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Zweizimmerwohnung

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23.06.2003
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Zweizimmerwohnung

Langsame Stiefeltritte, die Treppe hinauf. Wie immer knarrt die zehnte Stufe. Ächzen unter den groben Lederschuhen ihres Mannes. Dazu ein regelmäßiges Schnaufen beim Halt auf der dreizehnten. Lange Pausen und Fliegensurren. Noch fünf Treppenstufen. Doch, noch immer leichtes Schniefen und plötzliches Pfeifen des Stromzählers im Hausflur. Etwas Stille, eine Pause. Gleich, gleich, an der Tür.
Dies alles bemerkte und hörte die alte Frau am frühen Abend in ihrer kleinen zwei Zimmerwohnung, in jenem besagten Haus, wie sie es jeden Abend bemerkte und hörte. So, wie ihr Mann jeden frühen Abend nach Hause kam. Punkt sechs Uhr.

Sie war ruhig, gelassen, alles wie immer.

Der Tisch war gedeckt, für zwei, mit zwei Tellern, je zwei Broten, zwei Tassen. Ein dampfender Teekessel pfiff auf dem Herd.

Ihr Mann war tot, seit zwei Jahren.

Und ihr Mann lebte, das Abenessen war fertig.

 

Hallo, junge Schreiberin!

Du hast Talent und Gefühl, das lässt sich aus den wenigen Zeilen der ‚Zweizimmerwohnung’ erkennen, verschaffst – auf Deine Art – Einblick in die Welt der Zurückgelassenen; gibst ein makabres Zeugnis von Alltags-Gewohntem, Zwischenmenschlichem ins Irreale verschoben.
Mache auf diesem Gebiet weiter!
Wenn ich Dein Alter ansehe – und Du auch noch das nötige Durchhaltevermögen mitbringst – , dann hast Du gute Chancen, Dich in dieser Literatur-Gattung erfolgreich zu entwickeln!

Herzliche Grüße von Aldebaran!
NS: Auch in die Orthographie und Interpunktion wirst Du hineinreifen!

 

Hallo Mensch! Und herzlich Willkommen auch von mir!!

In so wenigen zeilen, so viel reinzupacken ist genia, Gefühlvoll. Kann mich den anderen nur anschließen

Gruß Joker

 

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