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13.12

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16.05.2005
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13.12

Der Rauch meiner Zigarette steigt auf, um sich in einiger Höhe mit der kühlen Nachtluft zu vermischen, bis nichts mehr von ihm zu sehen ist. Ich sitze auf dem Fenstersims, hinter mir das dunkle Zimmer und vor mir die schier endlose Weite der mondbeschienen Landschaft, darüber ein Meer aus Sternen. Ich nehme noch einen tiefen Zug und schnipse dann die Zigarette hinunter ins Dunkel, sehe noch kurz dem schnell kleiner werdenden Lichtpunkt hinterher und wende meine Aufmerksamkeit dann wieder der Ferne zu.
"Es war nicht immer so, und das weißt du", höre ich aus der Finsternis. Ich bin nicht überrascht, von dort eine Stimme zu vernehmen, zögere trotzdem etwas mit der Antwort.
"Natürlich nicht."
"Du kannst etwas dran ändern, das weißt du."
"Ja. Ich meine, vielleicht. Vielleicht auch nicht."
"Also?"
Und das ist der Punkt, an dem ich anfange, mir wirklich Gedanken zu machen. Ich greife nach der Flasche, die neben mir auf dem Sims steht und nehme noch einen tiefen Schluck, bevor ich antworte.
"Ich habe es mir nicht ausgesucht. Es ist einfach so gekommen. Und weil ich es mir nicht ausgesucht habe, kann ich es auch nicht ändern."
"Du belügst dich doch selbst."
Langsam werde ich wütend auf diese Stimme, die sich ihrer Überlegenheit bewußt ist, die nur allzu gut weiß, dass meine Argumente nur verlogenes Gewäsch sind und die weiß, dass sie nur Recht hat mit allem, was sie sagt.
"Was schlägst du vor, verdammt?", keuche ich wütend hervor, Angriff ist die beste Verteidigung, so sagt man jedenfalls. "Soll ich mir morgen einen feinen Anzug anziehen und den Leuten wie auf Kommando die Hände schütteln? Ist es das, was du von mir willst? Dass ich zu einer hirnlosen Maschine mutiere, Lächeln hier, Komplimente da? Wie stellst..."
Ich breche mit im Satz ab, ich weiß selber nicht mehr, was ich in dem Moment hatte sagen wollen und es ist mir auch egal, meine Worte scheinen an dem Menschen, der hinter dieser Stimme steckt, abzuperlen wie Öl und ich weiß selbst, warum sie nicht ihre Wirkung entfalten, glaube ich doch selbst längst nicht mehr daran.
"Nein, natürlich nicht. Du solltest nur mal über deine Situation nachdenken, wirklich nachdenken. Denk dran, du kannst nicht ewig hier rumsitzen, dich hinter dem Rauch deiner Zigarette verstecken und deinen Problemen im Nebel deiner Trunkenheit versuchen zu entfliehen.
Denn du wirst immer von ihnen eingeholt werden, bewegst du dich nicht endlich aus dieser Misere heraus."
"Das weiß ich doch. Weiß ich doch.", wiederhole ich, und es klingt wenig glaubwürdig irgendwie und ich fange langsam selbst an zu zweifeln, was es ist wirklich ist, was ich noch glaube, weiß oder gar will. Aber ich weiß eines genau, ich bin durchschaut.
"Du bist dir dessen also bewußt. Doch was tust du?"
"Es wird schon! Eines Tages.", entgegne ich hitzig. "Es ist ja nicht so, dass ich das alles alleine ändern kann."
"Wenn du meinst.", höre ich die Antwort. Die Stimme scheint einen Hauch Resignation zu enthalten. Es sieht so, als würde ich doch noch die Oberhand gewinnen.
Wie um meinen Triumph zu feiern, greife ich erneut zur Flasche neben mir, doch bin ich zu ungeschickt, sie rutscht vom Sims ab und fällt in die Tiefe, die sich unter mir auftut. Noch bevor ich das Geschehene wirklich realisiert habe und bevor ich den Aufprall vernommen habe, stoße ich mich mit den Händen ab und gleite der Flasche hinterher, hinunter ins Ungewisse. Hinter mir höre ich noch ein leichtes Seufzen.

 

Hallo kristoffer!

Nuja ... leider wird nicht klar, wem diese Stimme gehört oder ob sie sogar eigentlich Teil eines inneren Monologs ist. Das ist mE allerdings wichtig für den Text ... Die Charakterisierung könnte noch stärker sein. So erfährt man kaum etwas über den Prot, trotz des Dialogs. Und der Schluss - Selbstmord oder Gedankenlosikeit, endgültige Flucht vor der Stimme? Egal, was davon zutrifft, Du könntest auch das mE noch stärker herausarbeiten oder den Schluss gleich umschreiben, es Dir und dem Prot nicht so einfach machen. Selbstmordgeschichten gibts wie Sand am Meer. Ansonsten ganz flüssige, angenehm lesbare Umsetzung.

schöne Grüße
Anne

 

Hey,

danke für's Lesen, aber
a) hat das Ganze nichts mit Selbstmord zu tun
b) wäre es unsinnig, den Menschen, der hinter der Stimme steht zu beschreiben oder es seinem Gewissen zuzuschreiben, denn diese Stimme ist quasi eine Metapher
und
c) denke ich, dass ich das Hauptmerkmal des Charakters schon fast überdeutlich herausgearbeitet habe.

Aber trotzdem danke für das Feedback.

kristoffer.

 
Zuletzt bearbeitet:

Hallo kristoffer,
ich habe die Geschichte für mich so gedeutet, dass die Stimme das Gewissen des Prots verkörpert, bezw. sein Unterbewusstsein, dass versucht, ihn aus seiner negativen Haltung herauszubekommen.
Allerdings ging es mir wie Maus, ich habe den Schluss auch als Selbstmord interpretiert. Was soll es denn deiner Meinung nach sein?
Dein Schreibstil hat mir sehr gut gefallen.

Was bedeutet der Titel deiner Geschichte? Ein Datum?
Viele Grüße
Blanca :)

 

Nunja, man kann es indirekt vielleicht als sein Gewissen benennen, auch wenn ich was anderes gemeint habe, aber das ist denke ich nicht so sehr von Belang bzw auch irgendwie was Privates.
Und der Schluss ist definitiv nicht als Selbstmord gemeint, nicht als wirklichen jedenfalls, eine Art moralischer Selbstmord - er zieht es vor, nichts zu ändern, lässt sich quasi in ein Loch fallen, zu seiner Zigarette und seinem Alkohol.
Aber danke für das Kompliment an meinen Schreibstil, das freut mich.
13.12 ist eigentlich eine Uhrzeit, als ich die Geschichte zum zweiten Mal überarbeitet hatte, wollte ich sie danach nach der entsprechenden Uhrzeit benennen, schaute auf die (nicht digitale) Uhr und voilà, irgendwie kam's dann zu 13.12, was im Bezug auf die nächtliche Stunde, in der die Story spielt, nicht wirklich Sinn macht, aber - mir gefällt der Titel auch irgendwie, wird nicht geändert.

kristoffer.

 

Hallo kristoffer,


Und der Schluss ist definitiv nicht als Selbstmord gemeint

dann solltest du ihn umschreiben, denn ich bin jetzt schon der dritte, der ihn so gedeutet hätte.

Was die Stimme angeht, hätte ich auf den Vater des Prot getippt.

Nunja, man kann es indirekt vielleicht als sein Gewissen benennen, auch wenn ich was anderes gemeint habe, aber das ist denke ich nicht so sehr von Belang bzw auch irgendwie was Privates.

willst du uns nun etwas erzählen, oder etwas verheimlichen? In letzterem Fall würde sich meiner Meinung nach eine Veröffentlichung hier im Forum erübrigen.

13.12 ist eigentlich eine Uhrzeit, als ich die Geschichte zum zweiten Mal überarbeitet hatte, wollte ich sie danach nach der entsprechenden Uhrzeit benennen, schaute auf die (nicht digitale) Uhr und voilà, irgendwie kam's dann zu 13.12, was im Bezug auf die nächtliche Stunde, in der die Story spielt, nicht wirklich Sinn macht, aber - mir gefällt der Titel auch irgendwie, wird nicht geändert.

Musst du ja auch nicht zwangsweise ändern, nur weil es Schwachsinn ist (sorry, aber ich möchte es einfach deutlich sagen).

Aber erwarte nicht, dass ich mich mit einem Text auseinandersetze, der zum einen Geheimnisse enthält, die mich laut Autor nichts angehen (weil privat) und der zum anderen Dinge aufweist, die der Autor selbst für unsinnig hält, aber trotzdem beibehalten möchte.


Viele Grüße
Tom

 

Hallo Tom,

ich werde das Ende garantiert nicht umschreiben, nur weil das die Leute nicht begreifen.

Und nein, es ist nicht der Vater, ich bin nicht Cat Stevens, you know...
Es geht hier nicht darum, irgendetwas zu verheimlichen, eher noch hatte ich meine bestimmten Intentionen, meine bestimmten Assoziationen etc. bei dem Ding, und dass ich das hier veröffentliche heißt dann doch trotzdem nicht zwangsläufig, dass ich das alles offen darlege, oder? Interpretiert die Stimme ruhig als sein Gewissen etc., denn interpretieren kann man für sich, was man will, auch wenn's vom wirklich Intentionierten abweicht.

Zu der Sache mit dem Titel:
Musst du ja auch nicht zwangsweise ändern, nur weil sich jemand drüber echauffiert (sorry, aber ich möchte es einfach deutlich sagen).
Ich weiß ja nicht, ob du in Titeln gerne eine größere Bedeutung hast oder vielleicht gar etwas, was die Geschichte zusammenfasst, ihren Hauptgedanken darstellet, aber ich muss sagen, dass mir persönlich das egal ist - es kann schließlich auch eine Bedeutung allein für mich haben, right?

Und zu deinem letzten kleinen Absatz - erstens enthält so gut wie JEDE Kurzgeschichte Geheimnisse (z.B. die Myriaden, in denen nicht klar wird, wer der Protagonist ist oder in denen, bei denen man nicht die Vorgeschichte bestimmer Hauptpersonen kennt etc. etc.) und zweitens muss ich sagen, dass der Titel weder groß etwas zur Geschichte beiträgt noch sie in irgendeiner Weise beeinflußt. Von daher - was macht's schon?

Aber immerhin, naja, danke... äh, für's Lesen.

kristoffer.

 

Hallo kristoffer,


deine Argumente erscheinen mir soweit richtig zu sein, da kann und will ich gar nichts gegen sagen.

Was mich stört ist einfach nur folgendes:
Wenn ich mich ernsthaft mit einem Text auseinandersetze, dann versuche ich zu verstehen, was der Autor sagen will. Jetzt ist da ein seltsamer Titel, und da denke ich dann drüber nach, was der bedeutet. Und der Witz ist, das kann ich mir sparen, weil ich keine Chance habe, es herauszufinden.

Klar müssen nicht alle Geheimnisse gelüftet werden, muss nicht alles für jeden Leser ersichtlich sein. Aber wozu etwas schreiben, das niemand durchschauen kann? Ich als Leser fühle mich da ein wenig verarscht. Wenn du weißt, dass der Text oder Teile davon nur für dich Sinn machen, wozu präsentierst du den Text oder diese Teile dann anderen? Was soll das bringen?

Meine ganz persönliche Meinung ist, dass ein Autor auch an den Leser denken sollte, und ich habe ein wenig den Eindruck, dass dir der Leser ziemlich Wurscht ist. Klar kann man es nie allen Recht machen, aber solche unlösbare Rätsel (wie der Titel) machen bestimmt nicht vielen Lesern Spaß - jedenfalls nicht, wenn sie nach einigem Grübeln gesagt bekommen, dass sie es eh nicht herausfinden konnten (behaupte ich mal).


Viele Grüße
Tom

 

Zuerst die Frage:
Wieso zur Hölle sollte ich an etwaige Leser denken? Wenn ich schreibe, dann weil es mein dringenstes Bedürfnis ist, etwas zu schreiben, MEINEN Gefühlen, Gedanken etc. freien Lauf zu lassen und nicht um irgendwem zu beweisen, dass ich das kann.
Es stört mich deshalb auch nicht weiter, dass ich, wenn ich meine Geschichte präsentiere, dann kein postives Feedback bekomme, da ich selbst einschätzen kann, inwiefern mir das alles gelungen ist. Es ist nur immer interessant, die Meinung anderer Leute zu meinen Gedanken zu erfahren.

Und zum Titel, dazu muss ich sagen, dass die Diskussion eigentlich sinnlos ist und ich persönlich 13.12 einfach besser finde als 'Mitternacht', was der ursprüngliche, reichlich kitschige Name der Story war. Punktausende. Wenn sich jemand drüber wundert, was das bedeutet - dann soll er halt fragen, ich stehe da Rede und Antwort.

Je vous prie de recevoir mes meilleurs salutationes,
kristoffer.

 

Wieso zur Hölle sollte ich an etwaige Leser denken?
Ähm, weil du hier veröffentlichst und es damit selbst an Leser heranträgst?
Wenn ich schreibe, dann weil es mein dringenstes Bedürfnis ist, etwas zu schreiben, MEINEN Gefühlen, Gedanken etc. freien Lauf zu lassen und nicht um irgendwem zu beweisen, dass ich das kann.
Warum postest du dann hier? Warum sollte ich etwas lesen, was eigentlich gar nicht für mich als Leser bestimmt ist?
Es stört mich deshalb auch nicht weiter, dass ich, wenn ich meine Geschichte präsentiere, dann kein postives Feedback bekomme, da ich selbst einschätzen kann, inwiefern mir das alles gelungen ist. Es ist nur immer interessant, die Meinung anderer Leute zu meinen Gedanken zu erfahren.
kg.de ist aber kein Forum zum Präsentieren von Geschichten, sondern eins, um sein Schreiben zu verbessern - dazu sind die Kritiken da - nicht, weil die Kritiker sich gerne reden hören.

Übrigens habe ich den Schluß ebenfalls als Selbstmord, als relativ unmotivierten Selbstmord, verstanden - aber da dir das ohnehin egal ist, waren das schon fast zu viel der Worte zur Geschichte, und was ich sonst noch herausgelesen habe, behalte ich für mich, für mich, und nur für mich.

 

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