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Zwölf Schläge Angst
Bong!
Die Augenlider flatterten kurz, dann starrte er in die Dunkelheit und lauschte. Sie waren da.
Bong!
Panik erfüllte ihn. Er hoffte, dass sie es aufgeben würden, ihn zu suchen. Wenn nicht ... daran wollte er gar nicht denken.
Bong!
Seine Familie war rund um den Erdball geflohen, doch immer kamen sie ihnen auf die Spur und nie gaben sie Ruhe. Monster waren sie - und unerbittlich.
Bong!
Aus ihrer Sicht waren er und die Seinen Eindringlinge. Dabei wollten sie eigentlich nichts Böses. Sie brauchten nur ein klein wenig Nahrung und dann zogen sie schon weiter.
Bong!
Er war immer vorsichtig gewesen. Seine Eltern und Geschwister ebenso. Niemals gierig, immer nur das Notwendigste. So wie es ihnen einst gelehrt worden war. Aber trotzdem ...
Bong!
Gestern hatten diese Mörder den Großteil seiner Familie brutal getötet. Außer ihm hatte nur Maria überlebt. Gemeinsam hatten sie die Überreste ihrer Familie beweint.
Bong!
Er wollte weg - Maria aber nicht. Sie hatte blutige Rache geschworen und ihn als Feigling bezeichnet. Er konnte es nicht einmal abstreiten, obwohl er selbst sich nur als vernünftig erachtete.
Bong!
Leider hatte sich Maria nicht von ihren Plänen abhalten lassen. Sie war gegangen. Zuerst wollte er ohne sie weiter, doch das hatte er letztendlich nicht übers Herz gebracht. Immerhin war sie seine Schwester, die letzte noch dazu. So beschloss er, auf sie zu warten.
Bong!
Umsonst. Sie war heute nicht zurückgekehrt. Er hatte sie lange und überall gesucht. Wahrscheinlich hatten die Mörder auch sie erwischt. Es war so spät geworden. Müde hatte er sich in sein Versteck geschleppt.
Bong!
Jetzt hörte er sie deutlich. Seine Hoffnungen erloschen. Draußen hetzten sie herum auf der Suche - nach ihm. Und sie waren bereits sehr nah.
Bong!
Sie wussten, wann man zuschlagen musste. Jetzt war seine schwächste Stunde, aber ihre stärkste. Er wusste nur zu genau, was jetzt kommen würde.
Bong!
Sein Sargdeckel flog auf, die verfluchte Mittagssonne brannte in sein Gesicht.
Er richtete sich auf und fauchte - schwach und kläglich. Doch schon fuhr der Pfahl in sein Herz und mit Erleichterung spürte er die Jahrhunderte voll Hunger, Hass und Verfolgung von ihm gehen.