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Abraham - ein potenzieller Kindermörder

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22.02.2007
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Abraham - ein potenzieller Kindermörder

Abraham war ein gottesfürchtiger Mann. Er betete täglich und liebte alle Menschen. Doch eines Tages veränderte sich sein Leben grundlegend.
Er wiegte gerade seinen Sohn Isaak in seinen Armen, damit dieser endlich einschlafe. Da hörte er eine Stimme.
„Abraham“, sagte sie. „Nimm deinen Sohn Isaak und und opfere ihn zum Bandopfer, denn ich, dein Gott, befehle es dir.“
Abraham erschauderte. In seinen Armen lag das friedlich schlafende, nichts ahnende Kind. „Ja“, sagte Abraham. „Ich werde ihn opfern, da du, mein Gott, es mir befohlen hast.“
In der Nacht quälten Abraham fürchterliche Albträume. Er redete wirr dazu und schrie sogar laut auf. Seine Frau sorgte sich sehr um ihn. Am nächsten Tag wollte sie ihn nicht aus dem Haus lassen, da sie ihn für sehr krank hielt, doch er ging trotzdem. „Ich habe einen Befehl auszuführen“, sagte er mit fester Stimme.
So ging Abraham auf einen Hügel und machte ein Feuer. Unter Tränen wollte er seinen Sohn hineinwerfen. Da meldete sich Gott erneut.
„Abraham! Abraham, was tust du denn da?“
„Ich opfere meinen Sohn“, sagte Abraham.
„Was? Du verbrennst ihn? Dein einziges Kind?“
„Du hast es mir befohlen.“
„Lass sofort den Unsinn! Ihr Menschen bleibt doch euer Leben lang kleine Kinder. Könnt ihr denn nicht selber denken?“
„Ich dachte du wolltest mit dieser Aufgabe meinen Glauben und meine Treue zu dir testen“, sagte Abraham kleinlaut und ziemlich verwirrt.
„Pah! Deinen Glauben! Deine Menschlichkeit wollte ich testen. Wie seid ihr Menschen eigentlich darauf gekommen, ich hätte euch zu blindem Gehorsam auf die Welt gestellt? Ich habe euch den freien Willen gegeben, aber ihr benutzt ihn gar nicht!“ Gott schlug die Hände über dem Kopf zusammen. Na gut, er hatte keine Hände, aber wenn er welche gehabt hätte, hätte er es bestimmt getan.
Abrahams Blick fiel auf seinen Sohn, der ihn mit grossen Augen ansah, als ahnte er, was sein Vater mit ihm vorgehabt hatte.
„Komme ich denn jetzt in die Hölle?“, fragte Abraham zitternd.
Gott lachte laut auf. „Die Hölle! Noch so eine seltsame Vorstellung von euch Menschen, dass ihr bei eurem Tod in Gut und Böse unterteilt werdet. Aber was euch im Jenseits wirklich widerfährt, wirst du noch früh genug erfahen! Nun geh zurück zu deiner Frau.“
„Aber soll ich denn nicht noch etwas für dich tun, da ich mich so dumm benommen habe? Ich könnte zum Beispiel ein Schaf opfern!?“
„Was kann denn das arme Schaf dafür, dass du ein schlechter Vater bist?“ Gott schüttelte erzürnt den Kopf. „Ich glaube es ist an der Zeit, dass ich die Tierschützer erfinde.“

 

Wir befinden uns in der Jungsteinzeit, da waren Menschenopfer nichts Ungewöhnliches
Es war nicht ungewöhnlich, seinen Sohn zu opfern? Wieso wird dann in der Bibel so ein grosses Getue darum gemacht?

sonst wüsste er, dass es keinen freien Willen gibt
?

Im Übrigen ist dieser Gott viel zu sehr Protestant, naja.
Mit Zitat antworten
Wieso das denn?

 

Hallo merettschen,
inhaltlich kann ich Dir nur zustimmen - ich habe mich auch schon oft gefragt, was es wohl über einen Gott aussagt, dass er Treue an Unmenschlichkeit misst. Deswegen finde ich es eine gute Idee, an der Isaak-Story etwas zu drehen.
Formal allerdings bin ich weniger glücklich mit Deinem Text - in meinen Augen ist er nur eine Anekdote, keine Geschichte. Und er verspricht etwas, das er nicht hält: Du beginnst damit, dass dies Erlebnis Abrahams Leben ändert, beschreibst aber nicht, wie es sich ändert. Eigentlich müsste seine Selbsteinschätzung als "Menschen liebend" doch jetzt erst mal schwanken, oder? Wie verändern sich sein Alltag, seine Beziehungen zu seiner Familie und zu seinem Gott?
Dass Gott die Tierschützer erst erfinden muss, ist zwar witzig, signalisiert aber, dass er den Menschen Nachdenken, Kreativität und vielleicht auch den freien Willen abspricht.
Wäre sicher spannend, wenn Du es zu einer ganzen Geschichte ausbauen würdest! (Vielleicht mit Abraham als Tierrechts-Aktivisten, der gegen Opfer protestiert? ;))
Vom Stil her gefällt mir Dein Text gut - es müsste nur mehr davon geben!
Herzliche Grüße von anzim

 

Hallo anzim!
Du hast Recht, die Geschichte sollte ausgebaut werden, ich überleg mir mal was bei Gelegenheit. Das mit dem Tierschützer geht wirklich nicht ganz auf.
Freut mich aber, dass du meiner Idee zustimmst!!

@ lea victoria:

Die Story mit Abraham hat weniger mit Menschlichkeit zu tun, als mit der Modifikation einer Nomandenreligion.
Werd ich nicht ganz schlau draus...

Klar war im AT die Gottesvorstellung im AT anders, Mir geht es aber darum, wie die Geschichte mit Abraham heute bewertet wird, die in allen drei Weltreligionen eine Bedeutung hat. Es geht mir dabei nicht um de3n damaligen Standpunkt.

grüsse merettschen

 

Hallo bluefin!

Der Grund, weshalb ich so eine alte Geschichte aufgreife, ist, dass sie heute immer noch von Christen positiv gewertet wird, was ich ziemlich hirnlos finde. Ausserdem gefällt mir das Bild eines strafenden Gottes nicht. Desahlb die Neuinterpretation.
Ja, ich habe dein Zitat verstanden, ich habe mich am Gymnasium 5 Jahre lang durch den Lateinunterricht gequält.
Das Thema das du ansprichst ist ein ganz anderes, warum schreibst DU nicht eine Geschichte darüber, da du ja so viel darüber weisst?!

Liebe Grüsse merettschen

 

Hallo bluefin!
Ich glaube DU hast mich falsch verstanden. Ich glaube auch nicht an den gnädigen Gott, der uns alle rettet.
Ich sage nur, wenn es einen Gott gibt, dann verlangt er nicht so einen Unsinn von den Menschen. und ich sage. man soll die Dinge hinterfragen. Das ist alles. Keineswegs will ich durch das Aufgreifen einer alten Geschichte neue Geschehnisse verharmlosen.
Wie gesagt, Väter die ihre Kinder in den Krieg schicken sind ein anderes Thema.

Liebe Grüsse merettschen

 

wer glaubt, glaubt an erlösung, so wie abraham. das hast du bei deiner exegese übersehn, und knapp dran vorbeigeschrieben.
Sorry, ich werd irgendwie nicht schlau aus dir. Klar glaubt Abraham an die Erlösung. In meiner Geschichte habe ich ja nicht Abraham im Bezug auf die Bibel verändert sondern Gott. Ich verstehe nicht worauf du hinaufwillst, könntest du dich evtl. etwas deutlicher ausdrücken!?

grüsschen

 

Hey!
Was soll das ewige Peace?
Doch ich habe ihn verändert. Der Gott in meiner Geschichte ist mit Abraham nicht zufrieden, der in der Bibel schon. Darin liegt der Hauptunterschied. Ausserdem war der Gott des ATs nicht gnädig sondern strafend.

der zeitgenössische ist aber viel ungnädiger
Es gibt also für jede Zeit einen Gott?

gruss und von mir aus auch peace

merettschen

 

Abrahams Versuchung und mögliche Interpretationen

Hallo merettchen,

die deinem Text zugrunde liegende Geschichte ist provokant im Inhalt und effektiv in der Darstellung, sie kommt mit recht wenig Sätzen aus. Sie beschäftigt, was du durch deine Bearbeitung unter Beweis stellst.
Und leider bleibst du im erstmöglichen Aufreger hängen und konzentrierst dich auf den kleinsten gemeinsamen Nenner. Das Kindesopfer oder das Menschenopfer.
Nun kann man für jede Religion Opfergaben natürlich grundsätzlich infrage stellen, wie du es auch tust. Aber gegenüber der Tiefe des Originals verliert deine Bearbeitung dabei.
Da finde ich bluefins Hinweise sehr berechtigt, welche Relevanz hat diese Bibelstelle heute und wo drückt sich diese in deinem Text aus?

Der Grund, weshalb ich so eine alte Geschichte aufgreife, ist, dass sie heute immer noch von Christen positiv gewertet wird, was ich ziemlich hirnlos finde.
Woher nimmst du das? Ich erlebe es oft so, dass sich selbst Theologen mit dieser Stelle sehr schwer tun.
Ausserdem gefällt mir das Bild eines strafenden Gottes nicht. Desahlb die Neuinterpretation.
Wem gefällt das schon? Oder wem gefällt das Bild strafender Eltern? Aber basiert nicht jede Religion auf dem Zwiespalt zwischen Gnade und Strafe? Und erleben wir nicht sogar das eigene Leben selbst als Atheisten oft so als würden uns Schicksale strafen oder unterstützen?
Können wir uns einen Gott einfach neu schreiben, weil er uns nicht passt oder wäre das Geschichtsmanipulation?
Ich sage nur, wenn es einen Gott gibt, dann verlangt er nicht so einen Unsinn von den Menschen. und ich sage. man soll die Dinge hinterfragen. Das ist alles
Genau das leistet dein Text für mich nicht.
Keineswegs will ich durch das Aufgreifen einer alten Geschichte neue Geschehnisse verharmlosen.
Genau das tut er. Und dein Gott ist nicht gnädig, er lacht seine Schöpfung aus, sein Kind.

Vor allem aber finde ich deine Sprache unklar. Denn der tonfall liest sich als würdest du dich nach dem Prinzip "Katholizismus Wow" an Jugend anbiedern und sagen wollen, "hey Gott ist voll cool, nicht so verknöchert, wie er in der Bibel steht. Man muss halt nur die Inhalte frisieren (was aber ist dann an ihm noch cool?). Ich hätte den Text in Anlehnung an die biblische Sprache geschrieben viel effektiver gehalten. Er hätte vielleicht mehr zum Nachdenken angeregt, weil er nicht nur nach Veralberung gewirkt hätte.
So habe ich das Gefühl, du kanntest die Geschichte zwar aus der Erinnerung an Kinderbibelwochen, hast dich für die Bearbeitung aber nicht noch einmal damit beschäftigt. Schon inhaltlich findet sich kein Konflikt Abrahams mit seiner Frau über die geplante Opferung. Die Knechte, die ein Teil des Weges mitgehen, werden auch nicht informiert. Man könnte sagen, Abraham gehorcht heimlich.

Der Text fordert zur Bearbeitung heraus. Und erfordert dazu heraus, ihn infrage zu stellen. Von allen Seiten, durchaus auch von der blasphemischen. Aber er ist in seiner literarischen Qualitt trot der Wortwiederholung von Opfer im ersten Satz auch ein besonderer Maßstab, dem du mE leider nicht gerecht geworden bist, weil du ihn in seiner Dynamik und Aktualität nicht erfasst hast. Dazu gehören Kadavergehorsam, aber auch Einstehen für Überzeugungen. Das sind zwei Seiten. Und für das Christentum nimmt er schon am Anfang der Bibel ganz nebenbei die Kreuzigung vorweg, also die zentrale Aussage.

Lieben Gruß, sim

 

„Ich glaube es ist an der Zeit, dass ich die Tierschützer erfinde.“

Was ist das denn für ein Unsinn? Ich hoffe nicht, dass das witzig sein soll. Ist es nämlich nicht. Im Gegenteil - es macht die ganze Geschichte zur Farce.

MfG,

AZ

 

Hallo sim!

Den Text in Bibelsprache zu schreiben habe ich mir auch zuerst überlegt, es dann aber gelassen, da ich mir daran die Zähne ausgebissen habe.
Ich habe die Bibelstelle vor dem Verfassen des Textes noch mal gelesen aber nur die zentrale Handlung übernommen. Ist das mit den Knechten, die er zurückliess denn wichtig für dich?
Übrigens bin ich nicht katholisch, nicht im Geringsten. Schade, dass das für dich so rüberkam.

Liebe Grüsse merettschen


Hallo Alfred!

Wie findest du denn den Rest der Geschichte? Der letzte Satz sollte ein bisschen selbstironisch wirken, aber ist wohl nicht so rübergekommen.

 

Hi merettchen,

es erschien mir wichtig für die von dir genannte Intention. Wenn du den Menschen (Adam) wegen seines blinden Glaubensgehorsams angreifen oder sogar durch Gott angreifen lassen möchtest, ist es wenig hilfreich, eine entscheidene (und angreifbare) Haltung wegfallen zu lassen. Denn das Verschweigen zeigt das schlechte Gewissen Adams. Er tut aus Gehorsam etwas, von dem er weiß, dass es nicht in Ordnung ist. Insofern ist es ein Unterschied, ob er mit seiner Frau spricht, ob er die Knechte mitnimmt oder nicht.
Du kamst nicht katholisch an, sondern ich überlegte, warum Gott diesen Straßenslang spricht. Dadurch erweckt der Text einen zum Teil missionarischen Eindruck nach dem Motto "Gott ist cool, nur die Menschen sind doof". Wenn ich dich richtig verstanden habe, auch nicht der Eindruck, den du erreichen wolltest.

Lieben Gruß, sim

 

Wie findest du denn den Rest der Geschichte? Der letzte Satz sollte ein bisschen selbstironisch wirken, aber ist wohl nicht so rübergekommen.

In wie weit selbstironisch? Bist du Tierschützer?

An sich fand ich den Text gut. Gute Idee jedenfalls. Aber das Ende ist irgendwie... ich weiß auch nicht - unrund. Könnte Gott nicht einfach resigniert den Kopf schütteln, wenn Abraham ihm die Opferung eines Schafes anbietet. Gott könnte auch seufzen. Das läse sich dann in etwa so:

„Aber soll ich denn nicht noch etwas für dich tun, da ich mich so dumm benommen habe? Ich könnte zum Beispiel ein Schaf opfern!?“
Seufzend schüttelte Gott den Kopf.

Das hätte dann tatsächlich etwas Selbstironisches. Wenn Gott nämlich realisiert, dass nicht einmal er etwas gegen die Dummheit und Borniertheit seiner Kreation ausrichten kann, und dass das ganze Ding mit dem freien Willen irgendwie - nun ja - in die göttlichen Hosen gegangen ist.

Außerdem ist mir die Ausdrucksweise Gottes zu larifari. Ich meine, stell dir die 10 Gebote vor, wenn Gott so lange Sätze spräche. Seine Sätze müssen kurz sein, kraftvoll, bebend. Er ist schließlich Gott und kein Abiturient aus Neuss. Außer natürlich - Gott IST ein Abiturient aus Neuss. Dann wäre es okay.

Wie dem auch sei, die Idee findet meine Würdigung. An der Umsetzung müsstest du allerdings, meines Erachtens nach, noch feilen.

IdS,

AZ

 

Hallo Alfred!

Ich fand das mit den Tierschützern irgendwie witzig. Aber es passt nicht, also werde ich es demnächst ändern.
Danke für deine - nun etwas ausführlichere - Kritik!


Hallo lea!

Gott hat Abraham doch auch im Original "verarscht". Er wollte auch dort nicht, dass er seinen Sohn opfert, obwohl er es ihm zuerst befohlen hat.
Klar, man könnte auch andere Geschichten uminterpretieren. Ich habe mich mit Abraham auseinander gesetzt, weil ich grad Lust dazu hatte. Sehr unspektakuläre Antwort, ist aber so.
Vielleicht meintest du mit deinem Hinweis, dass meine Geschichte so nicht mehr in die Bibel passt!? Ist ja eigentlich logisch, oder?

merettschen

 

Hi merettschen!

Bei dieser Geschichte bin ich mir nicht so ganz im Klaren, was du damit sagen willst.

Der alttestamentarische Gott ist eben so, wie seine Schöpfer ihn sich vorgestellt haben. Er ist ein historisches Faktum, und welchen Nutzen haben wir davon, die Geschichte umzudichten, nur damit wir uns besser mit ihr identifizieren können?
Der Gott der Reformation und danach der Aufklärung ist da schon von einem ganz anderen Schlag. Ganz wie der gesellschaftliche Wandel es von ihm will, verlangt er plötzlich erst Selbsttätigkeit in moralischen Dingen und dann auch noch Selbstdenken.
Ja, es wäre eine lustige Vorstellung, dass Gott eine Zeitreise in sein früheres "Selbst" macht und den Menschen auf einmal unter die Nase reibt, dass sie gefälligst nicht mehr einfach gehorchen, sondern selber bestimmen sollen, was richtig ist.
Nur sehe ich nicht, dass die Geschichte so angelegt wäre, dass der Leser die Ironie der Situation erfassen soll. Und deinen Kommentaren nach zu urteilen, war sie auch nicht so gemeint.
Damit bleibt die Frage, welchen Sinn die Geschichte haben soll.

Ciao, Megabjörnie

 

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