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„Hast auch ein Durst, Janina?“

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20.10.2002
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„Hast auch ein Durst, Janina?“

„Treibt ihr's, fickst du sie? Du fasst sie an, das wissen doch alle. Na ja, so lange ohne Freundin, da ist das doch selbstverständlich, Ben. Brauchst dich nicht schämen.“ Sein Gesicht befindet sich kaum eine Handbreit vor dem meinen. „Lass meine Schwester in Ruhe!“ – „Mir kannst du's doch sagen. Ist sie schön eng? Weißt du was, wie wärs: ich komm morgen Abend nach der Arbeit einfach mit. Keine Angst, ich nehm `nen Gummi. Zwanzig Euro reichen, oder? Gönn mir doch den Spaß.“ Er grinst breit und ich kann nicht mehr.

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Janina trippelt in die Wohnung, sobald ich aufgesperrt habe. „Hast auch ein Durst, Janina?“, fragt sie strahlend, und es klingt wie eine Aussage. Ist es auch. „Ich“, „Du“ – solche abstrakten Begriffe verwendet meine Schwester nicht. Wenn sie mich etwas fragt, lässt sie den Namen ganz einfach weg, selten, dass sie ein „Ben“ anhängt. Mit zittrigen Fingern löst sie den Klettverschluss der Jacke, streift die Schuhe ab und hopst in die Küche, um sich ein Glas Milch einzuschenken. Unheimlich, wie hoch unser Milchverbrauch ist, mindestens eine Packung pro Tag. Janis Oberkörper schwankt im Rhythmus des Radios vor und zurück. Es ist seltsam. Wenn man sie so sieht, bei allem was sie tut fällt ihr Tremor auf. Aber beim Essen und Trinken kann sie die Hände ruhig halten und verschüttet fast nie etwas, selbst wenn es randvoll ist – wie ihren Milchbecher gerade eben. Sie hat Unmengen von Kakaopulver hinein gekippt, aber nicht umgerührt. Zufrieden setzt sie sich auf den bunten Hocker am Fenster, einen Milchbart mit braunen Krümeln auf der Oberlippe, und summt. Das Gegenlicht leuchtet durch ihr Haar und bringt es zum Glühen. Sie sieht ein bisschen so aus, als hätte sie einen Heiligenschein.

„Wie geht es dir, Jani? Wie war es in der Arbeit?“, frage ich sie, es ist ein Ritual. „Geht's dir guuut, Janina?“, gibt sie zurück und zieht dabei das „u“ in eine Länge, die mehrere Sekunden dauert. Sie lacht. Eigentlich lacht sie fast immer. Tausend kleine Fältchen haben sich um ihre grünen Augen herum in die Haut gegraben, als wäre sie eine alte Dame, mindestens fünfundachtzig. Dabei ist sie gerade einmal achtundzwanzig geworden.

Ich wähle die Nummer der Werkstätte, um kurz mit ihrer Betreuerin in der Arbeit zu sprechen. Dass Jani einen Job hat, würden ihr die wenigsten Menschen zutrauen. Aber sie arbeitet, fünf Tage die Woche, immer von acht bis vier, eine Stunde Mittagspause. Sie faltet und schichtet Kartons für die Verpackung von Kleinteilen, und auch hier scheint ihr Tremor kein Problem zu sein. In der Früh fahren wir zusammen Bus, ich bringe sie ins Gebäude, bevor ich weiterfahre zu meiner Firma. Am Abend hole ich sie wieder ab; sie verbringt die Zeit bis ich komme noch im Park neben der Werkstätte. Dort sitzt sie jeden Tag, egal ob Regen, Schnee oder fünfunddreißig Grad – das Wetter kümmert sie nicht. Mehrfach habe ich versucht, sie zu überreden, innerhalb des Gebäudes zu warten, aber vergebens. „Hast ein drinnen wartet, Janina?“, hat sie eifrig in der Früh gefragt, abends jedoch schien sie sich an unser Gespräch nicht zu erinnern. Manchmal frage ich mich, was in ihr vorgeht – ob sie meine Bitte wirklich nach ein paar Minuten vergessen hat, oder ob sie einfach so tut, um dann zu machen, was sie möchte. Um vor den Blumenbeeten zu sitzen und den Tauben zuzusehen, die an schönen Tagen im Sand nach Krümeln scharren. Die Temperatur macht ihr nichts aus, es ist als spürte sie den Unterschied nicht. Sie zittert nie, schwitzt kaum. Und sie wird auch nie krank. Nicht ein einziges Mal habe ich es erlebt, dass sie einen Schnupfen bekommen hat, nachdem sie im Gewitterregen oder im Schneetreiben gehockt ist. Sie sitzt immer auf derselben rot lackierten Bank, steht strahlend auf, sobald sie mich kommen sieht – als hätte sie den ganzen Tag nur auf diesen einen Augenblick gewartet, in dem ich sie abhole und mit ihr in den Bus steige.

Alleine kann Jani nicht mit dem Bus fahren. Wenn niemand bei ihr ist, den sie kennt, fängt sie aus Angst vor den Unbekannten und dem Gedränge an zu schreien und schlägt sich gegen den Kopf. Außerdem hat sie keine Vorstellung davon, wo sie hin muss – obwohl ihre Arbeitsstelle nur drei Stationen weiter ist. Jani könnte auch den ganzen Tag mit dem Busfahrer immer dieselbe Strecke abfahren, immer und immer wieder, ohne ein Ziel zu vermissen, ohne auch nur zu merken, dass sie im Kreis fährt. Sie erkennt unsere Wohnung, wenn sie direkt davor steht, sie kennt in der Werkstatt den Weg zu ihrer Arbeitsstelle und den Weg von dieser zum Park. Für sie besteht das Leben nur aus diesen Stationen, die anderen Orte sind fremd und ein bisschen unheimlich. Selbst wenn wir in den Supermarkt gehen, erscheint er ihr voller Überraschungen. Anfangs klammert sie sich an meinen Arm und schaut scheu nach den anderen Menschen – so, als wäre es das allererste Mal, dass wir in einen Laden gingen. Nachdem sie gesehen hat, wie ich Sachen aus den Regalen in den Wagen lege, fängt sie langsam an, es mir gleich zu tun, ohne Vorliebe für irgendein Produkt. Egal ob Tütensuppe, Waschmittel, Kaugummi oder saure Heringe – alles kommt rein, was sie gerade sieht und bunt ist. Es mindert ihre Freude nicht, dass ich das meiste wieder herausnehme und einsortiere, sie schleppt dafür neue Sachen heran. An der Kasse schließlich hilft sie mir, die Dinge aufs Band zu legen und bettelt nachher um das Münzgeld, das die Kassiererin zurückgibt. Die Dame dort kennt uns schon, und legt es ihr lächelnd auf die fordernd ausgestreckte Hand. Daheim lässt es Janina voller Freude in unser Pfennigglas fallen.

Sie liebt Geld. Es ist eine ihrer Lieblingsbeschäftigungen, das Glas anzusehen, auszukippen, die Centstücke zu betasten. Für sie ist es Spielzeug, es glitzert, es rollt, es klingt. Stunden kann sie auf dem Parkettboden sitzen und die Münzen nach Größe oder Farbe sortieren. „Willst auch ein Geld haben, Janina?!“ Sie spricht nur in Fragen. Und durch ihr Lachen, das die ganze Wohnung erfüllt.

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Was soll ich sagen? Er hat mich nicht in Ruhe gelassen, wochenlang nicht. Jeden Tag in der Arbeit dasselbe. Er hat gesagt, ich würde … ich würde mit Janina schlafen. Mit meiner Schwester. Er hat sie eine Schlampe genannt. Er hat … Ich hab es nicht mehr ausgehalten.

Was soll ich sagen? Die Kollegen haben mich von ihm weg gezerrt. Da gibt es nichts zu leugnen.

Was wird aus Jani, wenn sie mich einsperren? Sie hat immer in unserer Wohnung gelebt, achtundzwanzig Jahre lang. Als unsere Eltern bei einem Verkehrsunfall gestorben sind, habe ich mein Appartement aufgegeben, um wieder zu ihr zu kommen. In einer dieser „Einrichtungen“, in denen sie die Behinderten zusammensperren, würde sie es nicht aushalten. Wie soll man ihr das erklären? Sie können mich nicht einsperren. Sie können nicht. Janina braucht mich.

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Ich habe Nudelsuppe gekocht, danach Schokoladenpudding. Nina sieht mich erwartungsvoll an. „Magst auch noch ein Schoko, Janina?“ Fragend hält sie mir ihre Schüssel vor die Nase. Sie liebt Pudding. „Na gut … aber mehr gibt es nicht. Erstens ist der Topf dann endgültig leer, zweitens ist das deine dritte Portion! Du gehst sonst auseinander wie ein Hefekuchen ...“ – „Magst ein Hefekuchen?“ Ich muss lachen, als ich den letzten Rest aus dem Topf kratze, und gebe ihr als Entschädigung einen Löffel Zwetschgenkompott mehr.

Nach dem Abwasch hole ich meine Gitarre hervor und stimme sie. Janina verfolgt meine Bewegungen voller Konzentration, und als ich zu spielen beginne, fängt sie an, zu schaukeln und zur Melodie zu summen. In ihren verkrampften Händen knetet sie Christoph, ihren Frosch. Der Plüsch ist abgeschabt, und mehrfach schon habe ich seufzend zu Nadel und Faden gegriffen. Ich hasse Näharbeiten, ich bin Elektriker, kein Schneider. Aber Janina ist mit dem Ergebnis bisher zufrieden, selbst wenn Christoph noch die Fäden aus den Operationsnarben stehen.

Ich spiele in einer Band, den „South-of-Pacifics“. Bis jetzt hatten wir zwar noch keinen einzigen Gig, aber Jani ist das beste Publikum, das man sich wünschen kann. In Ekstase schaukelt sie, die Haare fliegen ihr ins Gesicht. Meine große Schwester hat ein gutes Rhythmusgefühl. Zu den Bandproben kommt sie selbstverständlich mit, ich mag sie nicht so lange alleine zuhause lassen. Außerdem hat sie jedes Mal so viel Spaß. Sie setzt sich auf die Verstärkerboxen von Roberts Bass, damit sie die Musik nicht nur hören, sondern auch spüren kann, schaukelt und singt zu den Melodien in ihrer eigenen Sprache. Sie scheint glücklich zu sein.

Als ich nun das Instrument nach dem letzten Akkord wieder in die Ecke stelle, wird ihr Wippen immer schwächer. Sie hat die Augen geschlossen. Ihr Gesichtsausdruck ist ernst, sie scheint in sich hineinzuhorchen. Leise stehe ich auf und setze mich zum Lesen in die Küche.

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Bei der Polizei stellen sie mir einen Kaffee hin, nachdem ich gestanden habe. Schwarz, aber mit drei Stück Zucker. Ich unterschreibe die Aussage. Der Beamte schaut mich müde an. Was hätte ich sagen sollen? Es gibt nichts schönzureden. Mit jedem Schluck wird mir klarer, was ich gerade gesagt und davor getan habe. Ich hab ihn umgebracht.


„Treibt ihr's, fickst du sie? Du fasst sie an, das wissen doch alle. Naja, so lange ohne Freundin, da ist das doch selbstverständlich, Ben. Brauchst dich nicht schämen. Sag schon … mir kannst du's doch sagen. Ist sie schön eng?

Ich hab's für Jani getan. Kapiert Deine Schwester überhaupt, wenn man sie fickt? Oder ist sie sogar dazu zu dämlich? Er ist selbst schuld, er hätte mich nicht immer provozieren sollen. Gut, dass du deine Behinderte hast, Ben, ´ne normale Tussi würde dich nie ranlassen. Er wollte meine Grenzen austesten und hat sich verschätzt. Hast du nach der Arbeit Lust, mit uns in den Stripclub zu gehen? Oder verbringst du heut Abend lieber gemütlich daheim? Hat er wirklich geglaubt, dass er mit mir alles machen kann? Kannst sie ja herleihen, reich wirst du vom Lohn sonst nie ...Dass ich mich auch von den Kollegen schief anschauen lassen werde, und das Tuscheln hinter meinem Rücken ignoriere? Inzuchtwichser. Dass ich irgendwann kündige, zusammenbreche, weine? Was hast du denn, verstehst du keinen Spaß?

Ich hab es nicht für Jani getan. Nicht nur.

Er kann diesen Triumph nicht mehr auskosten, als mir langsam der Kehlkopf zu zittern beginnt und die Tränen kommen.

Ausgerechnet in dem Moment wird die Türe aufgerissen, mörderisches Schreien. Jani stürzt auf mich zu, weinend, und wirft sich mir in die Arme. „Hast ein allein sein, Janina! Ben!“, schluchzt sie, krallt sich an meiner Jacke fest. Meine arme Schwester. Die Polizisten müssen sie wohl von der Arbeit abgeholt haben. Ich kann es mir vorstellen, wie sie im Park gesessen ist, aber statt mir sind die Uniformierten aufgetaucht und haben sie mitgenommen … Auf ihrer rechten Stirnhälfte ist die Haut von Schlägen gerötet.

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„Hast ein Stoff?“ Riesig sind ihre Augen, ängstlich fragend. Sie steht in der Küche. Ihre Hände zittern, als sie fieberhaft Schränke aufreißt, unter den Tisch schaut, Geschirr aus dem Regal zu räumen beginnt. Ich weiß nicht, wo sie ihren Frosch hingelegt hat. „Ist er nicht in deinem Schlafzimmer?“, schlage ich vor und stelle mich vor sie hin, sodass sie mich ansehen muss. „Jani? Hast du in deinem Schlafzimmer geschaut?“ Ich deute auf die entsprechende Türe. Mit schnellen Schritten hastet sie aus dem Raum, um dort nach dem Plüschtier zu suchen. Ich räume das Geschirr wieder ein; hier ist er sicher nicht. Danach gehe ich zu Jani, um ihr bei der Suche zu helfen.

Sie sitzt auf dem Bett und Tränen laufen über ihr Gesicht. Mit der Rechten schlägt sie sich an den Kopf, immer wieder, immer wieder … „Hast ein Stoff?“, kommt es kläglich zwischen dem Schluchzen. Ohne ihren Frosch kann sie nicht schlafen, wie als kleines Kind. Nur mit Kraft kann ich ihre Hand festhalten. Weinend lehnt sie sich schließlich an mich, als ich sie umarme und nicht mehr zulasse, dass sie sich schlägt. „Schsch … Ich helf dir suchen, Jani, wir finden ihn wieder.“ Nach ein paar Minuten hat sie sich soweit beruhigt, dass ich sie loslassen kann.

Von da an ist es ein Spiel. Seit sie mein Versprechen hat, dass ich Christoph wieder finde, ist es spannend, mir bei der Suche zuzusehen. Neugierig folgt sie mir von Raum zu Raum, hast-ein-Stoff? – hast-ein-Stoff?, und quietscht glücklich, als ich das Plüschtier schließlich in einem Eck des Badezimmers unter einem ihrer T-Shirts finde. Fröhlich verschwindet sie in ihrem Zimmer, laut mit dem Frosch redend.

Nach einigen Minuten komme ich nach. Sie liegt seitlich auf dem Bett, mit einer Hand Christoph an sich gedrückt, die andere unter der Wange. Getrocknete Tränen haben die Wimpern etwas verklebt. Morgen wird sie fragen, ob sie einen Sandmann zu Besuch hatte … Sie ist noch angezogen und hat selbst vergessen, die Hausschuhe abzulegen. Behutsam ziehe ich sie ihr aus und breite die Decke über meine große Schwester. „Gute Nacht, Jani ...“ Ihre Züge sind entspannt. Ich werde sie nicht mehr wecken; dann duschen wir eben morgen früh.

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Was passiert jetzt mit mir? Ich habe ihn umgebracht. Totschlag, amtlich … was passiert mit einem wie mir? Sie können mich nicht einsperren. Was wäre dann mit Jani? Nein, sie können mich nicht einsperren.

Ihr Schluchzen ist abgeklungen, ihr Kopf liegt in meinem Schoß; meine Jeans sind nass geweint. Sie schläft.

War er nicht selbst schuld?

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Duschen ist immer ein Heidenspaß; Jani liebt das Wasser. Da sie Hitze oder Kälte nicht spürt und sich zudem weder selbst abseifen, noch die Haare waschen kann, helfe ich ihr dabei. „Hast ein Duschen, heute, Janina?“, fragt sie als erstes, als ich sie am nächsten Morgen wecke, und tappst gleich ins Badezimmer – natürlich mit Christoph in der Hand. Dort stelle ich ihr die Wassertemperatur ein, und während sie planscht, stopfe ich schmutzige Unterwäsche und Socken in die Maschine. Danach seife ich ihren Körper mit Milch-und-Honig-Bad ein. Sie besteht auf diesen Geruch; als ich einmal das falsche gekauft habe, hat sie sich gesträubt und mich unter lautem Protestgeschrei mit der Brause komplett nass gespritzt.
Anschließend wasche ich ihr die Haare, was immer schwierig ist. Sie hält den Kopf nicht still, sondern schüttelt sich wie ein nasser Pudel. Dadurch fliegen ihr die eingeschäumten Haare ins Gesicht. Mit zittrigen Fingern greift sie danach, wischt dabei Seife in die Augen, fängt an zu weinen. Wischt wieder, will sich die Seife aus ihren Augen reiben und macht damit alles nur noch schlimmer … Es ist beinahe jedes Mal so, wenn wir ihre Haare waschen. Wie ein kleines Kind steht sie dann schluchzend in der Wanne, alles voller Schaum. Aber beim nächsten Mal scheint sie dieses Erlebnis schon wieder vergessen zu haben, sie freut sich darauf. Ich spüle so gut wie möglich allen Schaum ab, streiche ihr sanft mit einem Waschlappen über die Augen und nehme sie in den Arm. Sie ist klatschnass. Aber das ist nicht schlimm, ich habe nur Boxershorts an. Ich weiß, dass es sinnlos ist, angezogen zu sein, wenn ich Jani dusche, ich bin danach regelmäßig ebenso nass wie sie selbst. Ich spüre ihren Atem an meinem Hals, ihre Hände auf meinem Rücken, ihren Busen an meiner Brust. Nach ein paar Minuten wird sie ruhiger, beginnt „Yesterday“ zu summen und zu schaukeln. Jetzt darf ich sie loslassen, darf sie mit dem Frotteetuch abreiben. Bereitwillig lässt sie mich los und hebt die Arme über ihren Kopf. Nach dem Anziehen frühstücken wir noch schnell – „Hast noch ein Nutella?“ – und dann geht's zur Arbeit.

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Ich weiß nicht, wie oft ich noch auf seinen Körper gesprungen bin, nachdem er sich nicht mehr bewegt hat. Ich weiß nicht mehr, was ich gesagt, was getan habe, warum ich nicht einfach gegangen bin wie sonst auch. Ich sehe mich nur immer und immer wieder auf ihn springen, treten, ich sehe mich schreien, ohne zu wissen, was ich geschrieen habe. Vor meinen Augen läuft das ab, als wäre es ein Film und ich der Regisseur, der ruft: Cut, nochmal, Jungs, nochmal, strengt euch mehr an! Nur, dass ich es nicht nochmal sehen will. Aber meine Träume nehmen darauf keine Rücksicht. Cut, nochmal, Jungs, nochmal! Nachts ziehen mich meine Kollegen nicht von dem blutüberströmten Körper weg. Ich trete und springe und brülle bis zum Morgenappell. Jede Nacht.

Janina, wie geht es dir? Geht's dir guuut, Janina? Wer wird sie jetzt fragen? Sie fehlt mir.

 

Wow, geht das mit den Kommentaren fix, da ist man einen halben Tag weg und dann ... insgesamt vielen herzlichen Dank für soviel Feedback und Lob!

Liebe Susi,
*Zwetschgendatschi rüberschick* - vielen vielen Dank fürs genau Lesen und die Liste. Alles verbessert, bis auf die Frage-Aussagesache, wo ich noch überlegen möchte. Auch eine Todesursache werde ich mir noch ausdenken. Ein Happy End ging bei dieser Geschichte zum besten Willen nicht...

Hallo Angua, Du bekommst auch einen Krümel Zwetschge. ;) Danke fürs Anmerken der Stelle, die mag ich selber auch.

Hallo cbrucher,
nein, es war nicht so gedacht, dass die beiden im selben Bett schlafen. Es war, wie gesagt, von mir bisher auch nicht so gemeint, dass an dem Gerücht etwas dran ist ... dass er seine Schwester duscht etc ist schlicht Notwendigkeit. Zumindest von meiner Seite aus. ;) Nachkommen tut er, um zu sehen, was sie macht. Wenn man genau liest, zieht er ihr nicht einmal die Klamotten aus, bevor er die Decke über sie breitet, sondern nur die Schuhe...

Danke sim, für die Anmerkungen. *Kuchen*

Klasse finde ich, dass der Verzicht auf ein eigenes Leben durchdringt, aber nicht thematisiert wird.
So war es gedacht ... aber ich habe den Eindruck, dass das auch dazu beiträgt, dass manche Ben den Ausbruch eben so nicht recht abnehmen. Ich muss gestehen, an die Rubrik habe ich überhaupt nicht mehr gedacht, die ist ja sogar versteckt ... :shy:

Hallo dotlatsch, Danke für Deine Gedanken. Du bist ja nicht der/die erste, der/die sich an den wechselnden Kosenamen für Janina stört, ich denke, ich werde die "Ninas" zu "Janis" umwandeln. Ist vielleicht echt zuviel.

Danke auch Sebastian für Deine erste Rückmeldung. Bin auf die ausführlichere gespannt. :)

Nochmals zur Thematik der Provokation/Reaktion: Zusammenfassend meinen einige, ich solle sie sogar noch verstärken (Susi, sim), dotlatsch meint, ich könne sie sehr einschränken/sogar weglassen ... schwierig. Wie gesagt, ich tu mich damit eh selber schwer ... aber ich werde mit Sicherheit überlegen, ob ich eins davon möchte. Weglassen denke ich, eher nicht, denn dann würde Bens Reaktion für meinen Geschmack zu stark ausfallen. Susi, sim, was ihr da für Varianten vorschlagt, da kommt ja mir die Agression hoch, ganz ohne betroffen zu sein. ;)

Bens Charakterisierung wurde von einigen als zu glatt empfunden. Das stimmt schon, irgendwie ist er etwas schwarz-weiß geraten ... in sexueller Richtugn möchte ich Ben nicht verändern (das Gerücht bekräftigen), aber ein paar Schatten (vgl sims "So würde der Verzicht ihm als Lust unterstellt, etwas, was die Beziehung problematisch macht, als Perversität. Vielleicht wird dann auch der wütende Ausbruch für die plausibler, für die er es bisher nicht ist.", Anguas Vorschläge) würden ihm sicher guttun.

Insgesamt werde ich mich in ein paar Tagen (brauche noch etwas Abstand) nochmals an den Text setzen, und versuchen, Eure Vorschläge einzubauen. Gerade Meinungen zu den beiden großen Punkten (Provokation/Reaktion, Bens Charakter) würden mich sehr interessieren.

Vielen Dank auch für die Empfehlung! :)

liebe Grüße
Anne

 

Hast auch ein Durst schrieb:
Nach einigen Minuten komme ich nach. Sie liegt seitlich auf dem Bett, mit einer Hand Christoph an sich gedrückt, die andere unter der Wange. Getrocknete Tränen haben die Wimpern etwas verklebt. Morgen wird sie fragen, ob sie einen Sandmann zu Besuch hatte … Sie ist noch angezogen und hat selbst vergessen, die Hausschuhe abzulegen. Behutsam ziehe ich sie ihr aus und breite die Decke über meine große Schwester. „Gute Nacht, Jani ...“ Ihre Züge sind entspannt. Ich werde sie nicht mehr wecken; dann duschen wir eben morgen früh.
Vielleicht bin ich ja dann doch der einzige, der den Text an der Stelle nicht versteht, ich denke aber schon, daß man sie so lesen kann, als käme er zu ihr ins Bett und als existierte bereits eine sexuelle Komponente in seinem Handeln:
  • Nach einigen Minuten komme ich nach. - Weshalb nicht stattdessen: "sehe ich noch einmal nach ihr"?
  • Morgen wird sie fragen, ob sie einen Sandmann zu Besuch hatte … - Mag an meiner schmutzigen Phantasie liegen, aber auch als Erwartungshaltung durch den Text angelegt: dieser beginnt mit der Frage, ob der Protagonist mit seiner Schwester schläft. Als Leser suche ich darauf eine Antwort. Vielleicht steht sie ja sogar hier? Welche Bedeutung haben die drei Punkte?
  • über meine große Schwester - Hier könnte man die Betonung herauslesen, daß sie eben kein Kind, sondern eine Frau ist.
  • Ich werde sie nicht mehr wecken - Zwar wird durch den mit Semikolon nachgestellten Satz eine Erklärung für diese Handlung geliefert, die ich aber nicht für zwingend halte. Er weckt sie eben nicht noch einmal. Was er sonst vielleicht getan hätte, sonst vielleicht immer tut, nicht nur, weil er mit ihr duschen will?
  • dann duschen wir - Da die Szene schon beschrieben wurde, frage ich mich: Weshalb nicht "dusche ich sie"? Man könnte dieses "Wir" als Krankenschwester-"Wir" lesen ("Wie geht's uns denn heute? Wie haben wir denn geschlafen?"), aber auch als Zeichen dafür, daß er gerne mit seiner Schwester duscht.

Weshalb ich noch einmal darum bitten möchte, Dir zu überlegen, ob Du nicht vielleicht doch diese sexuelle Komponente (die ich wirklich angelegt glaube) hineinbringen willst, ist auch diese gedankliche Wiederholung von "Inzuchtwichser". Weshalb ist es gerade dieses Wort, das er nicht mehr loslassen kann? Hat er vielleicht Angst, es könnte tatsächlich so sein?

Zudem: Die Sexualität von Männern funktioniert simpel, täte sie es nicht, hätten sie Knochen statt Schwellkörpern. Die Gedanken können da sein, das heißt noch lange nicht, daß Dein Protagonist sie jemals in die Tat umsetzen würde.

 

Hi Maus,

was für eine Geschichte!

ich habe keine Kritik gelesen, um das ergriffenen Gefühl in mir nicht zu verlieren.
Du schilderst eindrucksvoll, den Alltag eines Mannes, der sich um seine behinderte Schwester kümmert.
Was für eine Aufgabe. Er muß sie schon sehr lieben, um auch den seel. Stress durchstehen zu können. In sein Leben passt keine andere Frau, die große Schwester würde es nicht verstehen, vielleicht sogar bösartig werden.
Wie wird ein Mann damit fertig?
Du sprichst den sexuellen Aspekt an. Als dein Prot Janina abseift, habe ich den Atem angehalten und gehofft, dass er sich nicht an ihr vergeht.
Und doch kam mir der Gedanke, dass er, wenn er ihre Brüste spürt, sicher auch Sehnsucht, nach einer Frau empfinden muß. Oder kann man das einfach abstellen.

Er tritt und trampelt den Arbeitskollegen zu Tode, der ihn bezichtigt, seine Schwester sexuel zu mißbrauchen.
Da ging mir der Gedanke durch den Kopf, dass dein Prot, vielleicht doch hin und wieder "nur" den Körper seiner Schwester gesehen hat. Alles in ihm wehrt sich dagegen und er hat es sicher auch nie ausgenutzt.
Doch der ganzer Frust, über sein enthaltsames Leben (in jeder Beziehung), bricht aus ihm heraus. Wie von Sinnen tötet er den Menschen, der ihm immer wieder klar macht, dass ihm fehlt, was er gerne hätte und es doch nicht leben kann.
Seine Schutzhülle wurde gesprengt.

Seine Tat trennt ihn von seiner Schwester, von seiner Verantwortung.
Wer wird sich um sie kümmern?
Es wird sich jemand kümmern. Und vielleicht fühlt er sich manchmal in seiner Gefangenschaft ein klein wenig frei.

Ich hoffe, du verstehst wie ich das meine.

Eine wunderbare Geschichte :thumbsup:

ganz lieben Gruß, coleratio

 

Hallo Maus nochmal.

Hallo dotlatsch, ...
Aus deiner Feder, drum fühle ich mich mal geehrt. :D

Nochmals zur Thematik der Provokation/Reaktion: Zusammenfassend meinen einige, ich solle sie sogar noch verstärken (Susi, sim), dotlatsch meint, ich könne sie sehr einschränken/sogar weglassen ... schwierig.
Ui, das kam falsch rüber.
Ich bin nicht der Meinung, du sollst die Anspielungen weglassen, sie sind mir mit "Inzuchtwichser" bereits einfach zu eskaliernd, so dass der Ausbruch auf diese Beleidigung erfolgt und nicht ein Explodieren der angestauten Gefühle ist.
Die Vorschläge von sim finde ich gut, passen so richtig zu den lieben Kollegen, sind infantil und zweideutige Eindeutigkeiten. (Was hat er denn, versteht er keinen Spass oder was?)

./

 

Hallo cbrucher nochmal,

Vielleicht bin ich ja dann doch der einzige, der den Text an der Stelle nicht versteht, ich denke aber schon, daß man sie so lesen kann, als käme er zu ihr ins Bett und als existierte bereits eine sexuelle Komponente in seinem Handeln:
Du kannst den Text selbstverständlich so lesen und interpretieren. Ihc habe ihn eingestellt, jede Interpretation, die sich mit Text irgendwie belegen lässt, ist möglich. :) Nur: in meiner Vorstellung ist die Komponente nicht da, und ehrlichgesagt will ich sie auch nicht reinschreiben. Auch wenn Dein Beispiel (Ständer unter der Dusche, Janina will danach greifen) ein schönes wäre.
Morgen wird sie fragen, ob sie einen Sandmann zu Besuch hatte … - Mag an meiner schmutzigen Phantasie liegen, aber auch als Erwartungshaltung durch den Text angelegt: dieser beginnt mit der Frage, ob der Protagonist mit seiner Schwester schläft. Als Leser suche ich darauf eine Antwort. Vielleicht steht sie ja sogar hier? Welche Bedeutung haben die drei Punkte?
nach dem Sandmann wird sie fragen, da sie trocknende Tränen in den Augen hat - und die verkrusten eben ;) Die Punkte deuten in meiner Vorstellung an, dass er eben noch neben dem Bett steht, ein bisschen gedankenversunken ist, bevor er geht.
dann duschen wir - Da die Szene schon beschrieben wurde, frage ich mich: Weshalb nicht "dusche ich sie"?
Jemanden duschen ... für mich wäre das angebracht, wenn es bsp.weise um einen schwer körperbehinderten Menschen gehen würde, der absolut passiv ist dabei. Das ist Janina ja nicht. Der beste Ausdruck für das, was ich vermitteln wollte, wäre vielleicht: ich helfe ihr beim Duschen/ich unterstütze sie beim Duschen ... hmmmm ... *überleg*
Die Sexualität von Männern funktioniert simpel,
das mag stimmen, davon kenne ich nur die nicht-aktive Seite. :D
Danke für Deine genaue Auseinandersetzung.

Liebe coleratio,

Vielen Dank für Deine Gedanken. Ich glaube nicht, dass man seine Sexualität einfach abstellen kann und gebe Dir recht - sehr wahrscheinlich hat er Sehnsucht nach einer Lebensgefährtin und hier zeigt sich wohl mit am stärksten, wie er durch Janina eingeschränkt ist.

Und vielleicht fühlt er sich manchmal in seiner Gefangenschaft ein klein wenig frei.
ja, das denke ich auch. So sehr sie ihm auch fehlt, so sehr die Tat ihn selbst und sie verletzt hat, ein bisschen Befreiung von der immensen Verantwortung wird er vermutlich schon haben.

Hallo dotslash (verammt, wie kann man nur so einen komiscen Namen haben.... ;) )
Sorry, fürs Buchstabenverdrehen.

Ich bin nicht der Meinung, du sollst die Anspielungen weglassen, sie sind mir mit "Inzuchtwichser" bereits einfach zu eskaliernd, so dass der Ausbruch auf diese Beleidigung erfolgt und nicht ein Explodieren der angestauten Gefühle ist.
ah, jetzt versteh ich, was Du meinst. Dankeschön: :) Wie gesagt, die Stelle möchte ich nochmals überarbeiten, ich bitte um etwas Geduld...

liebe Grüße
Anne

 

Hallo Maus,

deine Geschichte fängt mit einem richtigen `Hingucker´ an, dann führst du den Leser in die Besonderheiten der Protagonistin ein. Das ist sehr geschickt gemacht, da das Zusammenleben der beiden Protagonisten eine ungewöhnliche Situation darstellt, aber für die beiden Alltag ist. Interessanterweise nimmt Ben alle Schwierigkeiten ohne zu Murren oder sichtbare Nervenbelastung hin. Kommt der (allerdings sehr massive) Angriff von außen, dreht er durch. Vielleicht bräuchte man hier noch einen Hinweis, dass Ben dem (letztlich schon sadistischen) Quäler ausgeliefert ist. (Die Kollegen sind erst da, als es zu spät ist).
Abgesehen davon dass der gesamte Text durch seine Klarheit und Ruhe besticht (selbst die Todschlagszene wird aus einer Distanz heraus beschrieben), gefällt mir die `Badeszene´ besonders gut, da hier in guter `Show, don´t tell´ Manier nachträglich gezeigt wird, dass Ben sich nur für sorgend um seine Schwester kümmert. (Ein wenig spät vielleicht der Altershinweis „ihren Busen an meiner Brust“, da Jani in die Wohnung „trippelt“).
Für das Ansprechen der Gefühle des Lesers wählst du zwar besonders starke Rahmenbedingungen, doch dir ist es gelungen (s. Erzählweise und Einschränkung der Details) nicht dem Druck auf die Tränendrüsen zu verfallen.


Noch ein wenig Kleinkram:

„Naja, so lange ohne“ – Na ja

„Das Plüsch ist abgeschabt“ – Der Plüsch

„ohne zu wissen, was ich geschrien habe“ - geschrieen

„nachdem sie im Gewitterregen oder im Schneetreiben gehockt ist.“ - gehockt hat (?)

„Jeden Tag in der Arbeit dasselbe“ – bei der Arbeit (?)


L G,

tschüß… Woltochinon

 

Hallo Maus,

Zitat von Bernadette
Den Totschlag bräuchte es in dieser Geschichte für mich nicht - alleine die Beschreibung der beiden im Alltag, all die naiven (im positiven Sinne) erlebten Situationen; auch Schwierigkeiten (aber nicht so heftig) hätten mir gereicht - um eine schöne Geschichte zu lesen.
Da kann ich nur zustimmen. Auch das wäre eine Geschichte gewesen. Aber du wolltest ja mehr - und jetzt sitze ich hier mit klopfendem Herzen und tottraurig: Was soll nur aus den beiden werden?
Hat mir mehr als gefallen, Maus, sprachlich, thematisch, vom strukturellen Aufbau her. Bin beeindruckt.
Als du die Duschszene geschildert hast, dachte ich noch "na, was kommmt jetzt?" Da hast du ganz schön mit meinen Erwartungen gespielt.

Um draußen zu sitzen, vor den Blumenbeeten und den Tauben zuzusehen, wenn sie an schönen Tagen im Sand nach Krümeln scharren.
Der Satz ist holprig

Gruß, Elisha

 

Hallo Woltochinon, Hallo Elisha,

vielen Dank für das Ausgraben dieser Geschichte.

@Wolto:

Ein wenig spät vielleicht der Altershinweis „ihren Busen an meiner Brust“, da Jani in die Wohnung „trippelt“
Irgendwo gitbs den Hinweis, dass sie 28 ist, sogar relativ am Anfang ... Es freut mich, dass Dir die Erzählweise gefallen hat, dass es nicht ins Kitschige abgeglitten ist. Deine Anmerkungen habe ich fast alle umgesetzt, die letzten beiden hab ich so gelassen - irgendwie gefallen die meinem Sprachgefühl besser. Ich glaube, das sind nord-süd-Unterschiede ... Danke.

@Eli: ja, das wäre eine andere Geschichte gewesen. Danke auch für Deine lobenden Worte. Mit Erwartungen spielen ist immer gut, denn nichts ist fader, als wenn man bei einer Geschichte schon nach ein paar Sätzen sagen kann, wie das Ende ist. ;) Den von Dir angesprochenen Satz habe ich etwas vereinfacht.

Liebe Grüße an Euch beide -
Anne

 

Hi Maus,

ich war fast sprachlos, als ich das erste Mal diese Geschichte las. Beziehungen zwischen Menschen sind scheinbar so komplex, schwierig, schwach, unverstanden, eigenartig, traurig, hoffnunglos ... es bleibt nur das Kopfschuetteln mit einer Traene im Auge, die nicht weiss wozu das alles. Ich habe sie nun (wegen dieses "Wettbewerbes" noch einmal gelesen) und finde immer noch: eine tolle Geschichte.

sarpenta

 

Hallo Sarpenta,

das freut mich aber, dass Du die Geschichte nochmal gelesen hast, und vor allem natürlich, dass sie Dir gefällt. Danke für Dein großes Lob! :shy:

liebe Grüße
Anne

 

Hej Maus,

ich merke immer wieder, dass ich zu wenig lese auf kg.de. Diese wunderbare Geshcichte von dir wäre mir glatt entkommen, gäbe es die Top2005 nicht. :shy:

Da ich nur die überarbeitete Version kenne, kann ich mich auch nur auf diese beziehen:
Die Sticheleien des Kollegen haben für mich ein gutes Maß. Ich vermute, dass ich selber schon viel früher ausgetickt wäre (wobei ich hoffe, dass ich inzwischen zunächst mal verbal explodieren würde, aber das ist ja weder vorherzusagen noch bei allen Menschen gleich).
Deine Figuren sind sehr überzeugend - ich hatte früher einen Behinderten im Freundeskreis, der genau wie Deine Jani überschwänglich-kindlich war, nie genug schokopudding bekommen konnte und eine unglaubliche Freude verbreitet hat. Ganz nebenbei konnte er unglaublich anstrengend sein, was wir Freunde nicht so dramatisch fanden, seine Schwester (durch die er dazugestoßen war) vermutlich oft als Belastung empfunden hat.
Ich mag den Aufbau Deiner Geschichte, dieses ganz langsame Preisgeben von Informationen, so dass man nach und nach erst merkt, dass Jani erwachsen ist, einen Job hat, die Eltern nicht mehr leben etc. pp.

Irgendwo steht noch einmal Nina statt Jani, müsste im letzten Drittel des Textes sein.

Wirklich gerne gelesen! Und Glückwunsch zum gemeinsamen Drängeln auf dem ersten Platz mit sim! :)

Liebe Grüße
chaosqueen

 

hey Chaos,

oh, das freut mich aber! Die Nina suche ich heute noch und tausche sie.

Deine Figuren sind sehr überzeugend - ich hatte früher einen Behinderten im Freundeskreis, der genau wie Deine Jani überschwänglich-kindlich war, nie genug schokopudding bekommen konnte und eine unglaubliche Freude verbreitet hat. Ganz nebenbei konnte er unglaublich anstrengend sein, was wir Freunde nicht so dramatisch fanden, seine Schwester (durch die er dazugestoßen war) vermutlich oft als Belastung empfunden hat.
ja, das kenne ich auch. Dass die Charakterisierung halbwegs gelungen ist, war mir wichtig.

liebe Grüße
Anne

 

Hallo Maus!
Deine Geschichte ist zwar schon viel besprochen, aber an dieser Stelle kann ich nicht schweigen! Ich habe sie eben erst gelesen. Mir ist, als hättest Du tagtäglich mit "Behinderten" (in Schweden sagt man viel schöner "Entwicklungsgestörte") UND IHREN ANGEHÖRIGEN zu tun. Du besitzt ein nahezu professionelles Einfühlungsvermögen. Ich habe in diversen Bereichen gearbeitet, sowohl in einer Behindertenwerkstatt (in Sinsheim) als auch mit Wachkomapatienten und ihren Familien als auch in verschiedenen Psychiatrien. Daher weiß ich, wie aufopfernd viele Angehörige sind. Andere mögen es als altruistisch oder hyperchristlich abstempeln - niemand, der es nicht erlebt hat, kann einschätzen, wie er selbst reagieren und handeln würde, wenn plötzlich ein naher Angehöriger pflegebedürftig würde. Die meisten Pflegenden brauchen selbst Betreuung in irgendeiner Art.

Ben hatte keinerlei Unterstützung. Warum eigentlich nicht...?
Ich bin ganz gedankenvoll und bedanke mich für Deine Geschichte. Besonders berührt hat mich die Szene, in der die Musik eine Rolle spielt.

Gruß,
pmaktiub

 

hallo pmaktiub!

sorry, dass ich so lange nicht geantwortet habe - ich habe Deine Antwort übersehen :shy: Umsomehr freu ich mich, dass Du sie offenbar für gelungen hältst.

Du besitzt ein nahezu professionelles Einfühlungsvermögen
:shy: danke. Ich gebe mir gerade bei solchen Themen zum einen auch immer viel Mühe mit Recherchen, zum anderen bin ich bei solchen Geschichten meistens irgendwo selbst mit dabei ... sonst könnt ich nicht das schreiben.
Warum hat Ben keine Unterstützung: zum einen gibt es immernoch viele, die meinen, alles mit sich selbst abmachen zu müssen, zu stolz oder auch zu unwissend sind. Zum anderen ein ganz einfacher und - von mir fauler - Grund: es hätte die Geschichte in die Länge gezogen, gestreckt, verkompliziert. Die Aussage, die ich haben wollte, wäre verwässert worden.
Vielen Dank fürs Lesen und verstehen.

Liebe Grüße! :)
Anne

 

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