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Er kommt rein. Nimmt den Stuhl. Setzt sich hin. Sitzt eine Weile. Steht wieder auf. Sieht sich um. Geht zum Schrank. Macht ihn auf. Wäsche und Socken. BHs und Gürtel. Einige Schwarze Hosen. Ein weißes Kleid. Und ein Gewehr.
Weiter zum Bett. Darauf ist nichts. Im Nachtschrank nichts. Darunter eine Kiste. Sie enthält Munition. So ein Glück.
Er nimmt alles. Lädt die Waffe. Zielt aufs Fenster. Auf die Tür.
Setzt sich wieder. Wartet eine Weile.
Wer hier wohnt? Wüsste er gern. Spielt keine Rolle. Vorm Fenster Vögel. Zwitschern wie wild. Die Decke fleckig. Der Teppich staubig. Eine ärmliche Wohnung.
Dort sind Fotos. Darauf eine Frau. Immer die Gleiche. Immer lacht sie. Auf einem nicht. Darauf zielt sie. Mit dem Gewehr. Auf den Betrachter.
Er wartet Geduldig. Langsam dämmert es. Die Vögel verstummen.
Im Treppenhaus Geräusche. Sie kommt zurück.
Er wird nervös. Gewehr im Anschlag.
Die Tür knarrt.
Sie kommt rein. Sieht ihn nicht. Es wird Zeit. Er drückt ab. Streckt sie nieder.
Mit drei Schüssen.

 

tolles experiment - mit drei schüssen, und das gleich satz für satz. klingt anfänglich sehr holprig und gestochen, doch der letzte satz gibt dem ganzen text die entscheidende wendung, das warum für die einfach kurz prägnanten sätze. vielleicht ließe sich trotzdem noch etwas daran feilen:

Er kommt rein. Nimmt den Stuhl. Setzt sich hin. Sitzt eine Weile. Steht wieder auf. Sieht sich um. Geht zum Schrank. Macht ihn auf. Wäsche und Socken. BHs und Gürtel. Einige Schwarze Hosen. Ein weißes Kleid. Und ein Gewehr.
eventuell hier etwas mehr abwechslung in der satzstellung: NIMMT den stuhl, SETZT sich hin, SITZT eine weile, STEHT wieder auf, SIEHT sich um, GEHT zum schrank, MACHT ihn auf - sieben sätze einer reihe beginnen jeweils mit dem verb - dann schließlich der umschwung zur aufzählung: Wäsche und Socken, BHs und Gürtel - zweimal hintereinander exakt gleicher aufbau - das machte die geschichte anfänglich, wie schon mal erwähnt etwas holprig; vielleicht liegt das auch an der zeichensetzung: immer nur punkte! eventuell mal strichpunkte oder gar doppelpunkte?
Beispiel:
Weiter zum Bett. Darauf ist nichts. Im Nachtschrank: nichts. Darunter eine Kiste - sie enthält Munition. So ein Glück!
allerdings liegt die entscheidung bei dir: ob nun dadurch der dreiersatzbau zu stark beeinträchtigt wird oder nicht.

hier noch ein beispiel, wo der satzbau trotz einschränkender dreiwortwahl sehr abwechselnd und somit unauffällig und gut gelungen ist:

Sie kommt rein. Sieht ihn nicht. Es wird Zeit. Er drückt ab. Streckt sie nieder.
Mit drei Schüssen.

gruß l.

 

ach ja, noch ein vorschlag - vielleicht wäre als titel passender: eins zwei drei. (in worten und nicht 123)

 

Hallo Hilbernatus!

Auch mir gefällt dein Experiment. Dieser abgehackte Rhythmus vermittelt eine gewisse Hektik, die ja gut zur beschriebenen Situation passt.

Folgende Stelle sticht heraus:

Wer hier wohnt? Wüsste er gern.
Die Dreierkombination als Frage und Antwort - nicht schlecht!

Man könnte das ganze noch auf die Spitze treiben und sich auf drei Silben beschränken ...

gruss
klara

 

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