A dream within a dream
A dream within a dream
Es war, als riefe ihn etwas fort. Der Ruf müsste jedoch ein Stummer gewesen sein, denn die Musik und das Lachen, das der Wind zu ihm herüber trug, gehörten zu dem Fest, das er eben erst verlassen hatte. Dort hatte er mich mit der Comtesse d’Agout unterhalten. Sie hatten über Molière geplaudert und die anstehende Theatersaison, und er hatte in ihrer turmhohen, gepuderten Perücke ein kleines grünes Blatt entdeckt, das sie nun mit sich spazieren tragen würde, bis es ein Galan mit besseren Manieren entdeckt.
Er stieg im Dämmerlicht schroffe Felsstufen herab. Unter den Bäumen war es dann so dunkel, dass er sich die nächsten Schritte ertasten musste.
Vielleicht war es der Anblick des satten grünen Blattes in der weißen Perücke gewesen, der ihn fortgetrieben hatte.
Möglicherweise war es auch nur Eitelkeit, dass ich ihn von der Gesellschaft entfernte. Damit man ihn bei seiner Rückkehr fragte wohin und warum er gegangen sei und er mich geheimnisvoll geben konnte.
Vielleicht war es tatsächlich schlicht das Bedürfnis gewesen wenigstens eine Weile alleine zu sein und die Gesellschaft anderer Menschen zu fliehen. Seltsam, dass man sich zumindest selbst nicht genug kennt, um den Motiven für die eigenen Handlungen zu trauen, als wäre man sich mit einem Male selbst fremd.
Solche Gedanken im Kopf wägend hatte er das Ende der Treppe erreicht und stand am Felsenufer des Flusses. Er trat aus dem Schatten der Bäume und vor ihm lagen unter einem roten Abendhimmel direkt aus dem Malkasten der Natur idyllisch Fluß und Wasserfall.
Ständiges Rauschen und ein feiner Wasserfilm erfüllten die Luft.
Unmittelbar unter dem Wasserfall befand sich eine Insel, so winzig, dass außer einigen Büschel Gras, zwei Büschen und einer schlanken Birke nichts darauf wuchs. Während er herüber blickte, bemerkte er dort eine Bewegung. Das erregte seine Aufmerksamkeit und indem er genauer hinsah, bemerkte er die Frau.
Eben trat sie aus dem Schatten eines der beiden halbhohen Büsche, bückte sich und stieg aus ihrem Kleid.
Sie selbst hatte ihn nicht gesehen. Einer Eingebung folgend trat er einen Schritt zurück, bis er mit der Schulter den Stamm eines Baumes berührte, mit dessen Schatten er verschmolz. Dabei ließ er die Frauengestalt auf der Insel nicht aus den Augen, als wäre sein Blick ein Netz, in dem sie sich verfangen hätte.
Sie streifte noch die Socken von den Füßen und war nun ganz nackt. Unweit der Stelle wo sie stand, gab es einen Felsvorsprung im Wasserfall, der diesen teilte. Er musste vom Jahrtausende langen Widerstehen des nassen Elements ausgehöhlt worden sein, so dass sich das Wasser in der Mulde sammelte, schließlich überlief und eine Imitation des großen Wasserfalls bildete.
Unter diesen Vorsprung trat nun die Frau. Die weiße Haut ihrer langen Beine, der runden Pobacken und des schlanken Rückens schimmerten im Abendlicht.
Sie hielt die ausgestreckte Arme unter das herabfallende Wasser. Sie bespritzte Schenkel und Schultern und ließ es sich über die Brüste laufen. Mit der flachen Hand schöpfte sie Wasser und benetzte die Busen, die etwas größer waren, als dass er sie mit der Hand ganz hätte bedecken können. Sie waren rund und fest und hatten helle Vorhöfe, von denen sich die dunkleren Brustwarzen, die sich durch den Kontakt mit dem kalten Wasser aufgerichtet hatten, deutlich abhoben.
Die Nackte hielt ein Bein unter das fallende Wasser und der ausgestreckte zierliche Fuß verschwand dahinter wie hinter einem durchsichtigen Vorhang und war nur noch als schemenhafter Farbklecks zu erkennen.
Dann hielt sie das andere Bein unters Wasser und schöpfte Wasser über die Oberschenkel, spritzte es sich gegen Hüfte und Bauch.
Gebannt folgte er mit den Augen jeder ihrer Bewegungen. Schließlich trat sie unter das herabfallende Wasser des Felsvorsprungs. Vor Kälte zuckte sie zusammen. Sie machte sich klein und hockte sich hin und wurde wieder hinter dem transparenten Vorhang aus fließendem Wasser zu einem diffusen Wasserklecks. Nur hin und wieder durchbrach ein Ellenbogen oder eine Hand die Barriere.
Er stellte sich vor, dass sie auf die Zähne biß und wartete, bis sie sich an die Temperatur des Wassers gewöhnt hatte. Doch dann blieb sie so lange regungslos hocken, dass er schon fürchtete sie habe ihn entdeckt und hielte sich nun so vor seinen schamlosen Blicken verborgen.
Anstatt wieder zu Sinnen zu kommen, zu erröten und zu gehen, wie es der Anstand gebietet, trat er ganz hinter einen Baum, dass nur noch sein Kopf hervorlugte.
Nach einer Weile erhob sie sich wieder. Sie begann sich die Haare zu waschen. Dabei drehte sie sich auf der Stelle und geriet bei diesem eigentümlichen Tanz manchmal außerhalb des Wasserfalls und er konnte wieder einen Blick auf sie erhaschen, zumindest ein Aufblitzen ihrer Gestalt.
Sie hatte beide Hände im Nacken. Ihre Haare waren braun und die untergehende Sonne zauberte einen kupfernen Schimmer darauf.
Deutlich konnte er ihre Brüste sehen, die leicht auseinander strebten, den sanft gewölbten Bauch samt seinem niedlichen Nabel und das dunkle Dreieck ihres krausen Haares.
Er schloß die Augen und trat aus dem Wasserfall heraus und hinter sie, so nah, dass ihre Pobacken ihn berührten. Von hinten nahm er ihre Brüste in die Hände. Die Finger berührten ihre aufgestellten Brustwarzen. Sie legte den Kopf schief und er küsste ihren Hals.
Ohne es sehen zu können wusste er, dass sie lächelte, als seine Lippen ihre Haut berührten.
Sie drückte leicht den Rücken durch und ihre samtenen Pobacken rieben sich an seinem Glied.
Er legte die Hände auf Höhe ihres Nabels an ihren Bauch und drückte sie sacht gegen sich. Als sie den Kopf in den Nacken legte, berührten sich ihre Wangen.
Dann beugte sie sich langsam vornüber.
Als er die Augen wieder aufschlug, war sie fort. Auf der Insel bewegten sich nur die Blätter der Büsche in der aufkommenden Abendbrise. Der Wasserfall rauschte wie ehedem. Nichts deutete daraufhin, dass er sich nicht alles bloß eingebildet hatte.
Er trat hinter dem Baum hervor und tat einen Schritt vor, aber so angestrengt er auch herüber sah, sein Blick brachte die Schöne nicht wieder zurück.
Als er sich seufzend schon halb zum Gehen umgewandt hatte, hörte er ein Plätschern. Er drehte sich um und sah einen Nachen die Spitze der Insel umrunden. In dem Boot saß eine Frau. Als sie sah, dass er sie bemerkt hatte, hielt sie im Rudern inne und winkte ihm zu.
Freudig erregt stieg er gänzlich zum Ufer herunter, um ihr bei ihrer Ankunft beim Aussteigen behilflich zu sein.
Das Schrillen des Weckers riß ihr den Traum von den Lidern. Die Insel, der Wasserfall und der hübsche Mann hinter dem Baum, der sie beobachtete, keine dieser Erinnerungen überdauerte den Gang ins Badezimmer. Als sie im grellen Licht vor dem Waschbecken stand, blinzelte sie müde eine Frau von Anfang dreißig mit einer Zahnbürste im Mund an.