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Zwischen den Klingen

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10.03.2005
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Zwischen den Klingen

Es ist meine Schuld, dass wir uns gegenüberstehen. Ich wollte ihn sehen. Ein letztes Mal.

Hier, auf den Klippen hoch oben über dem Meer, sind wir beide allein.
Unter uns das Tosen der Brandung, schäumendes schwarzes Wasser und schneeweiße Gischt. Das Licht der untergehenden Sonne spiegelt sich in unseren Klingen.
So viele Worte habe ich mir zurechtgelegt, nachts, während ich mich in meinem Bett hin und her wälzte, und doch ist er es, der das Schweigen bricht.

„Du also.“
Raphaels Stimme hat immer noch diesen vertrauten Klang. Ich spüre seine Worte wie Berührungen auf meiner Haut.
„Ich hätte es wissen müssen, als man mir sagte, ich würde von einem Engel gerichtet werden.“

Eben noch konnte ich die Möwen in der Ferne kreischen hören, fast erstickt vom Brausen der Wellen. Jetzt sind sie still.

„Es ist lange her“, antworte ich.
Mehr gibt es nicht zu sagen. Es spielt keine Rolle, warum wir hier stehen. Ich auf dieser Seite und er auf der anderen. Es gehört nicht zu meiner Aufgabe, Fragen zu stellen. Ich bin gekommen um zu töten.
„Wollen wir beginnen?“
Ich fahre mit der Zunge über meine Lippen und schmecke Salz.
Raphael nickt. „Wann immer du bereit bist, Milchblut.“
Milchblut. Das Wort reißt frische Wunden in meine Erinnerung.

So nannte er mich früher.
Er behauptete damals, er hätte niemals zuvor eine Schülerin gehabt, die so schwach, so kraftlos mit dem Schwert umging.
Es war das erste Mal, dass er sein Können als Lehrer weitergeben durfte. Er war gerade mal zehn Jahre älter als ich, aber sehr talentiert.
Er hielt mich für zu weich, zu zartbesaitet um im Kampf zu bestehen. Er glaubte, es wäre das Beste, mir das Leben zur Hölle zu machen, um mich früh genug zur Einsicht zu bringen.

Mitten in der Nacht, wenn ich fest schlief, schlich er sich in mein Zimmer und schlug mir ins Gesicht. Jedes Mal ein wenig heftiger, so lange, bis ich mich im Spiegel ohne aufgeplatzte Schwellungen und Blutergüsse nicht mehr erkannt hätte.
Die Behandlung führte dazu, dass ich bei jedem noch so leisen Geräusch aufschrak, von einer Sekunde auf die andere hellwach und mit rasendem Herzen kerzengerade in meinem Bett saß, einen Dolch in der Hand, den ich unter meinem Kopfkissen deponiert hatte.
Ich hatte - und habe immer noch - immense Schlafstörungen, aber die Wunden in meinem Gesicht heilten und es kamen keine neuen mehr dazu.
Ich kann nicht mehr zählen, wie oft mir meine Paranoia inzwischen das Leben gerettet hat.
Ich hatte niemals die Chance, Raphael zu danken.
Und auch heute ist nicht der richtige Tag dafür.

„Es ist Euer Kampf“, sage ich. Die Klinge wiegt schwer in meiner Hand. „Ihr habt den ersten Schlag.“
„Wie du wünschst.“

Er verbeugt sich, und auch diese Geste erinnert mich sehr an früher, an die langen Abende, die wir unten am Seeufer verbrachten, ganz egal, ob es regnete oder schneite, ob die Sonne auf uns nieder brannte oder ob man vor Dunkelheit kaum noch die Hand vor Augen sehen konnte. Angriff, Deckung, Parade, Ausweichen. Die ewige gleichen Abläufe bis ins winzigste Detail perfektioniert.
Auch das ist etwas, was ich von Raphael gelernt habe: Erschöpfung ist keine Ausrede.
Es dauerte Jahr, bis ich in der Lage war, die ersten Schweißtropfen, die ich für ihn vergossen hatte, von ihm zurückzufordern.

Ich habe den Gedanken noch nicht zu Ende gedacht, da bemerke ich, wie sich Raphaels Muskeln anspannen.
Er hat aufgehört zu atmen.
Unsere Blicke treffen sich und ich kann in seinen grauen Augen die gleiche Vertrautheit lesen, die ich selbst empfinde.
Was denkst du wohl gerade? Tut es dir ebenso leid wie mir, dass wir uns unter diesen Umständen wiedersehen? Hast du ab und zu an mich gedacht? Mich vielleicht sogar vermisst? Bist du bereit, mich hier und jetzt zu töten - einfach so?
Ich bin es.

Plötzlich prescht er vor.
Stahl blitzt im Licht der letzten Sonnenstrahlen. Ich kann hören, wie seine Klinge die Luft zerschneidet. Im Bruchteil einer Sekunde sehe ich sein Schwert auf mich zurasen, dann werfe ich mich zur Seite und reiße meine eigene Waffe in die Höhe.
Ein Klirren hallt über die Klippen als Stahl auf Stahl prallt. Ich spüre die Wucht des Schlages in meinen Gelenken, taumle ein paar Schritte zurück, während Raphael bereits erneut zum Schlag ausholt.
Er kann blitzschnell sein, wenn er will, aber seine Hiebe werden mit steigender Geschwindigkeit ungezielter. Ich kenne seine Schwächen.
Seinen nächsten Schlag kann ich leicht abfangen. Erneut trifft Klinge auf Klinge. Eine Sekunde lang gefrieren wir in dieser Position, Schwert an Schwert, unsere Gesichter ganz nah.
Ich kann die hauchfeine Narbe erkennen, die ich ihm damals zugefügt habe. Sie verläuft quer über sein Gesicht.
Sie war mein erster Treffer, aber nicht mein letzter.

Wir lösen uns voneinander und treten zurück. Seine Augen taktieren jede meiner Bewegungen. Seine Lippen umspielt ein verkniffenes Lächeln. Er glaubt zu wissen, was ich als nächstes tun werde.
Ich schlage zu.
Ich ziele nicht auf seinen Hals, wie er es mir beigebracht hatte, sondern auf seinen Bauch. Das Schwert trifft ihn seitlich an der Taille. Ich kann Stoff reißen hören. Die Klinge teilt sein Hemd und die Haut darunter.
Ich weiß, dass ein derartiger Hieb nicht töten kann. Aber er ist tief und schmerzhaft.

Noch während mein Schwert in seine Seite dringt, holt Raphael erneut zum Schlag aus.
Im letzten Augenblick weiche ich zurück.
Ich spüre einen glühenden Luftzug, der meine linken Schulter streift. Dann einen warmen Strom, der meinen Arm hinunterläuft. Schließlich - mit einiger Verzögerung - ein Gefühl von Schmerz.
Blut tropft auf den Boden.
Seines und meines.
„Nicht schlecht“, keucht Raphael. Er krümmt sich leicht. „Gar nicht schlecht.“ Seine linke Hand ruht auf der frischen Wunde dicht über seiner Hüfte. Zwischen seinen Fingern quillt dunkles Blut hervor.
Dunkles Blut ist gefährlich. Die Wunde an meiner Schulter quillt heller.

„Ich nehme an, den Schnitt muss ich mir nachher selbst nähen.“ Er verzieht die Lippen.
„Ihr setzt voraus, dass Ihr dazu noch in der Lage sein werdet“, erwidere ich tonlos.

Die letzte Wunde, die ich ihm genäht hatte, entsprang nicht meiner eigenen Klinge.
Ich erinnere mich noch gut an jenen Abend.
Es war Spätsommer und der Geruch von trockenem Gras vermischte sich mit dem stechenden Aroma der Zypressen. Ich hatte ein paar weiße Lilien zum Tempel des Feuers gebracht und sie dort zusammen mit Duftölen und Federn in eine der brennenden Schalen geworfen, um für Glück bei meinen anstehenden Prüfungen zu beten.
Als ich mich auf den Rückweg machte, bemerkte ich nach einiger Zeit Schritte hinter mir. Ich blieb stehen und wandte mich um.
Drei Männer waren mir gefolgt.
„Na, Täubchen?“, fragte einer von ihnen mit rauer Stimme. „Hast du dich etwa verlaufen?“
Ich trug kein Messer bei mir. Waffen sind in den Tempeln nicht erlaubt.
„Lasst mich in Ruhe“, antwortete ich und ging weiter.
Die Schritte folgten mir.
„Du bist viel zu süß, um eine Tochter des Feuers zu sein“, hörte ich hinter mir die Stimme eines anderen. „Du solltest in den Tempeln des Himmels dienen.“
„Oder im Tempel meines Schlafzimmers“, fügte der Mann mit der rauen Stimme hinzu.
Seine Begleiter lachten.
Ich wünschte, man könnte die Ohren wie Augenlider schließen.
Ich ging weiter.
„In der Kleinen steckt Glut“, erwiderte eine dritte Männerstimme hinter meinem Rücken. „Schaut euch an, wie sie die Hüfte schwingt beim Gehen. Sie spielt mit uns.“
Plötzlich legte sich eine Hand auf meine Schulter und riss mich herum.
„Ist das wahr?“, fragte der Mann mit der rauen Stimme so dicht vor meinem Gesicht, dass ich seinen nach billigem Wein riechenden Atem auf meiner Haut spüren konnte. „Spielst du mit uns, du kleines, verdorbenes Biest?“
„Nimm deine Finger weg!“ Ich riss mich los.
„Seht ihr“, lachte einer die Männer. „Die Kleine hat Feuer, ich hab’s doch gesagt. Sie faucht wie ein Kätzchen.“
„Mal sehen, ob sie noch mehr zu bieten hat“, erwiderte sein Begleiter und griff erneut nach meiner Hand, um mich mit einem brutalen Ruck zu sich zu ziehen. „Ich habe gehört, die Lippen von Feuerstöchtern schmecken nach kandierten Äpfeln.“
Bevor ich den Kopf wegdrehen konnte, hatte er seinen Mund auf meinen gepresst. Ich konnte spüren, wie er versuchte, sich mit seiner Zunge einen Weg zu bahnen.
Ich biss zu.
Der Mann winselte plötzlich wie ein getretener Hund und taumelte zurück.
„Du Mifttück!“
Halb befriedigt und halb zu Tode geängstigt beobachtete ich, wie Blut aus seinem Mund quoll und auf sein Hemd tropfte.
„Die Hure hat mif gebiffen!“
Unter allen anderen Umständen hätte mich sein Lispeln zum Lachen gebracht, sein Gesichtsausdruck aber ließ das Blut in meinen Adern gefrieren. Mordlust lag in seinem Blick.
Er holte aus, um mich zu schlagen, da wirbelte ich bereits auf dem Absatz herum und lief davon.

Ich kam nicht weit.
Plötzlich traf mich etwas am Hinterkopf, so hart, dass ich Sterne sah. Einer der Männer musste einen Stein nach mir geworfen haben.
Ich taumelte ein paar Schritte weiter, überwältigt von Schmerz und Panik, und sackte in die Knie. Tränen stiegen mir in die Augen. Ich hob den Kopf und sah den Vollmond als verschwommene, bleiche Scheibe über mir hängen, dann schob sich ein Schatten vor den Himmel und im nächsten Augenblick traf mich ein derber Schlag ins Gesicht.

Schwärze stieg in meinem Kopf auf. Nur mit Mühe kämpfte ich gegen die Bewusstlosigkeit. Wie im Traum bemerkte ich, dass jemand nach meinem Kleid griff und daran zerrte, bis der dünne Stoff zu reißen begann. Ich schmeckte Blut, hörte, dass irgend jemand etwas zu mir sagte, aber ich verstand die Worte nicht. Dann wieder jenes hämische Lachen, gefolgt von einem weiteren Schlag ins Gesicht.

Ich weiß nicht, was ich getan hätte, wenn Raphael nicht gekommen wäre.
Wahrscheinlich hätte ich einfach alles über mich ergehen lassen, in der Hoffnung, früher oder später in barmherziger Ohnmacht zu versinken.
Aber Raphael kam und er fuhr zwischen die drei Angreifer wie ein vom Himmel herabgestiegener Racheengel.

Sein Schwert durchschnitt den Hals des Mannes, der über mir hockte, bevor dieser auch nur einen Laut der Überraschung über die Lippen bringen konnte. Der Kopf rutschte von seinen Schultern und prallte mit einem eigentümlich dumpfen Laut neben meinem Gesicht zu Boden. Der Rest seines Körpers sackte über meinen Beinen zusammen. Ich konnte Blut spüren, wie es in warmen Strömen meine Oberschenkel entlang rann.
Als ich den Kopf hob, sah ich, dass Raphaels Schwert bereits den nächsten Angreifer durchbohrt hatte. Mit weit aufgerissenen Augen und einem gurgelnden Laut sackte der Getroffene in die Knie, als Raphael die Klinge mit einem Ruck wieder aus seinen Eingeweiden herausriss.

Ich bemerkte, wie der dritte Mann einen Dolch unter seinem Hemd hervorzog, und ein großer Teil der Benommenheit fiel von mir ab.
„Vorsicht“, wollte ich rufen, aber die Worte drangen nur als heiseres Flüstern über meine Lippen.
Trotzdem schien Raphael mich gehört zu haben, den er wirbelte blitzschnell herum und rammte dem dritten Mann das Schwert bis zum Anschlag in den Bauch.

Der Dolch traf ihn trotzdem.
Noch während der letzte Angreifer zusammensackte, bohrte sich die beinahe unterarmlange Klinge in Raphaels Seite. Ein Keuchen drang über seine Lippen, dann brach auch er in die Knie und kippte nach vorne.

Die Stille, die daraufhin folgte, war beinahe unerträglicher als der Kampf selbst.

Am Wegesrand zirpten Grillen.

Es dauerte ein paar wertvolle Sekunden, bis ich die Kraft fand, mich aufzurichten und hinüber zu Raphael zu schleppen, der regungslos auf dem Boden lag. Meine Hände zitterten wie Schmetterlingsflügel, als ich nach seiner Schulter griff und ihn vorsichtig auf den Rücken drehte.
Ich nahm seine Atemzüge wahr, flach und rasselnd, und hätte am liebsten vor Erleichterung geweint, aber der Dolch steckte immer noch in seiner Seite und die Wunde war tief.

„Raphael“, flüsterte ich.

Seine Lider flatterten und er schlug die Augen auf.
„Du... bist unverletzt.“
Seine Lippen formten die Worte. Ich erahnte sie mehr als dass ich sie hörte.
„Das ist... gut.“
Seine Lippen verzogen sich zu einem gequälten Lächeln und auch ich lächelte plötzlich, während ich spürte, wie Tränen meine Wangen hinabliefen.

In jener Nacht lernte ich von Raphael, wie man Wunden säubert und näht.
Es war eine lange und qualvolle Prozedur, für beide von uns.
Normalerweise betäubt man den Verwundeten mit speziellen Tränken, bevor man die ersten Stiche tut, aber Raphael musste bei klarem Verstand sein, um mir die nötigen Anweisungen zu geben.
Mehr als einmal drohten mir die Sinne zu schwinden, während ich vor dem Kanapee kniete und die Nadel in sein blutiges Fleisch trieb. Vielleicht hatte Raphael Recht und ich war doch zu zartbesaitet. Meine Finger zitterten vor Aufregung und Unsicherheit.
Was ein Arzt in wenigen Minuten bewerkstelligt hätte, dauerte unter meiner Hand mehrere Stunden. Aber wir durften keine Unterstützung kommen lassen. Zu hoch war das Risiko, man würde uns mit den drei Toten auf dem Feldweg in Verbindung bringen.
Mord war Mord, ganz egal, aus welchen Gründen.
Die drei Männer waren fast unbewaffnet gewesen.

Elf Stiche waren nötig, die Wunde zu schließen.
Wie Raphael die Tortur überstand - ich habe nicht die geringste Ahnung.
Als ich die Nadel beiseite legte, hatte sein Gesicht eine gelbliche, ungesunde Farbe angenommen und sein Haar hing ihm schweißnass in die Stirn. Er hatte sich die Lippe blutig gebissen und sein Brustkorb hob und senkte sich in rasselnden Atemzügen, aber er lächelte.
„Ich danke dir“, sagte er mit heiserer Stimme.
Ich senkte den Blick und wandte den Kopf zur Seite.
„Es ist alles meine Schuld, Herr.“
Ich hatte ihn lange nicht mehr derartig förmlich angesprochen.

Überrascht zuckte ich zusammen, als ich seine warme Hand an meiner Wange spürte. Ungewohnt sanft strichen seine Finger über meine Haut. Ohne den Blick zu heben lehnte ich mich in seine Berührung, die mir in jenem Moment so neu und doch so vertraut erschien.

Wir küssten uns an diesem Abend zum ersten Mal.
Es war nichts Schlechtes daran, nichts Ungewöhnliches, ganz egal, was die Regeln sagen. Es war ein Geheimnis mehr, das wir gemeinsam teilten, und mit Abstand das Schönste.
Wir fuhren mit unserem Training fort wie gehabt. Wenn er mich unten am See lehrte, seinen Hieben auszuweichen, war er keinen Deut sanfter als zuvor, und wenn ich vor Erschöpfung zusammenbrach, trieb er mich mit der gleichen Rücksichtslosigkeit an wie bisher.
Nur abends, da saßen wir zusammen am Kamin und tranken Wein, und nachts teilten wir uns ein Bett.

Wenige Tage später legte ich die Prüfungen ab und durfte den Siegelring des Feuers tragen. Als ich an jenem Abend erschöpft und freudestrahlend nach Hause kam, war Raphael fort.
Er hatte nichts hinterlassen. Keinen Brief, keine Erklärung, keine noch so kurze Nachricht. Seine Kleidung hing noch in den Schränken, auf dem Tisch stand ein halbvolles Glas Wein und im Kamin loderten die letzten Funken einer versiegenden Glut.
Ich wusste, dass er nicht wiederkommen würde. Nur sein Geruch schwebte noch durch die leeren Räume.

In durchsuchte seine persönlichen Habseligkeiten nach einem Hinweis, aber ich fand nichts. In einer Schublade entdeckte ich ein in rotes Seidenpapier eingewickeltes Paar Diamantohrringe.
Ich nahm sie mir ohne schlechtes Gewissen und rede mir heute noch ein, dass sie als Geschenk für mich gedacht waren.
Sie sind das einzige, was ich von ihm besitze.

Ich trage sie auch jetzt, während wir uns gegenüberstehen, hier oben auf den Klippen, uns langsam umkreisen und taktieren.
Einer von uns beiden wird heute Abend sterben.

Es ist nicht meine Schuld, dass es so endet.

Ich weiß nicht einmal, was er getan haben soll. Ich bin kein Richter. Meine Funktion ist rein exekutiv.
Ich bin die letzte Chance, die man Blaublütigen lässt, einen ehrenvollen Tod zu sterben.

Ich atme ein und aus.
Noch immer tost unter uns die Brandung und noch immer weht der Wind die Gischt die Klippen hinauf. Der Horizont liegt vor uns wie erstarrtes Höllenfeuer. Licht bricht sich in den Wellen, in unseren Klingen, in seinen Augen.

Es wäre nicht das Schlechteste, hier und jetzt zu sterben, kurz vor Einbruch der Nacht, durch eine Hand, die mir vor langer Zeit das Leben rettete.

In der Ferne schreit eine Möwe.

Ich hebe mein Schwert.

 

Hallo Feline,
mmh, interessanter Text. Du erzählst zwar flüssig und durchaus unterhaltsam, aber in der eigentlichen Geschichte kommen wenig Informationen vor. Wenn die Geschichte länger gewesen wäre, hätte ich sie wahrscheinlich nicht zu Ende gelesen. Eventuell kürzt du ein bisschen? Außerdem zerreißen die ganzen Absätze den Text.
Die Struktur ist ein wenig wirr. Die Rückblenden heben sich kein bisschen vom restlichen Text ab, nur am Präteritum sehe ich, dass ich mich gerade nicht in der Erzählebene befinde. Ein Absatz mehr oder so wäre nett. Ich weiß nicht, was du mit diesen hunderten von Leerzeilen erreichen willst. Um Tempo aus der Geschichte zu nehmen, ist es wahrscheinlich der falsche Weg. Es wirkt auf mich als Leser eher, als würdest du mir jede Information in einem eigenen Dreizeiler direkt ins Gehirn prügeln wollen.
Du erzählst also die Geschichte eines Mädchens, die aus irgendeinem Grund zu einem Feuerirgendwas ausgebildet wird, obwohl sie angeblich nicht dafür qualifiziert ist. Am Ende erfährt man, dass es die Aufgabe des Feuerirgendwas ist, Adelige zu töten. Erscheint mir nicht wirklich nachvollziehbar, dafür eine eigene Institution zu erschaffen, außer, es gibt an diesem Ort außergewöhnlich viele korrupte Adelige.
Deine Protagonistin erscheint mir zu passiv. Sie wundert sich kein einziges Mal, warum sie ihren Ausbilder töten soll, wo er hinverschwunden ist und warum er die Ohrringe dagelassen hat. Jeder einigermaßen normale Mensch würde da doch zumindest mal nachfragen, oder?
Was mich außerdem gestört hat war dieses Engel-Gerede am Anfang. Das und der Name Raphael lenken den Leser auf eine falsche Spur, weil man so automatisch davon ausgeht, dass wirklich von Engeln erzählt wird.
Trotz des vielen Gemeckers habe ich den Text aber zu Ende gelesen. Obwohl ich finde, dass du noch daran arbeiten könntest, ist es ein nettes Häppchen für zwischendurch.

gruß
vita
:bounce:

 

Hi vita!

Danke für's Lesen und die Kritik!

Schade, dass dir die Geschichte nicht gefallen hat. Da muss ich wohl noch ein wenig dran arbeiten...

Eventuell kürzt du ein bisschen?
Was würdest du denn beispielsweise rausstreichen?

Die Rückblenden heben sich kein bisschen vom restlichen Text ab, nur am Präteritum sehe ich, dass ich mich gerade nicht in der Erzählebene befinde.
Das ist eigentlich Absicht.
Ich will zeigen, wie sich Erinnerungsfetzen und Realität vermischen, während sich die Prot eigentlich auf den Kampf konzentrieren sollte.

Ich weiß nicht, was du mit diesen hunderten von Leerzeilen erreichen willst.
Einerseits wollte ich das Lesen am Monitor erleichtern. Ich selbst finde lange Absätze auf meinem Flimmerbildschirm immer sehr anstrengend.
Andererseits wollte ich so gedankliche Ebenen trennen und bestimmte Sätze hervorheben.

als würdest du mir jede Information in einem eigenen Dreizeiler direkt ins Gehirn prügeln wollen.
Oh Gott, so soll es natürlich nicht wirken.
Ich denke, ich sollte das ändern.

Du erzählst also die Geschichte eines Mädchens, die aus irgendeinem Grund zu einem Feuerirgendwas ausgebildet wird, obwohl sie angeblich nicht dafür qualifiziert ist.
Dass sie nicht qualifiziert ist, behauptet nur ihr Lehrer. Vielleicht, weil er sie gerne mag.

dass es die Aufgabe des Feuerirgendwas ist, Adelige zu töten.
Nicht ganz. Sie wurde zwar vom Feuerirgendwas ausgebildet, trat aber erst nach ihren Prüfungen in den Dienst des Königs. Das ist wie Studium und Jobsuche. Nicht jeder Jurist wird automatisch Richter.

Ok, das kommt in der Geschichte nicht richtig rüber. ;)

Erscheint mir nicht wirklich nachvollziehbar, dafür eine eigene Institution zu erschaffen, außer, es gibt an diesem Ort außergewöhnlich viele korrupte Adelige.
Wurde nicht während der französischen Revolution eigens die Guillotine für einen solchen Zweck erfunden?
Vielleicht ist sie ja auch die einzige Scharfrichterin für Adelige. Oder eine von wenigen.

Sie wundert sich kein einziges Mal, warum sie ihren Ausbilder töten soll, wo er hinverschwunden ist und warum er die Ohrringe dagelassen hat. Jeder einigermaßen normale Mensch würde da doch zumindest mal nachfragen, oder?
Vielleicht bleibt sie absichtlich passiv aus Angst davor, sie könne nach einem klärenden Gespräch nicht mehr die Kraft finden, ihn hinzurichten.
Aber ok, auch das wird im Text direkt nicht erklärt. Sollte ich vielleicht noch tun?

dieses Engel-Gerede am Anfang. Das und der Name Raphael lenken den Leser auf eine falsche Spur
Ups, du hast Recht. Ich werde seinen Namen ändern.

ein nettes Häppchen für zwischendurch.
Urgs. Tiefschlag. ;)

Danke nochmal. Die Kritik war sehr hilfreich.

Schöne Grüße,
Feline

 

tach Feline

Das Licht der untergehenden Sonne spiegelt sich in unseren Klingen.
In diesem Satz ist mir schon zuviel Pathos

Ich hatte - und habe immer noch - immense Schlafstörungen
Das "hatte" würd ich weglassen, da es sich von selbst klärt:
Ich habe immer noch immense Schlafstörungen,...

Ich kann die hauchfeine Narbe erkennen, die ich ihm damals zugefügt habe. Sie verläuft quer über sein Gesicht.
Das ist wohl Fantasystandart.

Oft ist es dieser erster Treffer, der einen Kampf entscheidet.
Dieser Satz stört, er ist mir zu erklärend und unterbricht die einigermaßen spannende Handlung. Ich würd ihn streichen.

Aber Raphael kam und er fuhr zwischen die drei Angreifer wie ein vom Himmel herabgestiegener Racheengel.
Naja, der Vergleich ist auch nicht mehr der Neueste. Ich find sowas immer etwas stillos.

Trotzdem schien Raphael mich gehört zu haben, den er wirbelte blitzschnell
zu haben, denn

Es dauerte ein paar wertvolle Sekunden,
Adjektive hin oder her, dass "wertvolle" hier ist überflüssig.

Zu hoch war das Risiko, man würde uns mit den drei Toten auf dem Feldweg in Verbindung bringen.
Mord war Mord, ganz egal, aus welchen Gründen.
Die drei Männer waren fast unbewaffnet gewesen.
Diese Erklärung finde ich aber lächerlich. Fällt dir da nichts besseres ein?

In durchsuchte seine
Ich durchsuchte

Ein durchschnittlicher Text in dieser Rubrik. Es wird gekämpft, es tauchen genreübliche Dinge wie Tempel und edle Lehrer auf. Das stört mich eigentlich nicht, hätte man diese Geschichte nicht schon so oft gehört:
Der Schüler, der dem Meister gegenüber tritt. Besonders die Protaoginstin ist mir zu farblos ausgefallen. Wenigstens hier hättest du versuchen können, eine Geschichte fernab vom Standart einzubauen.
So kann ich nichts aussergewöhnliches an deiner Geschichte finden. Erzählt ist sie recht flüssig.

Eike

 

Hallo Feline,

im Prinzip hat mir deine Geschichte ganz gut gefallen, allerdings muss ich genau wie vita bemängeln, dass sie mehr Fragen aufwirft als beantwortet. Deine Erzählung hinterlässt mich neugierig und ein wenig frustriert, weil diese Fragen nicht im Text beantwortet werden. :confused:

Was ist das für eine Welt, in der das ganze spielt? Das von vita schon angemerkte Feuerdings und die beiläufig erwähnten Tempel der Himmel, die nachher nie wieder vorkommen, wo ich mich frage, wozu war das gut? Du erwähnst viele Dinge beiläufig, die dann Fragen aufwerfen, auf die du keine Antworten gibst, z.B. auch das mit dem Blaublütigen. Das wird da einfach so reingeworfen, aber wirklich viel anfangen konnte ich damit nicht.

Dazu bleibt die Frage offen, warum Raphael gerichtet werden soll und warum ausgerechnet seine ehemalige Schülerin das übernehmen soll (wenn ich die Wahl hätte, würde ich jemanden auf ihn ansetzen, der das objektiv tun kann und keine emotionale Bindung zu ihm hat). Wenn der Grund für die Hinrichtung offen bleiben SOLL, dann würde ich das im Text irgendwie deutlicher machen.

Alles in allem hat deine Geschichte also Potential, wenn du die o.g. Dinge ein wenig ausbügelst. Du hast wahrscheinlich sehr genaue Vorstellungen von deiner Welt im Kopf, und ich würde gerne daran teilhaben, was mir momentan leider irgendwie verwehrt bleibt. :(

Ach ja, das offene Ende hat mir sehr gut gefallen, am Anfang hab ich nämlich gedacht das wird eine typische Schüler-besiegt-Meister-Geschichte, aber da hast du mich glücklicherweise eines Besseren belehrt. :thumbsup:

Gruß,

Red Unicorn

 

Hi Starsailor & Red Unicorn!

@ starsailor

In diesem Satz ist mir schon zuviel Pathos
Das war eigentlich Absicht... Ich dachte auch, ich hätte den pathetischen Tonfall ganz gut bis zum Ende durchgehalten. *g*

Klar sind Narben quer übers Gesicht Fantasystandart. Das ist düster und sexy! *lach*
Ich habe eben drüber nachgedacht, wo ich die Narbe sonst noch hinsetzen könnte. Alle anderen Körperteile sieht man nicht so gut.
Oder soll ich schreiben: "Ihm fehlt ein Ohr"? Das ist irgendwie ... eher grotesk als sexy.

Dieser Satz stört
Jetzt ist er weg. *streich*

Naja, der Vergleich ist auch nicht mehr der Neueste. Ich find sowas immer etwas stillos.
Oh "stillos". Das ist aber gemein. :(

Diese Erklärung finde ich aber lächerlich. Fällt dir da nichts besseres ein?
Auf die Schnelle... leider nicht.

Erzählt ist sie recht flüssig.
Es ist lieb von dir, dass du deinen Verriss mit diesem Satz beendest, und nicht mit einem "Du vergeudest meine Zeit" oder "Ich hasse dich." ;)

Nein, jetzt mal im Ernst. Du hast sehr wahrscheinlich Recht. Ich hab mir den Text eben selbst mal wieder durchgelesen (ist ja schon zwei Monate oder so her, dass ich ihn geschrieben habe) und er haut mich irgendwie auch nicht vom Hocker.
Da fehlt etwas. Liest sich, wie ungewürzter Eintopf schmeckt.
Mm... Na ja, ich suche noch meinen Weg. Danke auf jeden Fall fürs Lesen und kritisieren!


@ Red Unicorn

Es stimmt, ich hatte wirklich eine komplette Welt im Kopf, als ich die Geschichte geschrieben habe.
Ich wollte sie jedoch nicht erklären.

Ich hasse persönlich Fantasy, die alles erläutert. Sowas wie: "Eugen war ein Zwerg. Zwerge, das sind kleine, behaarte Geschöpfe, die in finsteren Höhlen im Norden Erz abbauen, um Schwerter und schönen Schmuck für die Elben schmieden. Die Elben hingegen sind holde, großgewachsene Geschöpfe und..."
Klar, es ist nur meine persönliche Präferenz, aber ich verabscheue das.

Offensichtlich tendiere ich dadurch zum anderen Extrem, lasse zu viel Lücken.
Wenn ich nochmal irgendwann in meinem Leben Fantasy schreiben sollte, werde ich versuchen, das zu ändern - das verspreche ich.

und warum ausgerechnet seine ehemalige Schülerin das übernehmen soll
Oh, DIE Frage hab ich aber beantwortet. In der allerersten Zeile. Kihihi. ;)

Oh, da bin ich ja erleichtert, dass ich mich doch für das offene Ende entschieden habe.
Denn eigentlich ist es so geplant, dass sie verliert.
Oh. Ist das okay, das zu verraten? Ist das Ende jetzt noch offen?

Auch dir vielen Dank für die Zeit, die du dir genommen hast. Ich weiß das wirklich zu schätzen.

Einen wunderbaren, sonnendurchfluteten Morgen wünsche ich euch beiden!

Feline

 

Hmm,

also

und warum ausgerechnet seine ehemalige Schülerin das übernehmen soll
Oh, DIE Frage hab ich aber beantwortet. In der allerersten Zeile. Kihihi
darüber lässt sich streiten ;) Ich hatte bisher angenommen, sie hätte einen Vorgesetzten (oder sowas in der Art), und als solcher hätte ich sie diese Aufgabe halt einfach nicht übernehmen lassen, Punkt. Es sei denn ich hätte keine Wahl gehabt :D Aber das ist wohl Ansichtssache :cool:

Gruß,

Red Unicorn

 

Hallo Feline,

tja, deine Geschichte konnte mich nicht gerade zu wilden Begeisterungsstürmen hinreißen. Die Idee, eine Geschichte mit Rückblenden zu versehen ist sicher keine schlechte, aber das alles muss auch vernünftig umgesetzt werden. Die erste Rückblende fand ich noch insofern okay, da sie relativ kurz war und von der eigentlichen Handlung nicht zu sehr abgelenkt hat. Aber die zweite fand ich ganz schön misslungen, sorry. Sie ist derart lang, dass sie mehr Handlung beinhaltet als die eigentliche Geschichte. Wie sage ich es am besten? Das hier ist eine relativ langweilige Story, die ihr Heil in der Vergangenheit der Hauptperson sucht, weil die eigentliche Handlung zu dünn, zu unspektakulär ist. Da hilft auch kein Schwertkampf mehr, auch wenn ich diesen noch am gelungensten finde.
Das offene Ende fand ich auch nicht gerade überragend. Offene Enden mögen ja manchmal ganz gut passen, doch hier hatte ich den Eindruck, dass du einfach keine Lust mehr zum Weiterschreiben hattest (oder keine Idee für einen vernünftigen Schluss).

Die Rückblenden heben sich kein bisschen vom restlichen Text ab, nur am Präteritum sehe ich, dass ich mich gerade nicht in der Erzählebene befinde.
Das ist eigentlich Absicht.
Ich will zeigen, wie sich Erinnerungsfetzen und Realität vermischen, während sich die Prot eigentlich auf den Kampf konzentrieren sollte.
Auch wenn es Absicht war: eine bessere Trennung würde trotzdem gut tun. Wie wäre es mit einer kursiven Schreibweise der Rückblenden?

Ich weiß nicht, was du mit diesen hunderten von Leerzeilen erreichen willst.
Einerseits wollte ich das Lesen am Monitor erleichtern. Ich selbst finde lange Absätze auf meinem Flimmerbildschirm immer sehr anstrengend.
Andererseits wollte ich so gedankliche Ebenen trennen und bestimmte Sätze hervorheben.
Nimm doch Rücksicht auf Leute mit vernünftigen Bildschirmen. Die vielen Leerzeilen zerreißen den Text wirklich. Und das mit dem Trennen und Hervorheben von bestimmten Stellen funktioniert überhaupt nicht, also haben die vielen Absätze auch keine stilistische Daseinsberechtigung.

dieses Engel-Gerede am Anfang. Das und der Name Raphael lenken den Leser auf eine falsche Spur
Ups, du hast Recht. Ich werde seinen Namen ändern.
Der Typ heißt noch immer Raphael. So viel Arbeit ist eine Namensänderung doch auch wieder nicht, oder?


Liebe Grüße
131aine

 

Hi Blaine!

Schade, dass dir die Geschichte so gar nicht gefallen hat. Na ja, damit muss ich leben. (Ich glaube nämlich nicht, dass ich da durch wildes Überarbeiten noch viel rausholen kann... Leider.)

Offene Enden mögen ja manchmal ganz gut passen, doch hier hatte ich den Eindruck, dass du einfach keine Lust mehr zum Weiterschreiben hattest (oder keine Idee für einen vernünftigen Schluss).
Wie ich bereits erwähnt habe, hatte ich ursprünglich die Idee, die Prot sterben zu lassen, frei nach dem Motto: "Er hat mir das Leben einmal gerettet, jetzt darf er es mir auch wieder nehmen."
Aber das wäre kitschig geworden, noch kitschiger als der Rest. Und dass sich die Prot auf ihren Tod mental vorbereitet, bringt die Botschaft in dem Sinne genauso rüber, ganz egal, wie der Kampf ausgeht.
Dachte ich zumindest.

Auch wenn es Absicht war: eine bessere Trennung würde trotzdem gut tun. Wie wäre es mit einer kursiven Schreibweise der Rückblenden?
Dann wäre der Schnitt in meinen Augen zu glatt. Diese perfekte Trennung zwischen Gegenwart und Rückblende wollte ich nicht haben.

Nimm doch Rücksicht auf Leute mit vernünftigen Bildschirmen. Die vielen Leerzeilen zerreißen den Text wirklich.
Hui, was bin ich froh, dass du den Text nicht in seiner Ursprungsversion gesehen hast. Ein großer Teil der Leerzeilen ist nämlich schon raus.
Ich dachte eigentlich, so sind die Abschnitte in Ordnung. Oder erwartest du einen komplett durchgehenden Text?

Der Typ heißt noch immer Raphael. So viel Arbeit ist eine Namensänderung doch auch wieder nicht, oder?
Nein, da hast du Recht. Aber als ich neulich den Text überarbeitet habe, ist mir kein anderer passender Name eingefallen. Ich kann den Typen nicht einfach Ulrich nennen.

Danke trotzdem für die Zeit, die du dir genommen hast und gute Nacht.

Feline

 

Feline schrieb:
Ich dachte eigentlich, so sind die Abschnitte in Ordnung. Oder erwartest du einen komplett durchgehenden Text?
Nicht wirklich, weil auch das andere Extrem anstrengend zu lesen wäre. Aber solche Stellen müssen wirklich nicht sein:
„Ich nehme an, den Schnitt muss ich mir nachher selbst nähen.“ Er verzieht die Lippen.

„Ihr setzt voraus, dass Ihr dazu noch in der Lage sein werdet“, erwidere ich tonlos.

Bei Dialogen passt das einfach nicht, da kann man machen, was man will.

 

Ah, jetzt verstehe ich, was du meinst.
Ich hab's geändert.
Danke!

 

Hallo Feline,

der Titel ist ja ganz interessant und auch der Anfang des Textes motiviert zum Lesen. Übrigens finde ich den Titel im Nachhinein sehr gelungen, weil gewissermaßen "zwischen den Klingen" die Geschichte hängt, aus der dieser Kampf resultiert.
Die Geschichte an sich: naja. Ich muss den Anderen zum Teil Recht geben, allerdings finde ich durchaus, dass es eine spannende Geschichte ist. Natürlich ist man am Ende irgendwie schon enttäuscht, denn während alle Spannung auf das Ergebnis des Kampfes hinausläuft, fehlt dieses Ergebnis schließlich. Wenn ich allerdings reflektierend drüber nachdenke, gefällt mir das Ende trotzdem so wie es ist.
Die Rückblende ist so eine Sache. Natürlich wartet man darauf, dass der Kampf weitergeht, aber ich fand die Länge der Rückblende gar nicht so schlimm, wie sie hätte sein können. Sie ist nun mal von enormer Bedeutung für die Geschichte und damit passt sie dahin. Allerdings ist der fließende Übergang (habe ich doch richtig verstanden, dass du einen solchen haben wolltest und die Rückblende deshalb nicht vom Rest optisch abhebst?) nicht wirklich gegeben. Du könntest den Kampf länger dauern lassen, einfach ein paar Schwertstreiche, ein bisschen Taktieren zwischendurch, in denen die Gegenwart in die Rückblende einbricht. Ich denke das ganze würde sich dann aufregender lesen, so hat man da eine lange Sequenz Hintergrundgeschichte, die uns die Prot. niemals in diesem Kampf hätte erzählen können.

Eine Stelle ziemlich zu Anfang fand ich ziemlich seltsam:

Feline schrieb:
Er behauptete damals, er hätte niemals zuvor eine Schülerin gehabt, die so schwach, so kraftlos mit dem Schwert umging.
Es war das erste Mal, dass er sein Können als Lehrer weitergeben durfte.
Ist das als Witz gedacht? Wenn ja, tut mir Leid, ich finde er kommt nicht als solcher rüber. Wenn nicht, ist es wohl ein ungewollter Widerspruch: niemals zuvor eine so schlechte Schülerin - das erste Mal, dass er jemanden ausbildet.

Ansonsten muss ich mich leider fragen: ist das überhaupt Fantasy? Ich meine, klar erinnert diese Geschichte an andere Fantasy-Geschichten, von ihrer Thematik her und wegen dem Schwertkampf. Aber in der Beschreibung zur Rubrik heißt es, sie sei für alles, was sich so nicht wirklich (auf der Erde) abspielen könnte. Ich habe dagegen das Gefühl, dass dieser Schwertkampf, wie auch seine Hintergrundgeschichte durchaus irgendwo im Mittelalter so in der Art denkbar gewesen wäre. Tempel gibt es auch nicht bloß in Fantasy.
Na ja, ist ja nicht meine Aufgabe darüber zu urteilen. Vita und Blaine haben das ja nicht problematisiert. Aber vielleicht, wenn du das Ganze noch mal gründlich überarbeiten möchtest, bringst du ein bisschen mehr Fantasy rein.

Fazit: Ein zweischneidiges Schwert, die Geschichte. Aber durchaus eines, dessen Klinge einen gewissen Glanz aufweist.

Gruß, Tolkiens Padawan

 

Guten Morgen, Tolkiens Padawan!

Es freut mich, dass du die Geschichte gar nicht so schlimm fandest. (Jaja, womit man sich nach einiger Zeit schon zufrieden gibt... ;) )

Die Idee, den Kampf noch ein wenig mehr in die Rückblende einfließen zu lassen, gefällt mir - sehr sogar. Das hätte genau den richtigen Effekt.
Ich werde auf jeden Fall mal einen Versuch wagen, die Idee umzusetzen. Morgen abend vielleicht, da habe ich ein bisschen Zeit.

Er behauptete damals, er hätte niemals zuvor eine Schülerin gehabt, die so schwach, so kraftlos mit dem Schwert umging.
Es war das erste Mal, dass er sein Können als Lehrer weitergeben durfte.
Die Kombination sollte eigentlich zeigen, dass er lügt. Dass sie nicht so untalentiert ist, wie er behauptet. Er will sie nur herausfordern, anspornen, vielleicht auch beschützen. Er liebt sie.

Aber du hast recht, wenn ich die beiden Zeilen jetzt und hier lese... Sie verwirren eher als dass sie erklären. Auch das sollte ich auf die Liste der zukünftigen Änderungen setzen.

ist das überhaupt Fantasy?
Mm... Ich glaube schon, dass es Fantasy ist. Es hat zwar ziemlich viele mittelalterliche Züge, aber in die Rubrik Historik würde der Text deswegen noch lange nicht passen.

Aber vielleicht, wenn du das Ganze noch mal gründlich überarbeiten möchtest, bringst du ein bisschen mehr Fantasy rein.
*g* Du meinst: ein paar Elfen, einen Drachen, ein Einhorn? Ein paar sprechende Blumen am Wegesrand und einen lila Kobold am Kamin?

Nein, im Ernst. Du willst ein bisschen Magie, hab ich Recht? Der Kampf würde um Längen interessanter werden, wenn sich die beiden nicht nur pieksen und schlitzen, sondern sich auch noch mit theatralischen Gesten und gemurmelten Worten die Haare vom Kopf brennen könnten.
Ich werde mal darüber nachdenken...


Die Frage ist auch, ob es sich wirklich noch lohnen würde, die Geschichte komplett umzuschreiben. Das wäre mehr Arbeit, als eine neue zu verfassen, und nicht halb so unterhaltsam für mich (und für euch wahrscheinlich auch nicht).

Ich hasse diese Geschichte inzwischen ein bisschen, jedes Mal, wenn sie wieder aus den Tiefen der KG.de-Archive auftaucht. Sie ist wie ein kleiner, hässlischer Troll, den man in einen Brunnen gestoßen hat - man will sich gerade umdrehen und weggehen, da grabschen ihre dürren, schleimigen Finger wieder nach dem Brunnenrand und sie zieht sich in die Höhe und sitzt da und grinst.

Damit will ich natürlich nicht die Mühe verteufeln, die ihr euch mit euren Kritiken gemacht habt. Ich freue mich über Anmerkungen, ich lerne dazu.
Schon gerade deshalb bin ich es euch jetzt irgendwie schuldig, den Troll nochmal zu überrabeiten, keine Frage, und das werde ich auch tun.


Also vielen Dank, Tolkiens Padawan, gerade deine Vorschläge haben mir wirklich sehr geholfen.

Einen schönen Tag wünsche ich,
Feline

 

Hallo Feline,

Feline schrieb:
Du willst ein bisschen Magie, hab ich Recht? Der Kampf würde um Längen interessanter werden, wenn sich die beiden nicht nur pieksen und schlitzen, sondern sich auch noch mit theatralischen Gesten und gemurmelten Worten die Haare vom Kopf brennen könnten.
Tja, ich habe das extra nicht weiter ausgeführt, weil ich mir selber nicht ganz sicher war auf welche Weise ich "mehr Fantasy" reingebracht hätte. Zaubersprüche in den Kampf? Natürlich ist das möglich, aber etwas Subtileres tut es auch. Zum Beispiel könnte deine Prot. durch ihr Dienen im Tempel an bestimmte Fähigkeiten gelangt sein, die als Ausgleich dazu fungieren, dass ihr Meister vielleicht doch derjenige ist, der im Schwertkampf mehr Talent und vor allem Erfahrung besitzt. Vielleicht eine Gabe der Vorsehung, mit der sie seine Schläge vorausahnen kann oder irgendetwas in die Richtung, was ihr einen magischen Vorteil gegenüber seinem reinen Kampf verschafft. Wenn dir dieser Vorteil zu mächtig erscheint, schwäche ihn gerade dadurch ab, dass sie sich zu wenig konzentriert.
Alternativ zu einer magischen Funktion im Kampf könntest du aber auch den Aspekt des Schicksals ausbauen. Es hat stark den Eindruck, dass das Leben der Prot. und ihres Meisters von größeren Mächten als nur dem Zufall gelenkt wird. Da könntest du - musst du aber nicht - noch was draus machen.
Ansonsten, lass einfach deine Fantasie spielen. Wenn dir was passendes einfällt, bau es ein, wenn nicht, lass es halt sein.
Freut mich jedenfalls, dass meine Anregungen hilfreich waren.

Gruß, Tolkiens Padawan

 

Hi Feline,

Ich mag den Text trotz des Pathos obwohl das mit dem herabsteigenden Racheengel zu viel ist, okay. Auch ich dachte am Anfang: Aha, ein Kampf uner Erzengeln. Danach: O, altes Japan. Zwichendurch: So was ähnliches wie altes Japan.

Ich finde die Geschichte nicht zu lang und auch wenn du ein viel verwendetes Thema benutzt hast: Kampf des Schülers gegen den Lehrer, fand ich den offenen Schluss nicht gut.

Warum? Weil du damit, hart ausgedrückt, deine Leser ver... Wie soll ich das einfach erklären? Was ist in dem Text deine Zielspannung? Gerade nach all den Erinnerungen die du einbaust: Ob deine Prot es schafft jemanden umzubringen, dem sie das Leben schuldet und das vielleicht sogar obwohl er wegen ihr hingerichtet wird. Könnte ja auch der Grund sein: Er hatte eine Affäre mit seiner Schülerin und das ist in dieser Welt verboten.

Es wird zu viel nicht beantwortet und kein ersichtlicher Grund gezeigt, warum ihr das alles so schrecklich gleichgültig ist. Warum sie also nicht nachfragt.

Irgendwo steht noch : Es deuerte Jahr ... Da fehlt wohl ein "ein".

Magie würde ich da übrigens nicht reinbringen, zumindest nicht im klassischen Sinn. Vielleicht hilft es dir, wenn du dir überlegst wo die Spannung liegt und was du mit dem offenen Ende erreichen möchtest. Den Gegner stumpfsinnig zu bekämpfen und zu töten ist typisch für einen befehlsabhängigen Klischeekrieger aber gerade das macht deine Prot ziemlich blass.

Liebe Grüße und zur Info: Ich mag die Geschichte, soll nicht rein negativ rüberkommen, denn so kam deine Story bei mir nicht an.

Nike

 

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