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18.52, Privatnotiz

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23.12.2003
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18.52, Privatnotiz

18:52, Privatnotiz

Das, war mir am meissten Spass gemacht hatte, war das Töten. Besonders, wenn meine Opfer litten. Dieser flehende, verzweifelte Ausdruck in ihren Gesichtern.. Das war die Essenz der reinen Angst. Es machte mich an, sie erst zu erschiessen, wenn sie vor Panik und Schmerzen fast wahnsinnig waren.
Sie verfolgen mich oft in meinen Träumen. Sie machen mir Vorwürfe mit ihren zerschossenen Gesichtern.Schweissgebadet wache ich dann auf.

Es gab auch gute Zeiten. Im Lager. Die Ausbildung war fast wie der Sportunterricht in der Schule, nur viel härter. Wir wurden spielerisch auf das Töten konditioniert. Wir lernten, zu hassen. Und in den späteren Einsätzen lernten wir, erst Freude, dann Ekstase beim Töten zu empfinden.

Später habe ich gelesen, dass es eine normale Reaktion des Geistes ist. Um diese schreckliche Belastung des Krieges zu ertragen, stumpft das Gehirn zuerst gegen den Schrecken ab. Mit der Zeit entwickeln manche auch Lust am töten.

Nicht alle von uns schossen zurück. Wer floh, wurde direkt erledigt. Von den eigenen Leuten.
Wer am Ende des Kampfes noch vollständige Munition in den Gewehren hatte, wurde etwas später hingerichtet, nach dem Einsatz.
Sie mussten sich in Reihen aufstellen, wurden als Feiglinge deklariert und vor unseren Augen nacheinander umgebracht. Viele waren noch nicht mal zehn, manche wussten gar nicht, was los war, bis zuletzt. Ich werde nie den Ausdruck in ihren Augen vergessen, als sie in einer ordentlichen Reihe vor uns standen.
Es waren alles noch Kinder...

Nach der dritten Hinrichtung gab es keine Feiglinge mehr. Wir waren die Elite, und wir waren auf eine perverse Art stolz darauf.

Im nachhinein Frage ich mich, wie ich so etwas tun konnte. Spass am Töten...
Ich bin ein gebrochener Mann. Ich bin kaputt, zerstört. Unwiederruflich. Mein Körper und eine Hand voll der anderen haben überlebt, als der Krieg für beendet erklärt wurde. Doch unsere Seelen waren schon lange Tod.


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26.12.2003

 

Hallo Seth,

auch in diesem Text finden sich die Groß/Klein und ss/ß Fehler.
Vom Aufbau her finde ich den Text gelungen. Der Drill von Kindern zu Soldaten ist oft unbarmherzig.
Allerdings erscheint er mir der Text auch eher wie eine Notiz, denn wie eine Geschichte, eher wie ein Stichpunkt zu etwas, das erst noch eine Geschichte werden möchte.

Lieben Gruß, sim

 

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