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Zwischen Drei und Fünf - Ein schöner Tag.

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21.02.2006
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Zwischen Drei und Fünf - Ein schöner Tag.

Ein schöner Tag.
Sie liebte dieses Wetter und das auch noch ziemlich bedingungslos; zwischen Drei und Vier hatte sich jedoch eine kleine Flaute eingeschlichen und ein damit verbundeness Loch, das gestopft werden musste und zwar mit Wörtern und unsinnigen Anmerkungen. Dass sie es trotzdem liebte und nicht nur, um von Etwas zu erzählen, das sie liebte und das Wetter in verzwickten Situation wie diesen meist das Naheliegenste, das Einladenste war... dass sie es trotzdem liebte, wurde ihr von ihrem Gegenüber geglaubt.

Vielleicht hatte sie selbigem auch nur etwas von sich erzählen wollen und es somit ein wenig glücklicher machen. Denn Glück, das war nun wirklich das Einzige, was halbwegs zu gebrauchen war in diesem Sturm aus verstreichenden Stunden und Schnee und Sonne.
Aus Regen und Kälte und keimender Wärme, die sich ihren Weg in Gegenübers Herz bahnte trotz größter Sicherheitsvorkehrungen und plötzlich interessierte niemanden mehr das Wetter, obwohl es diesen Augenblicken meist noch eine besondere Würze verlieh. Gedanken galten ausschließlich der Vergangenheit und sich selbst und so saßen sie zu zweit in einer unglaublich ästhetischen Februarsonne auf einer währenddessen unglaublich ästhetisch wirkenden Parkbank, inmitten ein paar Glückseligkeiten und lachender Menschen; es passte perfekt und die Sonne begann, Löcher in verzauberte Zahnbürstenbeete zu scheinen und der einzige Wunsch dieses Gegenübers bestand aus zwei einfachen Gedanken, deren Erwähnung zwar mickrig und trotzdem überlebenswichtig ist: Zu entscheiden hatte sie sich zwischen einem scheinbaren Glücklichsein ihrerseits und einem Nachmittag voller Geständnisse, der im Begriff hätte sein können, ihr Leben zu verändern doch sie war sich des Risikos nicht bewusst – sie war es sich bewusst und trotzdem spielte sie noch immer mit dem Gedanken, zusammenzubrechen und Laura das Weiterdenken zu überlassen. Noch immer hatte sie dieses leise Gefühl, etwas tun zu müssen für sich und das ging einfach nicht bei einem Gespräch über zu teure Korbstühle und daraufsitzende Teddybären.

„Weißt du, es hat mich schon geschockt.“

Und diese Laura, nun, sie schien zu wissen, wie`s ging und sie schien zu ahnen, was wirklich los war. Währenddessen war sie so gar erwachsen und perfekt geeignet für diesen schweren Schritt, den sie Wanda bereits jetzt indirekt versuchte vorzuschlagen. Nicht, dass Wanda ihn nicht hätte gehen wollen. Das einzige, was Wanda nicht wollte, war eine Veränderung, eine Veränderung, Veränderungen taten zu weh.

„Wanda? Es hat mich schon geschockt. Es hat mich geschockt zu sehen, was du da auf dem Rücken hattest und dass dein Vater plötzlich anfing, über dich zu reden; mag sein, dass es aufdringlich ist“, sie strich sich eine dieser beneidenswerten Strähnen aus dem Gesicht, über die man sich beim Rausfallen dank einer perfekten Frisur kaum einen Gedanken zu machen brauchte, „und es ist wie ein Verhör, ich will dich nicht verhören, ehrlich.“
„Ich bitte dich, ich bin dir doch nicht böse!“
„Ich will dich wirklich nicht verhören... aber ich bin doch nicht blöd verdammt.“

Vielleicht hätte sie gar nicht anfangen sollen; eine dieser grauenvollen, schmerzhaften Pausen schlinzte um die Ecke und verzog das Gesicht, als hätte sie das sofortige Hervorspringen schon monatelang geplant.

„Ich will auch eigentlich reden.“
<I>Danke, danke, dass du diese verfickte Stille durchbrichst. </I>
Und das, obwohl Wanda die Kleinere war von beiden...
„Das ist doch schon mal gut. Ehrlich.“
„Ja.“

Natürlich, man hörte dieses Fünkchen Angst heraus aus seinen Zusammenhängen und das imaginäre Herzklopfen schien sämtliche Trommelfelle eines erstaunlichen Umkreises zum Platzen bringen zu wollen, doch dieser einzige Satz erleichterte ungemein und zwar auf eine Weise, die währenddessen auch noch beruhigte und zwar, weil Laura sich tatsächlich Sorgen zu machen begonnen hatte um ein kleines, zermürbtes Ding.
Nicht umsonst hatte sie gefragt, wann Zeit gehabt wurde.
Der Tag war einfach perfekt.
Dieses Wechselbad, wessen auch immer, es bestand aus mehreren Stunden, die sich allesamt voneinander unterschieden durch ihre unterschiedliche Konsistenz. Es kam mal eine schlechte Pizza, genau, wie eine schlechte Minute. Mal regnete es und mal fielen ein paar Flocken, momentan schien die Sonne und sie schien und schien und sie würde auch noch weiter scheinen, solange sie damit ein Kind zum Reden ermutigen konnte.
„Was? Was ist los?“
Laura war Schauspielerin und im Besitz eines Tonfalls, der einem tatsächlich ein schreckliches Verlangen danach einjagte, etwas zu sagen.
„Weißt du...“
„Ja?“
„... Ich find das komisch. Dass die Welt nicht so funktioniert, wie ich will und sie nicht so funktionieren kann wie sie funktionieren sollte, um mir einen Gefallen zu tun, um mich glücklich zu machen und von dieser Schiene des unbedingten Todesunglück abzubringen, die mich einst in diese Enge hier trieb und deren einziges Ziel aus verschiedenen Tatsachen besteht, vollbepackt mit unnützen Extras wie zweiundzwanzigeinhalb Prozent Rabatt auf den Sternenhimmel oder eine Sonnenbrille.
Nicht, dass ich wollen wollen würde, dass alles einfach mal Stopp macht... Es ist zu bedrohlich verdammt und ich gehe ein, ich sehe mir selbst dabei zu wie ich verscheide, obwohl es dieses verfickte Wort gar nicht gibt und ich rede und rede und rede und rede und rede und rede und rede und rede und rede und rede und rede...“
„Du redest tatsächlich ganz schön viel, aber das ist ja nicht schlimm, also wenn’s dir hilft und so, ich bin ja da!“
„... und ich rede und ich rede und rede und alles was mir im Kopf herumschwirrt könnte sich endlich ein Ziel setzen; einen bedingungslosen Frohsinn zum Beispiel, oder die zweiundzwanzigeinhalb Prozent Rabatt auf den Sternenhimmel und ich kann einfach nicht mehr.“

Der Schock über diesen Vortrag stellte die Bosheit der auf ihn folgende Pause in den Schatten und außerdem war es nun Zeit für ein paar Blicke, die fragten, ob es in derartig dünnen Blazern nicht zu kalt wäre draußen und antworteten, dass man trotz der Kälte auf keinen Fall hätte weitergehen wollen.
„Ja“, folgte nach ein paar Seiten Stille, die es nun nötig ist, sich einfach dazu zu denken. Deenn durchlebt wurde sie von den Protagonisten schon oft genug.
„Ja, das passiert mir auch öfters.“
„Ich kann einfach nicht mehr.“
„Ja, das passiert mir auch öfters. Und dann kann man einfach nicht mehr, nicht wahr?“
„Ich kann einfach nicht mehr.“
„Man kann dann einfach nicht mehr und sieht keinen Sinn mehr in Gar nichts und möchte einfach alles hinschmeißen, obwohl man selbst <i>das</i> nicht mehr kann; prinzipiell weiß man einfach gar nicht, wie und ob es überhaupt und wie und ob es überhaupt weitergehen soll und <i>kann</i> und ob alles nicht bloß totaler Blödsinn ist und die Welt aus nichts besteht außer verfickter Lustlosigkeit und dem Drang eines verbitterten Computerprogrammiermenschens, seinesgleichen noch mal in Perfektion zu erschaffen.“
„Scheiße, dass ihm das nicht gelungen ist, wär ja schon irgendwie toll, ich kann nicht mehr, ehrlich...“
„Vielleicht ist es ihm ja doch gelungen, Wanda, denn Menschen, die perfekt sind, die alles können, die können auch traurig und unfähig zum Weiterdenken sein. Insofern gibt es das Perfekte gar nicht; aber manche von uns, ich red nicht unbedingt von UNS, eher von der grotesken Vielzahl diverser menschen, denen man das Perfektsein am ehesten zutrauen würde, die sind dann schon ganz schön nah dran meines Erachtens.
„Ich will da jetzt nicht drüber reden.“
„Oh Scheiße... Sorry. Ich hätte nicht abschweifen sollen. Sorry.“

Während sie redete, dachte sie nach und während des Nachdenkens zupfte Laura verloren an den Fingerspitzen ihrer Handschuhe, sie hatte nichts abgesehen von diesen Handschuhen im Moment. Nur diese Handschuhe, die es nicht mal ansatzweise wert gewesen wären, sich von ihnen aus der Bahn werfen zu lassen.

„Wanda, ich kann mir vorstellen, dass es dir scheiße geht, man reißt sich nicht einfach so den Rücken auf aus Spaß...“, dann stand sie auf und zog das kleine Ding mit einem peinlichen Blick mit sich Richtung Horizont und vor ihnen erstreckte sich eine riesige Großstadtoase, voll von wunderfeinen, knorrigen Bäumen und Hunden, die nicht zu vermeiden waren in solch scheinbaren Idyllen.

„... das geht so nicht, ehrlich.“
„Ich machs nicht mehr. Ehrlich.“

Wurde bereits erwähnt, wie wunderfein auch diese untergehende Sonne an genanntem Horizont stand? Stand bzw. fiel?

„Ich machs nicht mehr.“
„Deine Probleme gehen trotzdem nicht weg.“

Stopp, so was passte doch nun wirklich nicht in diese, sagen wir es noch
mal, Idylle
, nein; es passte nun wirklich nicht.

„Red mit mir.“

Und dieser Satz passte auch nicht, verdammt, er hallte in Wandas Kopf wider, stieß an jede erdenkliche Kante und tat weh weil er so kribbelte. Und sie dachte an Gewässer, in denen sie geschwommen war und zwar unfreiwillig, in einem Waschbecken unter der strengen Obhut eines eigentlich netten Menschens. Nach außen hin hatte er als Vater immer perfekt gewirkt, da war das mit dem Runterdrücken ja nun wirklich keine Schande, seinerseits. Höchstens ihrerseits, aber nein, nein; selbst das wäre zu konfus.

„Red mit mir.“

Und sie hätte vielleicht anfangen sollen zu heulen, doch fangen konnte sie sich nicht.
Tränen konnten währenddessen nicht ertränken; denn nichts ist so gefährlich für unsere Herzen wie Staub.

„Ist es wirklich so schlimm, Wanda?“
Nicken.
„Scheiße.“

Eine Pause, deren Erwähnung unwichtig bis beinahenichtvorhanden ist, aber die Pause gab es trotzdem.

„Wirklich? So schlimm?“
„Ja.“
„Scheiße.“

Zwischen Vier und Fünf hatte sich nun also eine Erkenntnis eingeschlichen und das vielleicht nur, weil es weder vernünftigen Schnee noch einen aufmunternd lustigen, über Schnee rollenden Salatkopf gab.
Vielleicht würde bald geredet. Wahrscheinlich so gar, Hoffnungen gemacht wurden sich jedenfalls zu Genüge.

Ein schöner Tag.

 

Hallo Miezewunderlich,

es geht ja doch, eine Geschichte zu schreiben. Die Frauen umkreisen sich, lauern fürsorglich darauf, sich ja nicht zu nahe zu kommen und kommen zu lassen.
Das kann zu keinem Ende kommen, dazu ist es zu zart. Und es kann zu keinem Ergebnis darüber kommen, was Wanda (kenne ich eher als Männername) in dieses "Nicht mehr können" getrieben hat.
Stilistische Anmerkungen verkneife ich mir. Dazu scheinst du mir zu bewusst operiert zu haben, auch, wenn mir mancher Satz misfällt.
Die Rechtschreibfehler solltest du aber noch ausbessern.

Lieben Gruß, sim

 

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