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€ 500 - Eine scheinbare Tragödie
Sonnenschein, Mittagszeit. Schauplatz ist der Kern einer mittelgroßen Stadt. Wir befinden uns in der dortigen Bankfiliale. Ein freundlich wirkender Bankmitarbeiter im Nadelstreifenanzug trägt einen silbernen Koffer bei sich und bestückt daraus eine Kasse am Schalter. Die Kamera zoomt näher und zeigt einen nagelneuen Fünfhundert Euro Schein, der eben als letztes eingelegt wird. Als die Kasse verschlossen wird zeigt die Kamera diese von innen und den druckfrischen Schein.
Ein Mann kommt hektisch zur Bank gerannt. Er telefoniert mit dem Handy, muss schnellstens zu einem Termin. Vogeldreck befindet sich auf seinem Hemd. Nervös lässt er sich Geld geben. Wir sehen wie er einen Fünfhunderter in seinen Händen dreht, bevor er ihn einsteckt. Dann rennt er schnell zum Kleiderladen im Nebenhaus.
Hektisch zieht der Mann dort ein Hemd aus dem Regal. Da niemand des Personals zu sehen ist lässt er das Geld dafür an der Kasse liegen. Zügig verlässt er den Laden. Alles geht sehr schnell und der neue Fünfhundert Euro Schein flattert in der Eile unbemerkt aus der Geldbörse und landet auf dem Boden. Die Kamera folgt der Flugbahn. Man erkennt erste Gebrauchsspuren am Schein.
Gerade als die Tür ins Schloss fällt, erscheint eine ehrlich wirkende junge Angestellte. Sie sieht die Fünfhundert Euro und weiß nicht wohin sie gehören. Sie muss nun schnell handeln. Sie nimmt den Schein rasch in die Hand und knickt ihn dabei. Um den Besitzer noch einzuholen stürzt sie sofort zur Tür hinaus. Nahaufnahme auf die Hand, aus welcher der Schein hervorblitzt.
Vor dem Laden spricht sie einen seltsam wirkenden Passanten an, den sie als Besitzer vermutet. Dieser ist zuerst abweisend, stimmt dann aber sofort zu als er versteht um was es geht. Er nimmt den Schein „Vielen Dank“ brummelnd an sich, wendet sich dann rasch ab. Wir sehen in einer Nahaufnahme, wie der Schein schnell in die hintere Hosentasche gesteckt wird. Die Kamera bleibt statisch, während der Mann bereits wegläuft.
Unser Mann betritt nun eine kleine Kneipe, mehr Absteige als Lokal. Die Luft ist verraucht und es läuft laute Musik. Am Tisch sitzen verrucht wirkende Männer und spielen Karten. Unser Passant scheint ihnen bekannt zu sein. Er wird jedoch abgewiesen, als er diese anspricht. Erst als er den Fünfhunderter auf den Tisch legt, ändert sich die Situation, nun ist er herzlich willkommen, das Spiel kann beginnen. Wir sehen wie der Schein auf den Tisch geknallt wird und einige Male hin und her wandert. Er bekommt weitere Knicke ab, wird in der Mitte gefaltet.
Plötzlich stürzt der Barkeeper zum Tisch und scheucht die Spieler auf. Polizei betritt das Lokal. Die illegale Spielgruppe kann gerade noch verschwinden. Der Fünfhunderter fällt auf den Boden unter den Tisch, er ist dort kaum zu sehen. In einer Nahaufnahme unter den Tisch erkennen wir den Schein halb im Schatten liegend. Eine Zigarettenkippe fällt auf ihn herab. Nun bekommt er ein Brandloch am Rand.
Jetzt erscheint eine Putzfrau, welche den Dreck in der Kneipe zusammenkehrt. Auch der Schein landet unbemerkt in ihrem Eimer und dann in der Mülltonne vor dem Haus. Wir sehen den Schein auf seiner Reise im Eimer und in der Mülltonne liegen. Das Bild ist seitlich in Eimer und Tonne hinein aufgenommen, als ob diese aufgeschnitten wäre. Der Schein bekommt feuchte Schmutzflecken und weitere Knicke. Vom Dreck färbt er sich bräunlich.
Nun tritt ein betrunkener Obdachloser ins Bild. Er durchforstet die Mülltonne, vermutlich nach Essen. Plötzlich staunt er und zieht den Schein aus der Tonne. Darüber lachend, was die Reichen alles wegwerfen, sieht man ihn davon laufen. Nahaufnahme auf den Schein in seiner Hand. Das Bild zieht sich zusammen und wird schwarz, nur noch ein kreisförmiger Ausschnitt um den Schein ist zu sehen. Dann wird alles schwarz. Es erscheint „The End“ und ein kleiner Abspann.
Dann Epilog (Pech für alle die bereits umgeschaltet haben): Der betrunkene Obdachlose steht nun am Schalter der örtlichen Bank und legt den zerlumpten Schein vor. Der Mitarbeiter im Nadelstreifen-Anzug glaubt nicht, dass es sich um echtes Geld handelt; der Obdachlose wird nicht ernstgenommen da stark betrunken ist. Er wird freundlich, doch bestimmt aus der Bank geworfen. Nun glaubt auch der Obdachlose selbst nicht mehr, dass der Schein echt ist und lässt ihn beim Weggehen fallen. Endszene mit Nahaufnahme auf unseren Schein, der vom Wind davongetragen wird. Klassische Musik, Fade out.