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Zwischen Hoffnung und Angst

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11.08.2003
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Zwischen Hoffnung und Angst

Zwischen Hoffnung und Angst

Und eines Tages bist du dann jenseits der dreißig angekommen und du musst dir eingestehen, dass du die Ziele die du dir selber gesteckt hattest nicht erreicht hast. Du bist den Weg gegangen, den du immer gehen wolltest, um am Ende festzustellen, dass es der Falsche war. Und irgendwann beginnst du dann wieder von vorne, um einige Erfahrungen reicher und um so manche zerstörte Illusion ärmer.
Dein berufliches und privates Umfeld hast du längst abgegrast und dabei nicht den Menschen getroffen, den du im Leben finden wolltest. Die Zeiten wo du nächtelang auf Festen und Partys herumlungern konntest und wo die, die dich äußerlich anzogen, mit jedem Bier begehrenswerter wurden, liegen lange hinter dir. Und du weißt sowieso, dass du auf diese Weise das Ende des Regenbogens nicht finden kannst.
Du gehst mit der Zeit, passt dich an und lernst, dass sich die Singles deines Zeitalters heute im Chat treffen. Und so machst du dich auf mit Hilfe des Internets das zu finden, was das Leben auf herkömmliche Weise bislang nicht hergeben wollte. Im Chat bist du am Anfang ein Namenloser, ein Gesichtsloser, die anderen kennen nur deinen „Nick“ und wissen über dich nur das was du bereit bist über dich preiszugeben. Das Chaten wird zum gegenseitigen Abtasten, du versuchst deine Gesprächspartnerin irgendwie einzuschätzen und du achtest gleichzeitig darauf es dir nicht gleich zu Beginn mit ihr zu verderben. Das Aussehen wird vorerst zur Nebensache, und du wirst nur auf Grund dessen beurteilt was du sagst und was du auf die dir gestellten Fragen antwortest. Ein langersehnter Wunsch geht plötzlich in Erfüllung, der Wunsch, dass nur deine inneren Werte zählen und dass der Mensch den du gerade kennen lernst sich nicht von deiner äußeren Erscheinung beeinflussen lässt.
Aber nachdem du dich eine Weile mit diesem Menschen unterhalten hast und nachdem ihr ganz langsam eine gewisse Sympathie für einander entdeckt habt, keimt urplötzlich ein Gefühl der Angst in dir auf. Du musst dir auf einmal eingestehen, dass auch für dich die äußere Erscheinung nicht ganz unbedeutend ist und so beginnst du dich zu fragen wie deine Chatpartnerin wohl aussehen mag. Und du hoffst, dass nicht nur ihre Worte im Chat eine Wirkung auf dich haben, sondern dass der Blick ihrer Augen sanft ist und deine Seele zu wärmen vermag, dass ihr Lachen herzhaft ist und dir die Kraft schenken kann an eine bessere Zukunft zu glauben.
Schlussendlich begreifst du dann, dass du dich selbst nicht verleugnen kannst, und dass auch du nicht nur aus den Werten bestehst die dich prägen, sondern dass du dich so akzeptieren musst wie du bist. Und obwohl diese Angst, die dich ergriffen hat, immer größer wird, weißt du, dass du dich nicht ewig im Chat verstecken kannst. Um deine Träume zu leben musst du ans Licht, um nicht zu erfrieren musst du dich von der Sonne wärmen lassen. Auf die Fragen die dir bleiben, kannst du im Chat keine Antworten finden und so bringst du das zu Ende was du angefangen hast. Obwohl die Angst vor der Enttäuschung immer größer wird, akzeptierst du schlussendlich das angebotene „Blind Date“.
Auf dem Weg durch die Stadt versuchst du deine Erwartungen herunterzuschrauben und hoffst dennoch auf einen Menschen zu treffen mit dem du den steinigen Weg durchs Leben gemeinsam beschreiten kannst. Ganz langsam bekommst du deine Angst in den Griff und du beginnst wieder daran zu glauben, dass die Zukunft die dein Schicksal dir vorherbestimmt hat dir gefallen wird.
Schließlich kommst du am Treffpunkt an und schaust dich etwas verlegen um, doch sie ist noch nicht da. Ein Blick auf die Uhr sagt dir, dass du zu früh dran bist. Der Wind bläst dir ins Gesicht und du atmest die frische Frühlingsluft ein. Die Menschen hasten links und rechts an mir vorbei, auf ihrem eigenen Weg durchs Leben, erfüllt von ihren persönlichen Träumen und Problemen. Und mitten unter ihnen stehst du und wartest................

 
Zuletzt bearbeitet:

Hallo Ernzberger,

ich finde deinen Text wirklich gut, da ich denke, dass er die Seelenlage vieler Chatter vollkommen zutreffend beschreibt.

Sehr gut finde ich auch das offene Ende, das gut zur Verfassung vieler einsamen Singles (ich bekenne: ich bin auch einer von ihnen) passt: Immer auf der Suche, aber leider nur selten am Ziel ankommend.... So bleibt auch offen, was deinem Protagonisten widerfahren wird.

Auch sprachlich ist der Text gut, allerdings setzt du an einigen Stellen keine Kommas, wo welche hingehören würden.

Beispiel für einen meiner Meinung nach sehr gut gelungenen Satz: "Und du weißt sowieso, dass du auf diese Weise das Ende des Regenbogens nicht finden kannst."

Um mal zusammenzufassen: Wenn man von der Zeichensetzung absieht, ist es meiner Meinung nach ein wirklich gelungener Text!

Timo

 

Hallo Timo

Danke dass du dir Zeit genommen hast meine Geschichte zu lesen und mir deine Meinung mitzuteilen.
Da dies meine erste kleine Veröffentlichung ist, freue ich mich besonders über deine positiven Anmerkungen.

Markus Ernzberger

 

Hallo Markus,

schade, dass deine kleine Betrachtung des chattenden Protagonisten so wenig Leser und Kritiker gefunden hat, denn ich finde sie recht gut.

Zwar sind einige Textstellen noch ein wenig zu glätten und zu schleifen, manchmal klingt es ein wenig holprig, aber die Aussage und die Art wie der Protagonist den Leser durch seine Gedanken- und Gefühlswelt mitzunehmen weiß, ist gut.
Falls du deinen Text noch überarbeiten möchtest, wäre eine Methode zum Aufspüren von Mängeln, dass du dir den Text laut selbst vorliest. Du wirst dann schon eine Menge Punkte finden, bei denen der Vorlesefluss nicht so gut läuft.

Das offene Ende ist einerseits enttäuschend, denn ich hätte natürlich gern gewusst, auf was für ein Wesen dein Protagonist nun trifft, andererseits lässt du Raum für eigene Gedanken und Gefühle und in der Nachschau ist es gar nicht wichtig, auf wen er da trifft.

Ich habe in deiner Geschichtenliste entdeckt, dass du schon lange nichts mehr hier auf kg veröffentlicht hast. Ich hoffe, es liegt nicht an einer Schreibblockade.

Lieben Gruß
lakita

 

Hallo Ernzberger,

nach dem vielen Lob kannst du jetzt ja sicher auch mal eine negative kritik vertragen ;)
Nein, mich hat der Text nicht überzeugt. Dazu ist das ganze Thema zu erzählt und zu wenig lebendig. Hinzu kommt, dass ich ihn dabei nciht sonderlich reflektiert finde, wovon diese Art der Geschichte ja eigentlich leben müsste.
Insgesamt habe ich den Text mehr als Skizze, denn als wirkliche Geschichte gesehen.

Die 2. Person als Perspektive zu wählen ist generell knifflig und mit diesem text beweist du, dass das schnell nach hinten losgehen kann. Ich frage mich wieso hast du sie gewählt? Das bremst aus, finde ich. Und zwar ziemlich. Als Autor musst du dich in einem arg begrenzten Radius bewegen und kannst mit Aussagen schnell daneben hauen, da sie pauschalisierend wirken.
Dazu kommen ziemlich ungehobelte Satzkonstruktionen, die durch die mangelnde Interpunktion nicht besser werden.

Meiner Meinung nach ist hier noch einiges zu tun, um aus der Skizze eine wirkliche Geschichte zu machen. :gelb:

grüßlichst
weltenläufer

 

@lakita

Hallo Lakita

Da hast du aber einen sehr alten Text von mir ausgegraben, freut mich aber dennoch, dass er dir ein wenig gefallen hat :-)
Das offene Ende meiner Geschichten wurde schon öfters kritisiert und ich habe es mir mittlerweilen abgewöhnt :-)
Nein, eine Schreibblockade habe ich nicht, meine nächste Kurzgeschichte ist in Arbeit.

@weltenläufer

Hallo Weltenläufer

Keine Angst, ich vertrage auch negative Kritik und wie bereits oben erwähnt handelt es sich hier noch um einen Anfangsversuch aus meiner Kurzgeschichtenzeit.
Wenn ich mich nicht irre hast du auch meinen letzten oder vorletzten Text kritisiert, und die Kritik viel deutlich besser aus :-)

Liebe Grüsse

Markus Ernzberger

 

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