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Zwei Seiten
ZWEI SEITEN
Traurig sitze ich am Tisch. Ich schaue hinab auf den Boden, meine Augen voller Tränen. Ein geliebter Mensch ist gerade verstorben, in meinen Armen. Sie hing nur noch leblos da und die Rettungssanitäter die mir zu Hilfe kamen hatten selbst keinen Einfluss mehr auf das was gerade geschehen war. Ihr Geist ist von uns gegangen, in eine bessere Welt? Wer weiß das schon. Ich sehe immer noch das kleine Kind vor mir wie es zitternd und blutverschmiert am Straßenrand stand und zu mir herüber schaute. Ein Anblick der mir die Kehle zuschnürte.
Die Feuerwehr traf wenige Minuten nach den Sanitätern am Unfallort ein. Die Feuerwehrmänner überdeckten den leblosen Körper der jungen Frau mit einer weißen Plane. Einer der Polizisten die herbei eilten, kam auf mich zu, fragte mich ob alles in Ordnung sei. Dann sollte ich ihm folgen. Die beiden Autofracks ließ ich zurück. Die Feuerwehr würde sich darum kümmern. Ich setzte mich hinein in den Polizeiwagen der Polizisten und ließ mich befragen.
„Können sie uns schildern was genau passiert ist?“
„Ich weiß nicht. Es ging alles so schnell.“
Noch immer zitterte meine Hand. Doch die Polizisten stellten weiter ihre Fragen.
„Wie kam es dazu das sie den Wagen rammten?“
Mein Blick den ich bis eben noch hinaus aus dem Fenster zu dem jungen Mädchen am Straßenrand gerichtet hatte verschob sich auf die beiden Polizisten und ich antwortete steif und ohne Skrupel.
„Ich wollte doch nur das beste für uns beide.“
„Das beste für wen?“
Ich schaute die beiden Polizisten nur schweigend an.
„Haben sie das Fahrzeug mit Absicht gerammt?“
Ich erhob meinen Kopf schaute ihnen in die Augen und sprach leise, doch verständlich.
„Ja.“
Die beiden Polizisten schauten mich stumm an. Anscheint mussten sie gerade erst einmal verarbeiten was ich gerade gestanden habe.
Ich spürte nur noch wie sie die kalten Handschellen um meine Handgelenke legten und sie verschlossen.
Einer der Polizisten packte mich an der Schulter und führte mich vorbei an dem kleinen Mädchen das mich mit ihren Blicken verfolgte. Vorbei an den Schaulustigen die nur kopfschüttelnd hinter der Absperrung mich anschauten, hinüber zum Streifenwagen. Die Tür wurde geöffnet und ich setzte mich hinein. Dann setzte sich der Wagen in Bewegung und fuhr ab.
Das kleine Mädchen stand noch immer am Straßenrand und schaute mir hinter her.
Leise schluchzend sitze ich nun an diesem Tisch und wartete nur darauf das, dass Licht erlischt. Als es wenige Minuten später erlischt stehe ich vom Tisch auf lehne mich an die Wand und ziehe das spitze Metallstück aus meiner Hose. Ich setze es dich an meinen Hals.
„Nun ist es vollbracht, meine kleine Tochter. Deine Mutter wird mich nie wieder betrügen.“
Mit einem schnellen Ruck stoße ich mir das Metallstück in den Hals. Wenige Minuten später bin ich erstickt. Noch immer rinnt Blut aus meinem Hals und tropfte zu Boden.
© Benjamin Nowack / April 05