3 Stunden später
3 Stunden später
an diesem Morgen hätte die Welt wohl wieder grau ausgesehen, deshalb beschloss sie, aufzustehen. Sie rollte sich aus der alteingelegenen Kuhle im Bett, welches viel zu groß für sie war. Sie schlüpfte in die warmen Pantoffeln die nicht ihre waren und schlurfte in die Küche. Sie ließ Wasser in die Glaskanne der Kaffeemaschine, schüttete die Hälfte daraus zurück ins Becken, füllte den Filter mit Kaffeepulver und schaltete die Maschine ein. Abgestandener Kaffee schmeckt alt, dachte sie, und ging ins Bad. Nach einem kurzen Blick in den Spiegel, an dessen Rand noch seine Fingerabdrücke zu sehen waren, griff sie in das kleine Regal über dem Waschbecken und holte ihren Zahnputzbecher mit den Zahnbürsten heraus. Eine legte sie an den Waschbeckenrand. Die dunkelblaue mit dem roten Streifen. Ihre Borsten waren verbraucht und an ihrem Griff hafteten noch weiße Schlieren eingetrockneter Zahncreme. Zwei Zahnbürsten. Eine für sie, und eine für
3 Stunden später
schaltete sie den Fernseher ab und räumte die zwei leeren Tassen vom Tisch. Die unbenutzte stellte sie zurück in den Schrank. Vielleicht würde er Kaffee wollen, wenn er später heimkam. Ihre Schläfen begannen zu pochen, und sie schloss die Augen. Wenn er heimkam, würde er auch etwas zu Essen haben wollen, die Arbeit im Büro konnte in der Vorweihnachtszeit sehr anstrengend sein. All der Papierkram. Sie musste das Essen vorbereiten, bevor er nach Hause kam. Sie hatte auch noch einige Hausarbeit zu erledigen, denn der Staub sammelte sich auf allen möglichen Oberflächen. Auf dem kleinen dunklen Couchtisch, den sie gemeinsam für ihr Wohnzimmer ausgesucht hatten. Der aus Glas gefiel ihr besser. Der Schmutz wartete, und der ganze Papierkram im Arbeitszimmer
3 Stunden später
setzte erneut der Schneefall ein. Die dunkelroten Vorhänge am Fenster ließen nicht viel Licht durch, das weiße Rauschen flimmerte durch den kleinen Spalt, den der Vorhang nicht bedeckte. In ihm war alle Gefühlsleere der Stadt zu sehen, glaubte sie, und drehte die Heizung auf. Eine Weile noch schaute sie durch den Spalt auf die blendende Leere nach draußen, dann zupfte sie am Vorhang und das Winter- Wunderland verschwand aus ihrem Wohnzimmer. Ihre Augen brannten, und sie wischte die Feuchte in ihnen unbedacht mit ihrem Handrücken beiseite. Während der Zuckerwind weiter gegen ihre Hauswände peitschte, holte sie die Kekse aus dem Ofen und ließ sich den süßen Geruch mit der Hitze in der Küche vermischen. Widerlich, dachte sie. In diesem Moment wünschte sie sich, den Kloß in ihrem Hals einfach ausspucken zu können. Denn es schmerzte.
3 Stunden später
wärmte sie sich ihre Hände an der glühenden Teetasse. Nachdem sie einen kleinen Schluck daraus genommen hatte, betrachtete sie, wie ihr kleines verschwommenes Gesicht sich in der Oberfläche des Tees spiegelte. Alt. Wie abgestandener Kaffe, der sein Aroma verloren hatte. Die Sonne hatte sie heute nicht gesehen, aber es würde nicht mehr lange dauern, bis sie wieder unterging. Und dann würde die Nacht kommen. Die schlafraubende Göttin der Dunkelheit. Hätte sie sich selbst gesehen, hätte sie das immer kleiner werdende Knäuel auf der beigefarbenen Couch nun kaum noch als ihren eigenen Körper ausmachen können. Der Tag verging, ohne dass sie die Wartenden erlöste. Er verging, und sie bereute nicht.
Das Telefon klingelte.
Sie ließ es klingeln.