Was ist neu

Aaliyah

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13.05.2001
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Aaliyah

2. Überarbeitung auf der zweiten Seite

Aaliyah


Was immer gestört hatte, waren die Nebengeräusche. Sie verschluckten in großen Stücken. Daraus war mein Lärm entsprungen. Lauter musste ich das Hauptprogramm drehen, damit es die Nebengeräusche so übertönte, das ich genießen konnte.

Ich lasse das Blatt mechanisch sinken, schaue ins Freie und nehme zittrig meine Lesebrille ab. Die Bilanz eines langen, gottlosen Lebens. Immer noch ziehe ich den Schlussstrich. Weder das Zwitschern der Vögel noch die Kraft der Felsen haben mir jemals zugeflüstert; es war ja nicht einmal kurze Werbeunterbrechung, sondern Nebenprogramm. Nicht mehr, weil ich es so, wie die grobe Masse richtet, eingerichtet hatte. Fast living, hard dying. Ich schnalze mit der Zunge und schüttle den Kopf.

Da sitzt sie. Ich habe sie nicht kommen sehen, obwohl sie bestimmt dagestanden und überlegt hatte, ob meine Anwesenheit in Kauf zu nehmen war. Ob ihr Grad der Versunkenheit Werte erreichte, so dass meine Blicke nicht mehr belästigten. Aber vielleicht war es nicht so gewesen; vielleicht war sie, ohne ihren winzigen Kopf zu heben, zur Bank gelaufen. Die Turnschuhe auf dieser, ihr rundes Kinn auf den Knien und ihre Arme gekreuzt um die Beine geschlungen. So sitzt sie da und schaut ins Leere. Unberührt schön und berührt von allem und jedem. Die Hilflosigkeit, die mich angesichts dessen übermannt, ist bedrückend.

Ihre Art zu leben, steht konträr zu meiner damaligen. Und auch ihre äußerliche Ruhe bildet einen Schwarzweißkontrast zu meinem früheren Verhalten. Age ain´t nothing but a number las ich unlängst in der Zeitung; ich weiß nicht mehr in welchem Zusammenhang.

Heute weiß ich mein Leben richtig zu beurteilen. Die Last, die mich gebückt durch mein greises Leben gehen lassen sollte, erdrückt mich innerlich. Es gibt ja keine Hoffnung mehr. Trotzdem pocht mein altes Herz nach Wiedergutmachung. Ich hatte die Dinge falsch bezeichnet. Als Nebengeräusche oder Nebenprogramme in eine Klasse mit schlechtem Namen abgeschoben, hatte ich das Wesentliche erstickt, um selbst daran zu ersticken. Ich ersticke, ja. Noch sind es zu zügelnde Asthmaanfälle. Zwischendurch erreicht mich wieder Sauerstoff. Doch die Agonie hat begonnen und der Ausgang ist vorbestimmt.

Damals als ich Aaliyah kennenlernte, war sie äußerlich auffallend, aber letztlich eine von vielen. Ihre jugendliche Arroganz lernte ich jedoch auf mich zu nehmen. – Sie sitzt immer noch gequält auf der Bank und lebt in Gedanken. – Es war ein wunderschöner Tag, der etwas besonderes an sich hatte. Süßliche Luft geschnitten von gelegentlicher Frische. Ein Klima, das mich in den Süden versetzte. Ich war ehrlich beeindruckt und kindlich erfreut. Und suchte es zum Ausdruck zu bringen, brachte es aber nur plump zustande. Keinen Moment lang hatte ich die Absicht, Small Talk vom Zaun zu brechen, wie man es von Menschen meines Alters gewohnt war. Sofort spürte ich, dass sie nicht die Besonderheit nachfühlen konnte, denn sie war ja nicht einmal offen dafür. Ich roch ihren frischen Schweiß. Aaliyah hob ihren Blick, schaute kurz in die Sonne und antwortete mit einem langen Ja und einem kurzen Lächeln.

Und das ist nur eine der zahlreichen Erlebnisse, die mein jetziges Leben bestimmen, ihr Leben streifen. Bislang bin ich erfolglos. Sie ist zugesperrt.

Aaliyah. Wenn ich sie so dasitzen sehe, völlig in sich gekehrt und einsam, wünsche ich mir, ihr nahe zu sein. Ganz egal, ob als Bruder, Vater, Großvater oder als ihr Mann. Abhängig von der jeweiligen Situation würde ich verschieden auf sie wirken. Vielleicht auch nur als alter, an der weiblichen Jugend erfreuter Greis eine Parabel zum Besten geben. Ich bin niemals jemand gewesen, der behauptet, genau zu wissen, was eine Frau braucht. Über solche Dinge dachte ich nie nach. Bei Aaliyah ist es neu. Ich habe das Gefühl durch ihr Verhalten, durch ihre nicht allzu gefestigte Fassade hindurchsehen zu können. Was sie denkt, steht mir auf den Lippen geschrieben; jedoch spreche ich es nicht aus, da ihre Apathie mich jedes Mal wieder schwächt. Aaliyah schenkte mir den Mut, den ich nie zuvor hatte; und sie nimmt ihn, wann immer sie will.

Nur ein einziges Mal hatte ich sie ausgelassen und sorgenfrei gesehen. Eine stille Zufriedenheit, keine große Freude umgab sie damals. Im „Multimedia“-Raum saß sie, und ich beobachtete sie unbemerkt. Eine junge Sängerin – mit langem, wild-braunen Haar – stand auf der Bühne und sang aus voller Kehle ihren Schmerz über eine gescheiterte Beziehung hinaus. Aaliyah sang mit halblauter Stimme Wort für Wort in einem klaren, makellosen Englisch mit. Halblaut bedeutete hier, dass sie die Lautstärke der Sängerin erreichte. Es war ein inspirierendes Duett. Die eigene Stimme der Lady on Stage im Einklang mit Aaliyahs Worten, die nicht den Akzent der Künstlerin zu imitieren suchten. Ich verliebte mich in dieses Bild. Bei aller Ernsthaftigkeit und anklagender Brutalität dieses Liedes war Aaliyah entspannt und zu einem gewissen Grad verspielt. Sie beobachtete singend die Künstlerin und ließ sich besonders von ihren öffnend-schließenden Nüstern einlullen. Nach dem Lied bedankte sich die Kanadierin mit einem „Thank you – Danke.“ und Aaliyah quiekte und sprach zu sich selbst: „Wie ein Pilot über Lautsprecher, der den Passagieren seine Seriosität und Professionalität verkaufen möchte!“ Es war dieses eine Mal, dass wir zusammen lachten; ich musste lediglich Acht geben, dass sie mich nicht bemerkte.

Sie springt lustlos von der Bank und geht auf und ab, ihre Arme mitschwingend, bis sie mich auf meinem Balkon entdeckt. Ich lächele sie an; sie reagiert etwas verlegen, lächelt aber erzwungen zurück. Aha – heute könnte sie mich also in der Luft zerfetzen. So beschließe ich meinen Mantel und meine Zigaretten zu packen, um ihr einen Spaziergang anzubieten.

Mit zwei Kaffees nähere ich mich vorsichtig. Sie läuft nun ziemlich schnell auf und ab; dann bemerkt Aaliyah mich, mustert mich von oben bis unten und bleibt schweigend stehen. Sie schaut entnervt weg und zieht die frische Luft hinein, als ob diese ihr die nötige Geduld liefern könnte. Die kühle Frische hat ihr eine königliche Blässe ins Gesicht gezaubert, die umrahmt von der Dunkelheit ihrer Garderobe besonders leuchtet. Ihre Nase ist rot angehaucht. Sie liebt Kaffee und kann ihn sichtlich gut gebrauchen. So gehe ich bestimmt auf sie zu, halte ihr den Kaffee unter die Nase – ach, wie genüsslich sie einmal den Duft einatmete, als er aus der Küche lugte – und sage so harmonisch wie möglich: „Ein Kaffee im Tausch gegen einen kleinen Spaziergang, Madame?“ Kurz flammt ein Lächeln auf; mit der linken Hand durch ihr Gesicht streichend versucht sie es zu verbergen. Dann lächelt sie den Kopf leicht schüttelnd wieder, und scheinbar unterdrückt sie sogar ein Lachen. Sie zieht mir den Kaffee aus der Hand und marschiert in schnellem Gang voraus. Ich folge ihr mit einem kleinen Abstand. Sie nippt vorsichtig am heißen Getränk und spielt mit dem Gestrüpp der Büsche. Aaliyah macht nicht gerne die Betreuerin; viel zu anstrengend ist es für sie mit den alten Herrschaften Gespräche zu führen, da sie noch nicht einmal privat viel aus sich heraus geht. Ich habe ihr klar gesagt, dass ich sie nicht als Gesellschafterin brauche. Sie fühlt sich in meiner Gegenwart nicht dazu verpflichtet, irgendetwas daherzuplappern.

Sie summt die Humoreske Dvoraks, schlürft und atmet tief ein. Dabei bewegt sie ihren Kopf im Rhythmus. Die Humoreske erinnere sie an Kafka. Ein heiteres Musikstück soll an diese Person erinnern; ich kann es nicht nachvollziehen, aber ich habe auch keinen Draht zu Kafka.
„Damals trug ich die weiße Seidenbluse ...“, sie dreht sich um und lächelt gedankenverloren. „Kennst du das? Man sieht ein Bild, welches gleich das Wort Schönheit als Assoziation hervorruft. Ich .. ähm.. in meiner frühen Jugend wollte ich sodann immer das entscheidende Attribut besitzen. Es war ein schwarzer, beschmückter Mann mit einem weißen ... Seidenhemd.“ Dabei verlangsamte sie ihre Sprechgeschwindigkeit stetig. Sie lächelt, greift nach einem sattgrünen Blatt, um es liebevoll zu streicheln. „Die Glätte und auch die Kühle dieses Gewebes verschlucken das Weiche ... beim Tragen. So fasst man es gerne an.“ Sie taucht ihr Gesicht in das buschige Meer von Blättern. „Aber wenn man es trägt ...“ Sie taucht wieder auf und lässt ihre Hände durch die Wellen gleiten. „ ...dann geht das Schönste verloren.“ Sie schaut mich grübelnd an, dann fragend: „Worauf wollte ich nur hinaus? Moment ...“ Leicht erhebt sie ihren Arm, ein Moment des Findens und sie atmet wieder aus. „Na ja, früher wollte ich alles, was mir gefiel, kopieren ... wollte genauso schön sein ... griff leider nur nach einzelnen Komponenten .. und war dann enttäuscht, wenn ich dann nicht die komplette Schönheit erreichte .. oder hatte.“ Ich habe kaum Gelegenheit mich dazu zu äußern. „Das Gesamtbild war schön und ich griff immer nur einen Teil heraus ... hm.“ Sie wirft den halbvollen Becher in einen Müllbehälter und schlägt vor: „Lass uns zum See laufen!“

Das tut sie jedes Mal. Zunächst bietet sie Eintritt in ihre Gedankenwelt und lässt mich dann stehen. Ok, wie du willst, wir gehen zum See. Es ist nicht schlimm, wenn sie von sich erzählt, auch nicht schlimm, wenn sie mich als Spiegel benutzt. Doch habe ich genug von dieser statischen Passivität. In unserer Beziehung ist sie die Herrin. Und sonst ist sie still und verschlossen; nahezu misstrauisch. Thea sieht sie nicht mehr, da sie sich davor fürchtet, den ersten Schritt zur Versöhnung zu gehen. Einfach so abgebrochen, eine jahrelange Freundschaft.

Eine kühle Brise weht durch die Pflanzeninseln dieses Sees. Aaliyah nähert sich diesem, erspäht eine in einer Wasserpfütze stehende Bank und setzt sich prompt. Zig Male habe ich überlegt, wie ich zu ihr durchkommen könnte. Zig Male es dabei belassen. Nun, da wir schon einmal hier sind. Ein Handy besitzt sie nicht. Das Seeufer befindet sich einige Fußschritte vor mir. Ich simuliere einen Herzanfall und lasse mich so authentisch wie mir möglich fallen. Unerwartet und schnell. Kurz darauf sterbe ich und liege wie ein Hund auf Kommando tot da. Erst sieht es so aus, als ob Aaliyah mir helfen möchte. Jedoch bleibt sie stehen und beobachtet mich. Nach noch bescheidener Bedenkzeit schreitet sie näher, mustert mich von oben und beugt sich endlich zu mir nieder. „Es ist keiner da; wie soll ich dir helfen?“ Kein Schock, kein Schrecken und nicht einmal Aufregung. Sie schaut auf den See und stimmt Verdis Requiem an; ich spüre meine ewige Beerdigung auf mich heruntertröpfeln.

 

Hehe, viel Spaß dabei!

Hm, klingt so, als ob es viel zu sagen gäbe... Muss ich mir jetzt Sorgen machen?

 

Uah, ob ich meinem nach "Ruhe" schreiendem überstrapziertem Gehirn heute noch was sinnvolles entlocken kann? Kein Wunder, dass die meisten Mathematiker entweder verrückt oder religiös wurden.

Nein, mach dir keine Sorgen. Ich will dich auch gar nicht weiter verunsichern, schade, dass sich niemand sonst zu deinem ( früheren )Anfang geäußert hat.
Ich weiss auch nicht, warum mir deine ersten beiden Sätze noch nicht 100% gefallen. Vielleicht, weil sie von einem neutralen Blickwinkel aus erzählen und im dritten Satz unmittelbar in die Ich-Erzähler Perspektive münden?

Alternativer Vorschlag:

"Meine Nerven tanzten wild zu den Nebengeräuschen, die dem kanadischen Pianisten die Show stahlen. Mein unterdrückter, innerer Lärm wurde hochgepeitscht. Kein Lauterdrehen half. Der Fernseher war schon alt. Er lamentierte mit mir gemeinsam über die Nebenwirkungen."


Hm...eigentlich gefällt mir dein Anfang doch ganz gut, vergleichsweise. Ich lass den Vorschlag trotzdem mal stehen.
Ich bin eh zu müde, um noch irgendetwas sinnvolles beizutragen.

Die Idee mit den losen Blättern finde ich übrigens gut.

Ich geh jetzt mal an meiner Geschichte weiter schreiben.

 

Hallo Zaza!

nachdem ich mir nun alle drei Aaliyah-Varianten ausgedruckt und aufmerksam durchgelesen habe, konnte ich zumindest schon mal feststellen: die letzte Variante ist zugleich auch die deutlich beste geworden. Die Geschichte wurde lesbarer und kommt mit weniger, für mein Empfinden unnötiger, Verschleierungen aus.

Dann mal absatzweise der Reihe nach:

  • Nach der Überarbeitung ist der erste Absatz mit seinem einführenden Charakter zwar besser geworden, dennoch erscheint er mir noch immer überflüssig bzw. ohne ausreichende Verbindung zum restlichen Geschehen. Weshalb ist er Deiner Meinung nach so wichtig? (Anm.: würde statt "WDR" das neutralere "Fernsehen" wählen. Für evtl. spätere Übersetzungen ins Ausland z.B. Da weiß dann nämlich keiner mehr, was "WDR" bedeuten soll! ;) )
  • Hier kommt für mich die eigentliche Handlung langsam ins Rollen. Und im Gegensatz zu den früheren Versionen erfährt man hier endlich mal, dass der alte Mann Tagebuch schreibt!
    Ich wollte mich nicht binden und halten lassen - eine Selbstanalyse des Ich-Erzählers, auf die der Leser auch selbst kommen wird. Aber nicht mit dieser Begründung, denn die aufgestellte Beziehung: ungebundenes Tagebuch -> ungebundenes und haltloses Leben - wirkt doch eher lächerlich als nachvollziehbar. Würd ich ganz weglassen.
    Der Ausdruck gewann zunehmend eine andere Bedeutung. Zu allgemein. Was kann man sich hier unter "Ausdruck" vorstellen? Der Satz macht den alleinigen Eindruck einer "Brückenfunktion" hin zum folgenden Absatz. Für sich allein stehend bliebe er nichtssagend (und kein Satz sollte nichtssagend sein). Auch diesen Satz würde ich streichen.
    Stilistische Vorschläge: anstelle von "mechanisch": "kraftlos", statt "einnistete": "aufkeimte", oder ähnl. "einnistete" geht mir zu plötzlich; Unruhe kommt nicht von heut auf morgen, wie ein Vogel, der sich einen Nestplatz aussucht.
  • Im dritten Absatz wird näher auf sein vergangenes Leben eingegangen. Manches bleibt unverständlich: "es" schuf einen "Ausgleich". Anscheinend ist das Schreiben des Tagebuchs damit gemeint. Später lässt die "Wirkung" dieses "Ausgleichs" nach. Die Begründung folgt auf den Fuß: sein "Körper" macht den "blinden Aktivismus" nicht mehr mit. Sein "Körper"? Nicht eher sein Geist?
    Es folgen eine anhaltende "Lethargie", schließlich wiederholte Selbstmordabsichten ("Schlussstrich ziehen"). Dann kommt eine kurze lyrische Einlage ("Vögel", "Zimmerpflanze", "Winterabend"), deren Sinn fragwürdig bleibt und irritiert. Erst mit dem folgenden Satz "Ich hatte es so..." (Vorschlag: "Ich hatte es mir so...") fährt man wieder auf gewohntem, an den "Schlussstrich" im vorhergehenden Satz anschließenden Gleis.
  • Den vierten Absatz finde ich einwandfrei und anschaulich formuliert.
  • Den fünften Absatz halte ich für zu sperrig und plakativ. Hier bekommt man als Leser allzu deutlich reingedrückt, wo's langgeh'n soll: Ihr Leben ist "natürlich" konträr zu seinem! Der Ich-Erzähler analysiert auch hier wieder in aufdringlicher Weise und redet von einem "Schwarzweißkontrast" (stilistisch ungeschickter Ausdruck, ebenso "konträr"). Das ist ungefähr so, als müsste mir eine Blume erst erklären, dass sie schön sei. Ich würde mehr darstellen, weniger erklären!
    Warum ist der Zeitungstitel gerade englisch, obwohl ein deutscher hier doch viel naheliegender wäre?
  • Stil: "Doch die Agonie hat begonnen, [...]" wirkt ungeholfen. Besser: "Doch ich kämpfe mit meiner aufkommenden Agonie,". Anstelle von "Ausgang" besser "Ende". Ansonsten: Okay!
  • "wie man es von Menschen meines Alters gewohnt war." Vorschlag: "Sie wirkt wie zugesperrt." Frage: Worauf antwortet Aaliyah hier mit ihrem "Ja"?
  • "erfreuter Greis, eine Parabel..."; Vorschlag: "Bei Aaliyah ist es anders."; "Kopfgeburten; Ich bin offen" (weil vollständiger Satz); "Gefühl, durch ihr Verhalten, ..."; zu "Apathie" fehlt mir noch ein passendes Adjektiv; "Nein, wann immer sie ist." - bei dieser Korrektur stoße ich auf Verständnisschwierigkeiten.
  • "Es war ein inspirierendes Duett." - unnötige Bewertung; "zu imitieren suchte." - ich würde hier nicht plötzlich Aaliyahs Worte personifizieren, wenn jemand den "Akzent der Künstlerin" nicht "zu imitieren" versucht, dann ist das Aaliyah und nicht ihre Worte! "Brutalität" würde ich weglassen, einfach nur: "Anklage"; "Außenreize" - besser: "Reize von außen"
  • Für "...in der Luft zerfetzen" fehlt mir die Begründung, ich kann es nicht nachvollziehen. Ansonsten: Okay.
  • Für mich der schönste Absatz: Die beiden begegnen sich endlich. :shy:
    "Dann lächelt sie den Kopf leicht schüttelnd wieder, [...]" - hier stimmt irgendetwas nicht, oder?
  • Dieser Absatz wirkt durch die vielen Zitate unübersichtlich. Da fände ich eine bessere Gliederung angebracht.
    "Dvorak" mit einem Zirkumflex über'm "r" und einer Tilde über'm "a" (weiß jetzt nicht, wie das auf meiner Tastatur funzt). Und gibt es nur eine Humoreske von ihm? "Sprechgeschwindigkeit" - mit "verlangsamt" ist bereits hinreichend klar, worum es in diesem Satz geht, deshalb besser einfach nur: "Sprechen".
  • Vorschlag: "..., wenn sie mich als ihren Spiegel benutzt." Die plötzlich auftauchende "Thea", die wohl Aaliyahs Misstrauen unterstreichen soll, wirkt auf mich zu aufgesetzt, zu funktionalisiert. Würd ich weglassen oder umschreiben.
  • letzter Absatz: Das Schicksal des Ich-Erzählers wird auf äußerst nüchterne Weise besiegelt. "Nach noch bescheidener..." - "Nach" und "noch" klingen zu ähnlich, zumal so unmittelbar aneinandergereiht.
Das Ende ist eigentlich eine ganze Spur zuuu nüchtern. Auch hätte ich gerne noch etwas mehr über die beiden erfahren. Es fehlt mir an mehr "Unmittelbarkeit", da der Erzähler überwiegend in (entfernten) Erinnerungen schwelgt. Auch baute sich in mir kein Mitgefühl für ihn auf (oder für sie). Dafür scheinen beide dann doch zu einverstanden mit ihrem jeweiligen Schicksal zu sein...


Lieben gruß

die philoRatte

 

Boar, mit Schlussstrich ziehen meine ich keine Selbstmordversuche. Das ist jetzt aber ärgerlich. Und Fragen beantworte ich durch Korrekturen. Erwarte keine direkten Antworten. Nur eins: Beim Tagebuchschreiben entwickelt jeder seine eigenen "Macken". Ich gebe nur wieder, was der alte Kerl sich dabei denkt. Wenns lächerlich erscheint, well, so mags sein. Für mich ist es eine Art von Eitelkeit. Umschreiben werde ich deswegen gar nichts, denn es gehört zu ihm. Das ist hiermit Beschluss.

Um den Rest kümmere ich mich heute Abend/Nacht.

 

Versteh ich es dann richtig, dass der gesamte Text ein Tagebuchaufzeichnung ist? Wenn ja: Wie passen dann rein atmosphärische Einschübe wie das "Ich lasse das Blatt mechanisch sinken, ..."? Es erscheint mir irgendwie unwahrscheinlich, dass jemand so etwas für sich selbst niederschreiben würde.
Die Folgerung: "nicht mehr mitmachen" -> "fünf Jahre Lethargie" -> "Schlussstrich ziehen" = Selbstmordabsichten ist doch nicht weit hergeholt, sondern durchaus naheliegend, oder?

 

Nein, ist er nicht. Wie kommst Du darauf?

Bin zu müde, mache es doch erst morgen...

Danke aber fürs Lesen und Kritisieren!

 

Die Folgerung:(...) Selbstmordabsichten ist doch nicht weit hergeholt, sondern durchaus naheliegend, oder?

Hm...was immer ich bei der Geschichte während meines mehrmaligen( und es waren wirklich viele Male ) Lesens gedacht habe: Selbstmordabsichten habe ich nie hineininterpretiert( hineininterpretieren können ).

Aber, na ja, ein jeder liest halt( gott sei dank ) immer etwas anders...

 

Die Folgerung: "nicht mehr mitmachen" -> "fünf Jahre Lethargie" -> "Schlussstrich ziehen" = Selbstmordabsichten ist doch nicht weit hergeholt, sondern durchaus naheliegend, oder?
hehe, nö, ist es absolut nicht ;)
noch jemand hier der d.p.r. drauf hinweisen will?
:lol:

 
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@ b.b.: Doofie... :p

(der Typ aus Lolita hat sich am Ende doch auch die Kugel gegeben, oder? HMPF! :D )

 
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Aaliyah


Auf WDR lief heute eine Sendung über einen kanadischen Pianisten. Sie wurde von einem penetranten Rauschen übertönt. Meine Nerven tanzten wild zu den Nebengeräuschen, die dem eigentlichen Programm die Show stahlen. Der unterdrückte Lärm in mir wurde hochgepeitscht. Kein Lauterdrehen half. Der Fernseher war schon alt. Er lamentierte mit mir gemeinsam über die Nebenwirkungen. Einmal mehr ein Moment des Bewusstseins.

Ich lasse das Blatt mechanisch sinken, schaue ins Freie und nehme zittrig meine Lesebrille ab. Die Bilanz eines langen, gottlosen Lebens. Vor zwanzig Jahren trieb mich die Unruhe, die in mir aufkeimte, zum Tagebuch schreiben. Auf leichten, losen Blättern. Ich wollte mich nicht binden und halten lassen. Verstreut in alle vier Winde. Mein Lieblingsmotto gewann zunehmend eine andere Bedeutung.

Zu Anfang schuf das Schreiben einen Ausgleich. Irgendwann ließ die Wirkung nach. Dann, als mein Körper den blinden Aktivismus nicht mehr mitmachte. Seit fünf Jahren versinke ich in Lethargie. Und ziehe dabei wieder und wieder einen Schlussstrich. Versuche meinem Leben gleich einer Fabel eine Moral zu geben. Weder das Zwitschern der Vögel noch die Kraft der Felsen haben mir jemals zugeflüstert; weder das Zischen meiner vertrockneten Zimmerpflanze noch die Wärme eines kalten Winterabends brachten mich zum Anhalten. Die Poesie eines sehenden Menschen war mir verborgen geblieben. Ich hatte es so wie die große Masse eingerichtet: Fast living, hard dying. Ich schnalze mit der Zunge und schüttle meinen Kopf.

Da sitzt sie. Ich habe sie nicht kommen sehen, obwohl sie bestimmt dagestanden und überlegt hatte, ob sie meine Anwesenheit in Kauf nehmen sollte. Ob sie genug mit sich selbst beschäftigt war, um sich nicht an meinen Blicken zu stören. Aber vielleicht war es nicht so gewesen; vielleicht war sie, ohne ihren winzigen Kopf zu heben, zur Bank gelaufen. Die Turnschuhe auf der Sitzfläche, ihr rundes Kinn auf den Knien und ihre Arme gekreuzt um die Beine geschlungen. So sitzt sie da und schaut ins Leere. Unberührt schön und berührt von allem. Die Hilflosigkeit, die mich angesichts dessen übermannt, ist bedrückend. Immer wieder.

Ihre Art zu leben, steht konträr zu meiner damaligen. Und auch ihre äußerliche Ruhe unterscheidet sich stark von meiner früheren Hast. Sie beobachtet und klassifiziert, ich bemühte mich meinen Charme auszuspielen. Age ain´t nothing but a number las ich unlängst in der Zeitung; ich weiß nicht mehr in welchem Zusammenhang.

Heute weiß ich mein Leben richtig zu beurteilen. Schnell hatte ich zu nehmen gewusst. Die Last, die mich gebückt durch mein greises Leben gehen lassen sollte, erdrückt mich innerlich. Es gibt ja keine Hoffnung mehr. Trotzdem pocht mein altes Herz nach Wiedergutmachung. Ich hatte die Dinge falsch getauft. Als Hintergrundmelodie in eine Klasse mit schlechtem Namen abgeschoben, hatte ich das Wesentliche erstickt, um nun selbst daran zu ersticken. Ich ersticke, ja. Noch sind es zu zügelnde Asthmaanfälle. Zwischendurch erreicht mich wieder Sauerstoff. Doch die Agonie hat begonnen, und das Ende ist vorbestimmt.

Damals, als ich Aaliyah kennen lernte, war sie äußerlich auffallend, aber letztlich eine von vielen. Ihre jugendliche Arroganz lernte ich verständnisvoll auf mich zu nehmen. – Sie sitzt immer noch gequält auf der Bank und lebt in Gedanken. – Es war ein wunderschöner Tag, der etwas besonderes an sich hatte. Süßliche Luft geschnitten von gelegentlicher Frische. Ein Klima, das mich in den Süden versetzte. Ich war ehrlich beeindruckt und kindlich erfreut. Ich suchte es zum Ausdruck zu bringen, brachte es aber nur plump zustande. Keinen Moment lang hatte ich die Absicht, Small Talk vom Zaun zu brechen, wie man es von Menschen meines Alters gewohnt war. Sofort spürte ich, dass sie nicht die Besonderheit nachfühlen konnte, denn sie war ja nicht einmal offen dafür. Ich roch ihren frischen Schweiß. Aaliyah hob ihren Blick, schaute kurz in die Sonne und antwortete mit einem langgezogenen „Ja“ und einem kurzen Lächeln.

Und das ist nur eine der zahlreichen Erlebnisse, die mein jetziges Leben bestimmen und ihr Leben streifen. Bislang bin ich erfolglos. Sie ist zugesperrt.

Aaliyah. Wenn ich sie so dasitzen sehe, völlig in sich gekehrt und einsam, wünsche ich mir, ihr nahe zu sein. Ganz egal, ob als Bruder, Vater, Großvater oder als ihr Mann. Abhängig von der jeweiligen Situation würde ich verschieden auf sie wirken. Vielleicht auch nur als alter, an der weiblichen Jugend erfreuter Greis, eine Parabel zum Besten geben. Ich bin niemals jemand gewesen, der behauptet, genau zu wissen, was eine Frau braucht. Über solche Dinge dachte ich nie nach. Bei Aaliyah ist es anders. Jetzt kann ich mich frei machen für den Lauf meiner Kopfgeburten, ich bin offen. Ich habe das Gefühl durch ihr Verhalten, durch ihre nicht allzu gefestigte Fassade hindurchsehen zu können. Was sie denkt, steht mir auf den Lippen geschrieben; jedoch spreche ich es nicht aus, da ihre Apathie mich jedes Mal wieder schwächt. Aaliyah schenkte mir den Mut, den ich nie zuvor hatte; und sie nimmt ihn, wann immer sie will. Nein, wann immer sie ist.

Nur einmal hatte ich sie ausgelassen und unbekümmert gesehen. Eine stille Zufriedenheit, keine große Freude umgab sie damals. An der Tür zum Multimedia-Raum beobachtete ich sie unbemerkt. Eine junge Sängerin – mit langem, wild-braunen Haar – stand auf der Bühne und sang aus voller Kehle ihren Schmerz über eine gescheiterte Beziehung hinaus. Aaliyah sang mit halblauter Stimme Wort für Wort in einem klaren, makellosen Englisch mit. Halblaut bedeutete hier, dass sie die Lautstärke der Sängerin erreichte. Sie war total in die Vorstellung versunken. Es war ein inspirierendes Duett. Die eigene Stimme der Lady on Stage im Einklang mit Aaliyahs Worten, die nicht den Akzent der Künstlerin zu imitieren suchte. Ich verliebte mich in dieses Bild. Bei aller Ernsthaftigkeit und Anklage dieses Liedes war Aaliyah entspannt und verspielt. Sie beobachtete singend die Künstlerin und ließ sich besonders von ihren öffnend-schließenden Nüstern einlullen. Dabei spielte sie selbst mit ihrer Nase. Es war das einzige Mal, dass ich sie so erlebte: Sie genoss ohne Vorsicht und lebenshungrig. Sie war offen für Reize von außen. Nach dem Lied bedankte sich die Kanadierin mit einem „Thank you – Danke.“ und Aaliyah quiekte und sprach zu sich selbst: „Wie ein Pilot über Lautsprecher, der den Passagieren Seriosität und Professionalität verkaufen möchte!“ Es war das einzige Mal, dass wir zusammen lachten; ich musste lediglich Acht geben, dass sie mich nicht bemerkte.

Sie springt lustlos von der Bank und geht auf und ab, ihre Arme mitschwingend, bis sie mich auf meinem Balkon entdeckt. Ich lächele sie an; sie reagiert etwas verlegen, lächelt aber gezwungen zurück. Aha – heute könnte sie mich also in der Luft zerfetzen. So beschließe ich meinen Mantel und meine Zigaretten zu packen, um ihr einen Spaziergang anzubieten.

Mit zwei Kaffees nähere ich mich vorsichtig. Sie läuft nun ziemlich schnell auf und ab; dann bemerkt Aaliyah mich, mustert mich von oben bis unten und bleibt schweigend stehen. Sie schaut entnervt weg und zieht die frische Luft hinein, als ob diese ihr die nötige Geduld liefern könnte. Die kühle Frische hat ihr eine königliche Blässe ins Gesicht gezaubert, die umrahmt von der Dunkelheit ihrer Garderobe besonders leuchtet. Ihre Nase ist rot angehaucht. Sie liebt Kaffee und kann ihn sichtlich gut gebrauchen. So gehe ich bestimmt auf sie zu, halte ihr den Kaffee unter die Nase – ach, wie genüsslich sie einmal den Duft einatmete, als er aus der Küche lugte – und sage so harmonisch wie möglich: „Ein Kaffee im Tausch gegen einen kleinen Spaziergang, Madame?“ Kurz flammt ein Lächeln auf; mit der linken Hand durch ihr Gesicht streichend versucht sie es zu verbergen. Dann lächelt sie und schüttelt ihren Kopf dabei leicht, scheinbar unterdrückt sie sogar ein Lachen. Sie schnappt sich bestimmt einen Kaffee und marschiert in schnellem Gang voraus. Ich folge ihr mit einem kleinen Abstand. Sie nippt vorsichtig am Kaffee und spielt mit dem Gestrüpp der Büsche. Aaliyah spielt nicht gerne die Betreuerin; viel zu anstrengend ist es für sie mit den alten Herrschaften Gespräche zu führen, da sie noch nicht einmal privat viel aus sich heraus geht. Ich habe ihr klar gesagt, dass ich sie nicht als Gesellschafterin brauche. Sie fühlt sich in meiner Gegenwart nicht dazu verpflichtet, irgendetwas daherzuplappern.

Sie summt die Humoreske Dvoraks, schlürft und atmet tief ein. Dabei bewegt sie ihren Kopf im Rhythmus. Die Humoreske erinnere sie an Kafka. Ein heiteres Musikstück soll an diese Person erinnern; ich kann es nicht nachvollziehen, aber ich habe auch keinen Draht zu Kafka.
„Damals trug ich die weiße Seidenbluse ...“, sie dreht sich um und lächelt gedankenverloren. „Kennst du das? Man sieht ein Bild, von dessen Schönheit man gleich überwältigt ist. Ich .. ähm.. früher wollte ich sodann immer das entscheidende Attribut besitzen. Es war ein schwarzer, herausgeputzter Mann mit einem weißen ... Seidenhemd.“ Dabei verlangsamt sie ihr Sprechen stetig. Sie lächelt, greift nach einem sattgrünen Blatt, um es liebevoll zu streicheln.
„Die Glätte und auch die Kühle dieses Gewebes verschlucken das Weiche ... beim Tragen. So fasst man es gerne an.“ Sie taucht ihr Gesicht in das buschige Meer von Blättern.
„Aber wenn man es trägt ...“ Sie taucht wieder auf und lässt ihre Hände durch die Wellen gleiten. „ ...dann geht das Schönste verloren.“
Grübelnd schaut sie mich an, dann fragend: „Worauf wollte ich nur hinaus? Moment ...“ Leicht erhebt sie ihren Arm, ein Moment des Findens und sie atmet wieder aus. „Na ja, früher wollte ich alles, was mir gefiel, kopieren ... wollte genauso schön sein ... griff leider nur nach einzelnen Komponenten .. und war dann enttäuscht, wenn ich dann nicht die komplette Schönheit erreichte .. oder hatte.“
Ich habe kaum Gelegenheit mich dazu zu äußern. „Das Gesamtbild war schön und ich griff immer nur einen Teil heraus ... hm.“ Sie wirft den halbvollen Becher in einen Müllbehälter und schlägt vor: „Lass uns zum See laufen!“


Das tut sie jedes Mal. Zunächst bietet sie Eintritt in ihre Gedankenwelt und lässt mich dann stehen. Ok, wie du willst, wir gehen zum See. Es ist nicht schlimm, wenn sie von sich erzählt, auch nicht schlimm, wenn sie mich als ihren Spiegel benutzt. Doch habe ich genug von dieser eingefrorenen Passivität. In unserer Beziehung ist sie die Herrin. Und sonst ist sie still und verschlossen; nahezu misstrauisch. Thea sieht sie nicht mehr, da sie sich davor fürchtet, den ersten Schritt zur Versöhnung zu gehen. Einfach so abgebrochen, eine jahrelange Freundschaft. So ängstlich stand sie jeglichem Tun gegenüber.

Eine kühle Brise weht durch die Pflanzeninseln dieses Sees. Aaliyah nähert sich ihm, erspäht eine in einer Wasserpfütze stehende Bank und setzt sich prompt. Zig Male habe ich überlegt, wie ich zu ihr durchkommen könnte. Wie ich sie durchschütteln könnte. Zig Male es dabei belassen. Nun, da wir schon einmal hier sind. Ein Handy besitzt sie nicht. Das Seeufer befindet sich einige Fußschritte vor mir. Ich simuliere einen Herzanfall und lasse mich so authentisch wie mir möglich fallen. Unerwartet und schnell. Kurz darauf sterbe ich und liege wie ein Hund auf Kommando tot da. Erst sieht es so aus, als ob Aaliyah mir helfen möchte. Jedoch bleibt sie stehen und beobachtet mich. Nach einer noch bescheidenen Bedenkzeit schreitet sie näher, mustert mich von oben und beugt sich endlich zu mir nieder. „Es ist keiner da; wie soll ich dir helfen?“ Kein Schock, kein Schrecken und nicht einmal Aufregung. Sie schaut auf den See und stimmt Verdis Requiem an; ich spüre meine endgültige Beerdigung auf mich zart heruntertröpfeln.

 

So, leichte Veränderungen.

Hm, das mit der besseren Gliederung bekomme ich nicht hin, Philoratte. Ich bin da eh absolut mies, wenns um Zitate oder Dialoge und blabla geht. Kannst Du einen Vorschlag machen? Wenn ich das versuche, besser zu gliedern, siehts absolut bescheuert aus.

Vielen Dank an alle!

 

Das ist etwas, worüber man lange reden könnte, Pal. Sehr überlegt, was heißt das schon? Ja, mein Ausdruck hat sich verändert. Meinem Gefühl nach verbessert. Das heißt auch nicht viel. Aber ich lese nun einmal in meinen alten Geschichten einen teilweise sehr naiven Stil heraus. Meine Worte sind heute anders. Ich drücke Gefühle vielleicht wirklich überlegter aus. Das halte ich nicht für eine Schwäche. Die Mathematik lehrt, dass in der Einfachheit Schönheit liegt. Daran glaube ich auch. Und dem versuche ich mich zu nähern. Da kann ich mit überkomplizierten, zwar meiner damaligen Seele entsprungenen Konstruktionen nicht mehr so viel anfangen.

Naja, sag mir Bescheid, wenn ich meine Seele dem Teufel anvertraut habe...

 

"Damals trug ich die weiße Seidenbluse..."; sie dreht sich um und lächelt gedankenverloren.
"Kennst du das? Man sieht ein Bild, von dessen Schönheit man gleich überwältigt ist. Ich... ähm... früher wollte ich sodann immer das entscheidende Attribut besitzen. Es war ein schwarzer, herausgeputzter Mann mit einem weißen... Seidenhemd."
Dabei verlangsamt sie ihr Sprechen stetig. Sie lächelt, greift nach einem sattgrünen Blatt, um es liebevoll zu streicheln.
"Die Glätte und auch die Kühle dieses Gewebes verschlucken das Weiche... beim Tragen. So fasst man es gerne an."
Sie taucht ihr Gesicht in das buschige Meer von Blättern.
"Aber wenn man es trägt..." - sie taucht wieder auf und lässt ihre Hände durch die Wellen gleiten - "...dann geht das Schönste verloren."
Grübelnd schaut sie mich an, dann fragend: "Worauf wollte ich nur hinaus? Moment..."
Leicht erhebt sie ihren Arm, ein Moment des Findens und sie atmet wieder aus.
"Na ja, früher wollte ich alles, was mir gefiel, kopieren... wollte genauso schön sein... griff leider nur nach einzelnen Komponenten... und war dann enttäuscht, wenn ich dann nicht die komplette Schönheit erreichte... oder hatte."
Ich habe kaum Gelegenheit mich dazu zu äußern.
"Das Gesamtbild war schön und ich griff immer nur einen Teil heraus... hm."
Sie wirft den halbvollen Becher in einen Müllbehälter und schlägt vor: "Lass uns zum See laufen!"


Mein Vorschlag.
Nach der Gliederung fiel mir noch auf, dass der drittletzte Satz überflüssig wirkt: Fakt ist doch anscheinend eher, dass er gar keine Gelegenheit hat, sich zu äußern, nicht wahr? Außerdem sehe ich keinen Sinn in diesem Hinweis. Er ist ohnehin offensichtlich und muss nicht erklärt werden.

 

Boar, das ist kein mathematisches Gleichungssystem, in dem man redundante Gleichungen streicht.

Ja, habe gestern glaube ich, die gleiche Gliederung genommen.

 

naja, dann isses halt 'n literarisches Gleichungssystem. Nie davon gehört? :)

naja, der Monolog ist jetzt jedenfalls viieel besser lesbar, möcht ich meinen.

 

Hm, ein literarisches Gleichungssystem? Hehe, dann will ich jetzt sofort wissen, ob Du eine eindeutige Lösung heraus hast! Ach ja, und den Lösungsvektor dann bitte angeben!

Danke für die vielen Hilfen!

 

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