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Abendrot

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21.12.2015
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Abendrot

Das Telefon zeigt eine unbekannte Nummer, und das gefällt mir gar nicht. Schließlich bin ich ein gebranntes Kind. Telefonbelästigung. Keine schöne Sache, wenn man allein wohnt. Doch ich kann dem Klingelton nur selten widerstehen. Dazu bin ich viel zu neugierig. Wenn es wieder so ein ekelhafter Keucher ist, lege ich einfach auf.
Also nehme ich den Anruf an. Aber nur, weil es Montag ist, um zehn Uhr morgens, nach einem öden Wochenende, dessen Höhepunkt darin bestand, dass alle halbe Stunde die Halloween-Kinder klingelten, um "Süßes oder Saures“ zu verlangen.
"Guten Morgen“, sagt eine Männerstimme, "entschuldigen Sie bitte, aber spreche ich mit Christel Eberle? Ich bin Horst Gabler."
"Christel Eberle? Ja, so hieß ich früher mal. Aber wieso ... Horst, sagen Sie, Horst, bist du's?"
"Na, du hast ja schnell geschaltet. Bist immer noch fix und bestimmt fit wie ein Turnschuh."
Der Anruf reißt mich zurück in die Vergangenheit.
Horst, mein Studentenfreund aus dem ersten Semester. Ich hatte ihn mal gefragt, wie er auf mich aufmerksam geworden sei.
"Hübsche Beine. Ich saß hinter dir im Seminar. Du hattest sie immer um die Stuhlbeine geschlungen. Sah richtig sexy aus."
Wir hatten eine unbeschwerte Zeit zusammen, mit vielen Kneipenbesuchen und harmloser Knutscherei. Kurz bevor ich nach Westberlin abdampfte, erfuhr ich, dass er auch noch bei anderen Mädels auf der Pirsch war. Horst also, der Mehrspurige.
"Sag mal, hättest du nicht Lust zu einem Treffen? Wir könnten einen Stadtbummel machen und über alte Zeiten reden. Ich mache gerade eine Erinnerungstour ..."
"Allein? Hast du keine Familie?"
"Doch, zwei Töchter und ein Enkelkind ... Aber ... Meine Frau ist vor drei Monaten gestorben. Nächstes Jahr wollten wir Goldene Hochzeit feiern."
"Oh je, das ist hart … ich weiß, wovon du redest. Wo wohnst du eigentlich?"
"In Rottweil. Aber lass uns das in Ruhe besprechen. Wenn du mir deine E-Mail-Adresse gibst, kriegst du alles erzählt. Du hast doch eine? Jetzt muss ich packen. Ich fahre mit einer Freundin für eine Woche nach Schottland, da habe ich drei Jahre lang als Dozent gelebt."
"Wie du willst. Meine ist ganz leicht zu merken: Christel Punkt Eberle, Klammeraffe, web Punkt de. Da bin ich ja gespannt ..."
Das ist's fürs Erste. Ich wüsste zu gerne, wie er mich aufgespürt hat.

Beim Kaffeetrinken am Nachmittag erzähle ich meiner Schwester von Horst. Wir wohnen im gleichen Viertel, nur wenige Straßen auseinander. Seit sieben Jahren lebe ich jetzt allein in unserem Dreifamilienhaus. Seit Egons Tod. Oben ist alles vermietet. Ich wohne in der Fünfzimmerwohnung im Parterre. Ich könnte hier an eine Studentin vermieten , aber das will ich nicht, auch wenn die Stadtverwaltung immer wieder an uns ältere, alleinstehende Mitbürger appelliert.
"Ist ja nicht schlecht, wenn du mal wieder neue Leute triffst, auch wenn's eigentlich die alten sind. Wird bestimmt lustig. Will er hier Urlaub machen? Kannst ihn gerne zum Kaffee bei mir mitbringen."
Meine Schwester ist mindestens so neugierig wie ich.
"Ich weiß noch gar nichts Genaues. Jetzt ist er erst einmal eine Woche in Schottland, mit einer Freundin."
Meine Schwester zieht die Augenbrauen hoch, sie verkneift sich eine Bemerkung. Ich weiß aber, was sie gerne sagen würde.

Nach vierzehn Tagen beginnt ein lebhafter E-Mail-Verkehr. Das Wiedersehen verschieben wir aufs Frühjahr, wenn der Flieder wieder blüht, wie Horst, der alte Charmeur, scherzhaft formuliert. Er will ganz viel wissen aus meinem Leben, wie früher. Ich krame in alten Fotoalben, schüttle den Kopf über unsere damaligen langen Mähnen, meine riesengroße Brille und die Miniröcke. Bin das wirklich ich mit der Stoffwindel als Kopfschmuck und dem bodenlangen, geblümten Folklore-Kleid? Ach, das war natürlich ein paar Jährchen später, so um die Siebziger herum, als auch an unserer Uni etwas verspätet die Achtundsechziger auftauchten.
Einmal schickt Horst eine Liste zum Ankreuzen, da geht es um Fragen wie Musikgeschmack, Lieblingsgerichte und Lesegewohnheiten und, fett gedruckt, um Reiseziele. Über Geld oder anderes Hab und Gut will er von mir nichts wissen. Da erwähnt er nur, dass er nach seiner Pensionierung in seinem Haus wohne. Es sei viel zu groß für ihn allein. Wahrscheinlich werde er es seinen Töchtern und dem halbwüchsigen Enkel überlassen. Die könnten dann das Grundstück besser pflegen und er habe mehr Zeit für seine Reisen.
"Du reist auch gern, oder? Ich habe ein Häuschen am Lago Maggiore. Nichts Besonderes, aber mit wunderbarem Blick auf den See. Am schönsten ist es dort, wenn die Kamelien blühen. Ach Christel, das ist ein Plätzchen, wo man vergisst, dass man alt ist. Ich freue mich so auf das Treffen im Frühjahr. Kannst du mir mal ein neueres Foto schicken? Ein älteres von dir habe ich gegoogelt. Unverkennbar Christel! Du warst da zu einer Lehrerfortbildung auf der Comburg."

'Altwerden ist nichts für Feiglinge'. Das Buch steht in meinem Bücherschrank, meine Schwester hat es mir neulich geschenkt. Ganz ehrlich, ich habe es noch nicht gelesen. Ich weiß auch so, wie es sich anfühlt. Mir geht es ja gesundheitlich ganz gut, aber meine Schwester sitzt teilweise im Rollstuhl, und ich bewundere sie dafür, wie sie ihren Alltag meistert, sich im Behindertenrat engagiert und sogar noch Auto fährt, obwohl sie zwei Jahre älter ist als ich.
"Du könntest wirklich mehr unter die Leute gehen, es gibt genügend Angebote", sagt sie und ärgert sich, wenn ich ihre Einladung zu einer Vernissage oder einem Theaterbesuch ablehne. Wir wohnen im selben Viertel, nur ein paar Straßen auseinander. Über meinen E-Mail-Kontakt mit Horst amüsiert sie sich.
"Pass auf", sagt sie, ganz große Schwester, "der sucht 'ne neue Frau. Aber dein Horst wird nicht aus Rottweil wegziehen, da geh ich jede Wette ein. Da hat er schließlich seine Kinder."
"Er ist nicht mein Horst. Du spinnst, wie kommst du denn auf so eine Idee? Klar, es ist schon ein wenig verrückt, was der alles wissen will. Aber der Mann ist halt ein wenig sentimental. Vor allem möchte er sich neu sortieren, glaube ich. Das kann ich verstehen. Am Geld scheint es nicht zu scheitern." Schon aus Prinzip muss ich ihr widersprechen.
Aber jetzt hat mir meine Schwester einen Floh ins Ohr gesetzt. Wollte ich wirklich noch einmal eine Bindung eingehen? Horst hat ebenso wie ich eine langjährige Ehe geführt, in guten wie in schlechten Tagen, ganz altmodisch. Er erzählt offenherzig davon. Er scheint ein Familienmensch zu sein. Aber Bilder schickt er nicht und ich trau mich nicht, danach zu fragen. Es gibt nur ein Foto aus Studentenzeiten von ihm, darauf ist ein schlaksiger Junge mit abstehenden Ohren und spitzbübischem Grinsen zu sehen. Ich kann mich an kräftig zupackende Hände erinnern und an überraschende Küsse in der Mensa. Keine Ahnung, wie er heute aussieht. Im Internet finde ich zwar einen Bericht über seine Pensionierung am Gymnasium, aber kein Foto.

Was wäre, wenn … Das Grübeln darüber beschert mir schlaflose Nächte. Ein enges Zusammenleben, womöglich Sex, alles jagt mir Schauer über den Rücken. Ich lebe nun schon so lange allein.
Andererseits ... Oh Gott, hört das denn niemals auf, die Sehnsucht nach Körperkontakt, nach Zärtlichkeit? In meinem Leben fehlen Kinder und Enkel, und Haustiere habe ich wegen meiner Tierhaarallergie auch nicht. Ich selber finde mich im Umgang mit Fremden ziemlich spröde, manchmal abweisend. Und trotzdem lasse ich zu, dass das Bild von einer neuen Partnerschaft immer schärfere Konturen gewinnt. Tagträume. Vor dem Spiegel inspiziere ich mich von oben bis unten. Ob er meine Beine immer noch sexy finden würde? Krampfadern habe ich jedenfalls keine. Miniröcke hängen allerdings keine mehr im Kleiderschrank, der dringend eine Generalüberholung nötig hat, besonders wegen der Unterwäsche. Was Seidiges wäre natürlich hübscher. Ich seufze. Klar ist mir jedenfalls, dass sich festes Fleisch mit glatter Haut genussvoller streicheln lässt.
Ich fange an, den Umzug nach Rottweil zu planen. Meine Schwester macht sich Sorgen um mich. Sie nennt mich abwechselnd naiv und verrückt.

Am sechsten Januar finde ich einen Brief von Horst im Briefkasten.
"Das Internet ist mir abhanden gekommen, deshalb bemühe ich wieder einmal die Briefpost", schreibt er, "bitte entschuldige, dass ich eine Weile nichts von mir hören ließ. Ich möchte dich immer noch im Frühjahr besuchen. Allerdings werde ich nicht alleine kommen. Ich habe mich nämlich verlobt, mit der Freundin, die mich nach Schottland begleitet hat, du erinnerst dich sicher. Meine Töchter sind ganz aus dem Häuschen, sie finden, dass ich ihnen eine große Sorge abgenommen habe. Alleinleben ist nichts für mich, das weiß ich nun. Zuletzt bin ich wohl allen ein wenig auf die Nerven gegangen mit meinen ständigen Besuchen. Stell dir vor, ich habe sogar eine frühere Schülerin gefragt, ob sie mich heiraten will! Aber jetzt ist alles gut.
Es bleibt hoffentlich bei unserem Treffen im Frühjahr? Meine Verlobte und ich könnten den Besuch in unsere Reise an den Lago einbauen.
Herzlichst Horst mit Andrea, die dich wahnsinnig gerne kennenlernen möchte."

Ich weiß noch nicht, ob ich lachen oder weinen soll. Oder mich schämen. Habe ich mich verrannt, weil der Wunsch nach einem Neuanfang übermächtig wurde? Horst hat ja keinerlei Andeutungen gemacht. Zum Glück verzichtet meine Schwester auf Kommentare wie "Ich hab’s ja gleich gesagt" und lässt mich meine Enttäuschung in Ruhe verarbeiten.
Der Brief liegt auf dem Nachttisch. Er ist schon ganz zerknittert, weil ich ihn immer wieder lesen muss. Hat Horst mit meinen Gefühlen gespielt oder ist er völlig ahnungslos, was er bei mir angerichtet hat? Unfassbar, mit welchem Tempo er sich in eine neue Zweisamkeit geflüchtet hat! Ob seine Ehe wirklich so toll war? Nicht mal das Trauerjahr hat er eingehalten. Und diese Freundin Andrea … die war sofort zur Stelle.
Ich erkenne, da standen schon andere in den Startlöchern, raffinierter als ich und mit Heimvorteil. Carpe diem. Und ich bin eine dumme, sentimentale Kuh, die glaubt, fünfzig Jahre ließen sich einfach so beiseite schieben.
Der Zorn lässt mich nachts in der dunklen Wohnung herumwandern auf der Suche nach Baldriantee und Lavendelkissen. Lies nochmal, suche nach Spuren, ob sich Horst lustig macht. Nein, tut er nicht. Mein Gott, ich glaube, der ist so naiv wie ich.
Meine Schwester hatte Recht, Horst suchte eine neue Frau, aber ich bin durchgefallen oder er hatte mich gar nicht im Visier, sondern forschte nur nach Spuren der Jugend. Wer weiß, ob ich nicht eine große Enttäuschung erlebt hätte. Und etwas Gutes bleibt. Ich weiß jetzt viel mehr über mich selber.

Nach einigen Wochen breitet sich ein Gefühl von Erleichterung aus.
Eines ist sicher, dieses Jahr werde ich die Weihnachtsfeier der Stadt für die Ü70 nicht auslassen, sondern mir ein schickes Outfit gönnen und den Platz neben einem weißhaarigen, tief gebräunten Silver Ager erobern, der gerne auf Reisen geht. Und Andrea will ich auf jeden Fall kennenlernen.

 
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Hallo @rieger ,

Ein klares "gern gelesen" von meiner Seite.

Da bin ich ziemlich erleichtert. Großes Dankeschön.

Deine Geschichte hat eine wirklich gute Wende am Schluss.

Ja. Das wollte ich so, auch wenn mancher Wortkrieger hier lieber eine Herz-Schmerz-Geschichte lesen würde. Die haben natürlich auch ihre Berechtigung. Schließlich ist Kellers "Romeo und Julia auf dem Dorfe" auch eine. Aber hier geht es mir um etwas anderes. Gleich anschließend werde ich mit @TeddyMaria ein wenig darüber streiten.

Und dann steht dieses Thema vor der Tür, Sex im Alter, so ein Wegschauthema nach wie vor.

Mein Thema hier, das stimmt. (@Achillus hat ich dazu ermuntert.) Natürlich auf meine Weise;)

Das offen anzusprechen und zu thematisieren, finde ich einfach gut und auch gut, dass es eben nicht peinlich-lüstern daherkommt, sondern auf eine leichte Art, unforciert und ohne Pädagogik, so nonchalant und dadurch umso mehr berührend.

Danke vielmals, ich fühle mich verstanden:herz:

Habe ich eine Figur übersehen, oder heißt Horst zwischendrin Kurt?

Ha, typisch die Prota! Kann sich nicht mal die Namen merken. Vielleicht hieß ihr Mann so? Ach nein, der hieß ja Egon.:rotfl:

Liebe Grüße von wieselmaus


Liebe @TeddyMaria ,

Ich hab mal deine wesentlichen Arumente in einem Block zusammengefasst und werde auch zusammenhängend darauf eingehen. Bin gespannt, ob ich mich dir verständlich machen kann.

Ich mag Deine Geschichte. Sie ist ... Ich weiß nicht, ob Dich das stört, wenn ich sage, dass ich sie gemütlich finde.

Ich hänge mich jetzt ein bisschen an den Dingen auf, die in Anführungszeichen stehen. Ich habe das Gefühl, dass Du öfters sogar Deine Dialoge im Nachhinein zusammengefasst hast. Anders kann ich mir nicht erklären, dass es immer wieder Dialogstellen gibt, die drei oder vier Gedanken beinhalten. Das heißt, Du benutzt Dialoge, um zu tellen. Das ist ... ein Konzept,

Hier. Hier wird für mich irgendwie deutlich: Okay, das hat er nicht wirklich so gesagt, das gibt sie nur zusammengefasst wieder.

Ich sage ja nicht, dass Gedankensprünge nicht existieren. Nur in der Masse und innerhalb von drei Sätzen ...

Zwischendurch habe ich mich auch gefragt, ob es vielleicht für alte Leute normal ist, dass sie in einer Rede zwischen drei Gedanken rumspringen, ohne einmal kurz zu warten

Übrigens ahne ich, dass Du diese Szene im Nachhinein eingefügt hast, denn die Anführungszeichen sind anders als in der restlichen Geschichte.

In Dramen finde ich solche Sätze auch, da weiß ich (und bin auch genervt): Okay, das steht da, um dem Publikum was zu erklären.

Also: Es stimmt, dass ich Dialoge zum Transport von Infos benutze. Es stimmt, dass die Dialoge Zusammenfassungen sind, und auch, dass alte Leute oft Gedankensprünge machen. Es stimmt, dass ich unterschiedliche Anführungszeichen habe, die ich immer mühsam angleichen muss.

Es stört mich nicht, wenn du meinen Stil als "gemütlich" empfindest. Er kommt so harmlos schleichend daher und versteckt die Botschaften by the way, als winzige Widerhaken, die ihre Wirkung dann entfalten können, wenn der Leser gerade loslassen will. Ist auch in meinen anderen Texten so. Ich weiß, das ist nicht jedermanns Geschmack.

Die Geschichte hat keine unmittelbaren Szenen, so wie sie auch keine unmittelbaren Dialoge enthält. Hier handelt es sich um Christels Erinnerungen daran, und die sind lückenhaft, auch künstlich, weil sie nur das enthalten, was die Prota erinnern möchte und was ihr wichtig ist. So wollte ich ihr Abgleiten in einen veritablen Wahn verdeutlichen. Sie blendet aus, was sie darin stört.

Ursprünglich wollte ich das Ganze als eine Rückblende in der Rückblende formulieren, dazu statt der Ich-Form die distanzierende dritte Person wählen. Aber dann erhob das Mantra "show, don't tell" sein Haupt, denn wir sind ja im Wortkrieger- Forum:D Empathie, womöglich Identifikation mit den Protagonisten wird hier als oberstes Ziel gehandelt. Unmittelbares Hineingezogen werden in den Text muss sein.
Du kommst von szenischen Theater her, da kennst du sicher Bertold Brechts Konzept "episches Theater". Da geht es eben gerade nicht um Mitfühlen, Identifikation, sondern um Erkenntnis, ein kritisches Betrachten gesellschaftlicher Zusammenhänge, in denen die Protagonisten mehr oder weniger erfolgreich handeln.
Hier habe ich etwas in dieser Richtung experimentiert. Ich setze so gut wie immer bei meinen Texten den Tag "Gesellschaft". Aber ich versuche dabei, eine pädagogische Attitüde zu vermeiden, möchte, dass der Leser die Zusammenhänge selbst erkennt.

Hat das Auswirkungen auf die Form? Natürlich. Was habe ich hier zu bieten?

Es ist kein Zufall, dass es außer dem ersten Telefongespräch keine mündliche Kommunikation zwischen Christel und Horst gibt. Alles läuft über Emails. Und die sind dem Alter der Protas angemessen, eher formal, so wie man früher Briefe geschrieben hat. Es ist kein Zufall, dass Horst "das Internet" verliert. Aber Emails sind keine Texte wie im Chatroom oder auf Whats-App und Sky und was es sonst noch gibt. Die Protas benutzen die neuen Medien, aber sie sind nicht von ihnen besessen wie viele junge Leute. Meistens sind es ja die Enkel, die darauf drängen. Christel hat keine Kinder und Enkel.
Aber was ist mit den Szenen, wo sie mit ihrer Schwester "plaudert"? Die Schwester hat hier eine Funktion wie in Brechts Theater der Schauspieler, der vor die Bühne tritt und kommentiert. Deshalb hat sie keinen Namen, ist aber wichtig, um das gesellschaftliche Umfeld zu skizzieren.

Klingt alles etwas ambitioniert. Wenn ich dir ein paar meiner Überlegungen plausibel machen könnte, so wäre ich schon zufrieden. Epik und Dramatik zusammenführen in der Kurzgeschichte, ja das wäre so eine Zielvorstellung von mir.

Danke für dein Engagement und bitte nicht mit den Zähnen knirschen! Ich bin halt etwas streitbar.

Herzliche Grüße
wieselmaus

 

Liebe @wieselmaus,

sprachlich souverän wie immer beschreibst du die kleine (oder größere) Aufregung, die der Anruf des Jugendfreundes Christel beschert. Da wird ein Mensch, dessen Leben in recht wohlgeordneten, wenn auch ein wenig langweiligen Verhältnissen verläuft (wenn man mal vom hin und wieder vorkommenden Telefonterror absieht) aufgerüttelt, da öffnet sich auf der einen Seite plötzlich die Möglichkeit einer interessanten neuen Zweisamkeit, werden auf der anderen Seite aber auch die Unsicherheiten, die eine neue Partnerschaft im Alter mit sich bringen, deutlich. Du sparst nichts aus: die Überraschung, das Sich-Erinnern, das allmähliche Für-möglich-Halten, das Antizipieren einer neuen Partnerschaft – und dann der Frust, ja sogar die Scham, als deutlich wird, dass man sich verrannt hat. Das alles lässt du wie an einer vorgegebenen Schnur ablaufen, folgerichtig und nachvollziehbar.

Die Motivation und das Verhalten von Horst ist dabei nicht eindeutig, muss es ja auch nicht sein, da kein Grund besteht, es zu hinterfragen, sein konkretes Handeln ist nur Anlass der Geschichte. Ich interpretiere es am Ende so, dass er auf der Suche ist. Er tastet ab, ist sich mit der ‚Freundin‘ noch nicht ganz sicher und schaut mal, ob es vielleicht noch eine andere Möglichkeit gibt. Am Ende hat er sich dann wohl doch für diese entschieden. Gegenstand deiner Geschichte ist Christel, die du sehr gut vorstellbar darstellst.

Deine Erzählposition ist distanziert, so wie auch deine Protagonistin die Dinge auf Distanz hält: Sie sortiert, rationalisiert, relativiert und rückt so zum Schluss ihr zwischenzeitliches Gefühlschaos wieder gerade.

Am Ende deines Textes, habe ich mir die Frage gestellt, was deine Christel von zig anderen Frauen unterscheidet, die vielleicht in eine ähnliche Situation geraten: Sie sind alleine, die Begegnung mit einem möglichen neuen Partner löst Fantasien und Hoffnungen aus, die dann enttäuscht werden, vielleicht, weil alles nur ein Missverständnis war, vielleicht weil Realität und Fantasie weit auseinanderlagen. Folgerichtig kommt es dann zur Enttäuschung, die eingeordnet und bewältigt werden muss. Ich glaube, so könnte es sehr vielen Frauen ergehen, die – allein zurückgeblieben – auf eine neue Partnerschaft hoffen.
Was macht nun deine Christel zum Mittelpunkt einer Geschichte? Was ist das Besondere an ihr?

Aber Bilder schickt er nicht und ich trau mich nicht, danach zu fragen.

Das Grübeln darüber beschert mir schlaflose Nächte. Ein enges Zusammenleben, womöglich Sex, alles jagt mir Schauer über den Rücken.
Ich lebe nun schon so lange allein.

In meinem Leben fehlen Kinder und Enkel, und Haustiere habe ich wegen meiner Tierhaarallergie auch nicht. Ich selber finde mich im Umgang mit Fremden ziemlich spröde, manchmal abweisend. Und trotzdem lasse ich zu, dass das Bild von einer neuen Partnerschaft immer schärfere Konturen gewinnt. Tagträume.
Ich erfahre in deiner Geschichte sehr viel über Christels (und Horsts) Vergangenheit. Über sie selber erfahre ich nicht so viel, da hält sie als ‚Ich‘ der Geschichte den Leser auf Distanz. Sie gibt nicht viel von sich preis. Ich habe mich beim Lesen gefragt, worüber sie genau in ihren schlaflosen Nächten grübelt, wie genau ihre Tagträume aussehen?

Liebe @wieselmaus, das ist ein klarer und gut strukturierter Text, verfasst in einer ebenso klaren und eindeutigen Sprache. Das Thema teilt sich dem Leser mit, und auch die Problematik. Was mir ein wenig fehlt, ist die Öffnung deiner Protagonistin. Ich erfahre von ihr nicht mehr, als sie selber zulassen möchte. Aber vielleicht ist das ja gerade Teil ihrer Charakteristik. Nur wird sie für mich durch diese Reduziertheit ein wenig austauschbar: Christel bleibt am Ende eine von vielen allein lebenden Frauen, die sich nach einer neuen Gemeinsamkeit sehnen und dadurch verletzbar werden. Hier fehlt mir ein wenig unterscheidbare Individualität.

Ich weiß noch nicht, ob ich lachen oder weinen soll. Oder (mich) schämen. Habe ich mich verrannt, weil der Wunsch nach einem Neuanfang übermächtig wurde? Horst hat ja keinerlei Andeutungen gemacht. Zum Glück verzichtet meine Schwester auf Kommentare wie "Ich hab’s doch gleich gesagt" und lässt mich meine Enttäuschung in Ruhe verarbeiten.
Allmählich breitet sich ein Gefühl von Erleichterung aus.

Wie beinahe jeden Aspekt deines Textes, kann ich auch diesen nachvollziehen. Erleichterung darüber, dass sie sich den Problemen und Konsequenzen einer neuen Partnerschaft im Alter nun doch nicht stellen muss.

So ganz verstehe ich allerdings dann den Schluss nicht:

Eines ist sicher, dieses Jahr werde ich die Weihnachtsfeier der Stadt für die Ü 70 nicht auslassen, sondern mir ein schickes Outfit gönnen und den Platz neben einem weißhaarigen, tief gebräunten Silver Ager erobern.
Wieso will sie sich jetzt wieder in genau die Situation begeben, die ihr gerade ein paar Schrammen zugefügt hat und die sie am Ende mit einem Gefühl der ‚Erleichterung‘ überwunden hat? Zumindest ist diese ‚Trotz-Reaktion‘ aber eine völlig neue Facette an deiner Christel. Hier tritt sie aus der Deckung und öffnet sich.

Liebe @wieselmaus, das sind meine Gedanken zu deiner kleinen Geschichte, die ich mit Interesse und gerne gelesen habe.

Liebe Grüße
barnhelm

 

Liebe @wieselmaus,
nachdem mich @rieger aus dem Schreibkoma gerissen hat, musste ich mich auch noch einmal über einen Text von dir hermachen, die haben mir ja auch immer gut gefallen.
Natürlich - manche Dinge ändern sich nie :shy: - wieder einmal sehr spät, wenn es gar nichts mehr zu verbessern gibt (wovon ich eh keine Ahnung habe).
Anfangs habe ich mir große Sorgen um deine Christel gemacht: Ein psychopathischer massenmörderischer Horst (allein der Name! :lol:) war das mindeste, was ich erwartet hatte.
Dass sie dann mit einem blauen Auge davongekommen ist, war ich sehr erleichtert - was wieder einmal zeigt, wie gut du es schaffst, sympathische, authentische Figuren innerhalb kürzester Zeit aufzubauen und deinen Lesern ans Herz zu legen.
Wieder einmal gern gelesen!
Viele Grüße
Willi

 

Hallo @AWM,

deine Geschichte hat mir gefallen.

Danke für dein Gesamturteil, da kann ich nicht meckern.

"Zurück" finde ich unnötig.

Ich habe mehrmals versucht, das "zurück" zustreichen. Irgendwie fand ich den Eingangssatz dann nicht mehr so rhythmisch und gewichtig. "Zurück" ist ja zeitlich und räumlich zu verstehen, da ging es mir eben vor allen um den Moment, wo sie Horsts Stimme erkennt über einen Zeitraum von mehr als fünfzig Jahren.

Den Absatz finde ich auch unnötig. Glaube auch nicht, dass sie sich so exakt an seine Worte erinnert. Danach charakterisierst du den Horst ja eh zur Genüge.

diese Erinnerung soll weniger Horst charakterisieren als vielmehr Christel. Sie ist eine, die sich bei Dialogen und Personen daran erinnert, was ihr daran wichtig erscheint. Horst als einer, der der jungen Studentin Komplimente gemacht hat. Gut fürs weibliche Selbstwertgefühl, so was merken sich Frauen nur zu gern.;)

Was mich noch gestört hat, ist die Sache mit der Telefonbelästigung. Am Anfang liest es sich für mich so, als ob sie deshalb in die Vergangenheit gerissen wird. Dann dachte ich die ganze Zeit, dass das noch einmal eine Rolle spielt und du das irgendwie für einen Twist brauchst. Kam aber nichts mehr. Deshalb würde ich diesen Aspekt unbedingt weglassen.

Nein. Die widerlichen Keucher" am Telefon können alleinstehende alte Frauen (aber auch junge) sehr erschrecken. Es ist ja nie zu erkennen, wer am Telefon ist, wenn die Rufnummer unterdrückt wird. Christel ist ohnehin nicht die Mutigste. Außerdem macht sie altersbedingte Gedankensprünge.
Wenn du mehr über die Konzeption der Geschichte wissen möchtest, so habe ich sehr ausführlich bei @TeddyMaria darüber geschrieben. Musst du aber nicht, ich freue mich trotzdem über deinen Kommentar, siehe oben.:gelb:

Freundliche Grüße
wieselmaus

 

Liebe @barnhelm ,

ich freue mich sehr über deinen Kommentar. War schon ein wenig ängstlich, weil ich ja auch etwas experimentiert habe. Ich hatte ein festes Konzept (beschrieben habe ich es ausführlich bei @TeddyMaria ) und das scheint dir brauchbar zu sein.

Liebe @wieselmaus, das ist ein klarer und gut strukturierter Text, verfasst in einer ebenso klaren und eindeutigen Sprache. Das Thema teilt sich dem Leser mit, und auch die Problematik. Was mir ein wenig fehlt, ist die Öffnung deiner Protagonistin. Ich erfahre von ihr nicht mehr, als sie selber zulassen möchte. Aber vielleicht ist das ja gerade Teil ihrer Charakteristik

Es ist das Gefühl der Scham, was sie hindert, mehr von sich preiszugeben. Da sind keine Kinder und Enkelkinder, nur ihre Schwester wird als näherstehende Bezugsperson genannt. Auch eine engere Freundin ist weit und breit nicht in Sicht.

Nur wird sie für mich durch diese Reduziertheit ein wenig austauschbar: Christel bleibt am Ende eine von vielen allein lebenden Frauen, die sich nach einer neuen Gemeinsamkeit sehnen und dadurch verletzbar werden. Hier fehlt mir ein wenig unterscheidbare Individualität.

Wie Recht du hast! So geht es ganz vielen Frauen, vor allem, wenn sie ein Leben lang mit ihrem ersten Partner verbracht haben. Kommt ja zunehmend seltener vor;). Ich habe gerade heute Morgen mit jemandem darüber gesprochen und ich höre auch über meine Kontakte im Städtchen sehr häufig solche Geschichten.

So ganz verstehe ich allerdings dann den Schluss nicht:

Wieso will sie sich jetzt wieder in genau die Situation begeben, die ihr gerade ein paar Schrammen zugefügt hat und die sie am Ende mit einem Gefühl der ‚Erleichterung‘ überwunden hat? Zumindest ist diese ‚Trotz-Reaktion‘ aber eine völlig neue Facette an deiner Christel. Hier tritt sie aus der Deckung und öffnet sich.

Aber im Gegenteil, du verstehst ganz genau! Sie will ja hinaustreten, sich der Realität stellen in einem Umfeld (Seniorenweihnachtsfeier), das sie nicht unter Druck setzt, Ich habe jetzt den 'Silver Ager', den sie dort vielleicht treffen kann, etwas dekoriert: Er muss rüstig sein und gerne reisen. Damit wären ja schon mal zwei wichtige Wünsche erfüllt. Ob sie dann auf den Reisen Einzelzimmer oder ein Doppelzimmer nehmen, bleibt offen. Christel hat ja jedenfalls gelernt, nicht mehr alles durchzuplanen, sondern mal auf sich zukommen lassen. Das ist schon ein wichtiger Schritt, um dem Abenteuer Leben noch was abzugewinnen.

Ich freue mich sehr, dass diese Geschichte dir gefällt und danke dir für wie immer einfühlsame Anteilnahme.

 

Hallo @wieselmaus

der Text trinkt zwar die Milch der Erinnerungen, wie so manche Texte, die ich von dir gelesen habe, du verstehst es aber immer geschickter sie mit der Handlung zu verknüpfen. Auch die Ich-Perspektive finde ich gut gewählt, so wird Christel greifbar, die sprachlichen Mittel passen sich an ihre Denkweise an. Besonders gut finde ich, wie Horst aus dem Nebel der Gedanken von Christel mehr und mehr Kontur gewinnt. Klar, die Geschichte plätschert dahin, wirft aber doch bis zum Schluss eine Menge existentieller Fragen auf, über die sich lohnt zu schreiben. Einzig die doppelte Erwähnung der Geld-Problematik, eine Fährte, die ins Nichts führt, bleibt mir rätselhaft. Falls du damit andeuten wolltest, wie materialistisch Christel im Grunde denkt, müsstest du das besser kennzeichnen, glaube ich.

Schöner Beitrag, unbedingt weiter so! :thumbsup:

Schließlich bin ich ein gebranntes Kind. Telefonbelästigung.
mm, sollte das nicht besser Stalking heißen?

Bist immer noch fix und bestimmt fit wie ein Turnschuh."
o je, so Ausdrücke wie fit wie ein Turnschuh mag ich einfach nicht.

Das ist's fürs Erste. Ich wüsste zu gerne, wie er mich aufgespürt hat.
war's?

Ich kann mich an kräftig zupackende Hände erinnern und an überraschende Küsse in der Mensa.
mm, die Küsse hätte ich mir genauer beschrieben gewünscht, weil so kann ich mir wenig drunter vorstellen.

Klar ist mir jedenfalls, dass sich festes Fleisch mit glatter Haut genussvoller streicheln lässt.
mm, wenn genussvolle Seufzer erklingen, spielt es keine Rolle, im übrigen empfehle ich Fitnesstraining. :D

Allmählich breitet sich ein Gefühl von Erleichterung aus. Eines ist sicher, dieses Jahr werde ich die Weihnachtsfeier der Stadt für die Ü 70 nicht auslassen, sondern mir ein schickes Outfit gönnen und den Platz neben einem weißhaarigen, tief gebräunten Silver Ager erobern,
Ü 70, gibt's das?

Liebe genussgebräunte Grüße
Isegrims

 

Liebe @maria.meerhaba,
es freut mich wirklich sehr, dass du keinen Bogen machst um die nächste alte Frau, die ich dir hier präsentiere.

Ich mag Geschichten über alten Menschen nicht, ist ja leider bekannt (und deshalb werde ich auch eine schreiben, irgendwann halt, damit ich das aus dem System habe), aber deine Figur wird sehr schnell sympathisch. Was sie auch denkt, du schreibst es auf und das hat eine Ehrlichkeit drinnen, die mir echt gut gefällt.

Und jetzt wird sie dir auch noch sympathisch! Wow! Ja, schreib mal eine Geschichte über eine alte Frau, oder am besten parallel über eine alte Wienerin und eine noch ältere Türkin von daheim. Und egal, ob sympathisch oder nicht, Hauptsache ehrlich ;).

Es geht mir nicht darum, dass du jetzt keine Sexszene eingebaut hast, wirklich nicht, sondern die Spannung flaut einfach ab und plötzlich ist die Geschichte viel zu schnell zu Ende und ich weiß nicht, was ich mit so einem Ende noch anfangen soll.

Ich weiß ja, der große Bäng ist nicht meins, eher die kleinen Bängs, die so nach und nach etwas erschüttern, im positiven wie im negativen Sinn. Wenn es mir glückt, diese Mini-Bängs als nachhaltig zu etablieren, bin ich doch sehr zufrieden. Aber die Kanonenkracher erwarte ich von dir.


Aber all das findet hier keinen Platz und irgendwann ist die Geschichte so schnell zu einem Ende gekommen, dass es mich doch enttäuschte. Ich hätte so gern mehr über deine Figur gelesen.

Dabei fand ich die Dame wirklich sympathisch, mir hat ihre ehrliche Denkweise echt gut gefallen, ich habe mitgefühlt, mitgedacht, mir Sorgen über den Horst gemacht, weil ich ihm nicht ganz traute, und ich habe mir so sehr gewünscht, dass sie wieder Liebe findet. Aber all das findet hier keinen Platz und irgendwann ist die Geschichte so schnell zu einem Ende gekommen, dass es mich doch enttäuschte. Ich hätte so gern mehr über deine Figur gelesen.

Weißt du was? Christel hat sich doch jetzt vorgenommen, mehr unter die Leute zu gehen. Denn allein zu Hause sitzen bringt bringt keinen Kuschelsex, schon gar nicht eine neue Liebe. Aber auf Reisen gehen mit einem Silver Ager könnte schon noch interessante Wendungen hervorlocken. Das darf sich hier jeder nach seinen Bedürfnissen ausmalen.

Übrigens: Sollten wir wieder einmal Copywrite schreiben, empfehle ich dir dringend diese Geschichte :lol::D:herz:

ganz herzliche Grüße von wieselmaus


Liebe @Willi ,

Ich freue mich, dass du wieder dabei bist, vielleicht sogar mit einem eigenen Text. (Falls der Roman dir die Zeit lässt ...)

Dass sie dann mit einem blauen Auge davongekommen ist, war ich sehr erleichtert - was wieder einmal zeigt, wie gut du es schaffst, sympathische, authentische Figuren innerhalb kürzester Zeit aufzubauen und deinen Lesern ans Herz zu legen

Das ist ja ein Rundum-Lob. Vielen Dank!:herz:

Authentisch sind meine Figuren häufig. Bleibt mir ja auch gar nichts anderes übrig, wo ich sie doch in meiner nächsten Umgebung finde. Dennoch sind sie natürlich nicht eins zu eins. Ich bastle meine Protas oft aus verschiedenen Personen zusammen und lasse sie in realen gesellschaftlichen Verhältnissen agieren. Das scheint ganz gut zu klappen.

Liebe Grüße
wieselmaus

 

Hallo @Isegrims ,

Ich fang gleich mal damit an:

Schöner Beitrag, unbedingt weiter so! :thumbsup:

Das ist schon ein Lob, das ich nicht von dir erwartete habe. Danke dafür. Wortschöpfungen wie du habe ich keine zu bieten, eher recht strenge, teilweise minimalistische Formulierungen. Es freut mich natürlich, dass trotzdem glaubwürdige Charaktere dabei herauskommen und die Handlung schlüssig ist.

der Text trinkt zwar die Milch der Erinnerungen, wie so manche Texte, die ich von dir gelesen habe, du verstehst es aber immer geschickter sie mit der Handlung zu verknüpfen

Danke. Ich bastle an jedem Satz, bis er das ausdrückt, was ich schreiben will.


Einzig die doppelte Erwähnung der Geld-Problematik, eine Fährte, die ins Nichts führt, bleibt mir rätselhaft. Falls du damit andeuten wolltest, wie materialistisch Christel im Grunde denkt, müsstest du das besser kennzeichnen, glaube ich.

Darüber denke ich noch nach. Eigentlich glaube ich, Christel ist einfach ängstlich mit Geld. Aber vielleicht steckt doch auch ein berechnender Zug in ihr. Andererseits hat sie ja eine ordentliche Pension und Mieteinnahmen. Ich weiß noch nicht. Die Altersversorgung als Pflegefall könnte auch in ihrem Kopf herumspuken.

mm, sollte das nicht besser Stalking heißen?

Es ist Stalking, aber auch Trickbetrüger und unerbetene Verkaufsangebote können gewaltig lästig bis verstörend sein.

war's?

das war's fürs Erste, das ist's fürs Erste: Ich glaube, beides geht.


mm, die Küsse hätte ich mir genauer beschrieben gewünscht, weil so kann ich mir wenig drunter vorstellen.

Soso! Ich meinte Situationen, wo Horst sich in der Mensa von hinten anschleicht und Christel überfallartig abknutscht, zum Vergnügen der Kommilitonen, die mit am Tisch sitzen.
Ich weiß schon: hätte ich schön szenisch darstellen können. aber sie formuliert ja aus ihren Erinnerungen heraus selektiv.

Ü 70, gibt's das

Ob du's glaubst oder nicht: Bei der Stadtverwaltung meines Wohnortes läuft die Altergruppe der Bürger über Siebzig unter diesem Kürzel. :lol:. Es ist nicht mal abwertend gemeint, sondern hat so einen sportlichen Touch wie im Fußball.

Danke für deinen äußerst freundlichen Kommentar.

Liebe Grüße

wieselmaus

 

Liebe @wieselmaus,
mir hat die Geschichte gefallen, ich konnte deine Prota gut nachvollziehen. Es mag anfangs vielleicht verwirrend sein, dass sie sich eigentlich mit ihrer Einsamkeit abgefunden hat, glaubt, sich nicht nach einem neuen Partner zu sehnen, aber wenn dann jemand in Aussicht ist, geht's rund mit dem Kopfkino.
Für mich klang das nicht unrealistisch, ich denke, dieses Abfinden mit der Situation ist einfach ein Selbstschutz, und erst, als jemand auftaucht (der in Studententagen nicht mehr als ein netter Zeitvertreib zu sein schien), der ihr Hoffnungen macht, bricht all die unterdrückte Sehnsucht aus ihr heraus. Und ja, wenn man einsam ist, kann das Kopfkino schon mal verrückt spielen, da kommen plötzlich alle möglichen Gefühle und Sehnsüchte zum Vorschein, über die sie als Außenstehende vielleicht auch den Kopf schütteln würde. Ich fand diese Gedanken- und Gefühlsentwicklung(duselei) sehr ehrlich. Zeigt sie andererseits doch auch, dass man in Gefühlsdingen oft doch wieder zum Teenager mutiert, egal, wie alt man ist.
Das Ende ging mir allerdings etwas zu schnell. Ich hätte es noch überraschender gefunden, wenn Horst seine Neue mit zu einem Treffen gebracht hätte, die Prota anfangs vielleicht gedacht hätte, sie wäre seine Tochter und dann im Beisein beider mit der Situation klarkommen müsste. So findet sie sich mMn zu schnell mit der Situation ab, will die Neue sogar kennenlernen. Das ist mir zu schnell auf Vernunft umgeschaltet. So wie sie sich da reingesteigert hat, hätte sie für mich länger unter der Wahrheit leiden oder sie sogar anzweifeln müssen. Das hätte dieses ganze Einsamkeits/Sehnsuchtsdilemma noch realistischer gemacht für mich.

Das mit dem Telefonterror ... Gestört hat's mich jetzt nicht, ich habe nur die ganze Zeit gedacht, dass, wenn Horst sich am Ende als Telefonterrorist entpuppte, ich das ziemlich offensichtlich gefunden hätte, aber so war's ja dann nicht.

Paar Fragen hab ich aber noch:
Wieso will Horst sie eigentlich erst so spät treffen? Klingt, als wäre sie seine absolut letzte Option.
Und wieso schickt er nie ein Bild?
Gut, das macht es natürlich spannender, kurzzeitig hab ich gedacht, er wäre vielleicht entstellt, und sie hätte damit dann klarkommen müssen. Und so kann sie sich natürlich weiterhin in das Bild vom jungen Horst reinsteigern. Oder er denkt, was soll's, ich hab mich eh kaum verändert. Gerade bei womanizern in gewissem Alter ist ... äh ... ich sag mal: Überbordendes Selbstwertgefühl ja keine Seltenheit.

Gerne gelesen.

Liebe Grüße von Chai

 
Zuletzt bearbeitet:

Liebe wieselmaus,

Wenn es wieder so ein widerlicher Keucher ist, lege ich einfach auf.

Ich habe eher auf das hier gewartet: Wenn es wieder so ein widerlicher Keucher ist, trillere ich ihm eins mit der Pfeiffe. :D Dann wäre auch gleich bisschen mehr lustig und lustig ist immer gut für die Sympathie mit der Figur.
Und ich weiß, die Worte sind gar nicht gleich, aber sie klingen trotzdem so.

"Guten Morgen“, sagt eine Männerstimme, "entschuldigen Sie bitte, aber spreche ich mit Christel Eberle? Ich bin Horst Gabler."

Sagt man nicht eher - mein Name ist ...

"Christel Eberle? Ja, so hieß ich früher mal.

Also, ich glaub nicht, dass das jmd. so fix und sporadisch sagt. Man ist da ja eher verdutzt und denkt das, aber man denkt das nicht in diesem Wortlaut, also sagt das auch keiner. Man erklärt sich beim Denken ja nicht selbst, wie man mal geheißen hat.

Horst, sagen Sie, Horst, bist du's?"

Und da sagt man wohl auch eher nur: Horst, bist du's?

"Hübsche Beine. Ich saß hinter dir im Seminar. Du hattest sie immer um die Stuhlbeine geschlungen. Sah richtig sexy aus."

Klingt auch nicht nach gesprochener Sprache, sondern wie eine Erklärung an den Leser.
"Hübsche Beine. Hattest sie immer um die Stuhlbeine geschlungen. Sah richtig sexy aus."

"Doch, zwei Töchter und ein Enkelkind ... Aber ... Meine Frau ist vor drei Monaten gestorben. Nächstes Jahr wollten wir Goldene Hochzeit feiern."

Ich weiß nicht, das klingt so drangehangen, auch wenig natürlich.

"Oh je, das ist hart … ich weiß, wovon du redest. Wo wohnst du eigentlich?"

Okay, deine Frau ist tot, aber: Wo wohnst du? Hä? Wie ist die denn drauf? Da könnte ruhig so ein bisschen taktvolles Schweigen dazwischen.

"... Ich fahre mit einer Freundin für eine Woche nach Schottland, da habe ich drei Jahre lang als Dozent gelebt."

Ach, ich weiß nicht. Er erklärt immer gleich alles, als müsse er sich bei ihr für irgendwas rechtfertigen. Dem ist aber nicht so. Deshalb wirkt das wie ein Fremdkörper.

"Wie du willst. Meine ist ganz leicht zu merken: Christel Punkt Eberle, web Punkt de. Da bin ich ja gespannt ..."

Christel Punkt Eberle at web Punkt de. Man spricht das @ doch immer mit. Und sie hat wirklich ihren Mädchennamen da drin? Ich mein, gibt es bestimmt, aber warum? Das wirft eine Frage auf, auf die der Text keine Antwort liefert liebe Wieselmaus!

Das ist's fürs Erste. Ich wüsste zu gerne, wie er mich aufgespürt hat.

Ich auch ;). Und Du lässt mich dumm sterben.

Zwischenfazit: Scheint ein typischer Wieselmaustext zu werden. Sehr gut, ich freu' mich drauf. Aber den Dialog finde ich ... schwierig. Der will dem Leser viel erklären. Warum? Wozu? Lass die doch mal einfach quatschen da ;). Ist doch wurscht, wie lange der verheiratet war und wo der gearbeitet hat. Und wenn es dir wichtig ist, dann soll sie halt sagen, Schottland, wie schön! Und dann kann er nachsetzen.

Seit sieben Jahren lebe ich jetzt allein in unserem Dreifamilienhaus. Seit Egons Tod. Oben ist alles vermietet.

Ja, was jetzt? Vermietet das Haus oder allein im Haus? Ich weiß schon was Du sagen willst, aber es steht da nicht ;).

"Er ist nicht mein Horst. Du spinnst, wie kommst du denn auf so eine Idee?...

Sie ist entsetzt. Dann gönne ihr doch ein ! Bei ihrer Schwestern traut Christel sich mit ! zu reden. Da bin ich mir ganz sicher. Und komm mir jetzt nicht mit alter Leute-Manier. Meine Oma, die kann ordentlich !!!!!!!

... Klar, es ist schon ein wenig verrückt, was der alles wissen will. Aber der Mann ist halt ein wenig sentimental. Vor allem möchte er sich neu sortieren, glaube ich. Das kann ich verstehen. Am Geld scheint es nicht zu scheitern."

Dialog für den Leser geschrieben. Tse, tse, tse. Und wenn ich schon gar nicht mehr übers szenische mit Dir spreche (weil das eben dein Stil nicht ist - und so sei es - das soll dann auch so), aber über die Dialoge müssen wir reden. Da wirst Du mich auch in Zukunft nicht von abhalten.

Aber jetzt hat mir meine Schwester einen Floh ins Ohr gesetzt. Wollte ich wirklich noch einmal eine Bindung eingehen?

Ja, ja, ja - was für ein schönes Thema! Ich freue mich aufs weiterlesen.

Ich kann mich an kräftig zupackende Hände erinnern ...

War da nicht eingangs die Rede von harmloser Knutscherei? Ich bin verwirrt.

Was wäre, wenn … Das Grübeln darüber beschert mir schlaflose Nächte. Ein enges Zusammenleben, womöglich Sex, alles jagt mir Schauer über den Rücken. Ich lebe nun schon so lange allein.
Andererseits ... Oh Gott, hört das denn niemals auf, die Sehnsucht nach Körperkontakt, nach Zärtlichkeit?

Ja, ja, ja - oh, wie ich das Thema liebe! Los, wieselmaus, trau dich da ganz nah ran. Bitte! Also, ich mein jetzt nicht Porno, sondern schön seriös. Mit ganz vielen Gedanken, und Tun, diese minimal kleinen Veränderungen im Alltag.

Ich selber finde mich im Umgang mit Fremden ziemlich spröde, manchmal abweisend. Und trotzdem lasse ich zu, dass das Bild von einer neuen Partnerschaft immer schärfere Konturen gewinnt. Tagträume. Vor dem Spiegel inspiziere ich mich von oben bis unten. Ob er meine Beine immer noch sexy finden würde? Krampfadern habe ich jedenfalls keine. Miniröcke finden sich allerdings nicht mehr im Kleiderschrank, der dringend eine Generalüberholung nötig hat, besonders wegen der Unterwäsche. Ich seufze. Klar ist mir jedenfalls, dass sich festes Fleisch mit glatter Haut genussvoller streicheln lässt.
Ich fange an, den Umzug nach Rottweil zu planen. Meine Schwester macht sich Sorgen um mich. Sie nennt mich abwechselnd naiv und verrückt.

What? Das ist es was du zu diesem Thema zu sagen hast? Mal so an der Oberfläche gekratzt. Angesprochen und abgehakt. Nee, oder? Kann sie nicht bisschen länger vor dem Spiegel stehen? Kann ich nicht mit ihr die Unterwäsche angucken? Was denn für Tagträume? Was genau träumt sie? Das ist ja, als würdest du dich selbst nicht trauen, über das Thema zu sprechen. Da hat eine Autorin Angst vor ihrem eigenen Thema! So viel Einleitung, Hinleitung und dann gerade mal 9 Sätze zum Thema! Neun! Nur neun!

"Das Internet ist mir abhanden gekommen, deshalb bemühe ich wieder einmal die Briefpost", schreibt er, "bitte entschuldige, dass ich eine Weile nichts von mir hören ließ. Ich möchte dich immer noch im Frühjahr besuchen. Allerdings werde ich nicht alleine kommen. Ich habe mich nämlich verlobt, mit der Freundin, die mich nach Schottland begleitet hat, du erinnerst dich sicher. Meine Töchter sind ganz aus dem Häuschen, sie finden, dass ich ihnen eine große Sorge abgenommen habe. Alleinleben ist nichts für mich, das weiß ich nun. Zuletzt bin ich wohl allen ein wenig auf die Nerven gegangen mit meinen ständigen Besuchen. Stell dir vor, ich habe sogar eine frühere Schülerin gefragt, ob sie mich heiraten will! Aber jetzt ist alles gut.
Es bleibt doch bei unserem Treffen im Frühjahr? Meine Verlobte und ich könnten den Besuch in unsere Reise an den Lago einbauen.
Herzlichst Horst mit Andrea, die dich wahnsinnig gerne kennenlernen möchte."

Ja, nee. So schreibt Horst seine Briefe nicht. Lass ihn den doch wirklich schreiben, so wie er schreiben würde, nicht wie die Autorin. Das klingt schon wieder zu sehr nach ... für den Leser geschrieben, aber nicht an Christel. Das ist so unpersönlich. Und komm mir jetzt ja nicht mit Brecht um die Ecke.

Ich weiß noch nicht, ob ich lachen oder weinen soll. Oder schämen. Habe ich mich verrannt, weil der Wunsch nach einem Neuanfang übermächtig wurde? Horst hat ja keinerlei Andeutungen gemacht. Zum Glück verzichtet meine Schwester auf Kommentare wie "Ich hab’s doch gleich gesagt" und lässt mich meine Enttäuschung in Ruhe verarbeiten.

Und wie Du den Rausch mit paar Sätzen abtust, so auch den Fall. Ach, was sag ich. Nicht mal Sätze, sondern Du weichst auch noch auf rhetorische Fragen aus. Du hast ein tolles Thema aufgemacht, um es fix wieder zu schließen, als hättest Du es schnell hinter Dich bringen wollen. Ja, genau so wirkt der Text auf mich.

Allmählich breitet sich ein Gefühl von Erleichterung aus. Eines ist sicher, dieses Jahr werde ich die Weihnachtsfeier der Stadt für die Ü 70 nicht auslassen, sondern mir ein schickes Outfit gönnen und den Platz neben einem weißhaarigen, tief gebräunten Silver Ager erobern, der gerne auf Reisen geht. Und Andrea will ich auf jeden Fall kennenlernen.

Aber ein sehr schönes Ende. Eine feine Entwicklung. Schade nur, dass sie wie im Hürdenlauf präsentiert wird.

Tolles Thema! Schöner Plot auch dafür! Von mir aus auch distanziert erzählt (warum dann aber nicht aus der dritten Person - fände ich fast passender), aber eben zu wenig Thema mit viel drum rum.

Tut mir soooo leid. Ich wäre so gern ganz bei dir gewesen. Ach, meno! Was hätte ich die Geschichte in den Himmel gelobt, wenn und so.

Liebe, liebe Wieselmaus, liebe, liebe Grüße!
Fliege

 
Zuletzt bearbeitet:

Liebe @Chai,

ich danke dir für unverdrossenes Kommentieren meiner Geschichten. Wahrscheinlich ist sie dir wieder zu kurz:D. Sorry, ich habe mal eine andere Struktur ausprobiert. Gefällt nicht allen.

Es mag anfangs vielleicht verwirrend sein, dass sie sich eigentlich mit ihrer Einsamkeit abgefunden hat, glaubt, sich nicht nach einem neuen Partner zu sehnen, aber wenn dann jemand in Aussicht ist, geht's rund mit dem Kopfkino.

Ja, Kopfkino, das ist es. Und zwar von Anfang an. Sie erinnert sich an Gespräche, Gefühle, Fakten. Bunt gemischt, ganz altersgemäß;).

Ich fand diese Gedanken- und Gefühlsentwicklung(duselei) sehr ehrlich. Zeigt sie andererseits doch auch, dass man in Gefühlsdingen oft doch wieder zum Teenager mutiert, egal, wie alt man ist.

Jawollja. Da ist es gar nicht so wichtig, ob alles in ihrer Erinnerung stimmt. Sie schafft sie eben neu. Soll ja auch Jüngeren passieren.

Ich hätte es noch überraschender gefunden, wenn Horst seine Neue mit zu einem Treffen gebracht hätte, die Prota anfangs vielleicht gedacht hätte, sie wäre seine Tochter und dann im Beisein beider mit der Situation klarkommen müsste.
.

Gute Idee, könnte eine schöne Szene werden, nur leider von mir schon in einem anderen Text (Gemischte Gefühle) verwendet. Womöglich glaubt hier sonst noch einer, ich hätte immer nur dieselben Ideen.

Wieso will Horst sie eigentlich erst so spät treffen? Klingt, als wäre sie seine absolut letzte Option.
Und wieso schickt er nie ein Bild?

Ich habe mal die Zeitspanne überprüft. Das Telefonat stammt vom November (Halloween), der Brief kommt am sechsten Januar. Dazwischen liegen die Schottlandreise, Weihnachten und Sylvester (schwierige Tage für Horst), ein Heiratsantrag an eine ehemalige Schülerin und die Verlobung mit der früher genannten Freundin. Ich glaube, da wäre nicht viel Spielraum für ein Treffen. Und nach der Verlobung hat er es ja nicht mehr so eilig. Die Würfel sind gefallen. Ohnehin bleibt offen, ob er überhaupt Christel ernsthaft auf der Pfanne hatte. Vielleicht ist Christel nur eine sentimentale Remineszens an die ach so schöne Jugendzeit ... Christel ist diejenige, die es als echtes Interesse interpretiert. Dazu passt, dass er keine Bilder verschickt.

Danke, dass du dich von den spröden, künstlichen Dialogen nicht irritieren ließest. Es sind alles (selektive) Erinnerungen einer Person, die sich selber für eher sperrig hält. Mit Kopfkino hast du es gut getroffen.

Liebe Grüße
wieselmaus


Liebe @Maedy und liebe @Chai , ich habe den Text um einen Abschnitt erweitert , um euren Einwand wegen des abrupten Übergangs im Schluss zu mildern.

Danke für eure Idee

Liebe Grüße
wieselmaus

 

Liebe @wieselmaus ,

erst einmal muss ich sagen: Was für eine schöne Geschichte! Ruhig erzählt und so lebensnah. Auch sprachlich habe ich nichts auszusetzen. Falls sich dort Fehler eingeschlichen haben, dann sind sie so marginal, dass ich sie überlesen habe. Also erst einmal "Hut ab" :thumbsup:

Ich habe nur wenige Anmerkungen, vielleicht auch mehr Gedankenanregungen:

"Guten Morgen“, sagt eine Männerstimme, "entschuldigen Sie bitte, aber spreche ich mit Christel Eberle? Ich bin Horst Gabler.""Christel Eberle? Ja, so hieß ich früher mal. Aber wieso ... Horst, sagen Sie, Horst, bist du's?"

Hier finde ich etwas komisch, dass sie doch etwas braucht. Bei einem Mann, den sie sogar schon geküsst hat, da schaltet man bei dem Namen doch sofort (vorausgesetzt man kannte ihn irgendwann einmal :D).

"Pass auf", sagt sie, ganz große Schwester, "der sucht 'ne neue Frau. Aber dein Horst wird nicht aus Rottweil wegziehen, da geh ich jede Wette ein. Da hat er schließlich seine Kinder."

Ich fange an, den Umzug nach Rottweil zu planen. Meine Schwester macht sich Sorgen um mich. Sie nennt mich abwechselnd naiv und verrückt.

Da ist die Schwester etwas ambivalent. Zuerst setzt sie Deiner Protagonistin den Floh ins Ohr und dann zieht sie sie deswegen auf. Aber so sind sie halt, die Schwestern :D. Nee, Spaß beiseite. Ich finde den Ansatz eigentlich gut und Du könntest aus der sticheligen, ambivalenten Schwester vielleicht sogar noch mehr machen.

Allmählich breitet sich ein Gefühl von Erleichterung aus. Eines ist sicher, dieses Jahr werde ich die Weihnachtsfeier der Stadt für die Ü 70 nicht auslassen, sondern mir ein schickes Outfit gönnen und den Platz neben einem weißhaarigen, tief gebräunten Silver Ager erobern, der gerne auf Reisen geht. Und Andrea will ich auf jeden Fall kennenlernen.

Das ging mir etwas schnell. Ich glaube, ich wäre so dermaßen sauer und auf Andrea hätte ich für die nächsten 50 Jahre keine Lust. Wenn Deine Protagonistin so reif ist, dass sie darüber steht, nach der anfänglichen Enttäuschung, bedarf es m.E. eines etwas längeren Prozesses als einen Absatz. Ich denke, das erste, was sie fühlen sollte wäre Wut und Trauer, Enttäuschung, bevor sie erkennt, dass sie sich eigentlich gar nicht in Horst "verliebt" hat, sondern in dem Bild, was sie von ihm hatte. (Im Gedanken könnt sie sich dieses in den Szenen vorher sogar richtig ausmalen. Sie hat ja kein Foto. Sie könnte denken, sicherlich ist er jetzt grau und trägt eine Brille, aber die Augen ... , Hände ... .) Jedenfalls fehlt mir da etwas der Zwischenschritt, bevor sie bereit ist, sich auf Andrea sogar zu freuen.

Aber unter dem Strich ist das Kritik auf hohem Niveau. Ich mag Deine Geschichte sehr gerne Und jetzt fällt es mir noch schwerer, mich zu entscheiden, wer meine Stimme bei der Challenge kriegt. Nicht gut, Leute. Schreibt doch nicht so verdammt gute Geschichten ... :dagegen:.

Liebe Grüße
Mädy :)

 

Liebste @Fliege

Tut mir soooo leid. Ich wäre so gern ganz bei dir gewesen. Ach, meno! Was hätte ich die Geschichte in den Himmel gelobt, wenn und so.

Schade, schade, dass ich in deinen Augen das schöne Thema verschenkt, vergeigt, verhunzt habe.:crying:

Ich gehe hier auf zwei Aspekte ein. Erstens, der konzeptionelle Ansatz, zweitens die Angst der Autorin vor der sexuellen Deutlichkeit.

Konzeptioneller Ansatz

Dialog für den Leser geschrieben. Tse, tse, tse. Und wenn ich schon gar nicht mehr übers szenische mit Dir spreche (weil das eben dein Stil nicht ist - und so sei es - das soll dann auch so), aber über die Dialoge müssen wir reden. Da wirst Du mich auch in Zukunft nicht von abhalten.

. Und komm mir jetzt ja nicht mit Brecht um die Ecke.

Doch, damit komme ich dir. Denn dadurch erkläre ich, wie ich die Dialoge gestalte, wie ich die Protagonisten sprechen und schreiben lasse, wie ich sie denken lasse. Der Leser soll neben Mitgefühl unbedingt Erkenntnis gewinnen, auch über eigene Befindlichkeit. Und die Protagonisten müssen ihm nicht unbedingt sympathisch ein.
Alles geschieht aus der einen Perspektive der Prota, Christel. Sie rekapituliert Fakten, Gespräche, Begegnungen. Es ist eine Rückschau, um einen schmerzhaften Irrtum aufzuarbeiten, der dadurch entstanden ist, weil sie ausgeblendet hat, was sie nicht erinnern will. Erst dann kann sie zu neuen Ufern aufbrechen (auch wenn es nur die Weihnachtsfeier der Stadt ist):lol:
Ich habe jetzt den letzten Abschnitt erweitert, um zu zeigen, dass Christel die innere Auseinandersetzung mit sich selbst nicht scheut. Aber sie macht es in ihrer typischen Sprache und Denkweise. Nicht jeder hat eine so extrovertierte Oma wie du.
Die Story hatte ich einmal im Präteritum und einmal in der dritten Person umformuliert. Beides hat sich für mich nicht so richtig angefühlt. Von vielen Leser(Innen) innerhalb und außerhalb des Forums wurde Christel als ziemlich authentisch empfunden, besonders von Frauen meines Alters. Ganz bestimmt möchte ich damit nicht behaupten, dass alle Frauen dieses Alters so sind.

Kann gut sein, dass dir dieser konzeptionelle Ansatz nicht gefällt. Aber für missglückt halte ich ihn nicht unbedingt, sondern für ausbaufähig.

Sexuelle Deutlichkeit, meine Schwachstelle aus deiner Sicht.

Ja, ja, ja - oh, wie ich das Thema liebe! Los, wieselmaus, trau dich da ganz nah ran. Bitte! Also, ich mein jetzt nicht Porno, sondern schön seriös. Mit ganz vielen Gedanken, und Tun, diese minimal kleinen Veränderungen im Alltag.

Das ist ja, als würdest du dich selbst nicht trauen, über das Thema zu sprechen. Da hat eine Autorin Angst vor ihrem eigenen Thema! So viel Einleitung, Hinleitung und dann gerade mal 9 Sätze zum Thema! Neun! Nur neun!
Und wie Du den Rausch mit paar Sätzen abtust, so auch den Fall. Ach, was sag ich. Nicht mal Sätze, sondern Du weichst auch noch auf rhetorische Fragen aus. Du hast ein tolles Thema aufgemacht, um es fix wieder zu schließen, als hättest Du es schnell hinter Dich bringen wollen. Ja, genau so wirkt der Text auf mich.

Ja, liebe Fliege, du liebst dieses Thema und hast es ja bravourös in deiner Geschichte "Die Streichlerin" bearbeitet. In deinem Stil.
Hier frage ich mich, was es zur Charakterisierung von Christel beiträgt, wenn ich sie zum Beispiel vor dem Spiegel ihre schlaffen Brüste und im Bett ihre Technik der Selbstbefriedigung schildern lasse. Wieso weiß man dann mehr über Christels seelische Verfassung? Da bediene ich doch vor allem voyeuristische Bedürfnisse der Leser. Scham ist auch eine Befindlichkeit, die vor dem Spiegel nicht aufhören muss. Christel ist aus ihrer Generation heraus zu sehen, da ist sie eher eine sehr typische Vertreterin.
Du schließt von Christel auf mich. Sollte dir eigentlich nicht passieren. Aber ich kann es aushalten. Aber Christel empfinde ich nicht als unglaubwürdig, weil ich scheinbar feige bin. Du hast auch eine andere Geschichte geschrieben, "Wie schon bei Nico. Bei. Linus. Bei Ivo". Du erinnerst dich. Niemand damals hat angenommen, du seist wie deine Protagonistin :D.

Aber ich schließe hier lieber mit deinem letzten Satz

Liebe, liebe Wieselmaus, liebe, liebe Grüße!
Fliege

Liebe, liebe Fliege, erzählen und zeigen sind mMn berechtigt, auch in Kurzgeschichten. Ich möchte die Bandbreite nicht zu schmal sehen.

Herzlichst wieselmaus

 
Zuletzt bearbeitet:

Liebe wieselmaus,

jetzt bin ich völlig verwirrt. Irgendwie scheinst Du meine Kommentare oft mißzuverstehen, oder mißverstehen zu wollen. Ich weiß nicht, warum das so ist, aber ich habe das Gefühl, Du hast das Gefühl, ich will Dir unbedingt was Böses oder so. Wollt ich nie! Will ich nie!

Hier frage ich mich, was es zur Charakterisierung von Christel beiträgt, wenn ich sie zum Beispiel vor dem Spiegel ihre schlaffen Brüste und im Bett ihre Technik der Selbstbefriedigung schildern lasse.

Wo steht denn das in meinem Kommentar? Wo? Da steht doch:

Fliege schrieb:
Also, ich mein jetzt nicht Porno, sondern schön seriös. Mit ganz vielen Gedanken, und Tun, diese minimal kleinen Veränderungen im Alltag.

Ich meine solche Sachen wie: Was ziehe ich zu dem Treffen an? Kauft sie sich vielleicht was neues dafür? Schaut sie aus dem Fenster und sieht zwei ältere Leute Händchenhalten und lächelt still in sich hinein? Geht sie zum Friseur? Stellt sie sich mal Blumen in die Wohnung? Diese Gedanken die sie hat, Du gehst ja sogar soweit, dass Christel sogar zu ihm ziehen würde, die machen doch was mit einem, da ist doch Aufbruch in ihr, und das spiegelt sich sehr wohl im alltäglichen Handeln. In kleinen Dingen, nicht in schlaffen Brüsten und Selbstbefriedigung. Wie kommst Du darauf, dass ich wollen würde, dass Du so etwas schreibst? Und ja, die Blumen, der Friseur, der Blick aus dem Fenster (veränderte Wahrnehmung), die Ängste, die Freuden, das trägt sehr wohl zur Charakterisierung bei.

Scham ist auch eine Befindlichkeit, die vor dem Spiegel nicht aufhören muss.

Unbedingt. Und sie gehört ganz dolle in diese Geschichte, aber dazu gibt es nur einen Halbsatz und dann biste damit durch.

Du schließt von Christel auf mich. Sollte dir eigentlich nicht passieren.

Das ist eine Unterstellung, die mich schlichtweg baff macht. Wie in aller Welt kommst Du denn darauf? Das mein ich mit, ich glaub, Du willst mich oft mißverstehen. Weil ich sage, Du machst ein Tabu-Thema auf und dann sind aber nur paar Sätze dem wirklich gewidmet? Also, deine Christel, die erlebt das alles: den Rausch, den Aufbruch, die Verunsicherung, die Zweifel, den Fall, aber lesen tue ich davon nicht viel. Und das beziehe ich nicht auf deine Person, sondern auf die Autorin, die das eben mit paar Sätzen abarbeitet. Auf den Text. Aber doch nicht auf Dich als Person! Niemals!

Verstehe was Du willst und wie Du es willst, ich lass mal gut sein an dieser Stelle. Tut mir leid, wenn Dich mein Kommentar verletzt hat. Ich finde Dich super, ich mag Dich total gern, vielleicht sollte ich einfach nur nicht mehr an deine Texte gehen. Langsam glaube ich das wirklich. Des Friedens Willen.

Einen schönen Sonntag!
Liebe Grüße, Fliege

 

Liebe @wieselmaus,
das Ende gefällt mir jetzt viel besser, zumal ich mir als Leser eben auch die Frage gestellt hab, ob Horst nur mit Christel spielt, denn eigentlich sollte er in seinem Alter ja wissen, wie es läuft. Aber er scheint eben ein Egozentriker zu sein, wer zuerst kommt, mahlt zuerst. Ich frage mich bloß, warum er sich die Mühe gemacht hat, Christels Nummer herauszufinden, klingt, als ob er dringend jemanden zum Reden brauchte, aber wenn er eh auf der Suche war, hätte ihm ja klar sein müssen, wie das wirkt. Und er ruft sie ja auch noch an, als er längst mit der anderen in Gange war. Was man sich halt so fragt, wenn man sich verarscht vorkommt. Ist sehr viel nachvollziehbarer jetzt.

Liebe Grüße,
Chai

 

Hallo @Maedy ,

erst einmal muss ich sagen: Was für eine schöne Geschichte! Ruhig erzählt und so lebensnah. Auch sprachlich habe ich nichts auszusetzen

Da bedank ich mich mal sehr herzlich. Aber es gibt auch wirklich viele tolle Geschichten hier. Da wird es schwer, sich zu entscheiden.

Hier finde ich etwas komisch, dass sie doch etwas braucht. Bei einem Mann, den sie sogar schon geküsst hat, da schaltet man bei dem Namen doch sofort (vorausgesetzt man kannte ihn irgendwann einmal :D).

Das finde ich witzig. Es gibt hier auch die Auffassung, dass es unmöglich sei, so schnell wie Christel zu reagieren. Ich lass es mal so stehen. Man kann die Auslassungspunkte zeitlich ja beliebig dehnen.
Ich finde den Ansatz eigentlich gut und Du könntest aus der sticheligen, ambivalenten Schwester vielleicht sogar noch mehr machen.

Ja, da wären bestimmt lustige Szenen möglich. Schwesternkriege, ein ergiebiges Thema. Die Frage für mich war: Brauche ich solche Szenen zur Charakterisierung von Christel? Sie soll , so das Konzept, nur über erinnerte Szenen nachdenken und da verfährt sie natürlich selektiv. Allerdings könnte ich den Streit mit ihr schon ausbauen. Schließlich wäre sie ja von Christels Plänen mitbetroffen. Als "schwergewichtige" zweite Protagonistin hätte sie wahrscheinlich den Fokus verschoben. So läuft die ganze Entwicklung nur über Christel.

Wenn Deine Protagonistin so reif ist, dass sie darüber steht, nach der anfänglichen Enttäuschung, bedarf es m.E. eines etwas längeren Prozesses als einen Absatz. I

Stimmt, deshalb habe ich auch hier nachgelegt. Ich hoffe, Christels "Entwicklungsprozess" ist jetzt glaubwürdiger.

Danke für dein positives Urteil und viel Glück für deinen Text, den ich mir jetzt vornehmen werde.

Herzlichst wieselmaus

 

Hej, liebe @wieselmaus ,

weil ich grad nichts anderes zu tun ... haben will, hab ich dein überarbeitetes Abendrot gelesen.
Es liest sich nach wie vor flott und ich freue mich, dass du die Schwester mehr mit einbeziehst und sich deine Protagonistin reflektiert, einen Stups bekommen hat und noch mal n bisschen Gas gibt, wie neue Kleidung/Unterwäsche (wie drollig), Gedanken an Nähe zulässt und überhaupt aktiver unter Leut gehen will, denn, sie wird es besser wissen als ich: Jünger wird sie nicht.
Ich find’s echt schade, dass sie das nicht an Horst abarbeiten konnte, so am Lago Maggiore, aber nun kann sie selbst wählen. Ist ja auch besser.
Bei Heimvorteil höre ich die fußballinteressierte Autorin ;).

Ich wünsche dir noch viel Spaß in der Challenge und ein lieber Gruß, Kanji

 
Zuletzt bearbeitet:

Liebe @Kannji,

weil ich grad nichts anderes zu tun ... haben will, hab ich dein überarbeitetes Abendrot gelesen.

wie gut, dass du so gar nichts zu tun hattest. Ich glaube dir aufs Wort :lol:.

und noch mal n bisschen Gas gibt, wie neue Kleidung/Unterwäsche (wie drollig), Gedanken an Nähe zulässt und überhaupt aktiver unter Leut gehen will, denn, sie wird es besser wissen als ich: Jünger wird sie nicht.

Hm, ja, Unterwäsche ist nun mal die zweitletzte Haut und auch Engel machen sich Gedanken darüber. Christel (!) wird zwar nicht zu Victoria's Secret am Züricher Flughafen reisen (84 km), aber nette Lingerien mit verständnisvollem Personal gibt es auch in ihrer näheren Umgebung. Hauptsache, sie wird aktiv.
Wer weiß, vielleicht schreibe ich noch eine Fortsetzung ...
Danke für den Hinweis, dass dir die Bearbeitung gefallen hat.

Herzliche Grüße
wieselmaus

 

@wieselmaus,
interessantes Thema, das du uns hier vorstellst. Eine Frau, die sich in ihrer Einsamkeit und partnerschaftlichen Enthaltsamkeit eingerichtet hat, wird durch einen simplen Telefonanruf nachhaltig aus ihrer Fasson gebracht. "Alter schützt vor Torheit nicht", wer kennt den Spruch nicht. Wie Christel auf den groß- und mehrspurigen Horst (passender Name für den Unsympath) hereinfällt, seine Checkliste und das andere heiße Eisen namens Andrea ignoriert und dennoch Tagträume spinnt, hast du gut hingekriegt. Ihr Ausblenden jeglicher Einwände (Schwester) und Unwahrscheinlichkeiten (gesunder Menschenverstand) kann ich mir nur mit dem starken Bedürfnis nach (körperlicher) Nähe erklären. Da fallen die Bauchschmetterlinge über Christel her und sie streicht die Segel. Davon hätte ich gerne mehr gelesen.
Doch leider biegst du in eine andere Richtung ab und Horst verlobt sich mit Andrea. Hmm, vermutlich ist Christel eine große Enttäuschung durch den Windbeutel erspart geblieben, doch das versöhnliche Ende kommt für mich allzu schnell. Wie Christel das Horst/Andrea-Ding handhabt, zeigt zwar ihre Größe, doch ein wenig mehr Enttäuschung oder gar Hass hätten ihr gut gestanden. So ist es mir etwas zu glatt und letztlich zu vernünftig, auch wenn der Ausblick zeigt, dass sie wieder bereit ist für andere Abenteuer.
Dein Statement: Bedürfnisse sind keine Frage des Alters finde ich wichtig und an der "Was dann?"-Stelle gut platziert. Gerne gelesen.
Peace, linktofink

 

Hallo @linktofink ,


Wie Christel auf den groß- und mehrspurigen Horst (passender Name für den Unsympath) hereinfällt, seine Checkliste und das andere heiße Eisen namens Andrea ignoriert und dennoch Tagträume spinnt, hast du gut hingekriegt

Vielen Dank für diese Einschätzung. Das war die Intention: Was passiert einer Frau dieses Alters, wenn sie nochmals von Amors Pfeil getroffen wird, bloß durch eine Stimme am Telefon? Ist es gleich wie in jungen Jahren und wie geht sie damit um?

Doch leider biegst du in eine andere Richtung ab und Horst verlobt sich mit Andrea.

Du bist in guter Gesellschaft, was den Plot angeht. Viele hätten gerne gesehen, wie sich die Geschichte zwischen Horst und Christel weiterentwickelt hätte. Es war auch einmal eine Option, aber ich habe mich anders entschieden, weil ich keine Alterslieberomanze schreiben wollte, die womöglich scheitert., so eine Art "letzter Versuch".

So ist es mir etwas zu glatt und letztlich zu vernünftig, auch wenn der Ausblick zeigt, dass sie wieder bereit ist für andere Abenteuer.

Eben das meine ich, meine Prota ist eine, die letztendlich weniger auf Glück als auf Zufriedenheit setzt. Natürlich sind nicht alle älteren Frauen so, aber viele. Deshalb lasse ich Christel sehr schnell wieder zur Besinnung kommen. Ein bisschen ist sie aber schon munterer geworden, hoffe ich.

Dein Statement: Bedürfnisse sind keine Frage des Alters finde ich wichtig und an der "Was dann?"-Stelle gut platziert. Gerne gelesen.

Danke für deine Beurteilung, dass ich das Thema der Challenge gut getroffen habe.

Freundliche Grüße
wieselmaus

 

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