochen! Dass wir später ein Haus kaufen und..."
"Genau, liebe Mandy! Später! Und zu alledem waren das Träumereien, die sich nie verwirklichen lassen."
"Du has mich also belogen? Ihr alle habt mich belogen! Von wegen heile Welt, Freundschaft und Liebe! Es war alles eine Lüge!" Ruckartig drehte Mandy sich um. Sie rannte die Treppe hinauf über den Flur. Hier stellte sie sich an ihr Fenster und ließ ihren Tränen freien Lauf. Mandy fühlte sich schrecklich betrogen und allein gelassen.
Trotz ihrer Erregung merkte sie, dass jemand hinter ihr stand und sagte: "Mandy! Mandy, ich rede mit dir!" Doch sie reagierte nicht. Niemand sollte sich einmischen. Das würde sie alles alleine schaffen! Oder vielleicht doch nicht?
Plötzlich fühlte Mandy eine Hand auf ihrer Schulter. Erschrocken drehte sie sich um. Sie sah Katharina ins Gesicht, die sie anlächelte. "Hey, wo warst du denn mit deinen Gedanken? Du hast die ganze Zeit verträumt am Fenster gestanden, während ich telefoniert habe. Ich bin jetzt fertig, das habe ich dir gerade gesagt. Hast du mich denn gar nicht gehört?"
Mandy sah sich verwirrt um und brauchte eine Weile, um zu verstehen, dass sie sich immer noch in Katharinas Zimmer, an Katharinas Fenster, befand. Sie hatte diese ganzen Geschehnisse nur in ihren Tagträumen erlebt. Mandy seufzte hörbar und lächelte glücklich.
"Mensch, Mandy! Du verrennst dich aber auch immer in deinen Träumen!"
"Ist schon klar, Katharina. Das werde ich in Zukunft freiwillig zügeln!" Mandy setzte sich aufs Bett und Katharina setzte sich neben sie.
"Was hast du denn geträumt, wenn ich mal so neugierig sein darf?"
"Du darfst!" Mandy kicherte. "Was würdest du sagen, wenn ich schwanger wäre?"
"Was?" Katharina sprang erschrocken vom Bett. Dabei stolperte sie über ihren Lieblingsteddy und blieb verdutzt am Boden liegen. Jetzt lachte Mandy noch mehr. "Keine Angst, ich bin es nicht! Und ich werde es auch vorerst nicht. Tagträume können eine manchmal in die Realität zurück holen!"

 

Hey aneika,

"Ich bin nicht verrückt! Das ist mein voller Ernst! Warum möchtest du jetzt noch kein Kind?"
Das "noch" in dem Satz ergibt keinen Sinn.

wie soll ich denn da eine familie ernähren?" sagte Marc.
Familie

Hast du mich denn gar nichtt gehört?"
nicht

Eine herrlich süße Geschichte. Ich dachte erst, wie naiv und einfältig dieses Mädchen sein muß, solche Reaktionen von den Eltern, Partner und Freundin zu erwarten. Aber das Ende, was doch für mich überraschend kam, hast du es schön "gerettet".
Besonders gut fand ich, wie du am Ende vom Traum wieder in Realität gesprungen bist. Negativ war deswegen der Anfang. Du erzählst da nicht konsequent aus der Erzählsicht von Mandy, was aber zwingend nötig ist, wenn alles nur ei Traum ist.

Eike

 

Liebste Aneika,

im Grunde muss Sternensegler zustimmen, eine wunderhübsche Geschichte, die gerne von mir gelesen wurde.
Was ich (außer der alten Rechtschreibung) zu bemängeln hätte, ist lediglich, dass Mandys Ausraster gegenüber Katharina ein kleines bisschen zu früh erfolgt. Ansonsten wirklich klasse.

Herzlichste Grüße
Michael

 

Hallo Eike!

Danke für die Verbesserungsvorschläge. Die Geschichte hab ich mal irgendwann als Teenie geschrieben und wieder ausgegraben, finde aber, dass sie immer noch aktuell ist.
Mi dem Anfang hast du recht, ich hätte bei Mandy einsteigen müssen, nicht bei Katharina.

Liebe Grüße,
aneika

 

Hallo Michael!

das mit der neuen Rechtschreibung hab ich leider noch nicht so drauf, werde aber mein bestes tun :-)
Danke für Deine Kritik

Liebe Grüße,
aneika

 

Hallo aneika,
Herzlich Wilkommen auf KG.de:)
Sich in Tagträume zu verlieren, ein Held zu sein in einer anderen Geschichte, die sich im Kopf abspielt, ist ein Thema, von dem ich mir vorstellen kann, dass es Jugendliche interessiert.

Der Regen trug ihre Gedanken wie immer in ein endloses Traumland, von dem sie sich nur schwer lösen konnte.

Wie meinst du das? Ist es die Monotonie der Regentropfen, die an das Fenster klopfen? Eine Art Hypnose? Oder meinst du die Langeweile des Moments? Warum kann sie sich nicht vom Traumland lösen?

Plötzlich fühlte Mandy eine Hand auf ihrer Schulter. Erschrocken drehte sie sich um. Sie sah Katharina ins Gesicht, die sie anlächelte. "Hey, wo warst du denn mit deinen Gedanken? Du hast hier mindestens eine Viertelstunde am Fenster gestanden und vor dich hin geträumt. Hast du mich denn gar nichtt gehört?"
Die Pointe, das Geschehen als Traum aufzulösen, ist etwas ungelenk ausgeführt worden, denn ich finde es unwahrscheinlich, dass Katharina ihre Freundin 15 Minuten lang am Fenster wachträumen lässt. Vielleicht solltest du Katharina mit etwas beschäftigen. Z.B ein Anruf beenden lassen.

Lieben Gruß, Goldene Dame

 

Hallo Goldene Dame!

Im Prinzip hab ich mich mit der Träumerei selbst beschrieben. Ich war früher so und auch heute noch.
Nicht der Regen ist der Auslöser für das Träumen, die Monotonie unterstützt das ganze halt.
Für unwahrscheinlich halte ich eine 15minütige Träumerei, die nicht von Katharina unterbrochen wird, nicht. Ich habe damals mit meiner besten Freundin stundenlang im gleichen Zimmer verbringen können, ohne dass wir miteinender sprachen - die Verbundenheit hat gezählt.
Trotzdem danke für Deine Kritik. Das Telefon klingeln zu lassen wäre auch nicht schlecht.

Liebe Grüße,
aneika

 

Hallo aneika

Nicht der Regen ist der Auslöser für das Träumen, die Monotonie unterstützt das ganze halt.
Für unwahrscheinlich halte ich eine 15minütige Träumerei, die nicht von Katharina unterbrochen wird, nicht. Ich habe damals mit meiner besten Freundin stundenlang im gleichen Zimmer verbringen können, ohne dass wir miteinender sprachen - die Verbundenheit hat gezählt.

Ein klassischer Fehler ist, dass der Autor in seiner Geschichte drin steckt. Er weiß mehr über seine Geschichte, als der Leser. Er kann aber nicht erwarten, dass der Leser seinen Gedanken folgen kann, wenn es nicht explizit in der Geschichte steht. Was also genau hat die Protagonistin verführt, tagzuträumen? Beschreibe ihre Sinneseindrücke. Wenn es üblich war, dass die Protagonistin und ihre Freundin stundenlang nebenherschweigen konnten, dann beschreibe das öftere Erleben dieser Situation.

Lieben Gruß, Goldene Dame

 

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