Mitglied
- Beitritt
- 11.08.2003
- Beiträge
- 15
Zwischen Hoffnung und Angst
Zwischen Hoffnung und Angst
Und eines Tages bist du dann jenseits der dreißig angekommen und du musst dir eingestehen, dass du die Ziele die du dir selber gesteckt hattest nicht erreicht hast. Du bist den Weg gegangen, den du immer gehen wolltest, um am Ende festzustellen, dass es der Falsche war. Und irgendwann beginnst du dann wieder von vorne, um einige Erfahrungen reicher und um so manche zerstörte Illusion ärmer.
Dein berufliches und privates Umfeld hast du längst abgegrast und dabei nicht den Menschen getroffen, den du im Leben finden wolltest. Die Zeiten wo du nächtelang auf Festen und Partys herumlungern konntest und wo die, die dich äußerlich anzogen, mit jedem Bier begehrenswerter wurden, liegen lange hinter dir. Und du weißt sowieso, dass du auf diese Weise das Ende des Regenbogens nicht finden kannst.
Du gehst mit der Zeit, passt dich an und lernst, dass sich die Singles deines Zeitalters heute im Chat treffen. Und so machst du dich auf mit Hilfe des Internets das zu finden, was das Leben auf herkömmliche Weise bislang nicht hergeben wollte. Im Chat bist du am Anfang ein Namenloser, ein Gesichtsloser, die anderen kennen nur deinen „Nick“ und wissen über dich nur das was du bereit bist über dich preiszugeben. Das Chaten wird zum gegenseitigen Abtasten, du versuchst deine Gesprächspartnerin irgendwie einzuschätzen und du achtest gleichzeitig darauf es dir nicht gleich zu Beginn mit ihr zu verderben. Das Aussehen wird vorerst zur Nebensache, und du wirst nur auf Grund dessen beurteilt was du sagst und was du auf die dir gestellten Fragen antwortest. Ein langersehnter Wunsch geht plötzlich in Erfüllung, der Wunsch, dass nur deine inneren Werte zählen und dass der Mensch den du gerade kennen lernst sich nicht von deiner äußeren Erscheinung beeinflussen lässt.
Aber nachdem du dich eine Weile mit diesem Menschen unterhalten hast und nachdem ihr ganz langsam eine gewisse Sympathie für einander entdeckt habt, keimt urplötzlich ein Gefühl der Angst in dir auf. Du musst dir auf einmal eingestehen, dass auch für dich die äußere Erscheinung nicht ganz unbedeutend ist und so beginnst du dich zu fragen wie deine Chatpartnerin wohl aussehen mag. Und du hoffst, dass nicht nur ihre Worte im Chat eine Wirkung auf dich haben, sondern dass der Blick ihrer Augen sanft ist und deine Seele zu wärmen vermag, dass ihr Lachen herzhaft ist und dir die Kraft schenken kann an eine bessere Zukunft zu glauben.
Schlussendlich begreifst du dann, dass du dich selbst nicht verleugnen kannst, und dass auch du nicht nur aus den Werten bestehst die dich prägen, sondern dass du dich so akzeptieren musst wie du bist. Und obwohl diese Angst, die dich ergriffen hat, immer größer wird, weißt du, dass du dich nicht ewig im Chat verstecken kannst. Um deine Träume zu leben musst du ans Licht, um nicht zu erfrieren musst du dich von der Sonne wärmen lassen. Auf die Fragen die dir bleiben, kannst du im Chat keine Antworten finden und so bringst du das zu Ende was du angefangen hast. Obwohl die Angst vor der Enttäuschung immer größer wird, akzeptierst du schlussendlich das angebotene „Blind Date“.
Auf dem Weg durch die Stadt versuchst du deine Erwartungen herunterzuschrauben und hoffst dennoch auf einen Menschen zu treffen mit dem du den steinigen Weg durchs Leben gemeinsam beschreiten kannst. Ganz langsam bekommst du deine Angst in den Griff und du beginnst wieder daran zu glauben, dass die Zukunft die dein Schicksal dir vorherbestimmt hat dir gefallen wird.
Schließlich kommst du am Treffpunkt an und schaust dich etwas verlegen um, doch sie ist noch nicht da. Ein Blick auf die Uhr sagt dir, dass du zu früh dran bist. Der Wind bläst dir ins Gesicht und du atmest die frische Frühlingsluft ein. Die Menschen hasten links und rechts an mir vorbei, auf ihrem eigenen Weg durchs Leben, erfüllt von ihren persönlichen Träumen und Problemen. Und mitten unter ihnen stehst du und wartest................